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2009  
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Alexander Coridaß, Geschäftsführer der ZDF Enterprises GmbH

Bewegtbild für alle? – Konzeption, Produktion und Distribution von Clips im ZDF Enterprises-Verbund

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Alexander Coridaß
Alexander Coridaß
 Die Gegenwart ist Bewegtbild. Für das Jahrbuch einer Fernsehanstalt ist diese Feststellung kein allzu großer Wurf. Betrachtet man es jedoch aus anderen Perspektiven, erkennt man den vollzogenen Paradigmenwechsel. Als Beispiel mögen (Print‑)Verlagshäuser dienen: Vorbei die Zeiten, in denen der Mitherausgeber einer renommierten deutschen Qualitätszeitung befand, die Titelseite dürfe nicht bebildert sein, man sei schließlich »Information und Meinungsbildung verpflichtet«, Fotos seien »oft nur Deko« und besäßen wenig Aussagekraft. Von diesem Standpunkt kam diese Zeitung übrigens im Jahr 2007 ab, seitdem erscheinen Fotos auf der Titelseite. Im gleichen Jahr läutete die Zeitschriften- und Zeitungsindustrie die multimediale Zukunft ein und begann, in eigenem Namen andere als reine Printinhalte anzubieten. Aus dem Medium, in dem die gusseisernen Lettern lange Zeit das einzig Bewegliche waren, ist mittlerweile ein weiterer Anbieter von bewegten Bildern geworden. Besucht man heutzutage den Webauftritt einer großen Tages- oder Wochenzeitung, ist fast durchgängig ein Verweis auf Bewegtbildmaterial schon im ersten Seitendrittel zu erkennen. Mittlerweile stehen auf rund 130 Webseiten diverser Zeitungsverlage aus Deutschland Videos zum Abruf bereit. Wenn es technisch möglich wäre, würden Zeitungen und Zeitschriften vermutlich Bewegtbild auch in ihre Printausgaben integrieren.

Die weiteren Beispiele sind Legion: Multimedia-Lexika, interaktive Schulbücher und Webportale ursprünglich branchenfremder Player wie Telekommunikationsunternehmen sind sich der Kraft des bewegten Bildes schon länger bewusst und integrieren entsprechendes Material in ihre Angebote. Selbst die Deutsche Bahn unterhält und informiert an Bahnhöfen und in ihren Zügen mit Videos, die auf Leinwänden oder kleinen Sitzbildschirmen abgespielt werden.

Nicht zuletzt wirtschaftliche Erwägungen aller Beteiligten – insbesondere der Verlagshäuser, die erkannt haben, dass ein signifikanter Teil des zukünftigen Verlagsgeschäfts sich in Gegenwart und Zukunft nur noch online erwirtschaften lassen wird – führten zu der oben skizzierten Akzeptanz von Bewegtbildinhalten in ursprünglich ohne bewegtes Bild auskommenden Umfeldern. Die Nachfrage nach aktuellen und zeitneutralen Inhalten ist daher enorm und nimmt ständig zu.

ZDF Enterprises hat diesen Trend frühzeitig erkannt und bereits im Jahr 2007 ein neues Geschäftsfeld erschlossen. In einer ersten Stufe wurden Inhalte zum Vertrieb an deutschsprachige Verlagshäuser für deren Internet-/Onlineangebote lizenziert und produziert. In einer zweiten Stufe wird der Vertrieb der Inhalte inzwischen als Volumengeschäft an Webseiten von Radiosendern, Pay-TV, Video-on-Demand-Plattformen, Mobilfunkbetreiber etc. betrieben. Die Lizenzierung von Bewegtbildinhalten ermöglicht also die Multiplattform-Verwertung von Kurzbeiträgen. Inhaltlich hat ZDF Enterprises das gesamte Spektrum zeitneutraler Inhalte – vergleichbar den Themenseiten von Zeitungen – anzubieten. Unter ZDF.archive werden Beiträge aller Programmgenres zu Themen wie Reise, Medizin, Wissen, Hightech, Geschichte, Gesundheit und Entertainment vorgehalten. Die Videobeiträge stammen aus dem Vertriebsangebot von ZDF Enterprises, das heißt aus ZDF- oder Eigenproduktionen sowie aus dritten Quellen.

Eine 1:1-Übernahme der Beiträge, etwa aus dem ZDF-Archiv, ist in der Regel kaum möglich. Aus dem vorgehaltenen Material produziert die ZDF Enterprises-Tochter zdf.digital productions deshalb jährlich mehr als 400 hochwertige Videoclips in deutscher und englischer Sprachfassung. Das Angebot wird von Fachjournalisten betreut und konzentriert sich auf Kurzdokumentationen im Clipformat von eineinhalb bis fünf Minuten Länge.

Von allen Gesprächspartnern wird dabei bestätigt, dass ZDF Enterprises mit seinem Ansatz wegweisend im digitalen Transformationsprozess ist. Bei der Verwertung geht das Unternehmen ebenfalls neue Wege und richtet den Vertrieb über eine Vielzahl von Distributions- und Wiederverkaufsplattformen aus. Dabei entsteht die Gelegenheit, mit allen relevanten Partnern aus der digitalen Welt über eine intensive Zusammenarbeit zu sprechen. Die meisten Vertriebsansätze ergeben sich hierbei aus der Kombination mit der Werbevermarktung. Über diesen Ansatz sind Verträge mit Partnern wie Vodafone, Microsoft und sogar mit Fernsehsendern (beispielsweise ServusTV) zustandegekommen. Intensive Verhandlungen werden unter anderem mit prominenten Playern wie Telekom, myVideo, sevenload und YouTube geführt. Im Verlagsbereich gibt es bereits Abschlüsse mit den Onlinepublikationen von Focus und ZEIT. Weitere renommierte Verlagshäuser suchen den intensiven Austausch. Fach- und Lehrwerksverlage zeigen Interesse an der Lizenzierung, Encyclopedia Britannica, Brockhaus und Langenscheidt konnten bereits als Kunden gewonnen werden. Als wichtige Vertriebsunterstützung ist die neue Screening-Plattform unter http://clips.zdf-archive.com gelauncht worden, auf der die Vielzahl der Themen zum Tragen kommt.

Der ZDF-Verbund bietet somit den unterschiedlichsten Medienhäusern durch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit die Möglichkeit, ihre Onlineangebote mit hochwertigem Content anzureichern. Diese Tatsache fügt sich im Übrigen in die Strategie des ZDF ein, die Verlagshäusern Offenheit für Kooperationen aller Art anbietet. In diesem Rahmen gab es unter dem Stichwort »Offensive für Qualitätsmedien« bereits vor mehreren Jahren erste Gespräche mit Printhäusern. Nach den medienrechtlichen Änderungen im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag berichteten nun Ende September 2009 alle Medien: »Die WAZ Mediengruppe und das ZDF haben eine Onlinepartnerschaft geschlossen.« Der Intendant führte nach der Unterzeichnung des Vertrages zwischen ZDF Enterprises und der WAZ-Gruppe am 24. September 2009 in Essen aus: »Die Kooperation zeigt, wie die technische und inhaltliche Kompetenz zweier erfolgreicher Medienunternehmen in hervorragender Art und Weise zusammen gebracht werden kann.« Schon Anfang August 2009 zogen Mediendienste eine erste Bilanz und konstatierten: »Web- und TV-Kooperationen funktionieren«. Dabei zeigten sich vor allem die Betreiber der Websites wie der‑westen.de oder auch ZEIT online mit der Zusammenarbeit und den Zugriffen sehr zufrieden. So bleibt das erfreuliche Resümee: Hier finden Anbieter von hochqualitativen Inhalten zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zusammen.
 
 
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