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2006  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Klaus-Peter Siegloch
Claus Kleber
Bettina Warken
Stefan Raue
Volker Angres
Barbara Dickmann
Thomas Bellut
Peter Arens
Günther van Endert/
Heike Hempel
Heike Hempel/
Jörg Schneider
Klaus Bassiner/
Berit Teschner
Volker Wilms
Wolfgang Ebert
Ruth Omphalius
Anca-Monica Pandelea

Klaus Bassiner/Berit Teschner

Wir arbeiten für gute Krimis

 
Klaus Bassiner
Klaus Bassiner


Berit Teschner
Berit Teschner


Robbie Coltrane alias Dr. Edward Fitzgerald, genannt Fitz
Robbie Coltrane alias Dr. Edward Fitzgerald, genannt Fitz


Kommissar Wallander (Rolf Lassgard, rechts) wird von einem Unbekannten bedroht
Kommissar Wallander (Rolf Lassgard, rechts) wird von einem Unbekannten bedroht


Kommissar Wallander (Rolf Lassgard) mit seiner Kollegin Maja (Marie Richardson)
Kommissar Wallander (Rolf Lassgard) mit seiner Kollegin Maja (Marie Richardson)


Das Team der »Cold Case Unit« um Superintendent Peter Boyd (Trevor Eve, Mitte)
Das Team der »Cold Case Unit« um Superintendent Peter Boyd (Trevor Eve, Mitte)


Inspector Lynley (Nathaniel Parker) und Sergeant Havers (Sharon Small)
Inspector Lynley (Nathaniel Parker) und Sergeant Havers (Sharon Small)
 

»Wir sterben für gute Krimis« ist das Motto der groß angelegten Werbekampagne des ZDF. Zum Glück stirbt niemand für gute Krimis, weder der Zuschauer, noch der verantwortliche Redakteur. Aber das Genre selbst steht für Mord, Totschlag und Verbrechen jeglicher Art, und ein Trend zu den brutalsten Gewalttaten im Film lässt sich nicht übersehen. Die Welt an sich ist unüberschaubarer, verworrener und immer weniger erklärbar geworden. Dass das Genre Krimi so erfolgreich ist, hängt vielleicht damit zusammen, dass hier Lösungen gefunden werden, vermeintliche Gerechtigkeit hergestellt wird und am Ende das Gute siegt (ein Genregesetz, das zumindest meistens noch befolgt wird).

Dem ZDF wird Krimikompetenz auf verschiedensten Sendeplätzen zugeschrieben. So gibt es um 18 Uhr die »SOKOs« sowie freitags und samstags ab 20.15 Uhr hervorragende neue und bereits erfolgreich etablierte Krimireihen wie zum Beispiel »Der Alte«, »Der Kriminalist«, »Stolberg«, »Der letzte Zeuge«, »Bella Block«, »Sperling«, »Stubbe«, »Rosa Roth«, »Unter Verdacht« und »Kommissarin Lucas«, um nur einige zu nennen. In der prall gefüllten Krimilandschaft der Sender einen weiteren Termin zu etablieren, ist nicht leicht. Aber mit dem internationalen Krimitermin am Sonntag um 22 Uhr im ZDF ist es gelungen!

Der späte Sonntag präsentiert sich den Liebhabern des Genres jetzt schon seit Jahren konstant als Garant für beste europäische Krimiproduktionen, kombiniert erfolgreich Qualität und Quote und nimmt damit in der deutschen Fernsehlandschaft eine einmalige Position ein. Das ist zum Glück auch den Kritikern nicht entgangen, und so werden die preisgekrönten Filme oft und immer wieder mit guten Kritiken bedacht, mit Sternchen ausgezeichnet oder mit Titeln wie »Tipp des Tages« hervorgehoben.

»Cracker« beziehungsweise »Für alle Fälle Fitz« mit dem heutigen Weltstar Robbie Coltrane als bissigem, bizarrem und übergewichtigem Polizeipsychologen mit brutalsten Psychotricks machte 1996 programmlich den Anfang der Sonntagskrimi-Reihe im ZDF. Aber manchmal bedarf es zweier Anläufe, und so ging es erst im Jahr 2000 weiter mit den filmischen Adaptionen von Henning Mankells »Wallander«-Romanen. Preisgekrönt, berührend und schockierend ziehen die aufwändig koproduzierten Filme jedes Jahr ein noch breiteres Publikum in seinen Bann. So erreichte »Mittsommermord« im Januar 2006 einen Spitzenwert von 4,23 Millionen Zuschauern bei einem Marktanteil von 16,7 Prozent.

Mit den Erfolgen der »Wallander«-Verfilmungen war die Suche nach weiteren Qualitätskrimis eingeläutet. »Kommissar Beck«, »Hautnah – Die Methode Hill«, »Der Adler«, »Inspector Lynley«, »Waking the Dead«, »Heißer Verdacht« und dann wieder der letzte »Cracker – Nine leven«, nur einige Titel, die die Redaktion mit dem optimistischen Slogan »Die besten Krimis der Welt« sucht. Einerseits sind das Koproduktionen – überwiegend mit Dänemark und Schweden – und andererseits sind es Kaufproduktionen – meistens aus England – , die die Redakteure Wolfgang Feindt, Silvia Lambri, Axel Laustroer, Berit Teschner und Wolfgang Witt suchen und betreuen.

Kriterium für diese Suche ist handwerkliche Qualität der Filme, das Besondere am Genre, die ungewöhnliche Handschrift der Macher sowie eine andere Erzählhaltung als die der deutschen und oftmals seriellen Krimis. Definitiv nicht die Kopie eines Modells »Tatort«. Darüber hinaus liegen den meisten Sonntagskrimis literarische Vorlagen zu Grunde, unter anderem von Henning Mankell, Elizabeth George, Val McDermid und Sjöwall/Wahlöö – schon ein Zeichen für die Besonderheit des Sonntagskrimis im ZDF! Natürlich sind wir immer auf der Jagd nach spannenden Stoffen und professionellen Partnern. Oft kommt sich die Redaktion vor wie der Kommissar auf der Fahndung nach »Motiv und Täter«. Und oft stellt sich erst die Erleichterung ein, wenn der Täter sozusagen »hinter Schloss und Riegel« ist – mit anderen Worten: die Sendung erfolgreich ausgestrahlt wurde.

Dass wir dabei auch nach dem Prinzip »think out of the box« vorgehen, führt dazu, dass nicht »nur der Schwede der Kommissar« ist wie Robert von Luzius schelmisch in der FAZ behauptet hat: So hat auch schon ein Franzose, nämlich Alain Delon, zwei Mal in einem Dreiteiler in Marseille und Paris seinen Bruder gerächt und die französische Mafia zur Strecke gebracht. »Crime at its best«, was Härte und Humor betrifft, bringt uns der britische Krimimarkt. Hier gibt es eine Vielzahl von charismatischen Ermittlerfiguren, sei es John Nettles als lakonischer Inspector Barnaby, der in der fiktiven Grafschaft Midsomer seit einigen Jahren sehr erfolgreich auf Mörderjagd geht, oder Superintendent Peter Boyd in »Waking the Dead«, der 2006 zusammen mit seinem Team zum ersten Mal im ZDF Verbrechen aus der Vergangenheit erfolgreich gelöst hat – die Vielfalt, die wir auf diesem Sendeplatz bieten, ist einmalig im deutschen Fernsehen. Krimis von der Stange gibt es bei uns nicht. Die alte Regel – die Mischung macht’s – hat auch bei unserer Auswahl Gültigkeit, denn nur die Kombination von härteren Reihen wie »Hautnah – Die Methode Hill« und leichteren wie »Inspector Barnaby« oder den ganz klassischen Krimireihen wie dem BBC-Hit »Inspector Lynley«, machen den Erfolg des Sendeplatzes aus. All das geht natürlich nicht ohne Risiko – und »Mut zum Flop« gehört eben auch zur Redaktionsarbeit.

Die internationalen Krimis bekommen ihr »deutsches« Gesicht erst durch die sorgfältige Auswahl der Synchronfirmen und -sprecher, der Dialogautoren und -regisseure. Dabei zählen für uns in der Zusammenarbeit Qualität und Niveau.

Unsere renommierten Partner sitzen in Berlin, München und Hamburg: Mit der Arena Synchron, Studio Hamburg sowie der Bavaria Synchron und ihren Kreativen sorgen wir dafür, dass die deutschen Stimmen aus den Gesichtern der Darsteller kommen, deren Originalität und Charakter widerspiegeln. Denn gute Sprecher gewinnen »ihrer« Rolle sprachlich ebensoviel ab, wie die Darsteller dies tun. Ohne diese Kollegen sähen unsere Filme nicht so gut aus – besser gesagt: Sie hörten sich nicht so gut an!

Unserem Zuschauer scheint jedenfalls die Auswahl der Latenight-Krimis zu gefallen. So haben wir in den letzten Jahren deutlich mehr Publikum dazugewonnen, sicherlich auch eine Folge einer riskanten, aber doch immer wieder qualitätssicheren Auswahl. Denn unsere Zuschauer sind Fans, von Natur aus neugierig und offen für Neues. Sie lieben schrägen britischen Humor ebenso wie Realismus und Authentizität, und auch eine skandinavische Melancholie scheint ihnen nicht fremd zu sein.

Manchen könnte das dazu verführen, zu behaupten, wir hätten einen interessanteren Typus Zuschauer. Uns sind solche Beschreibungen gleich – wir interessieren uns für den begeisterten Krimifan, und können hoffentlich in Zukunft noch mehr Krimifans für unseren Sonntag begeistern.

In diesem Sinne werden die Klassiker weiter gepflegt und neue Krimis werden vorbereitet. Verfilmungen von Romanen von Robert Wilson sind geplant, Filme nach Romanen des schwedischen Autors Arne Dahl werden vorbereitet, Fred Vargas’ »Der vierzehnte Stein« ist abgedreht und der letzte »Prime Suspect« (»Heißer Verdacht«) mit Helen Mirren ist von Granada erworben. Auch hat das Jahr 2007 weiterhin starke Folgen von »Kommissar Beck«, »Waking the Dead«, »Inspector Barnaby«, »Der Adler« und »Inspector Lynley« auf dem Programmplan.

Der Altmeister des Genres, Alfred Hitchcock, hat zwischen Suspense und Überraschung unterschieden. Suspense für unseren Zuschauer ist, dass er weiß, dass wir ihm ungewöhnliche und nicht erwartbare Krimis am Sonntag um 22 Uhr präsentieren. Immer sonntags tickt bei unseren Krimis quasi die Bombe unter dem Tisch, wie Hitchcock Suspense beschrieben hat. Die Überraschung für unseren Zuschauer ist dabei nicht, dass die Bombe explodiert, sondern auf welche Art und Weise! Suspense wird auch dadurch erzeugt, wie die in Unordnung geratene Welt wieder zusammengefügt wird und am Ende das Gute siegt. Und wir Redakteure machen uns, solange es dem Zuschauer gefällt, mit Vergnügen weiterhin auf die Suche nach den »besten Krimis der Welt«, denn wir sterben nicht für gute Krimis, sondern wir arbeiten dafür.

 
 
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