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Daniel Fiedler, Koordinator ZDFkultur/3sat

Kulturfernsehen mit Haltung
15 Jahre »Kulturzeit«

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Daniel Fiedler
Daniel Fiedler



Das neue »Kulturzeit«-Studio
Das neue »Kulturzeit«-Studio


Tina Mendelsohn
Tina Mendelsohn, »Kulturzeit«-Moderatorin seit September 2001 (ZDF):
»Kultur (und ›Kulturzeit‹) beschwören unsere komplizierten Zeitgeister und leisten Lebenshilfe. Kultur schafft das, was die Götter für die alten Grichen taten: Drama, Sinnstiftung und Weissagung.«


Ernst A. Grandits
Ernst A. Grandits, »Kulturzeit«-Moderator seit Dezember 1996 (ORF):
»Kulturelle Hervorbringungen helfen uns, Fragen zu beantworten. Fragen an uns selbst und an unser Zusammenleben. Und sie werfen neue Fragen auf. Genau das macht ›Kulturzeit‹. Mit den Kulturszenen der 3sat-Länder und der Welt Fragen beantworten und neue Fragen stellen.«
 

»Willkommen zur ›Kulturzeit‹« – seit 15 Jahren werden Zuschauer und Zuschauerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit diesen Worten um 19.20 Uhr auf 3sat begrüßt. Noch nicht einmal volljährig ist die Sendung und doch schon erwachsen. Ja, mehr noch: Die »Kulturzeit« ist eine Institution im deutschsprachigen Fernsehen.

Am 2. Oktober 1995 sendete 3sat erstmals »Kulturzeit«. Der Auftakt war ein Paukenschlag. Da ging nicht nur ein weiteres Kulturmagazin an den Start, sondern da startete ein TV-Experiment: ein aktuelles Live-Kulturmagazin, täglich produziert, 35 Minuten lang, mit einem Sendeplatz zwischen »heute« und »Tagesschau«, der in der Kampfzone europäischen Informationsfernsehens liegt. Heute, nach über 3 500 »Kulturzeit«-Sendungen und 156 Ausgaben von »Kulturzeit extra«, ist die Sendung der Leithammel in der Herde des audiovisuellen Feuilletons – selbstbewusst, Anstoß gebend, manchmal auch anstößig. Die Sendung, mit dem Grimme-Preis ebenso ausgezeichnet wie dem Deutschen Fernsehpreis, hat das Genre Kulturmagazin derart entscheidend geprägt, dass alle anderen ihrer Art heute an dem Mainzer Produkt gemessen werden. Das Ergebnis ist deutlich: Die »Kulturzeit« sucht bis heute ihresgleichen.

Cécile Schortmann
Cécile Schortmann, »Kulturzeit«-Moderatorin seit März 2008 (ARD):
»Kultur hält wach! ›Kulturzeit‹ bietet die große Chance, aufmerksamer in die Welt zu blicken, hinter die Dinge zu schauen und nach neuen Perspektiven zu suchen.«
 
 
Andrea Meier
Andrea Meier, »Kulturzeit«-Moderatorin seit August 2004 (SF):
»Kultur ist das Rückrat einer Gesellschaft. Demokratie kann nur da funktionieren, wo auch die Kultur zu Hause ist. Und wenn wir Albert Einstein glauben, dann ist unser aktuelles Weltbild nur eine Fiktion. Deshalb ist ›Kulturzeit‹ täglich auf den Spuren unterschiedlicher Weltbilder und hinterfragt sie.«

Dieser durchschlagende Erfolg ist nicht selbstverständlich. Die Gestehungsbedingungen für das Magazin sind alles andere als eine Garantie für Platz eins unter den Kultursendungen. Die vier 3sat-Partner ZDF, ORF, SRG und ARD arbeiten an dem täglich frisch hergestellten Produkt in einer gemeinsamen Redaktion, die von einer ZDF/ARD-Doppelspitze geleitet wird. Jede Anstalt stellt einen Moderator im Wochenwechsel. Und täglich wird diskutiert, gestritten und entschieden, welche Beiträge neu produziert, welche von den Kulturmagazinen der Muttersender übernommen werden, wie der Gestus, die Haltung der Sendung sich formuliert. Doch gerade was unmöglich erscheint, ist die Bedingung fürs Gelingen. Kolleginnen und Kollegen aus drei Ländern und vier TV-Kulturen halten sich gegenseitig den Spiegel vor und ringen darum, den Tag mit feuilletonistischem Zungenschlag zu durchleuchten und on air wie mittlerweile auch online abzubilden.

»Kulturzeit« ist mehr als Ausstellungskritik und bebilderte Theaterrezension, sie ist das intelligente Fernrohr, mit dem wir in die Lage versetzt werden, die Geschehnisse des Tages genau zu betrachten. Denn wer die Welt durchs Fernrohr betrachtet, sieht nicht das Auffällige und Oberflächliche, sondern entdeckt das Versteckte und die Details.

Es gibt viele beispielhafte »Kulturzeit«-Sendungen, in denen das eingelöst wurde, was Redaktions­leiter Armin Conrad so beschreibt: »Die Kulturwelt hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Projektionsfläche ist eben nicht mehr nur das bestuhlte Parkett, sondern eine in ihrer Größe kaum zu kalkulierende Gemeinde von Multiplikatoren (auch) im Internet. Mehr als je zuvor ist eine tägliche Kultursendung daher vonnöten, welche die Welt von ihrem kulturellen Gestus her begreift, vermittelt und einordnet.« So konfrontierte »Kulturzeit« beispielsweise Bertelsmann mit der stets verleugneten Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten. So schuf die Redaktion den TÜV für die Kulturhauptstädte und moderierte scheinbar rücksichtslos eine ganze Sendung auf Latein. Und während der Dekonstruktion der Studiodekoration im März 2008 wurde folgerichtig auch die Sendung dekonstruiert, und Katrin Bauerfeind tobte sich zwei Wochen lang auf der »Baustelle Kulturzeit« aus.

»Kulturzeit«, das zeigen diese Beispiele, beschränkt sich nicht aufs Betrachten und Abbilden der Dinge. Der mittlerweile sprichwörtliche »kulturzeitgemäße« Zugang zu einem Thema (um den die Redaktion bei jedem Beitrag, bei jedem Moderationssatz ringt) verlangt mehr. Es geht um Einordnung, um Urteilskraft, um Haltung zu unserer Welt. Dies nicht verstanden als Verlautbarung der Redaktion, sondern als tägliche Denk- und Unterhaltungsübung zusammen mit den Zuschauern und Zuschauerinnen. Den Finger in die Wunde zu legen, den Nagel auf den Kopf zu treffen – dies ist der Anspruch, dem sich das Magazin täglich neu stellt. Und neu zu stellen hat.

Es gibt nicht viele Sendungen im deutschsprachigen Fernsehen, von denen behauptet werden kann, sie seien unverzichtbar. Die »Kulturzeit« gehört dazu, ohne Zweifel. Sie verkörpert Vielfalt, sie informiert, sie kommentiert, sie eckt von Zeit zu Zeit an und schießt auch mal übers Ziel hinaus. Aber sie lebt und atmet. Happy Birthday, »Kulturzeit«.






 
 
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