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Robert Amlung

Digitale Herausforderungen

 
Robert Amlung
Robert Amlung
 
 

Den Dezember 2005 werden wir nicht so schnell vergessen. Darüber gesprochen hatten wir ja schon oft: neue Player im Medienmarkt, neue Konkurrenten, digitale Technik. Es war klar, dass das die Zukunft sein würde, aber nun war es nicht mehr »nur« Zukunft. Es geht um heute, um die Gegenwart: Die Rechte für die Fußball-Bundesliga gehen an eine von Private Equity finanzierte Kabelgesellschaft und an einen Telekommunikationskonzern.

Arena und die Telekom halten uns seitdem ganz schön in Atem. Es sind Pionierzeiten, und vieles ist unerprobt. Welche Geschäftsmodelle versprechen Erfolg? Welche Übertragungstechniken sind praktisch nutzbar, und mit welchen Reichweiten? Und mit wem müssen welche Vereinbarungen getroffen werden, damit das Angebot insgesamt stimmig wird? Antworten hat oft noch niemand, und das klassische Fernsehgeschäft müssen die Neuen ohnehin erst lernen.

Die Vergabe der Bundesligarechte ist das deutlichste Beispiel für eine Welle von Veränderungen, die den ganzen Fernsehmarkt durcheinander schüttelt. RTL will gemeinsam mit Astra Geld für das Satellitenfernsehen verlangen. Die Telekom investiert kräftig in ihr DSL-Netz, um Fernsehen auch über die Telefonleitung verbreiten zu können und so dem Kabel Konkurrenz zu machen. Abruffernsehen macht sich auf, seine Nische im Internet zu verlassen. Mobile Endgeräte werden immer vielseitiger, bis hin zum Fernsehen auf dem Handy. Und das sind nur die wichtigsten Entwicklungen, die uns schon sehr konkret, hier und heute, beschäftigen.

Auch auf dem Lerchenberg sorgt das alles für Gesprächsstoff: in der Geschäftsleitung natürlich, aber auch in den Redaktionen, in Technik und Verwaltung. Was bedeutet das alles fürs ZDF? So viel Umbruch war noch nie um uns herum. Können wir überhaupt bleiben, was wir sind?

Ein Stück weit werden wir neu bestimmen müssen, was wir sind. Wir werden sicher auch in Zukunft informieren, bilden und unterhalten. Wir werden auch weiter Geschichten erzählen, große und kleine, sachliche und emotionale. Und bei uns kann man auch in Zukunft live dabei sein, Teil der weiten Welt sein. Aber auch, wenn unser Auftrag bleibt – ihn in der digitalen Welt umzusetzen, bringt neue Herausforderungen, die über das klassische Fernsehen mit seinen linearen Strukturen und seinem wohldefinierten Programmschema hinausgehen. Diese interne Debatte hat bereits begonnen und wird uns die kommenden Jahre begleiten.

Wir sind also bereits auf dem Weg in die digitale Zukunft. Wie können wir uns vorbereiten? Was können wir heute schon lernen? Und wie müssen wir uns aufstellen, um den neuen Herausforderungen gewachsen zu sein?

Es gibt einige gar nicht mehr so kleine Nischen, in denen wir einen Vorgeschmack auf die digitale Medienwelt der Zukunft bekommen können. Die meisten befinden sich im Internet.

Das gar nicht mehr so »neue« Medium Internet hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Nicht nur erreicht es inzwischen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, immer mehr Menschen nutzen das Internet heute über eine Breitbandverbindung. Und damit ändert sich etwas Grundlegendes. Schmalbandiges Internet bietet vor allem Text mit einigen Bildern – im Wesentlichen also eine Zeitung, die ohne Papier auskommt. Breitbandiges Internet bietet dazu Töne, Bewegtbild und Interaktives – also Zeitung, Radio, Fernsehen in einem und einiges mehr. Schmalbandiges Internet ist ein Medium – breitbandiges Internet ist alle Medien.

Das breitbandige Internet bietet bereits heute viele Möglichkeiten, die das Fernsehen der Zukunft ausmachen werden. Und mit dem Media-Center PC gibt es auch bereits ein Endgerät, das die neue Vielfalt bis zum Fernseher ins Wohnzimmer bringt – einfach und bequem per Fernbedienung nutzbar. Weitere, auch preisgünstige Geräte werden folgen.

Das Abruffernsehen ist eine der neuen Möglichkeiten, die wir schon heute testen können. Seit der IFA 2005 gibt es die ZDFmediathek, das On-Demand-Portal des ZDF im Internet, auch für den Fernseher. Und seit dem Frühjahr 2006 werden die Fernsehbeiträge der Mediathek auch technisch in hoher Qualität angeboten. Hier geht es nicht mehr um das Ruckelfernsehen der frühen Internetjahre, hier sprechen wir von der gewohnten Bildqualität und perspektivisch sogar von HD (High Definition).

Das lineare Erzählen des Fernsehens zu ergänzen und zu erweitern, ist eine weitere Möglichkeit der digitalen Welt, bei der wir erste Schritte im Internet erproben können. Der virtuelle Nachbau der Dresdener Frauenkirche war 2005 ein erster Höhepunkt der Programmbegleitung, und ein virtueller Rundgang über die Berliner Museumsinsel wird hieran 2006 anknüpfen. Die Verlängerung der Telenovelas ins Internet mit Biancas und nun Julias Welt ist ein erster Schritt, auch fiktionale Programme inhaltlich im Netz weiter zu entwickeln. An weiteren Projekten dieser Art wird gearbeitet.

Und auch im Bereich der Information liegt der Schlüssel zur digitalen Welt im Internet. Je jünger die Zuschauer, desto häufiger nutzen sie das Netz als erste Informationsquelle. Bereits jetzt arbeiten die »heute«-Fernsehredaktion und die heute.de eng zusammen, sie sitzen im gleichen Großraumbüro. Auf der Website sind stets neben Text und Bild auch aktuelle Videobeiträge verfügbar. In der Mediathek werden die wichtigsten Informationssendungen zum Abruf angeboten, die 19-Uhr-Nachrichten und das »heute-journal« gibt es auch als Podcast.

Die Möglichkeiten des Internets als Experimentierplattform sind damit noch lange nicht ausgeschöpft. Gerade in der Verbindung mit dem Fernseher liegen Chancen, die wir noch gar nicht in ihrer vollen Tragweite erkannt haben. Es wird neue, multimediale Angebote geben, die sich erst über die Jahre entwickeln werden.

Aber auch im Bereich der einfachen Textseiten liegt noch viel Potenzial. Webseiten speziell für den Fernseher herzustellen, mit passender Schriftgröße und Navigation, ist heute noch exotisch – und wird doch ein wichtiger Weg werden, unsere Zuschauer zu erreichen. Der Erfolg des Teletextes zeigt, dass auch am Fernseher gelesen wird, wenn die Texte passend aufbereitet sind.

Die Neuen Medien rücken so immer näher ans Fernsehen – oder auch umgekehrt, je nach Pers­pektive. Und das ist auch im Alltag spürbar: Die Zusammenarbeit wird intensiver, der Austausch häufiger. Die Fähigkeit, in Projekten zu arbeiten, wird zur entscheidenden Qualifikation. Dies alles sind wichtige Voraussetzungen, um die Herausforderungen zu meistern, denn die digitale Welt wird nur im Team erreicht.

Es wird spannend sein, die kommenden Jahre zu erleben. Wichtige Grundlagen der konvergenten, digitalen Fernsehwelt werden jetzt gelegt. Das ZDF ist mittendrin – mit dem »aktuellen sportstudio« selbst bei der Bundesliga.

 
 
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