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Annette Reisse, Redakteurin »Aktenzeichen XY ... ungelöst«, Redaktion Reihen und Serien
»Aktenzeichen XY ... ungelöst« im Wandel der Zeit
Kontinuität und Modernisierung
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Peter Nidetzky, Rudi Cerne, Eduard Zimmermann und Stephan Schifferer |
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Rudi Cerne, Sabine Zimmermann, Eduard Zimmermann, Stefan Schifferer, Konrad Toenz, Werner Vetterli und Dr. Butz Peters |
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Der »aktuelle« Moderator Rudi Cerne |
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Eine Umfrage der ZDF-Medienforschung im Jahr 2005 ergab, dass 74 Prozent der befragten Personen in Deutschland die Sendung »Aktenzeichen XY ... ungelöst« kennen. Bei einigen Zuschauern genießt das Format beinahe Kultstatus, gemischt mit nostalgischen Kindheits- und Jugenderinnerungen der ersten Seherfahrungen. Die Sendereihe, die vor 40 Jahren als erste »Reality-TV«-Sendung startete und ein neues Genre begründete, ist bis heute in dieser Form einzigartig in der deutschen Fernsehlandschaft. Das ursprüngliche Sendungskonzept die Polizei bittet um Mithilfe der Zuschauer bei der Aufklärung ungelöster Kriminalfälle ist bis heute unverändert geblieben und nach wie vor erfolgreich. Über 40 Prozent der in »XY« gezeigten Fälle konnten und können immer noch gelöst werden. Der Zuschauer sieht die Werte Gerechtigkeit, Zivilcourage und Opferschutz als sendungsimmanent. Bis heute basiert »XY« auf einer engen, vertrauensvollen Kooperation der Deutschen Kriminal-Fachredaktion (DKF) mit allen Strafverfolgungsbehörden dem Bundeskriminalamt, den Landeskriminalämtern, den örtlichen Kripostellen sowie den Staatsanwaltschaften. Sie allein sind die »Themenlieferanten«, auf deren Bitte hin »XY« die Verbrechen zeigt, in der Hoffnung, einen noch so aussichtlosen Fall endlich zur Aufklärung zu bringen. Dies geschieht immer im Namen der Opfer, für die eine Ausstrahlung bei »XY« oftmals die letzte Chance zur Klärung bedeutet. Damit sich eine Öffentlichkeitsfahndung im Fernsehen auch im rechtsstaatlichen Rahmen vollzieht, hatten die Justizminister des Bundes und der Länder 1973 verbindliche Regularien festgeschrieben. Diese bestätigten die seit Sendebeginn praktizierte vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen »Aktenzeichen« und den Ermittlungsbehörden. Als verbindliche Richtschnur dieser Zusammenarbeit besitzt diese Art »Lex XY« bis heute noch volle Gültigkeit.
So viele feste Bestandteile, unveränderliche Kriterien und somit Kontinuität es bei »XY« geben mag, so ist doch auch ein wesentliches Merkmal der Sendereihe eine konsequente Weiterentwicklung und Modernisierung des Formats. Seit dem Rückzug des »XY«-Erfinders Eduard Zimmermann 1997, der 30 Jahre lang und 300 Sendungen das Gesicht von »XY« war, hat es viele »äußere« Modifikationen gegeben. Seit Januar 2002 berichtet der ZDF-Moderator Rudi Cerne über die ungeklärten Kriminalfälle. Seit Anfang 2004 läuft »XY« ohne die bisherigen Kopartner SF und ORF auf einem neuen Sendeplatz. Immer stärker werden auch die Filmfälle zeitgemäßen Erzähl- und Sehgewohnheiten angepasst. Zudem unterstützen eingeschnittene Originalstatements der Angehörigen, Opfer und Kripobeamten die Authentizität der realen Kriminalfälle. Im Jahr 2005 wird die bisherige Anzahl der »XY«-Folgen von zehn auf zwölf pro Jahr erhöht. Und im Oktober 2005 geht »XY« mit neuer Studiodekoration und einer komplett neuen Grafik auf Sendung. Nicht nur hinsichtlich der zeitgemäßeren Gestaltung gibt es Veränderungen, sondern auch auf inhaltlicher Ebene erscheinen neue Formen des Verbrechens in »XY«. Neben den bisherigen Kapitalverbrechen bittet die Kriminalpolizei auch um Unterstützung bei Fällen der Internetkriminalität. Einige schwere Fälle von Kinderpornografie im World Wide Web konnten mit Hilfe der Zuschauer aufgeklärt werden.
Zudem bietet »XY« mit ZDFonline eine sendungsbegleitende Internetseite, auf der im Zeitraum zwischen den einzelnen Sendungen wichtige Entwicklungen bei Fällen oder Fahndungserfolge veröffentlicht werden. Gemeinsam mit dem Eduard-Zimmermann-Portal ist es das größte Internetangebot zum Thema Kriminalprävention und Verbrechensaufklärung im gesamten deutschsprachigen Raum.
»XY« bleibt gerade in Zeiten der Globalisierung international. In den letzten Jahren hatten sich auch Kriminalisten anderer Länder wie Polen, Großbritannien, Schweiz und Österreich an »XY« gewandt, wenn ihre Fälle einen Bezug nach Deutschland hatten und insofern die Mithilfe deutscher Zuschauer erfolgversprechend schien. Insbesondere im Zeitalter der Europäischen Union ohne Grenzkontrollen an den Landesgrenzen ist ein gut funktionierendes, länderübergreifendes Netzwerk der Polizeidienststellen mit Unterstützung bei Bedarf von »XY« von immenser Wichtigkeit und großem Nutzen.
In einer komplett neuen Konkurrenzsituation war die konsequente Anpassung des Formats an einen veränderten Fernsehmarkt ein notwendiger und unerlässlicher Schritt. Denn nur mit einer möglichst großen Zuschauerreichweite kann die Sendung hinsichtlich ihres spezifischen Auftrags wirkungsvoll und somit erfolgreich funktionieren.
Mit einem hervorragendem Moderator, allen technischen Innovationen und der an neue Sehgewohnheiten angepassten Gestaltung ist »XY« für das fünfte Jahrzehnt gut gerüstet. Im Sinne seines Gründers Eduard Zimmermann sind somit die Weichen dafür gestellt, dass »XY« auch zukünftig im neuen Jahrtausend mit Hilfe der Zuschauer ein wirksames und erfolgreiches Instrument der Verbrechensbekämpfung ist.
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