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2002  
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Ernst Elitz

Ernst Elitz

Das Kulturradio - Qualität bringt Quote
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk garantiert Standards für Literatur und Musik

 
Ernst Elitz
Ernst Elitz
              
 

Zuhören ist Voraussetzung für jede Kommunikation. In einer Zeit, in der Bilder und schnelle Informationsbits den Alltag bestimmen, ist Zuhörenkönnen ein besonderes Gut. Der Hörfunk erhält und stärkt diese Fähigkeit. Als Massenmedium, das nicht ortsgebunden ist, erreicht er die Menschen überall. Ob als Autofahrer unterwegs, ob zu Hause oder im Büro; kaum ein anderes Medium hat eine vergleichbar große Reichweite. Ein Vorteil, von dem auch die Kultursendungen profitieren. Kultur kommt ins Haus – oder ins Auto. Die Rundfunkgebühr schließt Operntickets, Konzertkarten und Eintrittsgelder für Dichterlesungen ein. Kultur wird durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für alle jederzeit an jedem Ort zugänglich.

4,3 Millionen hören täglich eines der öffentlich-rechtlichen Kulturprogramme; 17 Millionen schalten regelmäßig ein. Mit diesen Hörerzahlen sind die Kulturprogramme kein Nebenbei-Produkt mehr; sie sind längst aus der Nische herausgetreten, die ihnen in öffentlichen Debatten zugewiesen wurde. Das Radio wandelt sich nach neuen Forschungsanalysen gerade für anspruchsvolle Nutzer wieder vom Begleit- zum Einschaltmedium. Mit seinen beiden werbefreien Programmen Deutschlandfunk und DeutschlandRadio Berlin ist DeutschlandRadio ein Schaufenster, in dem sich das Panorama der Kulturszenen aller Bundesländer entfaltet. Von den 4,3 Millionen Kulturradiohörern schalten 1,4 Millionen, also ein Drittel, die Programme des bundesweiten Hörfunks täglich ein. Das DeutschlandRadio ist Markenartikel und Marktführer für Kultur und Information in der deutschen Rundfunklandschaft: Über acht Millionen hören Deutschlandfunk und DeutschlandRadio Berlin regelmäßig.

Für die Musik und die Literatur gab es schon in den ersten Jahren des Radios viele feste Programmplätze. Sie hießen »Lesefunk« oder »Lesestunde« oder, liebenswürdiger, »Stunde der Lesenden«. Die Literaturredakteure des Radios in den 20er Jahren ließen nicht nur Werke von Goethe, Schiller und Gottfried Keller vortragen. Sie eröffneten ihre Lesereihen mit Heinrich Mann, vorgestellt von Hermann Kasack. Im Studio empfand Alfred Döblin Horror vor dem »schauerlichen Schweigen jenseits des Mikrophons«, aber er war der erste, der in der Berliner Funkstunde aus seinen Werken vortrug; auch Bertolt Brecht, Gottfried Benn, Ricarda Huch und Gerhart Hauptmann lasen ihre Texte im neuen elektronischen Medium. Von den Sendeanstalten in Auftrag gegeben und finanziert, entstanden Hörspiele, Essays, Glossen und das Feature. Das Kulturradio ging mit der Zeit und blieb manchmal hinter der Zeit zurück.

Seit den 70er Jahren waren herablassende Äußerungen über das öffentlich-rechtliche Kulturradio zur Gewohnheit geworden: Es sei belehrend und altbacken, seine Rezensenten pflegten den larmoyanten Ton verkannter Schriftsteller; man bediene sich einer vielfach gewundenen Sprache, die vielleicht beim Lesen, aber keinesfalls beim Hören entschlüsselt werden könne. Viele dieser Vorwürfe waren gerechtfertigt. Aber auch Kulturredakteure sind lernfähig. Sie wissen um die Wahrheit des Goethe-Wortes, dass man eigentlich nur lebendig sei, wenn man sich des Wohlwollens anderer erfreue. Sie bieten den Hörern anspruchsvollen Service durch Lesungen und Rezensionen, sie investieren ins Hörspiel und gestalten ein meinungsfreudiges Feuilleton.

Literatursendungen sind immer noch Renner. Bei der Lesung eines literarischen Textes bleibt dem Zuhörer Raum für Phantasie. Er wird neugierig und bekommt Appetit auf mehr. Der Buchhändler hat seinen ökonomischen Nutzen davon. Im Gegensatz zu den werbefinanzierten Programmen kann das werbefreie öffentlich-rechtliche Radio ohne Tamtam und Dudeldumm die Hörer überall im Land mit Hörspielen, Lesungen, Autorengesprächen und literaturkritischen Diskussionen versorgen. Das Radio vermittelt Literatur auf lebendige Art und macht den Zuhörer zum unmittelbaren Zeugen – ein entscheidender Vorteil des Rundfunks gegenüber dem Feuilletonteil einer Zeitung. Der Dialog wird im Radio unverfälscht wiedergegeben. Der Hörer kann gespannt verfolgen, wie sich eine Meinung entwickelt, wie ein Kritiker Stellung bezieht, wie er gegenüber seinen Kollegen die Stellung behaupten muss.

Öffentlich-rechtliche Anstalten reproduzieren nicht nur Kultur, sondern treten selbst als Auftraggeber und Förderer auf. Sie stiften Preise, bringen so mehr inhaltliche Qualität in die elektronischen Medien und bieten vielen Künstlern Arbeitsmöglichkeiten und somit eine Existenzgrundlage – vor allem in der Musik. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten tragen durch ihre Sinfonieorchester maßgeblich zur Pflege der Musikkultur in Deutschland bei. Sie bieten nicht nur qualifizierte Arbeitsplätze für Musiker und Dirigenten, sie vergeben darüber hinaus Kompositionsaufträge an zeitgenössische Komponisten. Die Neue Musik mit Tonsetzern wie Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel und Wolfgang Rihm verdanken dem öffentlich-rechtlichen Kulturradio wesentlich ihren Erfolg. Das Radio bietet Klassik und Moderne. DeutschlandRadio hat auch hier eine herausgehobene Stellung. Es ist Hauptgesellschafter der Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH (ROC). Die GmbH ist ein Zusammenschluss aus dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO), dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB), dem Rundfunkchor Berlin und dem RIAS-Kammerchor und leistet damit einen herausragenden Beitrag zur deutschen Musikkultur. Unabhängig von wirtschaftlichen Krisen ist das gebührenfinanzierte Radio ein verlässlicher Vermittler und Qualitätsgarant für die Kultur.

 
 
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