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2007  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Thomas Bellut
Caroline von Senden
Elke Müller/
Klaus Bassiner
Heike Hempel
Annette Reisse
Volker Panzer
Nikolaus Brender
Martin Ordolff
Stefan Raue
Susanne Biedenkopf-Kürten
Udo van Kampen
Britta Hilpert
Guido Knopp
Heiner Gatzemeier
Maybrit Illner

Martin Ordolff, VJ-Projektleiter, Hauptredaktion Wirtschaft, Recht, Soziales und Umwelt

Videojournalismus – eine neue Berichtsform im ZDF

 
Martin Ordolff
Martin Ordolff


Videojournalisten-Training
Videojournalisten-Training


Wer immer strebend sich bemüht ...
Wer immer strebend sich bemüht ...


Wer immer strebend sich bemüht ...
Wer immer strebend sich bemüht ...
 

Ob bei den Waldbränden in Griechenland, auf der Spur von Neonazis oder unterwegs mit Schlagerstars: Videojournalisten sind für die unterschiedlichsten Themen geeignet. Die Sendungen, für die sie berichten, ziehen sich durch das gesamte ZDF-Programm. Die meisten Redaktionen nutzen inzwischen die Stärken, die der Videojournalismus bietet.

Seit Mitte 2007 sind knapp 40 Videojournalisten für das ZDF im Einsatz. Sie stammen aus den Bereichen Chefredaktion, Programmdirektion und Produktionsdirektion. Die »VJs« sind so etwas wie »journalistische Triathleten«: Berichten, Drehen und Schneiden – alles kommt aus einer Hand. Der Einsatz von Videojournalisten bietet vielfältige neue Möglichkeiten, die sowohl der Qualität als auch der Wirtschaftlichkeit des Programms zugute kommen: Beiträge von Videojournalisten zeichnen sich häufig durch eine besondere Nähe zu den Ereignissen und ihren Protagonisten aus – und damit durch ein hohes Maß an Authentizität. Vor allem in Reportagen und Porträts kommen diese Stärken der Produktionsform zur Geltung – die genretypischen Momente aus dem »richtigen Leben« können unmittelbar eingefangen werden. Gute Videojournalisten entwickeln rasch eine eigenständige und markante Autorenhandschrift. Sie sind flexibler und mobiler einsetzbar als klassische Fernsehteams.

Zudem machen Videojournalisten Beiträge möglich, die unter herkömmlichen Produktionsbedingungen kaum hergestellt werden können. Dazu zählen Recherchen mit der Kamera, aufwändige Dreharbeiten im Ausland oder Langzeitbeobachtungen. So entstehen genaue Einblicke hinter die Kulissen, etwa bei dem Bericht eines Videojournalisten über die Probleme der Bergbauern in den Schweizer Alpen. Klassischen Fernsehformaten erwachsen so zusätzliche Optionen der filmischen Umsetzung und damit größere programmliche Möglichkeiten durch niedrigere Produktionskosten.

Als Ausrüstung stehen den Videojournalisten kompakte digitale Kameras zur Verfügung. Die Bildauflösung dieser Geräte ist so gut, dass nur Fachleute einen Unterschied zu den professionellen TV-Kameras feststellen können. Die Technik auf dem Markt der Digitalkameras und der Schnittlaptops hat sich in den letzten Jahren ständig verbessert. Dadurch wurde der Einsatz von Videojournalisten erst möglich und die Basis für eine weitere Produktionsform im Fernsehen geschaffen.

Ein großer Sender wie das ZDF wird auch in Zukunft auf vielen Gebieten weiter »klassisch«, das heißt, mit großem Gerät und arbeitsteiligen Spezialisten produzieren. Kamerateams und Cutter sind auch weiterhin die wichtigsten Säulen der Berichterstattung. Das ZDF wird neue Anforderungen und Aufgaben aber nur dann meistern können, wenn es auch die neuen Produktionsverfahren annimmt und für seine wachsenden Programmangebote nutzt. Dazu zählen auch Mischformen, bei denen Videojournalisten und Kamerateams zusammen berichten. Eine andere Variante ist die gemeinsame Arbeit von Videojournalist und Cutter. Die Palette der filmischen Umsetzung von Themen wird größer – individuell zugeschnitten auf den jeweiligen Inhalt.

Der Bedarf an bewegten Bildern und exklusiv produzierten Beiträgen wächst nicht nur im Hauptprogramm. Auch in den digitalen Angeboten sowie im Onlineangebot des ZDF werden Videojournalisten eingesetzt, um programmbegleitend eigene Akzente zu setzen.

Die Anforderungen an den Videojournalisten sind hoch: Er muss Kamera und Ton bedienen, dabei gleichzeitig die Inhalte und den roten Faden seiner Geschichte im Blick behalten. Deshalb hat das ZDF großen Wert auf ein professionelles Training gelegt. Mehr als vier Wochen wurden die Videojournalisten in Theorie und Praxis durch erfahrene Coachs unterrichtet.

Zum Konzept gehörte ein ständiger Wechsel von theoretischen Inputs im Plenum und praktischen Übungen an Kamera und Schnittlaptop. In der ersten Woche stand die Vermittlung von Basiswissen im Vordergrund: Erste Drehs im Automatikmodus, Ton, Licht, Drehen vom Stativ und Reportagekamera wurden ausführlich besprochen. Großen Wert legten die Trainer auf tägliche »Screenings« der Drehübungen, sodass handwerkliche Fehler und technische Mängel analysiert und korrigiert werden konnten.

In der zweiten und der dritten Woche wurde das Erlernte vertieft und durch ständiges Üben gefestigt. Um den Videojournalisten den Blick auf die künftigen Einsatzmöglichkeiten zu öffnen, waren die international bekannten Videojournalisten Mike Kraus (BBC) und Geert Verdickt vom belgischen Fernsehen zu Gast, zudem der renommierte Dokumentarfilmer Hans-Dieter Grabe, der seine letzten Werke selbst gedreht hat.

Darüber hinaus gab es ein Briefing von Christoph Bach aus dem Justitiariat zu juristischen und ethischen Fragen, die Anfang Juli in einer Nachbesprechung noch einmal anhand von Beispielfilmen vertieft wurden.

Die vierte und letzte Trainingswoche war vor allem von praktischen Übungen bestimmt. Die Videojournalisten konnten in enger Zusammenarbeit mit den Trainern intensiv an ausgewählten Problemstellungen arbeiten, in denen sie für sich persönlich den größten Bedarf sahen. Dabei waren Themen wie Tonaufnahmen unter schwierigen Bedingungen, aufwändige Schnitteffekte sowie die Details der richtigen Belichtung. Am Schluss fertigte jeder »VJ« einen Abschlussfilm.

Nach der Trainingsphase ist es für die Videojournalisten möglich, sich durch ständige Weiterbildungen und den permanenten Support durch die Spezialisten aus den Bereichen Kamera und Schnitt kontinuierlich weiter zu verbessern, um so die Qualitätsstandards des ZDF in allen Belangen zu erfüllen.

Die bisherigen Erfahrungen mit der ersten Generation von ZDF-Videojournalisten waren sehr erfolgreich, gleichwohl wird das Thema Videojournalismus auch mit Bedenken und Skepsis begleitet. Das gilt vor allem in Bezug auf die technische und handwerkliche Qualität von Beiträgen. Gerade bei komplexen Ton- oder Lichtsituationen gibt es gelegentlich Einschränkungen. Auch sehr aktuelle Themen, bei denen unter großem Zeitdruck gearbeitet werden muss, eignen sich für die Arbeit von Videojournalisten eher nicht.

Schon in den ersten Wochen zeigte sich jedoch, dass die Redaktionen die neuen Möglichkeiten ihrer Videojournalisten schätzen und nutzen: Die Nähe zu den Protagonisten, ungewöhnliche Handschriften von Autoren, mehr Dynamik und Flexibilität bei Dreharbeiten. Dies sind vielversprechende Anfänge, die in den nächsten Monaten ausgebaut und weiter gefestigt werden sollen.
 
 
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