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2008  
ZDF Jahrbuch
Programmbouquet und Beteiligungen
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Christoph Minhoff
Manfred Jenke

Manfred Jenke, Von 1994 bis 1997 Vorsitzender des Programmausschusses im Hörfunkrat von Deutschlandradio. Zuvor war er von 1974 bis 1993 Hörfunkdirektor des Westdeutschen Rundfunks

Garantie für Qualitätsradio
15 Jahre Zusammenarbeit des ZDF mit der ARD

 
Manfred Jenke
Manfred Jenke


Podiumsdiskussion bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik 1991
Podiumsdiskussion bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik 1991


Mainzer Tage der Fernsehkritik 1991: Peter Voß, Winfried Scharlau, Manfred Jenke, David Marsh, Luc Leysen, Inas Nour und Nikolaus Brender
Mainzer Tage der Fernsehkritik 1991: Peter Voß, Winfried Scharlau, Manfred Jenke, David Marsh, Luc Leysen, Inas Nour und Nikolaus Brender


Manfred Jenke mit dem  vormaligen Intendanten, Professor Dieter Stolte
Manfred Jenke mit dem vormaligen Intendanten, Professor Dieter Stolte
  Die deutsche Wiedervereinigung – oder, anders gesagt: der Beitritt der DDR mit fünf »neuen Ländern« zur Bundesrepublik Deutschland – stellte auch für den Rundfunk die Frage nach einer Neuordnung. Das ZDF, durch seinen gesetzlichen Programmauftrag ausdrücklich dazu aufgefordert, die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit zu fördern, hatte sich schon immer als nationales Programmunternehmen verstanden. Als zweites Programmstandbein – neben dem Fernsehen – strebte das ZDF nun sein eigenes nationales Hörfunkprogramm an. Eines der damit verbundenen Ziele war, sowohl in Ost- als auch in West-Berlin den von der Entlassung bedrohten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ehemaligen Rundfunks der DDR und des RIAS unter dem Dach des ZDF »eine neue Wirkungsmöglichkeit mit sicherer Zukunft« zu geben. So formulierte es der damalige ZDF-Intendant Dieter Stolte und fügte hinzu: Die Durchdringung von Fernsehen und Hörfunk in einem Unternehmensverbund solle die Ausbildungsmöglichkeiten junger Menschen fördern, den Medienverbund stützen und das ZDF im Wettbewerb stärken.

Diese Absicht des ZDF stieß auf Widerspruch bei der ARD und teilweise auch bei den Landesregierungen. Nach langem Hin und Her über unterschiedliche Modelle setzte sich schließlich im Jahr 1993 bei den Ländern die Idee einer gemeinsam von ARD und ZDF zu gründenden Körperschaft namens »DeutschlandRadio1« durch, in der Deutschlandfunk (Köln), RIAS Berlin und der (1990 noch in der DDR gegründete) Deutschlandsender Kultur aufgehen würden. Als Gründungsdatum wurde der 1. Januar 1994 festgelegt. Der Verwaltungsrat des neuen Rundfunkunternehmens konstituierte sich kurz danach und wählte als interimistischen Gründungsintendanten den ZDF-Intendanten Dieter Stolte, der die Körperschaft bis zum 1. April 1994 leitete, dem Dienstantritt des neu berufenen (zuletzt bis 2009 gewählten) Intendanten Ernst Elitz.

Zwei dringliche Aufgaben stellten sich gleich anfangs: Die Zahl der von Deutschlandfunk, RIAS Berlin und Deutschlandsender Kultur übernommenen 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musste nach den politischen Vorgaben im Gründungsstaatsvertrag sozialverträglich auf höchstens 710 zurückgeführt werden, und zwar gleichgewichtig für die beiden Funkhäuser in Köln und Berlin. Mit Unterstützung einer Beratungsfirma wurden zunächst die organisatorischen Strukturen gestrafft, die Mittelbewirtschaftung neu geordnet, die EDV modernisiert und die Voraussetzungen für eine Digitalisierung geschaffen. Zum anderen war es notwendig, die Programmstrukturen sowohl im Berliner Funkhaus als auch zwischen Berlin und Köln wechselseitig aufeinander abzustimmen. Innerhalb weniger Monate gelang es der für das Deutschlandradio Berlin neu berufenen Programmdirektorin Gerda Hollunder, mit einer aus Ost und West stammenden »Reformgruppe« jüngerer und älterer Redakteurinnnen und Redakteure aus allen wichtigen Fachbereichen ein neuartig und ungewöhnlich profiliertes Tagesbegleitprogramm zu entwickeln, um neues, erweitertes Publikum für ein anspruchsvolles Radio zu erschließen. Demgegenüber durfte beim Kölner Deutschlandfunk – so dessen seit Jahren bewährter Programmdirektor Günter Müchler – auf spektakuläre Neustarts verzichtet werden: »Es war gut, nicht in die Zeitgeistfalle zu tappen.« Deshalb galt es für das Kölner Programm, »Kulinarisches« an Wort und Musik zu reduzieren, um sich ganz auf den Kern des Informationsangebots konzen­trieren zu können. So gelang es dem Deutschlandfunk, sich mit seinem hohen Wortanteil nicht nur im Radio, sondern in der Qualitätspublizistik insgesamt als Leitmedium zu behaupten. Hinzu trat das besondere Online-Engagement www.dradio.de, ein programmbegleitendes Internetangebot, das neben viel Service auch wichtige Sendungen beider Programme dokumentiert. Diese Internetpräsenz schafft nicht nur Zugänge für ein jüngeres Publikum, sondern schlägt auch Brücken zu außerhalb der Verbreitungsgebiete der Sender lebenden Hörerinnen und Hörern, die den im Internet empfangbaren Livestream der Deutschlandradio-Programme in wachsender Zahl nutzen.

Als eine der wichtigsten Verpflichtungen des Intendanten kam dann die Werbung um das Vertrauen der Landesregierungen und das Bemühen um Kooperation bei der Vergabe von Sendefrequenzen hinzu. Schon bald konnten in den Landeshaupstädten ständige Korrespondentenplätze eingerichtet werden, was erheblich zur Beachtung und Bedeutung von Deutschlandradio bei den Landespolitikern aller Parteien beitrug, ebenso wie zur deutschlandweiten Wahrnehmung landespolitischer Fragen und Entwicklungen. Dabei bewährte sich auch die Zusammenarbeit mit ARD und ZDF, die dem Deutschlandradio in zahlreichen Fällen Büroräume und technische Unterstützung zur Verfügung stellten. So sind die Landeskorrespondenten in Potsdam, Dresden, Magdeburg und Erfurt in den dortigen ZDF-Studios untergebracht, in Hamburg, Hannover, Kiel und Schwerin beim NDR, in Stuttgart und Mainz beim SWR, in München beim BR, in Wiesbaden beim HR, in Düsseldorf beim WDR und in Saarbrücken beim SR.

Weniger kooperativ erwies sich die ARD bei der erhofften Umwidmung von Frequenzen zur Verbesserung der weithin unbefriedigenden Empfangssituation. Zwar gelang es, die Zahl der UKW-Sender von anfangs 37 bis zum Frühjahr 2008 auf rund 300 Sender zu erhöhen, doch handelte es sich bei den neu hinzugekommenen Frequenzen überwiegend um solche kleiner Leistung, die oftmals nur einen Ort oder auch nur einen Stadtteil abdecken. Zudem verursacht ein kleinteiliges UKW-Netz mit vielen Sendern im Vergleich zu einem Netz mit leistungsstarken Flächensendern unverhältnismässig hohe Kosten. So bleiben für absehbare Zeit alternative Vertriebswege, darunter auch Kabel und Satellit, unverzichtbar.
Besonderes Gewicht wird im Deutschlandradio-Staatsvertrag auf die Synergieeffekte zu den Mitgliedern der Körperschaft, also ARD und ZDF, gelegt. Die regelmäßigen Berichte des Intendanten Ernst Elitz an den Hörfunkrat machen deutlich, dass dieser Erwartung umfassend entsprochen wird. Seit 1997 kooperieren Deutschlandradio und ZDF im Verwaltungsbereich, vor allem bei der kaufmännischen Datenverarbeitung, bei der Personalabrechnung, der Honorarabrechnung, dem Einkauf und der Materialwirtschaft sowie bei Reisen und Logistik. Unterstützung vom ZDF gab es auch bei Baumaßnahmen in Köln und Berlin.

Überdies arbeiten ständige Vertreter des Deutschlandradios in den Fachkommissionen und Arbeitsgemeinschaften von ARD und ZDF mit und beteiligen sich an Projekten der Aus- und Fortbildung. Ergänzend zu Beiträgen seiner eigenen Korrespondenten nutzt das Deutschlandradio den aktuellen Programmaustausch der ARD für die Berichterstattung aus dem In- und Ausland. Die vom Deutschlandradio gemeinsam mit dem Fernsehsender PHOENIX und wechselnden Partnern aus den Printmedien veranstaltete Diskussionsreihe »Pariser Platz« hat sich dank ihrer prominenten Besetzung als eine Institution im politischen Leben der Bundeshauptstadt erwiesen.

Für das Berliner Kulturleben ist die vom Deutschlandradio zu 40 Prozent mitgetragene »Rundfunk-Orchester und Chöre GmbH« (ROC) von großer Bedeutung. Im Kreis ihrer Gesellschafter finden sich, neben dem Hauptgesellschafter Deutschlandradio, die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin und der Rundfunk Berlin-Brandenburg. Zu den von ihr betreuten Klangkörpern gehören das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO), das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB), der Rundfunkchor Berlin und der RIAS-Kammerchor. Neben ihren öffentlichen Konzerten in Berlin und auf Gastspielreisen erscheinen die vier Klangkörper regelmäßig in den Rundfunkprogrammen.

Eine intensive künstlerische Zusammenarbeit findet bei Koproduktionen und Kofinanzierungen von Hörspielen und Features, aber auch bei Konzerten und Musikfesten mit anderen Anstalten der ARD, statt. So wird Deutschlandradio seiner Verpflichtung als »Rundfunk der Länder« gerecht, die Kultureignisse grenzüberschreitend in ganz Deutschland hörbar werden lässt.

Hohen Anteil an der Wertschätzung, die das Deutschlandradio in den 15 Jahren seines Bestehens nicht nur in der politischen und medienfachlichen Öffentlichkeit, sondern bei seinen zahlreichen Hörerinnen und Hörern erwerben konnte, hat das erfolgreiche Bemühen seines von 1994 bis 2009 amtierenden Intendanten Ernst Elitz, ein Unternehmensleitbild zu formulieren und dieses in Reden und Aufsätzen, Tagungen und Konferenzen, Fernseh- und Hörfunksendungen, Universitätsseminaren und Schulen zu vermitteln.

Seit 1996 gilt: »In zwei Programmen bieten wir unseren Hörerinnen und Hörern gleichermaßen Information wie anspruchsvolle Unterhaltung. Die Programme sollen Neugierde wecken, Denkanstöße geben und so präsentiert werden, dass die Vermittlung von Informationen anregt und das Hören Spaß macht. Beide Programme ergänzen einander, haben ein unverwechselbares Profil und sind jeweils unverzichtbar. In beiden Prgrammen schaffen wir ein Forum der Meinungsvielfalt und verkörpern hohe journalistische Qualitätsmaßstäbe, ohne unsere Hörerinnen und Hörer zu überfordern. Unser Unternehmen wurde als nationaler Radiosender von allen Ländern für alle Länder geschaffen. In Ergänzung zu den regional geprägten Programmen der Landesrundfunkanstalten leisten wir damit einen eigenen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration in Deutschland.«

Eine wichtige Zukunftsperspektive eröffnet sich dem Deutschlandradio durch die im 12. Rundfunk­änderungsstaatsvertrag vorgesehene Einführung eines dritten Programms mit der Bezeichnung »Dradio Wissen«. Erklärtes Ziel dieses Programms ist die besondere Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen in Grundlagen- und Anwendungsforschung, Wissenschaft und Wissenschaftspolitik. Dabei ist an eine enge Zusammenarbeit mit Bildungsinstitutionen gedacht.

1 Ab März 2005 änderte sich die Schreibweise von »DeutschlandRadio« in »Deutschlandradio« (Anm. der Red.)

 
 
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