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2007  
ZDF Jahrbuch
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Reinhold Elschot, Geschäftsführer Network Movie

»Nachtschicht« – das Original

 
Reinhold Elschot
Reinhold Elschot


Lars Becker (links) gibt Regieanweisungen. Neben ihm Armin Rohde und Barbara Auer
Lars Becker (links) gibt Regieanweisungen. Neben ihm Armin Rohde und Barbara Auer


Erich (Armin Rohde) gerät in Schwierigkeiten
Erich (Armin Rohde) gerät in Schwierigkeiten


Erich (Armin Rohde, rechts), Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) und Lisa Brenner (Barbara Auer) befragen Zeugen (Anna Loos, links, und Miriam Morgenstern)
Erich (Armin Rohde, rechts), Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) und Lisa Brenner (Barbara Auer) befragen Zeugen (Anna Loos, links, und Miriam Morgenstern)
 

»Das prominenteste Polizeikommissariat der Republik«, »Krimireihe mit Kultpotenzial«, »Überzeugt auf hohem Niveau«, »Spannender Thriller, tolles Team«, »Ein Meisterwerk« – die Zitatreihe ließe sich fortsetzen: So begeistert reagierte die Presse von der Frankfurter Allgemeinen bis zur WAZ, von stern und TV Spielfilm bis HÖRZU auf Lars Beckers erste »Nachtschicht«, die Wiederentdeckung des Polizeifilms im Fernsehen. Wir schrieben das Jahr 2003, und der erste Film, »Amok«, sollte zum Beginn einer überaus erfolgreichen Reihe werden. Inzwischen, 2007, ist die fünfte »Nachtschicht« abgedreht, und die sechste wird vorbereitet.

Unter den sieben, acht Krimiformaten, die Network Movie mit großer Freude für das ZDF produziert (von »SOKO Köln« bis »Lutter«, von »Einsatz in Hamburg« bis »Kommissar Stolberg«), nimmt »Nachtschicht« eine Sonderstellung ein – schon aufgrund ihrer jederzeitigen Unberechenbarkeit und ihrer spannenden Genese.

Am Anfang stand der Mut des ZDF-Fernsehspiels, einen in mancher Hinsicht ungewöhnlichen Film in Auftrag zu geben: einen Polizeifilm, wie es ihn im Fernsehen noch nicht gegeben hatte, mit einem Polizisten, der von Beginn an unter Korruptions-, ja Mordverdacht stehen würde und dennoch als Sympathieträger geführt werden sollte, mit einem Bankräuber und Geiselnehmer, dessen Motive man verstehen sollte, mit Einblicken in fremde und wenig attraktive Sphären der Gesellschaft, und das alles mit dem gehörigen Genre-Ernst, aber auch mit Humor erzählt und durch ein Polizeikommissariat verkörpert, das es noch nicht gegeben hatte: mit der attraktiven Katharina Böhm, die zuvor eher in anderen Genres zu Hause war, mit Minh-Khai Phan-Thi als erster asiatischer Kommissarin im deutschen Fernsehen, mit dem druckvollen Schauspieler-Gewicht Armin Rohde, mit dem jungen, spannenden Ken Duken – ein ungewöhnliches Ensemble, aber eines von großer Spielkraft – die nächtliche Polizei-Feuerwehr Hamburgs, der Kriminaldauerdienst, die Polizisten, die von abends sechs bis morgens um sechs Dienst haben und ihren Fall, ihre Fälle tunlichst in dieser Zeit erledigt und gelöst haben sollten. Die »ticking clock« sollte den Filmen den Takt vorgeben, erzähldramaturgisch wie im Bild: Die Zeit läuft immer, und sie läuft eigentlich für die Verbrecher.

Lars Becker ist der Erfinder der »Nachtschicht«, der die Geschichten schreibt und sie selbst inszeniert, der den Polizeifilm, den Thriller, den Kriminalfilm kennt, der die Regeln der Genres beherrscht, ihre Konventionen respektiert und sie doch immer wieder aufbricht, neu auslotet – sein ZDF-Film »Rette Deine Haut« von 2007 war Referenz für die »Nachtschicht« –, der spannend-neue Erzählformen wagt, die Dinge mit eigenem Humor schreibt und inszeniert, der Schrecken und der andere Blick darauf, sie liegen nahe beieinander.

Die »Nachtschicht« ist Genre also – und weit mehr. Lars Becker spielt gekonnt mit dem Polizeifilm, und er macht soziale Filme: Zwangsadoption, Kindesmisshandlung, sexuelle Belästigung, himmelschreiende gesellschaftliche Ungerechtigkeit sind »Nachtschicht«-Themen, zugleich ist »Nachtschicht« extrem gutgelauntes Fernsehen, allerbeste Unterhaltung durch das gekonnte Wechselbad der Gefühle, in das der Regisseur uns stürzt, durch die Genre- und Fühl-Wechsel vom Thriller zur Liebesgeschichte, zum Drama, zum Absurden und wieder zurück zum Krimi, und das in kürzester Zeit, durch das Wiederauftauchen von Figuren aus vorangegangenen Filmen, das Weitererzählen von Erzählsträngen über längere Zeiträume, durch die manchmal wilden Wege und Wendungen der Geschichte, noch den kürzesten exzellent geschriebenen Dialog, durch die bemessene Wahl der Form, durch die herausragenden Schauspieler: Kinostar Barbara Auer trat jüngst an die Stelle Katharina Böhms, Pierre Semmler, der einem Fremdenlegionärsfilm entstiegen sein könnte, kam zurück zur Ermittlertruppe, und mit ihnen spielen die Stars des deutschen Films und Fernsehens: Marie Bäumer, Uwe Ochsenknecht, Matthias Brandt, Anja Kling, Devid Striesow, Jan Josef Liefers, Anna Loos, Cosma Shiva Hagen, Jasmin Gerat, Melika Foroutan, Gustav Peter Wöhler und Florian Lukas waren schon dabei, und zum Casting-Konzept der »Nachtschicht« gehören auch Gastauftritte etwa von Bela B. Felsenheimer, dem Drummer der »Ärzte«, der Moderatorin Charlotte Roche, dem DJ D-Flame, und ein Weltstar wie Dominique Pinon (»Alien«, »Die fabelhafte Welt der Amélie«) spielte auch – erstmals – in einem deutschen Fernsehfilm.

»Nachtschicht«, das sind auch Filme aus einer Hand, denn Lars Becker ist Autor und Regisseur zugleich – eine Einheit, die es in der extrem arbeitsteiligen Fiction-Produktion kaum mehr gibt. Und in diesem System ist angelegt, dass der Regisseur Becker vom Autor Becker immer mal wieder überrascht ist und wird – zuweilen gar während des Drehs: »Nachtschicht«, und darin liegt die besondere Herausforderung wie die herausragende Chance, erfindet sich immer wieder neu.

Dass dies so sein kann und darf, hat Voraussetzungen: »Nachtschicht« kann nur entstehen, weil hinter Lars Becker und dem Format das ZDF-Fernsehspiel mit Hans Janke und seinem Redakteur Daniel Blum steht, das Programm-Management des Senders und die Produktionsfirma Network Movie, ein Tochterunternehmen des ZDF.

Und zur großen Freude aller wird die »Nachtschicht« nicht nur vom ZDF, den Produzenten und von der Presse geliebt, sondern auch vom Zuschauer: Das Programm hat stabil hohe Einschaltungen, und das auch in der Wiederholung. »Nachtschicht« ist repertoirefähiges Programm, und »Nachtschicht« ist zudem eines der jüngsten Programme im ZDF mit bis zu 16,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen.

Das alles zusammen macht die Krimireihe »Nachtschicht« so einzigartig: eine der profilierten und erfolgreichen Programm-Marken des ZDF – und wenn alles gut geht, wird auch die nächste Episode, »Nachtschicht – Ich habe Angst«, beweisen, dass das Ganze, sehr klassisch, wieder einmal weit mehr ist als die Summe der Einzelteile: die Magie des gut gemachten Films, ein Ensemble magischer Momente, die uns in den Bann ziehen und alles um uns herum für eine Zeitlang vergessen lassen – um uns am Ende doch ein Licht aufzustecken.
 
 
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