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2007  
ZDF Jahrbuch
Programmbouquet und Beteiligungen
Daniel Fiedler
Hans Robert Eisenhauer
Barbara Biermann
Wolfgang Bergmann
Alexander Coridaß
Reinhold Elschot
Christoph Minhoff
Marco Bertolaso

Barbara Biermann, Leiterin der Hauptredaktion Kinder und Jugend und des Kinderkanals KI.KA

Zehn Jahre KI.KA

 
Barbara Biermann
Barbara Biermann


Guido Hammesfahr alias Fritz Fuchs (rechts) mit Peter Lustig (Mitte) und Helmut Krauss als Nachbar Paschulke
Guido Hammesfahr alias Fritz Fuchs (rechts) mit Peter Lustig (Mitte) und Helmut Krauss als Nachbar Paschulke


Andreas Korn
Andreas Korn


Moderator Marvi präsentiert spannende Reportagen aus aller Welt
Moderator Marvi präsentiert spannende Reportagen aus aller Welt


Lauras Stern mit Gute-Nacht-Geschichten
Lauras Stern mit Gute-Nacht-Geschichten


Tabaluga rockt mit Bernhard Hoecker
Tabaluga rockt mit Bernhard Hoecker


Das Pferd Mississippi erfreut sich allgemeiner Beliebtheit
Das Pferd Mississippi erfreut sich allgemeiner Beliebtheit


Plakat zur Sendung »H2O«
Plakat zur Sendung »H2O«
 

Als der KI.KA – damals noch Kinderkanal – vor zehn Jahren auf Sendung ging, hatten sich kommerzielle Kanäle für Kinder gerade in der deutschen Fernsehlandschaft gut etabliert. Eine Kommerzialisierung des Kinderfernsehens in Deutschland war leider die unschöne Folge. Ausschließlich am quantitativen Erfolg ausgerichtete Programme dominierten die werbefinanzierten Angebote.

Qualitativ von hohem Anspruch und vielfältig in allen Genres hatten aber auch die Angebote für Kinder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen zunehmend schweren Stand. Veränderte Wettbewerbsbedingungen der Hauptprogramme führten zu Einschnitten in der Programmierung sowohl bei ARD als auch beim ZDF. Warum dann nicht ungewohnte und neue Wege bestreiten? Schließlich waren in der alten Konkurrenz hervorragende Programme entstanden: »Löwenzahn« und »Die Sendung mit der Maus«, »logo!« und der »Kinderweltspiegel«, »Siebenstein« und die »Sesamstraße«, »Der Sandmann«, »Pippi Langstrumpf«, »Wickie ... und die starken Männer« und vieles mehr. So wurde aus einer gewissen Not eine große Tugend: ein Vollprogramm für Kinder – Der Kinderkanal von ARD und ZDF. Damit wurde aber nicht nur den Bedürfnissen von Kindern und Eltern entsprochen, medienpolitisch wurde der Anspruch der öffentlich-rechtlichen Sender auf eigene Spartenkanäle mit einem gesellschaftlich besonders relevanten Beispiel aufs Beste manifestiert. Ein Qualitätsprogramm, das anregt und Spaß macht und seine Zuschauer nicht auf ihre Rolle als Konsumenten reduziert.

Seit nunmehr zehn Jahren füllen die Verantwortlichen in den Redaktionen von ARD, ZDF und dem KI.KA in Erfurt diesen Anspruch mit Leben. So beweist der KI.KA, dass Fernsehen für Kinder, das sich an ihren Bedürfnissen orientiert, viel Anregung bietet und ihre Entwicklung sinnvoll unterstützt. Dabei bietet der KI.KA ein Programm, das sich im doppelten Sinne des Wortes sehen lassen kann. In seinem zehnten Jahr ist der KI.KA beliebter denn je. In seiner Gesamtsendezeit von sechs bis 21 Uhr übersteigt er alle Erwartungen aus den Vorjahren und wird unangefochtener Zweitplatzierter mit einem Kindermarktanteil deutlich über der 15-Prozent-Marke hinter dem Marktführer Super RTL und weit vor Nick, dem zweiten kommerziellen Vollprogramm für Kinder, das seit 2005 (erneut) den deutschen Kinderfernsehmarkt zu erobern sucht. Auch heute noch überzeugt der KI.KA mit der Vielfalt aller Programmgenres in seinem durch und durch öffentlich-rechtlichen Profil. Für diese Vielfalt haben sich ARD und ZDF und die KI.KA-Kollegen in Erfurt verpflichtet, den KI.KA jährlich mit einer stattlichen Zahl von Premierenminuten, differenziert nach unterschiedlichen Genres, zu beliefern. Dieses System hat sich zweifelsohne bewährt, auch wenn es pers­pektivisch darum gehen wird, die gewünschte öffentlich-rechtliche Genrevielfalt mit der ebenfalls erforderlichen Wiedererkennbarkeit über profilierte Marken noch stärker herauszuarbeiten.

Vor diesem Hintergrund freue ich mich einmal mehr über unsere Info-Klassiker »Löwenzahn« und »logo!«. Ersterer seit 2006 mit neuem Moderator, Guido Hammesfahr alias Fritz Fuchs, dem es gelungen ist, in die großen Fußstapfen von Peter Lustig zu treten, sodass wir diese prominente Marke des ZDF-Kinderprogramms mit neuem Gesicht und moderaten redaktionellen Anpassungen auch für den KI.KA erhalten konnten.

Und »logo!« ist immer noch die einzige werktägliche Kindernachrichtensendung in Deutschland und damit Alleinstellungsmerkmal für den KI.KA. Vor allem aber ist »logo!« Gewinner der Sendezeitausweitung bis 21 Uhr. Marktanteile bis gut 21 Prozent wurden mit der 19.50-Uhr-Sendung bereits im ersten Halbjahr 2007 erreicht. Solch beachtliche Quoten belegen einmal mehr, wie groß das Informationsbedürfnis von Kindern ist.

Das ZDF trägt zudem mit Magazinen wie »pur+«, »Marvi Hämmer präsentiert NATIONAL GEOGRAPHIC WORLD« oder der Dokumentationsreihe »Stark!« – um nur drei Beispiele zu nennen – zum Renommee des Spartenprogramms bei. Von Magazinen über Dokumentationen bis hin zu Doku-Soaps bietet der KI.KA alle journalistischen Darstellungsformen in kindgerechter Präsentation und macht deutlich, dass öffentlich-rechtliche Informationskompetenz im Kinderfernsehen beginnt. Damit unterscheidet sich der werbefreie Sender fundamental von den kommerziellen Mitbewerbern. Mit einem Anteil von knapp 20 Prozent am Programm zeigen die Kindersender der privaten Veranstalter in etwa soviel Werbung wie der KI.KA Informationssendungen. Die kommerzielle Durchdringung des Programms der werbefinanzierten Sender ist im Kindersegment auffällig. Für viele Eltern ist daher die Werbefreiheit des KI.KA ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Der KI.KA hat sich zudem zum Maßstab für gutes Kinderfernsehen im europäischen Vergleich entwickelt. Kein anderer deutscher Kindersender zeigt dank der Zulieferung aus beiden öffentlich-rechtlichen Systemen so viele preisgekrönte Produktionen.

Aber nicht nur die Infoformate, sondern auch die Unterhaltungsangebote, die das ZDF dem KI.KA zur Verfügung stellt, zeichnen sich durch einen Mehrwert aus. Stellvertretend sei hier das Clubformat »Tabaluga tivi« erwähnt. Ebenso wie der KI.KA bereits zehn Jahre alt, sammeln Kinder in aktionsreichen, spannenden Spielrunden Glücks­punkte für einen selbstgewählten wohltätigen Zweck und zeichnen regelmäßig Menschen für ein besonderes soziales Engagement mit dem Goldenen Tabaluga aus.

Ein Programmschwerpunkt des ZDF war immer der Aufbau großer Zeichentrickmarken, gerne im europäischen Verbund: »Briefe von Felix«, »Lauras Stern« oder »Pettersson und Findus« sind sicherlich immer noch die drei prominentesten Beispiele, die wir im Sinne der eingangs beschriebenen erforderlichen Markenbildung alle prolongiert haben. Diese und auch weniger bekannte haben mit ihrer regelmäßigen Performance in der abendlichen Vorschulstrecke wesentlich mit für den außerordentlichen Erfolg des KI.KA bei dieser Zielgruppe gesorgt. Dass sich der KI.KA um die Vorschüler immer mit großem Erfolg bemüht hat, hat ihm mitunter auf den Schulhöfen das Image des »Babysenders« eingetragen. Umso erfreulicher sind die Entwicklungen in diesem Jahr, dass es gerade mit Realserien am späten Nachmittag – wie »Schloss Einstein« (ARD/KI.KA) oder »H2O – Plötzlich Meerjungfrau« (ZDF) – gelang, verstärkt ältere Kinder für den KI.KA zu interessieren.

Last but not least sind es die Klassiker aus der Kinderliteratur, die ZDF tivi für den KI.KA bereithält. Astrid Lindgren gehört genauso dazu wie Ottfried Preußler oder – ganz aktuell – Cornelia Funke. Die »deutsche J. K. Rowling«, wie Cornelia Funke zuweilen genannt wird, hat mit ihren Romanen Die wilden Hühner, Die wilden Hühner und die Liebe und Hände weg von Mississippi die Grundlage für drei überaus erfolgreiche Kinohits gelegt, wobei letztgenannter, von Detlev Buck inszeniert, im Jahr 2007 mit der Goldenen Lola ausgezeichnet wurde.

Die positive Entwicklung der Sendezeitausweitung, seit 2003 zunächst als Probephase, seit 2005 dann im Regelbetrieb, ist sicherlich einer der wesentlichen Erfolge der vergangenen zehn Jahre. Hatte bereits die Einführung des Kinderkanals auch für Besorgnis gesorgt und die bange Frage aufgeworfen, ob dieses geballte Angebot nicht fatale Folgen für den Gesamtfernsehkonsum der Kinder haben müsse, so kann man heute beruhigen: Der Fernsehkonsum der Kinder ist statistisch in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, wobei erst in jüngsten Entwicklungen die alternative Nutzung neuer Medien dagegen aufgerechnet werden muss.

In diesem Sinne hat auch die Sendezeitausweitung den kindlichen Zuschauern sicherlich nicht geschadet, sondern dafür gesorgt, dass mit einem erweiterten KI.KA-Programm zur Hauptsehzeit der Kinder am Abend eine öffentlich-rechtliche Alternative geboten wurde.

Als bundesweites Programmangebot aus den fünf neuen Ländern hat der KI.KA auch für Region und Bevölkerung um Erfurt eine große Bedeutung. Seit einigen Jahren bereits gibt es die Kinderfilm GmbH in Erfurt, eine Produktionsgesellschaft, die für den KI.KA und andere qualitätsvolle Kinderprogramme produziert. Die MDM, die Mitteldeutsche Medienförderung, hat stets ein besonderes Inte­resse für hochwertige Kinderprogramme gezeigt. Seit diesem Jahr ist das Mediengründerzentrum hinzugekommen, das ausreichend Studiokapazitäten bietet, um vor der Haustür des KI.KA und eng mit ihm zusammen neues Programm für Kinder entstehen zu lassen. 2007 luden der KI.KA und der Freistaat Thüringen zum dritten Mal zur Fachtagung und internationalen Austauschbörse nach Erfurt ein. Der sogenannte »Erfurt Exchange«, zu dem Programmverantwortliche aus über 50 Ländern anreisten, hat sich als Event etabliert und ist, ebenso wie der »Erfurter Netcode«, das Gütesiegel für hohe Qualitätsstandards der Internetangebote für Kinder, mit der Thüringischen Landeshauptstadt verbunden.

Vorschüler malen und basteln für den KI.KA, Grundschüler spielen live im Programm, ältere Kinder nutzen den Sender als »Kummerkasten« – Interaktivität ist das Markenzeichen des KI.KA. Er ist der Ansprechpartner der Zuschauer, dem sie vertrauen und mit dem sie in Kontakt treten.

Bislang beschränkt sich die Mitwirkung der Kinder auf die klassischen Interaktionsmöglichkeiten – per Mail, Brief und Telefon –, aber auch in der neuen digitalen Zukunft wollen Kinder mitmachen, sie wollen sich austauschen und spielerisch mit Inhalten umgehen. Um für ein junges Publikum Programm zu machen, muss man stets auf Augenhöhe mit ihm agieren. Auch morgen noch soll und will der KI.KA ein vertrauter Kommunikationspartner seiner Zielgruppe sein. Die Zukunft hat längst begonnen, die digitale Technik überschlägt sich an Möglichkeiten: Abruf-Fernsehen, Web 2.0 oder Handy-TV seien hier nur stellvertretend genannt. Diese Zukunft gilt es sorgfältig zu planen und tatkräftig zu gestalten, um auch perspektivisch mit dem KI.KA ein Programm zu bieten, das seine kindlichen Zuschauer ernst nimmt und neben Orientierung viel Spaß, Spannung und Unterhaltung bietet.
 
 
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