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2007  
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Elke Müller, Redaktionsleiterin Reihen und Serien (Vorabend) I
Klaus Bassiner, Hauptredaktionsleiter Reihen und Serien (Vorabend)

»Afrika, mon amour«

 
Elke Müller
Elke Müller


Klaus Bassiner
Klaus Bassiner


Katharina von Strahlberg (Iris Berben) gesteht Victor March (Pierre Besson) ihre Liebe
Katharina von Strahlberg (Iris Berben) gesteht Victor March (Pierre Besson) ihre Liebe


Iris Berben als Katharina von Strahlberg, im Hintergrund Robert Atzorn als ihr Mann Richard und Alexander Held als dessen Bruder Heinrich
Iris Berben als Katharina von Strahlberg, im Hintergrund Robert Atzorn als ihr Mann Richard und Alexander Held als dessen Bruder Heinrich


Sebastian Hofmann (August Schmölzer) heißt Dr. Franz Lukas (Matthias Habich) und Katharina von Strahlberg (Iris Berben) auf seiner Farm willkommen
Sebastian Hofmann (August Schmölzer) heißt Dr. Franz Lukas (Matthias Habich) und Katharina von Strahlberg (Iris Berben) auf seiner Farm willkommen


Dr. Franz Lukas bewahrt Katharina von Strahlberg vor dem Tod durch Erhängen
Dr. Franz Lukas bewahrt Katharina von Strahlberg vor dem Tod durch Erhängen
 

Einen Jahresauftakt-Dreiteiler zu entwickeln und zu produzieren, gehört für uns Programm-Macher zu einer der größten Herausforderungen der Fernsehunterhaltung. Nachdem wir bereits mit »Die Patriarchin« im Januar 2005 einen großartigen Erfolg verbuchen konnten, war die Versuchung groß, in derselben Konstellation eine Fortsetzung dieser Familiensaga zu erzählen. Aber schnell waren der Produzent Oliver Berben, der Regisseur Carlo Rola, der Autor Christian Schnalke und wir uns einig, dass wir dieser Versuchung nicht erliegen, sondern eine ganz andere Geschichte entwickeln sollten. Wir wollten Neuland betreten und blickten dabei zurück: Die Idee, in eine vergangene Zeit und eine uns allen fremde Welt einzutauchen, faszinierte uns alle gleichermaßen. Anfang des 20. Jahrhunderts, also vor weniger als 100 Jahren, einer Zeit, von der unsere Großväter noch erzählen konnten, wurden die Grundsteine für die wissenschaftliche, sozialpolitische und künstlerische Basis gelegt, auf deren Errungenschaften unsere heutige Gesellschaft gründet. Und wer die eigene Geschichte nicht begreift, wird die Zukunft schwerlich meistern. Aus dieser Erkenntnis heraus ist die Idee für »Afrika, mon amour« entstanden. Natürlich fragten wir uns zwischendurch, wen interessiert heute die Geschichte einer Frau, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts von ihrem selbstgerechten Mann trennt und während des Ersten Weltkriegs in den deutschen Kolonien von Ostafrika versucht, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Aber je mehr wir uns mit dem Sujet beschäftigten, umso deutlicher wurde der großartige Kosmos von Geschichte und Geschichten, die für unsere Gegenwart weit mehr Bedeutung haben, als man zunächst glaubt: allen voran die Emanzipation der Frau. Die Idee von »Afrika, mon amour« reifte zu einer Geschichte heran, die spannungsvoll, emotional und vor historischem Hintergrund authentisch ein ungewöhnliches Frauenschicksal beschreibt.

Berlin im Frühjahr 1914: Katharina von Strahlberg trennt sich von ihrem untreuen Ehemann Richard. Zu einer Zeit, als die Frau noch als Besitz des Mannes galt, kommt eine Scheidung nicht in Frage. So nutzt Katharina die Einladung eines windigen Geschäftspartners ihres Mannes und flieht nach Deutsch-Ostafrika. Sie ahnt nicht, dass der Ursprung dubioser Machenschaften ihres Mannes und seines Bruders Heinrich gerade hier liegt. Erst, als ihr geliebter Sohn Georg bei einem überraschenden Besuch in Afrika kaltblütig ermordet wird, begreift Katharina das Ausmaß eines groß angelegten Betrugs. Von nun an kennt Katharina nur noch ein Ziel: den Mörder ihres Sohnes zu finden. Ihr zur Seite stehen dabei der deutsche Arzt Dr. Franz Lukas und der sensible britische Offizier Victor March, in den sie sich verliebt hat, obwohl er doch ihr Feind sein müsste, denn mittlerweile hat der Erste Weltkrieg auch die Kolonien erfasst, und Katharina befindet sich als Krankenschwester mittendrin. Dass sie bei der Versorgung der Verwundeten keinen Unterschied zwischen deutschen und britischen Soldaten macht, wird ihr dabei fast zum Verhängnis. Als Katharina, von den entsetzlichen Kriegserlebnissen und schwerer Krankheit gezeichnet, aufgeben möchte, ist es ihr Mann Richard, der sie auf eine Spur zu dem Mörder ihres Sohnes bringt, die sie lieber nicht verfolgt hätte.

»Afrika, mon amour« sollte im besten Sinne ein Familiendrama sein, das uns unsere eigene Geschichte näherbringt und gleichzeitig ein Plädoyer gegen Selbstgerechtigkeit, Unterdrückung und gegen den Krieg ist. Dieser Herausforderung mussten sich alle Beteiligten stellen.

Für die Produktion MOOVIE – the art of entertainment – war »Afrika, mon amour« in verschiedener Hinsicht die bisher größte Herausforderung ihrer zehnjährigen Firmengeschichte: »Die historische Dimension dieses Projekts, das Budget, die Länge der Drehzeit in Afrika und nicht zuletzt die bis dato unerprobte digitale Kamera ARRI 20D, deren Bilder schließlich wie 35-Millimeter-Filme aussehen – all dies machte ›Afrika, mon amour‹ zu einem völlig neuartigen Projekt, bei dem man keineswegs einfach auf Gewohntes oder Bewährtes zurückgreifen konnte«, beschreibt Oliver Berben.

Und Jens Susa, der ausführende Produzent, unterstreicht mit einer Aufstellung die außergewöhnliche Dimension dieses Projekts: »Es mussten 38 Tonnen an Equipment von Deutschland nach Kenia transportiert werden. Täglich befanden sich bis zu 400 Menschen am Set. Zwei Lastenflugzeuge transportierten allein jeweils eine Tonne Gewicht. Zu den weiteren Herausforderungen gehörte die Koordination von 50 Minibussen, fünf Personenbussen, 15 Geländefahrzeugen und 40 LKWs, die nicht selten durch unwegsames Gebiet bewegt werden mussten. Bei Autos sind aufgrund der rauen Straßenverhältnisse täglich Achsen gebrochen oder die Bereifung platzte auf, darunter Autos, die auch Schauspieler zum Set transportieren sollten und auf die am Drehort dann stundenlang gewartet werden musste. In Shaba hat außerdem ein Fluss die gesamte, mühsam errichtete Kulisse weggespült. Und in Lamu, einer Insel im Indischen Ozean und einem der wichtigsten Drehorte, standen drei Tage vor Drehbeginn wegen eines Sturms fast alle Schauplätze 30 Zentimeter unter Wasser. Kurzum: Der Drehplan wurde permanent auf eine Zerreißprobe gestellt.«

Und dann passierte das, was eigentlich nicht passieren darf: Die Hauptdarstellerin Iris Berben erlitt in Kenia einen schweren Reitunfall und musste sofort ins Krankenhaus nach Nairobi geflogen werden. Ungefähr die Hälfte der Drehzeit war vorüber, und eine Knieoperation hätte den Abbruch, sehr wahrscheinlich sogar das Ende dieser Produktion bedeutet.

In Mainz klingelten die Alarmglocken. Neben der Sorge um die Gesundheit von Iris Berben plagte uns noch ein Problem: Es waren noch knapp drei Monate bis zum geplanten Sendetermin, einen adäquaten Ersatz für die drei prominenten Ausstrahlungstage zu beschaffen, völlig illusorisch. Iris Berben wusste das, und es ist ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit zu verdanken, dass sie die notwendige Operation verschoben hat, all die kommenden Strapazen auf sich genommen hat und wenige Tage nach dem Unfall mit Krücken wieder am Set stand. In unvergleichlicher Weise haben ihre großartigen Schauspielerkolleginnen und -kollegen, allen voran Robert Atzorn, Pierre Besson, Matthias Habich, Bettina Zimmermann und Alexander Held, um nur einige stellvertretend zu nennen, und das gesamte Team sie nach besten Kräften unterstützt.

Die Fernsehzuschauer haben es auf ihre Weise gedankt: Den ersten Teil von »Afrika, mon amour« sahen 8,69 Millionen, den zweiten Teil 8,49 und den dritten Teil 9,18 – was einem Marktanteil von 24,8 Prozent, 24,4 Prozent und 24,2 Prozent entsprach. Damit hatte sich auch unsere Frage beantwortet, wen die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die Anfang des 20. Jahrhunderts ein selbstbestimmtes Leben führen möchte, inte­ressieren könnte.
 
 
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