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2006  
ZDF Jahrbuch
Programmbouquet und Beteiligungen
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Armin Rabe

»Und, ist ZDF Enterprises erfolgreich?«

 
Armin Rabe
Armin Rabe
 

So in Mitverantwortung für ZDF Enterprises im ZDF-Fahrstuhl angesprochen, überschlägt man die noch gemeinsame Fahrzeit zwischen den Stockwerken. Wie erfolgreich ist ZDF Enterprises? Woran misst sich der Erfolg einer gewerblich tätigen Tochtergesellschaft im Wirkungskreis einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt?

Ein gewerbliches Unternehmen muss sich zuallererst an quantitativen Messgrößen in Form betriebswirtschaftlicher Kennziffern messen lassen. Für die Tochter eines Fernsehveranstalters mit öffentlich-rechtlichem Status spielen aber nicht weniger qualitative Anforderungen eine Rolle, die im Kernbereich der Aufgabenstellung eines öffentlich-rechtlichen Senders nochmals einen besonderen Akzent aufweisen. Die öffentlich-rechtliche Verfassung des Senders schließlich setzt einer gewerblichen Tätigkeit Vorgaben und Rahmenbedingungen, deren Beachtung im laufenden Tagesgeschäft Voraussetzung erfolgreicher Geschäftstätigkeit ist.

Betriebswirtschaftliche Messgrößen
Reduziert auf Maßstäbe wie Umsatz- und Kapitalrendite kann ZDF Enterprises auf betriebswirtschaftlich beachtliche Kennziffern in langen Jahresreihen verweisen. Auf dieser Basis sind dem ZDF seit Gründung von ZDF Enterprises über die Ergebnisabführung sowie über Investitionen in ZDF‑Produktionen und die Weiterleitung von Verwertungserlösen Zahlungen in einer Gesamthöhe von mehreren hundert Millionen Euro zugeflossen.

Über die Beteiligung an den Verwertungserlösen, erwirtschaftet durch den anerkannt professionellen, weltweit agierenden Vertrieb von ZDF Enterprises, hat hieran auch das produktionelle Umfeld in der Person der Mitwirkenden, Autoren, Regisseure und Produzenten in einem Maße partizipiert, wie es kein anderer Fernsehveranstalter vorweisen kann.

Ein allein betriebswirtschaftlicher Blickwinkel ließe also eine schnelle Antwort auf die Ausgangsfrage zu. Sie würde allerdings außer Acht lassen, dass sich Gründungsveranlassung und existenzielle Legitimation gewerblicher Töchter eines öffentlich-rechtlichen Gesellschafters nicht in einer betriebswirtschaftlichen Nützlichkeit erschöpfen und dieser Maßstab deshalb auch nicht allein den Erfolg definieren kann.

Qualitative Anforderungen
Motiv und Veranlassung zur Gründung von ZDF Enterprises und der Erweiterung auf ein vergleichsweise kleines, aber hochwertiges Beteiligungsportfolio unter dem Dach von ZDF Enterprises waren dann in der Tat auch nicht ausschließlich ein betriebswirtschaftliches Moment, sondern qualitative Erwägungen:

Das ZDF lief zu Beginn der 90er Jahre im Zuge der Konzentration der Produktions- und Verwertungsbranche in konkurrierenden Medienverbünden Gefahr, im Wettbewerb um kreatives/produktionelles Potenzial auf Restgrößen reduziert zu werden. Das betraf den Zugang zu externen Stoffen, zum sachlichen und personellen Produktionsumfeld und dabei auch den Zugang zum Know-how der gewerblichen Filmwirtschaft insgesamt und schließlich nicht weniger den eigenen Zutritt zum Verwertungsmarkt.

Hinzugekommen ist ein zunehmender, den Rechtesicherungsinteressen des ZDF entgegenwirkender Druck der Produzentenlandschaft, auch an vollfinanzierten Auftragsproduktionen eine Rechteteilhabe zu reklamieren und sich in diesem Interessengegensatz paradoxerweise im Ergebnis insbesondere gerade gegen die Auftraggeber zu wenden, die externen Produzenten das größte Auftragsvolumen vermitteln. Dem sollte mit der Schaffung beziehungsweise Erhaltung eines Kernbereichs von Unabhängigkeit im Produktions- und Verwertungsbereich durch die Gründung eigener, am Markt agierender und nach seinen Usancen handelnder Tochtergesellschaften entgegengewirkt werden.

Mit dem so begründeten Beteiligungsengagement folgt das ZDF den Vorgaben des Paragrafs 43 Finanzordnung, wenn es dort heißt: »Beteiligungen sollen nur gegründet werden, wenn ein wichtiges Interesse des ZDF vorliegt und sich der vom ZDF angestrebte Zweck nicht besser und wirtschaftlicher auf andere Weise erreichen lässt.« In dieser Verflechtung von quantitativen und qualitativen Parametern verbietet sich zugleich eine einseitige Ausrichtung von ZDF Enterprises und ihrer Tochtergesellschaften mit dem alleinigen Ziel der Gewinnmaximierung zu Lasten qualitativer Ziele.

Diese mit den Gründungsmotiven verbundenen Erwartungen des ZDF haben sich mit ZDF Enterprises und ihren Tochtergesellschaften als etablierten, sowohl am Markt wie im ZDF anerkannten Partnern bestätigt.

Öffentlich-rechtliche Rahmenbedingungen
Erfolgreich kann ZDF Enterprises umfassend aber nur dann sein, wenn mit der quantitativen und qualitativen Zielerreichung auch eine begleitende Einhaltung der Rahmenbedingungen festgestellt werden kann. Die Rahmenbedingungen verlangen angesichts der teilweisen Gegenläufigkeit der Vorstellungen und Anforderungen von Prüfungsinstanzen ihrerseits eine ausbalancierte Beachtung, in der gleichzeitig unterschiedliche Partikularinteressen innerhalb des ZDF‑Verbunds Aufmerksamkeit verlangen:

Liest man die Stellungnahme der EU im gegenwärtigen gegen ARD und ZDF gerichteten Beschwerdeverfahren, gibt es einen Absicherungsbedarf gegen eine vermutete Quersubventionierung gewerblicher Töchter öffentlich-rechtlicher Fernsehveranstalter durch Gebührengelder. Prüfungsveranlassung der Steuerverwaltung ist demgegenüber gerade die umgekehrte Vermutung, gewerbliche Gewinne könnten zur Entlastung hoheitlicher Gebühren gemindert sein. Der Rechnungshof hat die Vermeidung beider Unzulässigkeiten im Fokus seiner Prüfung und verlangt dabei mit der Ergebnisabführung eine angemessene Kapitalverzinsung. Der KEF schließlich liegt an angemessenen Ausschüttungen bei Vermeidung von Gewinnthesaurierungen, um den Gebührenbedarf entsprechend abzusenken. Allen ist das Anliegen gemeinsam, die Geschäftsbeziehung zwischen Mutter und Tochtergesellschaften auf der Basis marktüblicher Konditionen abgewickelt zu sehen.

Im ZDF-Verbund selbst ist den Redaktionen seitens ZDF Enterprises an Vorzugskonditionen beim Lizenzerwerb sowie an etatentlastenden beziehungsweise qualitätsverbessernden, höchstmöglichen Kobeiträgen seitens ZDF Enterprises gelegen.

Andererseits mindern gegebenenfalls überhöhte, weil am Markt nicht refinanzierbare Kobeiträge das Betriebsergebnis von ZDF Enterprises und damit die Ergebnisabführung an das ZDF zu Lasten des allgemeinen Budgets der Verwaltungsdirektion, aus dem die Abgeltungsverpflichtungen gegenüber den Erlösberechtigten gedeckt werden müssten.

Auf Seiten von ZDF Enterprises resultiert aus diesem vielseitigen Katalog von Vorgaben und Anliegen keine Neuorientierung. Die Rahmenbedingungen, Verbunds- und Einzelinteressen enthalten bereits bisher gerade in ihrer mehrfachen Gegenläufigkeit auch ein Selbststeuerungsmoment: Eine erfolgreiche, vorausschauend angelegte Unternehmenssteuerung bedingt auch für eine gewerbliche Tochter im Eigentum eines öffentlich-rechtlich verfassten Gesellschafters ein Handeln nach Marktgesetzen. Das erlaubt keine »Verwandtenpreise« zu Lasten eines angemessenen Unternehmergewinns. Bessere Konditionen für das ZDF sind jedoch aus einem Anteil selbst generierter Wertschöpfung möglich, der bei Einbindung eigener Tochtergesellschaften innerhalb des Verbunds verbleibt. Die Teilhabe der Redaktionen an diesem Wertschöpfungspotenzial ist in der täglichen Praxis von ZDF Enterprises mit vielfachen Beispielen in Preis und Qualität belegbar.

Das gilt für den Einkauf, den Vertrieb, nicht weniger aber auch für Koproduktionen mit dem ZDF (Investitionen in ZDF-Produktionen), an denen sich ZDF Enterprises über Kobeiträge und zugleich auch mit der Akquise von Kopartnern und deren Finanzkraft beteiligt. Mit ihren Kobeiträgen, ergänzt um die Ergebnisabführung aus der Verwertung der mit dem Kobeitrag erworbenen Rechte, ist ZDF Enterprises wettbewerbsfähig. Die Beteiligung an internationalen, hochwertigen Koproduktionen unter fremder Federführung schafft zugleich beste Voraussetzungen, um dem ZDF per Lizenzverkauf auch insoweit einen Zugang zu qualitativ starken Programmen bei bezahlbaren Lizenzpreisen zu verschaffen.

In diesem Vorgehen hat die Geschäftstätigkeit von ZDF Enterprises seit Gründung keine Veranlassung zu Beanstandungen auch nur einer der genannten Prüfungsinstanzen gegeben. Das alles in Erinnerung gerufen und nochmals abgewogen, sieht man sich beim Verlassen des Fahrstuhls zu der kurzen und vorbehaltslosen Antwort berechtigt: »Ja, das ZDF ist mit ZDF Enterprises erfolgreich.«

 
 
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