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2002  
ZDF Jahrbuch
Produktion und Technik
Albrecht Ziemer
Andreas Schrott
Rolf Decker

Albrecht Ziemer

Vor dem verflixten siebten Jahr: fünf Jahre Produktionsdirektion

 
Albrecht Ziemer
Albrecht Ziemer
              
 

Nach mehr als einjähriger organisatorischer Vorbereitung wurde zum 1. Juli 1997 die Produktionsdirektion gegründet. Sie ging aus der ehemaligen Technischen Direktion und der Hauptabteilung Produktion hervor, in ihr wurden die maßgeblichen technischen und programmproduktionellen Aktivitäten des Hauses zusammengefasst. Die neue Organisation sah ferner vor, dass für alle marktüblichen und marktgängigen Leistungen der Produktionsdirektion über ein Benchmarkverfahren Marktpreise ermittelt werden, denen die tatsächlichen Kosten gegenzurechnen sind. Ist diese Bilanz positiv, arbeitet die Produktionsdirektion günstiger als der »freie« Markt; mit der eigenen Erbringung der technischen oder produktionellen Leistung wird dem Haus dann folglich mess- und bewertbares Geld gespart.

Die Zuständigkeit der Produktionsdirektion umfasst alle programmlichen Eigenproduktionen, die im Inland erbracht werden, was in etwa 60 Prozent der täglichen Sendungen allein des ZDF-Hauptprogramms ausmacht. Weitere Kunden für Produktion und Dienstleistungen sind die Partnerprogramme 3sat, ARTE und Der Kinderkanal, die Digitalprogramme und -bouquets ZDFvision und ZDFmobil sowie die Informationsdienste Videotext und ZDFdigitext und das Online-Angebot. Außerdem umfasst ihre Zuständigkeit die gesamte Fernsehtechnik (Signaltechnik), Versorgungstechnik sowie die Konzipierung und Umsetzung der Technologiepolitik des Hauses bei der Verbreitung seiner Programm- und Sendesignale.

Zum Zeitpunkt ihrer Gründung hatte die Produktionsdirektion 1 630 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; die ständig notwendigen Anpassungsprozesse an veränderte Programmstrukturen, Produktionsprozesse und Aufgabengebiete haben diese Zahl auf aktuell 1 400 abschmelzen lassen. Hinzu kommt eine große Zahl von freien Mitarbeitern, die entweder gewisse Arbeitsgebiete fast vollständig abdecken – zum Beispiel Graphik, Design, Produktionsstäbe – oder aber Arbeitsspitzen ausgleichen. In Bild 1 ist die Organisationsstruktur der Produktionsdirektion wiedergegeben.

Bild 1

Produktionsdirektion

Produktionsdirektion

Die Produktionsdirektion besteht nun seit mehr als fünf Jahren. Mit dem 31. Dezember 2002 legt sie ihren kompletten fünften Jahresabschluss vor, und der weist zum fünften Mal in Folge ein positives Gesamtergebnis aus. Das heißt, die Produktionsdirektion hat seit ihrer Gründung ununterbrochen wirtschaftlicher gearbeitet als es der Bezug und der Zukauf ihrer Leistungen am freien Markt erbracht hätten. Zählt man die jeweiligen positiven Jahressaldi zusammen, so ergibt sich über den Gesamtzeitraum eine Überdeckung von rund 42 Millionen Euro, eine Summe, die für das Haus erwirtschaftet wurde und die somit für andere Aufgaben und insbesondere für das Programm zur Verfügung gestellt werden konnte.

Bei dieser positiven Gesamtbilanz ist zusätzlich zu berücksichtigen – man könnte auch sagen zu würdigen –, dass über die besagten fünf Jahre ein ständiger Anpassungs- und Veränderungsprozess vollzogen werden musste. Das »Geschäft« lief alles andere als statisch. Auf die fortlaufende Personalanpassung ist schon hingewiesen worden. Als weitere, teilweise gravierende Veränderungen seien erwähnt: Flexibilisierung der Arbeitszeit zwischen sechs und zehn Stunden täglich bei Bildung von Kurz- und Langzeitkonten; nahezu revolutionäre Anpassung der verrechenbaren Leistungen des Außenübertragungsbetriebs an die Marktgegebenheiten; Preisreduktionen um bis zu 40 Prozent allein bei den Schnittleistungen; Aufnahme neuer Arbeitsgebiete wie Netzwerkcenter, Online, Data Broadcast Center und Digitalbouquets und Anpassung von Kapazitäten an einen völlig veränderten Produktionsmix in den Bereichen Sport, Unterhaltung und Show; sowie Einführung nichtlinearer Schnittsysteme, Vernetzung von Produktionssystemen und Planung und Inbetriebnahme von Großinvestitionen wie dem Sendezentrum 2 in Mainz oder dem Hauptstadtstudio in Berlin und das Auffangen der damit erheblich angestiegenen Abschreibungskosten.

Diese Liste ließe sich im Großen wie im Kleinen noch vielfach fortsetzen, macht sie doch deutlich, wie einschneidend und virulent es auch nach den umfassenden Anpassungsmaßnahmen des Gründungsprozesses für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Produktionsdirektion weitergegangen ist. Bild 2 zeigt einige Kennzahlen dieser Entwicklung. Im Zeitraum 1996 bis 2000 sind allein die eigenproduzierten Sendeminuten um 48 Prozent gestiegen, im gleichen Zeitraum haben trotz dieses Anstiegs, trotz neuen und zusätzlichen Aufgabengebieten, gestiegenen Abschreibungskosten und der allgemeinen Preisentwicklung die Gesamtkosten der Produktionsdirektion sogar noch um fünf Prozent abgenommen. Das ist ein beachtlicher Ausweis einer Leistungssteigerung, der nur über Dynamik, Kreativität und Flexibilität aller involvierten Mitarbeiter möglich wurde.

Bild 2

Entwicklung eigenproduzierte Sendeminuten und Kosten

Entwicklung eigenproduzierte Sendeminuten und Kosten

Die Produktionsdirektion hat sich offensichtlich mit Geschick und gutem Erfolg an die Gesetze und Spielregeln des Markts angepasst. Sie hat den Wettbewerb für das Haus bestanden, fünf Jahre in Folge. Sie ist dabei ein konkurrenzfähiger Produktionspartner des Programms geworden und ist trotz aller wirtschaftlicher Zwänge zugleich ein kreativer und hoch innovativer Weichensteller in der Medientechnologie geblieben: Die Einführung vernetzter Produktionssysteme, der Aufbau eines Netzwerkcenters, die Konzipierung ausspielneutraler Speicherungssysteme für die Datendienste des Hauses, die Einführung digitaler Programmbouquets, die MHP-Plattform und die Schrittmacherfunktion bei interaktivem digitalen terrestrischen Fernsehen zeugen davon. Aber ein verlässliches Polster für die weitere Zukunft ist daraus nicht entstanden. Sparzwänge aller Orten werden auch der Produktionsdirektion weiterhin Erhebliches abverlangen, ein verflixtes siebtes Jahr wird es in diesem Sinne nicht geben, es ist vielmehr zu einem Dauerzustand geworden. Und darauf hat sich die Produktionsdirektion gut eingestellt.

 
 
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