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2008  
ZDF Jahrbuch
Produktion und Technik
Andreas Bereczky
Eckhard Matzel/
Ralf Martin
Meike Painter
Peter Hardt

Peter Hardt, Geschäftsbereich Produktions- und Sendebetrieb

Von May und Nipkow zur integrierten Produktionslandschaft

 
Peter Hard
Peter Hardt


Erste Fernsehbilder
Erste Fernsehbilder


Nachrichtenproduktion
Nachrichtenproduktion


Vereinfachte Produktionsstruktur am Beispiel der Sendezentrale
Vereinfachte Produktionsstruktur am Beispiel der Sendezentrale


Integrierte Produktionslandschaft  am Beispiel der Sendezentrale
Integrierte Produktionslandschaft am Beispiel der Sendezentrale
  Man glaubt es kaum: Bereits vor 135 Jahren wurden die technischen Voraussetzungen für das Fernsehen geschaffen. Historische Meilensteine waren die Entdeckung der lichtabhängigen elektrischen Eigenschaften des Selens durch Josef May 1873 und die Erfindung der Nipkowscheibe zur Abtastung von Szenen mit Lichtpunkten durch Paul Nipkow 1874. Es bedurfte weiterer Entwicklungen, bis man ab etwa 1920 von einer Epoche der »frühen Fernsehproduktion« sprechen kann.

Auf einer dunklen Bühne von maximal neun Quadratmetern agierten die Darsteller, ein Lichtstrahl tastete die Szene zeilenweise ab, und eine Selenzelle an der Wand erzeugte das »Fernsehsignal« (Bild 1). Das Zeitalter der modernen »elektronischen Fernsehstudioproduktion« begann jedoch erst 1933 mit der Erfindung der Aufnahmeröhre (Ikonoskop) durch den Russen Wladimir Kosma Zworykin. Damit wurde es möglich, optisch projizierte Bilder elektronisch abzutasten und als Fernsehsignal zu übertragen.

Für die Speicherung von Fernsehbildern bediente man sich des Zelluloidfilms, bis mit der Entwicklung der Magnetbandaufzeichnung für Fernsehsignale durch die Firma Ampex 1957 die Grundlage für die »vollelektronische Fernsehproduktion« gelegt war. Insbesondere im Bereich der Nachrichtenproduktion war die Technik der »elektronischen Berichterstattung« ab etwa 1980 eine revolutionäre Befreiung von den zeitraubenden Arbeitsschritten der Filmproduktion. Noch während sich immer kleinere Geräte zur Aufnahme und Bearbeitung von Fernsehbildern etablierten, zeichnete sich Anfang der 90er Jahre ein deutlich weitergehender technologischer Wandel ab, die »Digitalisierung der Fernsehproduktion«. Die Zeit der Digitalisierung wurde zunächst dominiert von digitalen Fernsehsignalen, die analoge Techniken ablösten, und war in der Folge gekennzeichnet von Systemen auf der Basis von Computern, die in der Lage waren, Bild- und Tonmaterial in Form digitaler Daten zu speichern und zu verarbeiten. Mit der Einbindung dieser »nichtlinearen« Bearbeitungssysteme in Datennetzwerke mit zentralen Speichern für die Bild- und Tondaten begann Ende des letzten Jahrtausends die Zeit der »Integrierten Produktionssysteme«, die sich der Werkzeuge der Informationstechnologie (IT) bedienten. Das Beitragsmaterial selbst lag nun nicht mehr auf Bändern vor, sondern wurde in Form digitaler Daten zum Objekt des IT-basierten Produktionssystems, so wie andere Datenobjekte (beispielsweise Textdateien) auch, und es kann ebenso wie diese behandelt werden. Damit ist es möglich, neben einzelnen Bearbeitungsfunktionen, wie zum Beispiel Aufzeichnung, Schnitt, Vertonung und Sendung, auch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Produktionsbereiche technisch zu unterstützen, die an der Herstellung einer Sendung beteiligt sind. Da insbesondere die Produktion der »Aktuellen« von ablauftechnischen Verbesserungen profitieren kann, ist es nicht verwunderlich, dass in diesem Einzugsbereich (Bild 2) die ersten »Integrierten Produktionssysteme« installiert wurden.

Bereits 1998 wurde im ZDF mit der Entwicklung des »Digitalen Produktionssystem Aktuelles« (DPA) begonnen, das von der redaktionellen Sendungsplanung über die Herstellung der Beiträge bis hin zur Abwicklung der Nachrichtensendung alle beteiligten Bereiche unterstützen sollte. Im Zuge der Installation der integrierten Produktionssysteme in Mainz und Berlin wurde der zunehmende Bedarf deutlich, den Einzugsbereich zu erweitern. Die Systeme mussten nun auch den Anforderungen jenseits der Nachrichtenproduktion gerecht werden.

Zeitgleich mit den digitalen Produktionssystemen im Umfeld der Produktion im Bereich »Aktualität« wurde im ZDF das »digitale Archivsystem« (DAS) entwickelt und realisiert. Hier spielte zunächst die Verknüpfung der konventionellen Fernsehdatenbanken mit Ansichtskopien des Archivmaterials und den damit verbundenen multimedialen Recherchemöglichkeiten eine wichtige Rolle. Seit 2006 werden aktuelle Sendungen des ZDF vollständig in Form digitaler Daten vorgehalten.

Inzwischen haben sich die lokal vernetzten Produktions- und Archivsysteme zu den Kernsystemen einer Produktionslandschaft entwickelt, in die alle Bereiche der Fernsehproduktion zu integrieren sind. Darüber hinaus gilt es, neben den klassischen Fernsehkanälen neue Programmverbreitungswege und deren Besonderheiten zu berücksichtigen. Es bedarf einer ganzheitlichen Betrachtung der Produktionslandschaft.

Das ZDF bedient sich hierzu der »Produktionsstruktur« (Bild 3), einer abstrakten Darstellung der Produktionsbereiche und deren struktureller Zuordnung in der Produktionslandschaft. Ziel ist es, auf dieser Grundlage unterschiedliche Produktionsszenarien und das Zusammenspiel der jeweils beteiligten Bereiche, Material- und Informationswege oder auch den bereichsübergreifenden Einzugsbereich von Produktionssystemen abzubilden. Damit sind konkrete Anforderungen an die Systeme und deren Zusammenspiel in einer integrierten Produktionslandschaft zu diskutieren und abzuleiten.

Es zeigt sich, dass lokal vernetzte Produktionssysteme im Rahmen eines begrenzten Einzugsbereichs für spezifische Aufgaben optimiert sind. Die Systeme verschiedener Hersteller unterscheiden sich zwar hinsichtlich der Ausführung der Arbeitsplätze für die Aufzeichnung, Verarbeitung und Sendung von Beitragsmaterial, nicht aber hinsichtlich der Einzigartigkeit der technischen Integration. In der Regel werden unterschiedliche Formate für Beitragsmaterial und beschreibende Daten sowie herstellerspezifische Datenbank- und Verwaltungssysteme verwendet. Entsprechend schwierig gestaltet sich das herstellerübergreifende Zusammenspiel digitaler Systeme innerhalb einer Produktionslandschaft. Häufig sind Videobänder, Signalleitungen und gedruckter Text die Schnittstellen zur Überwindung von Systemgrenzen. Solche Verfahrensweisen stehen der Unterstützung effizienter Herstellungsprozesse entgegen.

Im ZDF wird daher die Entwicklung einer technischen Plattform verfolgt, mit der die digitalen Produktionssysteme herstellerunabhängig verknüpft werden sollen. Eine Integrationsplattform namens »MINT« (Medien Integration Netzwerk Technologie) soll in Zukunft das Zusammenspiel der unterschiedlichen Produktionsbereiche standort- und systemübergreifend unterstützen (Bild 4). Hierzu zählen beispielsweise die Recherche und der Austausch von Dreh-, Beitrags- und Archivmaterial, die Bereitstellung von zusätzlichen Informationen und beschreibenden Daten, die Automatisierung von Routineprozessen, die Aufbereitung von Beiträgen für unterschiedliche Verbreitungswege und nicht zuletzt die Bereitstellung von Schnittstellen für die Anbindung von administrativen Prozessen, die eine Produktion von der Planung bis zur Abrechnung begleiten. Am Ende dieser Entwicklung steht eine integrierte Produktionslandschaft, die den kreativen Prozess optimal unterstützt.
 
 
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