ZDF.de
                Kontakt    
Suche
Erweiterte Suche
 
2006  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Klaus-Peter Siegloch
Claus Kleber
Bettina Warken
Stefan Raue
Volker Angres
Barbara Dickmann
Thomas Bellut
Peter Arens
Günther van Endert/
Heike Hempel
Heike Hempel/
Jörg Schneider
Klaus Bassiner/
Berit Teschner
Volker Wilms
Wolfgang Ebert
Ruth Omphalius
Anca-Monica Pandelea

Volker Angres

Nachhaltigkeit im Programm – fünf Jahre »ZDF.umwelt«

 
Volker Angres
Volker Angres


»ZDF.umwelt« unterwegs auf Usedom
»ZDF.umwelt« unterwegs auf Usedom


Claudia Krüger und Volker Angres
Claudia Krüger und Volker Angres


Dreh in der Natur: Volker Angres
Dreh in der Natur: Volker Angres


Zukunftsweisende Technik: Spritsparfahrzeuge im Test
Zukunftsweisende Technik: Spritsparfahrzeuge im Test
 

Fünf Jahre »ZDF.umwelt« – das ist in einer Medienwelt mit immer kürzeren Haltbarkeitsdaten schon bemerkenswert. Und die journalistischen Herausforderungen sind nicht geringer geworden, im Gegenteil: Denn »ZDF.umwelt« rückt Aspekte der »Nachhaltigen Entwicklung« immer mehr in den Mittelpunkt. Wissen plus Mehrwert – so heißt die knappe Formel einer modernen und zukunfts­orientierten Umweltberichterstattung im ZDF.

Manchmal hat Zukunft eine ziemlich lange Vergangenheit. Denn der viel beschworene »Geist von Rio«, der sich ja schon 1992 im Auftrag des UN-Erdgipfels aufmachte, um die Welt davon zu überzeugen, dass nur eine eben »Nachhaltige Entwicklung« Sicherheit, Wohlstand und Gesundheit für alle bedeutet, hat es immer noch nicht wirklich in die Hauptnachrichtensendungen geschafft. Das wäre aber notwendig, denn die Nachrichtensendungen und -magazine prägen das kollektive Bewusstsein einer Nation mehr als andere Programme. Was nicht heißt, dass nachhaltige Entwicklung die falsche Idee ist. Sondern es bedeutet, dass es starke gegenläufige Interessen gibt und dass Politik zu wenig in nachhaltigen Kategorien agiert.

Und deshalb liegt hier das wichtigste Berichtsfeld von »ZDF.umwelt«: Was genau verbirgt sich hinter »Nachhaltiger Entwicklung«? Ist das nur etwas für Politiker? Oder für Vorstandsvorsitzende? Oder geht es jeden an? Die Menschen in ihrem Alltag »abholen«, das ist der Grundansatz von »ZDF.umwelt«. Berichtsbeispiele sind Ernährung und Landwirtschaft, sanfter Tourismus, Naturschutz und Naturschutzpolitik, Transfair-Produkte und was sie für die Menschen in den Erzeugerländern bedeuten, Gletscherschmelze und das ökologische Pistenmanagement in den Alpen, das Heizen mit nachwachsenden Rohstoffen und die Debatte um die erneuerbaren Energien.

Gerade zum Thema Energie gestaltet die Redaktion immer wieder Schwerpunkte. Dabei geht es um den Gesamtzusammenhang: fossile Energieträger, deren Endlichkeit und Klimaauswirkungen, die Chance der erneuerbaren Energien, Möglichkeiten des Energiesparens und gezielte Hinweise auf Förder- und Beratungsmöglichkeiten. »Best practice«-Beispiele runden das Angebot ab. In diesem Zusammenhang ist auch der Wettbewerb um die zehn besten »Energiesparmeister« zu sehen, den »ZDF.umwelt« 2005/2006 zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem BMU und CO2 online durchführt.

Längst ist das persönliche Erfahrungsumfeld jedes Einzelnen viel zu klein, um zu erkennen, wie die Dinge in unseren sehr komplexen Industriegesellschaften zusammenhängen. Niemand kann wirklich prüfen, wo die Baumwolle für sein (Billig-)T-Shirt tatsächlich herkommt, keiner weiß, wie viel Energie pro Tag in Deutschland verschwendet wird und niemand hat zugesehen, wie viel Hektar heute wieder im Land zubetoniert wurden und so für natürliche Lebensräume nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Menschen müssen diese Dinge wissen, sie müssen die Zusammenhänge verstehen, sonst werden sie eines Tages aufwachen, auf unseren ausgebeuteten Planeten blicken und fragen: »Wie konnte das passieren?« Und es wird die Ärmsten der Armen zuerst treffen. Es ist nicht nur eine Frage der menschlichen Ethik, das zu erkennen und darüber zu berichten, auch wenn es äußerst unbequeme Themen sind. Umweltschutz ist die beste Friedenssicherung. Fakten gehören dabei ins aktuelle Geschehen eingebunden und eingeordnet. Hintergründe sind nicht nur zu erklären, sondern mögliche Auswirkungen in Szenarien darzustellen. Verantwortung einfordern, Entscheider befragen, Befürwortern und Gegnern Raum für Argumente geben: Hier muss Umweltjournalismus ansetzen, die Dinge zusammenbringen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören und sperrig sind. Und vor allem: Gezieltem Querdenken eine gehörige Chance geben und so neue Horizonte der Wahrnehmung und des Verständnisses eröffnen.

Keimzelle und Motor einer Berichterstattung über »Nachhaltige Entwicklung«, wie wir sie heute verstehen, war die »klassische« Umweltberichterstattung. Als die Golfstaaten Anfang der 70er Jahre anfingen, Politik mit dem Ölhahn zu betreiben und man in Deutschland auf leeren Autobahnen spazieren gehen konnte, gründete das ZDF bereits seine Umweltredaktion. »Tatsachen« hieß die erste regelmäßige TV-Reihe, die sich als Dokumentarfilm-Format mit Umweltthemen befasste. Der Begriff »Nachhaltigkeit« spielte damals noch keine Rolle, es wurde aber erkannt, dass ein Business as usual unweigerlich zu großen Problemen in Deutschland führen würde. 1984 wurde aus »Tatsachen« das monatliche Magazin »Umwelt« (später »Treffpunkt Natur«, »planet e«). 1990 wurde die Sendung erstmals live ausgestrahlt und war damit stets aktuell. Und im Zuge einer Programmstrukturreform 2001 wurden die Sendetermine der Redaktion verdoppelt. Verbunden mit einem Relaunch entstand das heutige Format »ZDF.umwelt«, derzeit das einzige überregionale wöchentliche Umwelt- und Nachhaltigkeitsmagazin im deutschen Fernsehen.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichterstattung muss in hohem Maße Orientierung bieten, Tipps geben und Anregungen für eine neue Lebensqualität im Einklang mit der Natur. Deshalb ist grüne Gentechnik derzeit ein so wichtiges Thema, weil deutlich wird, wie Nachhaltigkeitskonzepte mit kurzfristigen Shareholdervalue-Interessen konkurrieren. Die Möglichkeit, gentechnisch veränderte Organismen zu patentieren, verschafft den in diesem Markt tätigen Konzernen erhebliche Einflussmöglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was der Fernsehzuschauer in notwendigerweise knappen Nachrichtensendungen sehen kann.

Längst wächst die dritte und vierte Generation der gentechnisch veränderten Pflanzen heran. Noch im Labor, aber sehr bald schon wird es jetzt um die Apotheke auf dem Acker gehen, Pharma-pflanzen sollen bei uns blühen, die bestimmte Wirkstoffe herstellen. Selten gingen und gehen die wissenschaftlichen Meinungen über ökologische Auswirkungen sowie Schaden und Nutzen so weit auseinander wie bei der grünen Gentechnik. Nimmt man die Kriterien der Nachhaltigkeit hinzu, dann ist zu fragen, wie sich grüne Gentechnik sozial und ökonomisch auswirkt.

Gerade dieses Themenbeispiel zeigt, dass die Nachhaltigkeitsdebatte gesamtgesellschaftlich immer deutlicher hervortritt. Der Intendant des ZDF und die Geschäftsführung sind deshalb der Auffassung, dass das ZDF im Sinne des öffentlich-rechtlichen Auftrags hierzu eine führende Rolle als Leitmedium spielen kann und muss. Nachhaltige Entwicklung ist ein dauerhafter, niemals endender Prozess und strebt über stetige Veränderung das jeweils neue Optimum an. Dieser Grundgedanke steht sowohl für das ZDF als modernes Medienunternehmen, als auch als Kriterium für die Berichterstattung im Sinne eines journalistischen Bewertungsmaßstabs.

Bei alldem: Der Erfolg steckt für die Macher von »ZDF.umwelt« in der pfiffigen Balance der Berichterstattung über Katastrophen und klugem Konzept. Orientierung in unserer komplexen Welt, kreative Lösungsansätze und das Querdenkerprinzip: Das sind wichtige Leitaspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung im ZDF. Mit viel Vertrauen in unsere gemeinsame Zukunft.

»ZDF.umwelt« ...

... erreicht im Schnitt 1,13 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 8,6 Prozent (Ergebnis 2005). Im Jahr 2005 gab es 35 Ausgaben der Reihe, davon neun als »ZDF.umwelt unterwegs«. Mit dem »unterwegs«-Format schafft die Redaktion einen eher emotionalen Zugang zum Thema und arbeitet Aspekte der Nachhaltigkeit besonders detailliert, aber nicht aufdringlich heraus. Im Jahr 2005 stellte die Redaktion »Europas schönste Seenlandschaften« vor, 2006 sind es »Deutsche Naturparks«. Die Redaktion hat 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Eigenproduktionsquote liegt bei über 80 Prozent.

»ZDF.umwelt« lädt ein ...

Als einzige Sendereihe im deutschen Fernsehen veranstaltet »ZDF.umwelt« seit 2001 zusammen mit verschiedenen Partnern eigene Symposien zu Nachhaltigkeitsthemen mit aktuellem Bezug. Damit wird eine intensive Diskussion der jeweiligen Themen ermöglicht. Das ZDF sieht darin eine außergewöhnliche und publizistisch markante Ergänzung zu den programmlichen Aktivitäten auf dem Bildschirm.

Mittlerweile haben sich die Veranstaltungen im ZDF-Konferenzzentrum als Marke gut etabliert und stärken so auch den Medienstandort Mainz. So haben Veranstaltungen zum Thema Artenvielfalt, Energiezukunft und zur UN-Dekade »Bildung für Nachhaltige Entwicklung« (nationale Auftaktveranstaltung) stattgefunden.

»Nachhaltige Entwicklung« – was ist das?

»Nachhaltige Entwicklung« ist die Übersetzung des englischen »sustainable development« und meint ein gesamtgesellschaftliches Konzept, das für alle Menschen ein humanes Leben und Überleben unter Schonung der natürlichen Ressourcen ermöglicht. Die gängigste Definition stammt aus dem »Brundland-Report« von 1987: »Nachhaltige Entwicklung befriedigt die Bedürfnisse heutiger Generationen, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu gefährden.« Erreicht werden soll »Nachhaltige Entwicklung« durch Bildungsmaßnahmen, durch eine frühere und intensivere Vernetzung auf allen Entscheidungsebenen und vor allem durch kluges Querdenken. Ein Hauptmerkmal von »Nachhaltiger Entwicklung« ist die stetige Überprüfung und Erneuerung des bisherigen Optimums.
 
 
zum Seitenanfang   
 
über das ZDF Impressum Kontakt   Erweiterte Suche © ZDF 2007
zdf.de ZDFinfokanal ZDFdokukanal ZDFtheaterkanal arte 3sat phoenix kika