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2006  
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Jutta Lieck-Klenke

»Who done it?« Network Movie setzt neue Marken

 
Jutta Lieck-Klenke
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Aurel Manthei, Rudolf Kowalski und Victoria Mayer in »Stolberg«
Aurel Manthei, Rudolf Kowalski und Victoria Mayer in »Stolberg«


Natalia Wörner mit Ralph Herforth, Marcus Mittermeier und Martin Brambach in »Unter anderen Umständen«
Natalia Wörner mit Ralph Herforth, Marcus Mittermeier und Martin Brambach in »Unter anderen Umständen«


Joachim Król als »Lutter«
Joachim Król als »Lutter«


Kalle mit Frauchen Katharina Schubert
Kalle mit Frauchen Katharina Schubert


Walter Sittler in »Der Kommissar und das Meer«
Walter Sittler in »Der Kommissar und das Meer«
 

Network Movie, eine Enkeltochter des ZDF, produziert mittlerweile im achten Jahr Fernsehfilme, Reihen, Serien und internationale Koproduktionen an seinen beiden Standorten Köln und Hamburg. Besonders bei den Serien und Reihen ist es unser Anspruch, immer auch ganz bewusst neue Marken zu setzen, das ist uns wichtig. Aber was heißt das eigentlich? Der Begriff Marke stammt vom griechischen Marka ab – deutsch: Zeichen. Und ein Zeichen ist – laut Lexikon – etwas Unterscheidbares, dem Bedeutung zugesprochen wird. Zeichen werden dabei vom Empfänger immer in einem physischen, sozialen und psychischen Kontext aktualisiert, in einer Situation. Wir verstehen also Zeichen, weil wir sie in einer Gesamtsituation interpretieren. Starke Marken sind besonders wichtig, wenn es darum geht, sich im Wettbewerb durchzusetzen, und in der Regel soll eine Marke dem Verbraucher gleichbleibende Eigenschaften sichern (Definition von Wikipedia).

Wenn wir also bei uns im Hause eine neue Krimireihe konzipieren, muss es uns immer darum gehen, dem Zuschauer etwas Unterscheidbares anzubieten, etwas, das den Zuschauer im Osten und Westen, Norden und Süden unseres Landes interessiert, das er gern einschalten möchte und als gutes Entertainment empfindet. Außerdem soll der Zuschauer immer auch die Qualität bekommen, die er von einem ZDF-Programm – seit Bestehen des Senders – erwarten darf.

Da des deutschen Fernsehzuschauers liebstes Kind seit eh und je das Krimiformat ist, haben wir in diesem Jahr viel unserer Energie und unserer Liebe zum Produzieren in eine einzige Frage gesteckt, die Abend für Abend ganz Deutschland beschäftigt: »Who done it? Wer hat das Verbrechen begangen?« Neben den erfolgreichen bestehenden Krimimarken »Nachtschicht«, »Einsatz in Hamburg«, »Solo für Schwarz« und »SOKO Köln« schicken wir ab Herbst 2006 fünf neue Ermittler ins Rennen um die Gunst der Zuschauer: eine Frau und drei Männer sowie einen Hund. Warum lieben wir Deutsche unsere Fernsehermittler eigentlich so sehr? Und warum haben wir es ausgerechnet in diesem Genre zu einer solchen Meisterschaft und Vielfalt gebracht? Ein Schauspieler hat uns dazu einmal gesagt: »Die Ermittler in den Krimiformaten sind wie moderne Robin Hoods, sie handeln selbstlos und sorgen für Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft.«

Hier sind unsere neuen Robin Hoods:
Natalia Wörner spielt Jana Winter, Kriminalkommissarin im Norden der Republik, in Schleswig an der Schlei. Zum Auftakt der Reihe »Unter anderen Umständen« am Montagabend ist sie im sechsten Monat schwanger und müsste deshalb längst im Innendienst am Schreibtisch sitzen – Dienstvorschrift ist Dienstvorschrift. Aber Jana hasst Büroarbeit und will bis zum letzten Moment voll arbeiten. Auch, als ein Baby vermisst gemeldet und vier Tage später tot aufgefunden wird, ermittelt Jana, ohne sich selbst zu schonen, denn der Fall lässt ihr keine Ruhe.

26 Jahre nach dem ersten, von einer Ermittlerin (Nicole Heesters) aufgeklärten Kriminalfall boomt das Polizeigewerbe mit weiblicher Handschrift. Aktuell leisten rund 40 Kommissarinnen Polizeidienst im Pantoffelkino. Die Liste der Frauen, die seit 1978 Verbrecher jagen, verzeichnet 119 Namen. Ganz im Gegensatz zur Realität: Im gehobenen Polizeidienst sind Frauen – anders als im deutschen Fernsehkrimi – unterrepräsentiert (Quelle: Filmmuseum Berlin, Ausstellung »Kommissarinnen«).

»Unter anderen Umständen« macht aus der Not eine Tugend, denn, wo eigentlich langfristig ein actionreiches Format mit einer verdeckten Ermittlerin geplant war, musste die Fiktion sich kurzfristig der Realität stellen. Natalia Wörner war schwanger, und wir entschieden gemeinsam, in Rekordzeit ein Drehbuch zu entwickeln, das diesem Umstand gerecht wird. So spielt Natalia Wörner – selbst zu Beginn der Drehzeit im sechsten Monat schwanger – eine schwangere Ermittlerin und im nächsten Fall dann folgerichtig diese Ermittlerin, gerade aus der Babypause kommend. »Unter anderen Umständen« thematisiert, warum vermutlich in der Realität Frauen nicht so häufig diesem Beruf nachgehen. Eine Krimireihe über eine Frau, gespielt von einer Frau, die beides will: Kind und Karriere.

Joachim Król spielt Lutter, Kriminalhauptkommissar im Westen der Republik, in Essen, mitten im Ruhrgebiet. Er ist als Mensch grundsympathisch, aber durchsetzungsstark. Ein Polizist aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Wer ihn unterschätzt, der tut das immer nur ein einziges Mal. Lutters untrüglicher Blick für die soziale Wirklichkeit kommt ihm auch in seinen ersten beiden Fällen auf dem Sendeplatz am Samstagabend zugute. So ermittelt er bei einer großen Drogeriemarkt-Kette, deren Bezirksleiter ermordet wurde – ein ehrgeiziger Aufsteiger und Schürzenjäger. Da es diesem Mann scheinbar vor allem um möglichst hohe Profite ging, finden sich im Unternehmen gleich eine ganze Reihe von Personen mit einem Tatmotiv. Doch Lutter besitzt Menschenkenntnis genug, um nicht dem ersten Anschein zu trauen. Das gilt auch für den zweiten Fall, der Lutter direkt ins Essener Rathaus führt, wo ein Ratsherr tot aufgefunden wird. Die Polizisten vermuten einen Zusammenhang mit einem laufenden Prozess, in dem es um Betrug und Steuerhinterziehung geht, aber die Dinge liegen noch komplizierter. Das Ruhrgebiet ist als Revier so vielgesichtig und wandlungsfähig wie kaum eine Region in Deutschland, hier liegen Tradition und Moderne, alte und neue Milieus ganz dicht beisammen: eine Region im Wandel und voller Leben.

Rudolf Kowalski spielt Martin Stolberg, Kriminalhauptkommissar in Düsseldorf. Stolberg ist der unangefochtene Chef im Team, eine Respektsperson, immer rasiert, ohne Launen, und sein Privatleben hält er unter Verschluss. Der seriöse, integre Kommissar des Vertrauens. Das war die Figur, die wir hier wollten – eine recht altmodische Figur, wie wir sie aus den Krimis der 50er und 60er Jahre kennen –, die das Charisma dieser klassischen Vorbilder besitzt. Gleich sechs Fälle hintereinander hat Stolberg am Freitagabend zu lösen: Im ersten geht es um eine junge Krankenschwester, die von einer S-Bahn überrollt wird und wegen totaler Überschuldung Selbstmord begangen haben könnte. Im zweiten um eine Schülerin, die in ihrer Schülerzeitung auf Missstände an der Schule aufmerksam machte und offensichtlich jemanden damit in Bedrängnis zu bringen drohte. Im dritten um den Tod eines Gastwirts einer der alteingesessenen Kneipen in Düsseldorfs berühmter Altstadt und im vierten um einen Karrierecoach, der sich ein Leben in Parallelwelten aufgebaut hat. Im fünften um eine Kunsthändlerin, die tot in ihrer Galerie gefunden wird und deren wertvolle Bilder gestohlen wurden, und im sechsten schließlich um einen versuchten Mord an einem Staatsanwalt. Bei allen Fällen liegt der Akzent nicht auf Action, sondern auf Psychologie. Man könnte auch sagen: Der Fall spielt die Hauptrolle und nicht der Ermittler. Aber gerade dafür braucht man einen Darsteller, der für sich steht. Dafür braucht man Kowalski.

Walter Sittler spielt Kommissar Robert Anders auf der schwedischen Insel Gotland, der aus Deutschland stammt und glücklich mit Hebamme Line (Paprika Steen) verheiratet ist. Die beiden haben zwei Kinder. Bei seinen Ermittlungen befindet sich Robert Anders im ständigen Wettstreit mit Journalist Johan Berg (Henning Baum). Network Movie verfilmt mit »Der Kommissar und das Meer« die zwei Romane Den du nicht siehst und Näher als du denkst der schwedischen Bestsellerautorin Mari Jungstedt. Bewusst wird in diesem Konzept auch das Privat-, sprich: Familienleben des Kommissars gezeigt. Und bewusst sind die schwedischen Figuren mit einem prominenten Cast aus ganz Skandinavien besetzt, um eine authentische Atmosphäre zu schaffen.

Kalle spielt Kalle, den cleveren Parson-Russell-Terrier in Flensburg, der mit seiner tierisch eigensinnigen Täterjagd nicht nur so manchen Kriminellen, sondern auch Polizistin Pia (Katharina Schubert) und ihren Kollegen Olli (Lars Gärtner) manchmal ganz schön ins Schwitzen bringt. Pia ist Vollblutpolizistin mit großem Herzen – nicht nur für die Opfer, sondern oft genug auch für die Täter. In der Familienkrimiserie, die samstags um 19.25 Uhr gesendet wird, geht es nicht um Schwerkriminalität, sondern familientaugliche »Krimifälle light«. Nicht selten durchkreuzt Kalle Pias Ermittlungen und richtet Chaos an, genauso wie ihr Ehemann (Markus Knüfken), der von ihren Fällen als freier Journalist nur zu gern profitieren würde und deshalb häufig – wie Kalle – zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist.

Eine Studie des Adolf-Grimme-Instituts zeigt, dass die klassische Kleinfamilie mit zwei Kindern, wie sie statistisch gesehen als Lebensform in Deutschland vorherrscht, in den fiktiven Programmen des deutschen Fernsehens kaum auftaucht. Über dieses Studienergebnis hatten wir zur Zeit der Konzeption noch keine Kenntnis, aber es war uns wichtig, eine Familie zu zeigen, in der die Frau arbeitet und der Mann auch mal für die Kinder kocht. Kalle, der Terrier, ist Wanderer zwischen den Welten: dem Privatleben der Polizistin und ihrer Berufswelt. Er ist das Bindeglied zwischen den verschiedenen Genres und Mittelpunkt einer Serie mit viel Hund und Herz. Dass das so ist, verdankt Network Movie der Tiertrainerin Renate Hiltl, die einerseits Kalle und seine Doubles auf die Dreharbeiten vorbereitete, andererseits aber auch das Drehbuch, den Regisseur, die Darsteller und das Filmteam auf Kalle.

»Unter anderen Umständen«, »Lutter«, »Stolberg« und »Da kommt Kalle« sind die Reihen, die uns – neben unseren Fernsehspielen – dieses Jahr besonders wichtig sind und mit denen wir hoffen, die Zuschauerinnen und Zuschauer des ZDF nicht nur zu unterhalten, sondern auch ein unterscheidbares Programm zu liefern, dem Bedeutung beigemessen wird:

Wir hoffen also, dass es uns gemeinsam mit hervorragenden Darstellern bis in die Nebenrollen, einigen der besten Regisseure und Autoren, die die deutsche Fernsehbranche zu bieten hat und natürlich unseren professionellen Drehteams gelungen ist, neue Marken zu schaffen.

Die Namen aller Beteiligten an unseren Projekten hier zu nennen, würde ein ganzes ZDF Jahrbuch füllen. Wir Produzenten, Reinhold Elschot und ich, bedanken uns bei allen, ohne die wir keine einzige Sendesekunde verwirklichen könnten.

 
 
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