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2006  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
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Wolfgang Ebert

Michelangelo Superstar
Renaissance aus dem Rechner

 
Wolfgang Ebert
Wolfgang Ebert


Der Bildhauer mit einem seiner Modelle
Der Bildhauer mit einem seiner Modelle


Eine Computeranimation des David
Eine Computeranimation des David


Michelangelo und sein Gehilfe bei der Arbeit für die Sixtina
Michelangelo und sein Gehilfe bei der Arbeit für die Sixtina


Die Entstehung des David
Die Entstehung des David


Arbeit am Fresko in der Sixtinischen Kapelle
Arbeit am Fresko in der Sixtinischen Kapelle


Michelangelo zeichnet eine seiner Figuren für die Sixtina
Michelangelo zeichnet eine seiner Figuren für die Sixtina
 

»Michelangelo Superstar« ist ein aufwändiger 60-Minuten-Dokumentarfilm. So zeitlos wie die Kunst des Genies, so zeitlos ist – in begrenztem Rahmen – auch ein Filmporträt über den besessenen Querkopf mit den magischen Händen. Was also liegt näher, als den Film im zukunftsweisenden HD-Format zu produzieren. Der stetige Fortschritt der Computertechnologie und der Ehrgeiz des Autors, alle »Gewerke« des Hauses zu diesem ersten HD-Projekt des ZDF zusammenzuführen, sorgte für eine echte Pionierarbeit aus der Redaktion Geschichte und Gesellschaft unter Peter Arens, inzwischen Leiter der Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft. Filmemacher Wolfgang Ebert, der Kopf des ZDF-Teams, das mit großem Engagement am Gelingen dieses neuartigen Projekts mitwirkte, berichtet.

Michelangelo – ich wollte schon immer einen Film über den begnadeten Künstler und tief zerrissenen Menschen machen. Es sollte eine Expedition in die Blütezeit der Renaissance werden und die Geschichte eines Genies erzählen. Aber das Projekt musste warten, bis die rasante technische Entwicklung erlaubte, ein Drehbuch zu schreiben, das vor kurzem noch in der Schublade verschwunden wäre. Vor allem aber ging es mir um die Entstehung zweier Jahrtausendwerke: der dreijährigen Schufterei am David, der berühmtesten Skulptur der Kunstgeschichte, und der vierjährigen Arbeit an den 520 Quadratmeter großen Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle mit Szenen der Genesis. Wer kein Hollywood-Studio zur Verfügung hat, um diese gigantischen Meisterwerke maßstabgerecht nachzugestalten, kann das Problem nur mit Hilfe der modernen Computertechnik lösen. Aus diesem Grund entschied ich mich für eine Dokumentation, in der real gefilmte Szenen aus dem Leben des italienischen Meisters mit am Computer generierten Bildern des Entstehungsprozesses seiner Kunstwerke kombiniert werden.

Dreharbeiten am realen und virtuellen Set
Unsere Dreharbeiten beginnen im Innenhof der Burg Honedoara in Transsilvanien, wo wir Michel­angelos Bildhaueratelier in Florenz nachgebaut haben. Dan Baradu, der Darsteller des Michelangelo, steht in einem fünf Meter hohen Holzgerüst, hebt Hammer und Meißel und schlägt ins Leere. Er muss sich vorstellen, das Gerüst umfasse einen riesigen Marmorblock, den er zu bearbeiten hat: den David. Damit Baradu überzeugend den Bildhauer mimen kann, muss er wissen, wo er hinschlagen soll. Dazu speist unser Computerspezialist Fritz Hombach mehrere Bilder vom Set in seinen Laptop ein und zaubert mit einem 3D-Programm ein grobes Modell vom David in das Gerüst. Er hat die Aufgabe, die reale Situation am Set mit den virtuellen Bildern zu synchronisieren und gibt Baradu genaue Anweisungen, wo er in die Luft schlagen muss, damit später beim Zuschauer der Eindruck entsteht, er behaue wirklich eine Statue. Eine Aufgabe, die Schauspieler und Kameramann Matthias Haedecke viel Vorstellungskraft abverlangt.

Später koppelt Hombach ein 3D-Modell der David-Statue in ihren verschiedenen Fertigungsphasen an die Filmaufnahme. So steht Michelangelo anfangs vor dem rohen Marmorblock und betrachtet schließlich den vollendeten, fast viereinhalb Meter hohen David.

Renaissance der Sixtinischen Kapelle
Eine noch größere Herausforderung stellen die gigantischen Genesis-Fresken dar. Wie zeigt man Michelangelos Schaffensprozess, wenn der Vatikan die Dreharbeiten in der Sixtinischen Kapelle verweigert? Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Sixtina detailgetreu im Maßstab eins zu eins im Rechner »nachzubauen«. Im Nachhinein ein Vorteil, denn so können wir den riesigen Raum mit seinen in 20 Metern Höhe gemalten Fresken mit einer virtuellen Kamera aus jeder gewünschten Perspektive »aufnehmen«.

Michelangelos Arbeitsbrücke schwebte vor 500 Jahren in Schwindel erregender Höhe unter der Kapellendecke. 500 Jahre später bauen wir sie fast identisch nach. Auf ihr stehen die Schauspieler und imitieren die Maler von einst. Kunststudenten haben zuvor Ausschnitte der Bildtableaus »Die Sintflut« auf eine 14 Meter breite Gewölbedecke aus Spanplatten für uns gemalt. Der Michel­angelo-Darsteller reckt sich mit ausgestrecktem Arm empor und pinselt auf diese Platten. Unsere Aufgabe ist es nun, den Rest des gigantischen Bildes und die umgebende Architektur der Sixtina im Computer zu generieren. Und zwar so, dass die Perspektiven der virtuellen Bilder genau mit jenen übereinstimmen, die der Kameramann zuvor von den Schauspielern unter dem Spanplattengewölbe aufgenommen hat. Eine Herkulesarbeit, denn der Zuschauer soll nicht erkennen, dass es sich um einen Zusammenschnitt aus Realfilm und Computeranimation handelt. Doch auch die aufwändigsten Computerprogramme sind noch kein Garant für einen guten Film. Entscheidend wird immer bleiben, wie gekonnt man den dramaturgischen Aufbau gestaltet, wie spannend eine Geschichte für die Primetime erzählt wird. Michelangelo hauchte dem Marmor Seele ein. Wie haucht man einem Film über das zerrissene Genie Seele ein? Im Fall des ersten Superstars der Kunstgeschichte sind das – neben großen Bildern – die Mischung aus Zeitgeschichte und großartiger Kunst, aus Information und Emotion. Wer war dieser ungeschlachte Kunstberserker, die gespaltene Persönlichkeit, die Psychotherapeuten für einen Autisten halten? Neben dem Künstler den leidenden Menschen lebendig werden lassen, das scheint ein Rezept für den Erfolg.

Hommage in HD
Auch wenn der Film in HDTV-Qualität einem größeren Publikum erst in absehbarer Zukunft gezeigt werden kann, so muss sich doch eine große Fernsehanstalt rechtzeitig positionieren und das neue Medium in all seinen Facetten »ausloten«.

Gegenüber der herkömmlichen Videotechnik in SD hat HD entscheidende Vorteile. Lichtstimmungen und Bildästhetik kommen dem Filmlook sehr nahe. Belichtungsspielraum und Blendenumfang, räumliche Auflösung und Schärfentiefe, optimale Farbreproduktion und die Fülle der Farbräume können vor allem bei der Postproduktion am Avid DS Nitris voll ausgeschöpft werden, dessen Effektbearbeitungsmöglichkeiten Alexander Wieland für »Michelangelo Superstar« intensiv genutzt hat.

Buch: Wolfgang Ebert
Regie: Wolfgang Ebert, Martin Papirowski
Kamera: Matthias Haedecke, Jan Prillwitz, Mathias Windrath
Schnitt: Barbara Thiemt
Computeranimation: Fritz Hombach, Stephan Gruschke
HD-Compositing: Alexander Wieland
Musik: Klangraum
Sprecher: Otto Sander
Produktion: Donald Jenichen, Claudia Comprix
Redaktion: Helga Lippert

Eine High-Definition-Produktion des ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE, RTI, AVRO, SBS-TV, ZDF Enterprises

 
 
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