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2006  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Klaus-Peter Siegloch
Claus Kleber
Bettina Warken
Stefan Raue
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Barbara Dickmann
Thomas Bellut
Peter Arens
Günther van Endert/
Heike Hempel
Heike Hempel/
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Klaus Bassiner/
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Ruth Omphalius
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Klaus-Peter Siegloch

Das neue Nachrichtenstudio

 
Klaus-Peter Siegloch
Klaus-Peter Siegloch


Modell des virtuellen Studios
Modell des virtuellen Studios


Steffen Seibert beim Schaltgespräch
Steffen Seibert beim Schaltgespräch


Computergenerierte Studiodeko in 3D-Tiefe
Computergenerierte Studiodeko in 3D-Tiefe


Inge Niedeck vor der virtuellen Wetterwand
Inge Niedeck vor der virtuellen Wetterwand
 

Besucher bei den »heute«-Nachrichten auf dem Mainzer Lerchenberg sind immer wieder überrascht: So klein ist das Studio? Kein Wunder, denn das am stärksten ausgelastete Studio des ZDF ist nur 230 Quadratmeter groß und es ist ursprünglich gar nicht als Studio geplant worden. Dort sollten eigentlich Büroräume entstehen. Deshalb ist die Decke mit 3,5 Metern so niedrig wie in keinem anderen deutschen TV-Nachrichtenstudio. Aber für eine einzige »heute«-Sendung am Tag, so dachte man wohl bei der Planung, wird das gehen. Inzwischen senden »heute«, »heute-journal«, »heute nacht«, »heute – in Deutschland«, »heute – in Europa«, »ZDF-Mittagsmagazin«, »blickpunkt«, »TOP 7« und »logo!« aus diesem Studio – 20 Sendungen am Tag, rund um die Uhr! Das Design der »heute«-Familie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einige Male geändert – manche werden sich noch an »das Fenster zum Hof« erinnern – doch die Probleme mit dem Studio blieben: Die räumliche Enge erlaubt nur wenige Kameraeinstellungen, die Moderatorinnen und Moderatoren können wegen der niedrigen Decke nicht optimal ausgeleuchtet werden und es ist kein Platz für großzügige grafische Hintergründe. Deshalb wirken die »heute«-Moderatoren auch immer etwas eingezwängt von den Grafiken.

1998 erhielten die »heute«-Sendungen zuletzt ein grundlegend neues Design. Seitdem haben alle Konkurrenten neue, sehr viel größere Studios gebaut und fast alle haben sich dabei für eine vielseitigere, flexiblere Studiotechnik entschieden: das virtuelle Studio. Es hat einige entscheidende Vorteile. Das Erscheinungsbild der Sendungen kann ohne größeren Aufwand weiterentwickelt werden. Denn es werden keine Dekorationen mehr gebaut – sie entstehen im Computer. Nur der Tisch, an dem die Moderatoren sitzen, ist noch real. Bei der Diskussion über ein neues Nachrichtenstudio sprach für uns aber noch etwas anderes für ein virtuelles Studio: Grafiken zur Erklärung komplizierter Zusammenhänge sind hier viel leichter in das Studio-Set einzufügen – bis hin zu 3D-Animationen, die dem Moderator helfen, Nachrichten zu erklären. Und gerade diese »Erklär-Kompetenz« ist es, die aus der Sicht der Zuschauer die besondere Qualität der »heute«-Nachrichten ausmacht. In einer immer komplizierter werdenden Welt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal! Oder, wie sagt es die Selbstverpflichtungserklärung des ZDF für 2007 bis 2008 (siehe Band 2, Dokumentation): »Verständlichkeit und erklärende Einordnung sind die Leitbegriffe für ein zukunftsfähiges, zuschauerorientiertes Informationsangebot im ZDF.«

Wie das konkret aussehen könnte, haben wir in einem virtuellen Studio-Set schon einmal ausprobiert. Künftig können unsere Moderatoren in der 19-Uhr-»heute« oder im »heute-journal« die Ausbreitung der Vogelgrippe von Südostasien bis nach Afrika und Europa an einer großen, im Raum schwebenden interaktiven Weltkarte demonstrieren. Oder unsere Wetterexperten können an einer frei im Raum schwebenden 3D-Weltkugel die Entwicklung eines Hurrikans erläutern (siehe Foto). Aber auch bei unseren »alltäglichen« Hintergrund­illustrationen gewinnen wir Brillanz, Tiefe und Großzügigkeit beim gesamten Raumeindruck. Als im Frühjahr 2005 die intensiven Vorgespräche zwischen Intendant, Chefredakteur, Produktionsdirektor und der Hauptredaktion Aktuelles über ein neues Nachrichtenstudio begannen, waren wir uns deshalb schnell einig: Es muss virtuell arbeiten können. Und außerdem war schnell klar: In den vorhandenen Studios auf dem Lerchenberg ist ein modernes Nachrichtenstudio nicht zu verwirklichen. Doch wo müsste ein Studio stehen, um es an die vorhandene Infrastruktur von Redaktionen, Grafik und Schnitt anbinden zu können? Denn ein komplett neues Nachrichtenzentrum mit allen nötigen Bereichen wäre nicht zu finanzieren gewesen. Der Parkplatz vor dem Sendebetriebsgebäude am Personaleingang ist der Standort, auf den wir uns schließlich einigten: vom News-Highway (dem Großraum der »heute«-Familie) per Fahrstuhl leicht zu erreichen, mit sicherem Übergang und als architektonischer Kontrapunkt zum Sendebetriebsgebäude (siehe Foto des Modells). Die Pläne, die dann am 18. November 2005 vom ZDF-Verwaltungsrat gebilligt wurden, sind ein finanzieller Kraftakt. Nur durch Veränderungen bei den Prioritäten und große Sparanstrengungen auch der Hauptredaktion Aktuelles ist das alles zu finanzieren. Am Ende wird das ZDF dafür aber ein großzügiges, mit modernster Technik ausgerüstetes Nachrichtenstudio besitzen, das flexibel auf alle notwendigen Weiterentwicklungen reagieren kann. Der Neubau lässt auch die Möglichkeiten für einen späteren Ausbau offen, um beispielsweise »ZDF spezial«-Sendungen parallel zu den Nachrichten vorbereiten und nahtlos daran senden zu können. Insgesamt eine Lösung für Jahrzehnte!

Bis zum Start im neuen Studio werden wir Redakteure uns aber noch in Geduld üben müssen. Gingen die ersten kühnen Hoffnungen sogar davon aus, dass wir schon im Herbst 2006 (zu den für diese Zeit geplanten Bundestagswahlen) mit dem neuen Studio auf Sendung gehen könnten, ist der realistische Termin jetzt Herbst 2008. Ungeahnte zeitliche Hürden kamen auch durch die Verpflichtung, viele der Arbeiten, sogar das Ausheben der Baugrube, europaweit auszuschreiben. Und das dauert. Redaktionen und Technik nutzen inzwischen die Zeit, um sich auf das neue Studio vorzubereiten. Mehr als drei Monate lang haben wir mit einem virtuellen Set geübt, denn praktische Erfahrung mit dieser Technik gab es im ZDF bisher nicht. Wir haben dabei die Tücken der neuen Technik kennengelernt, aber auch die faszinierenden Möglichkeiten der Virtualität. Parallel dazu diskutieren wir mit Corporate Design und externen Beratern, wie unsere Studio-Sets künftig ausse­hen könnten. Denn das Bild unserer Nachrichten bestimmt wegen der vielen täglichen Sendungen der »heute«-Familie auch ganz wesentlich den »Look« des ZDF. Schon jetzt haben die Vorarbeiten für neue Info-Grafiken in 3D-Anmutung begonnen. Nur wenn alle beteiligten Bereiche im ZDF sich schon jetzt parallel auf die Arbeit im neuen Nachrichtenstudio vorbereiten, werden wir einen Übergang ohne Komplikationen von der alten in die neue Studiowelt schaffen. Aber über aller neuer Technik werden wir eins nicht aus den Augen verlieren: Entscheidend ist der Inhalt. Und die Glaubwürdigkeit unserer Nachrichten – ein kostbares Gut in Zeiten von Bloggern und Leserreportern. Der ZDF-Staatsvertrag sagt es ganz schlicht und treffend: Die Berichterstattung soll umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich sein. Dieser Auftrag bleibt – ob das Studio nun virtuell ist oder nicht!

 
 
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