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2002  
ZDF Jahrbuch
Produktion und Technik
Albrecht Ziemer
Andreas Schrott
Rolf Decker

Andreas Schrott

Das neue Überall-Fernsehen
Start von ZDFmobil im Großraum Berlin-Brandenburg

 
Andreas Schrott
Andreas Schrott


              
 

»Aus. Ende. Basta.« – Auch wenn dieser Slogan sicherlich nicht auf ein neues Zeitalter der Fernsehnutzung schließen lässt, so beschreibt er doch sehr anschaulich, was Deutschland in den nächsten Jahren beim analogen Fernsehen über Antenne widerfahren wird: nämlich der vollständige Ausstieg aus einer Technik, die noch vor wenigen Jahren für die Versorgung aller Zuschauer verantwortlich war. Dieser Schritt hat sich bereits vor Jahren abgezeichnet, als Kabel und Satellit ihren Siegeszug durch die Wohnzimmer genommen haben und heute bereits mehr als 90 Prozent der Haushalte versorgen. Eine Entwicklung, die leicht nachvollziehbar ist, spricht doch die Programmanzahl eindeutig gegen das bisherige Fernsehen über Antenne, dem sein Nutzer nur in wenigen Regionen Deutschlands mehr als vier oder fünf Programme entlocken konnte. Politik, Wirtschaft und alle führenden Programmveranstalter haben frühzeitig erkannt, dass dieses System in seiner jetzigen Form im Markt nicht bestehen kann und der vollständige Verlust der terrestrischen Zuschauer nur eine Frage der Zeit sein wird. Deshalb stand zur Wahl, einen endgültigen Schlussstrich unter die Terrestrik zu ziehen oder aber ein attraktives System zu schaffen, das den Zuschauern und den Programmveranstaltern neue Perspektiven bietet. Die rasante Entwicklung der digitalen Technik in den vergangenen Jahren ließ dabei kaum Zweifel aufkommen, dass dieser Verbreitungsweg eine einmalige Chance ist, um den geänderten Ansprüchen einer modernen und mobilen Gesellschaft auch im Bereich des Rundfunks in vollem Umfang gerecht werden zu können.

Der Entschluss, auf den vorhandenen Sendeanlagen Platz zu schaffen für ein neues System – der digitalen Terrestrik (oder kurz: DVB-T) – war schnell gefasst, sprachen doch die enormen Vorteile dieser neuen Technik eindeutig dafür. Künftig kann der Zuschauer nicht nur auf eine große Programmanzahl über Antenne zugreifen, ihm wird eine völlig neue Form der Fernsehnutzung geboten. Er wird die Informations- und Unterhaltungsvielfalt des Fernsehens und darüber hinaus neue Datendienste immer und überall nutzen können. Wo auch immer er ist. Wann immer er möchte. Zu Hause, im Garten oder unterwegs – in digitaler Qualität und ohne Installationsaufwand. Ein Produktname war damit schnell gefunden. Dieser beschreibt das eigentliche und überzeugende Alleinstellungsmerkmal gegenüber allen alternativen Verbreitungswegen: das Überall-Fernsehen.

Wo man bisher auf die Installation einer Dachantenne, Satellitenschüssel oder eines Kabelanschlusses angewiesen war oder auf Fernsehen vielleicht sogar ganz verzichten musste, reicht dann eine bleistiftgroße Stabantenne und eine kleine Beistell-Box (Set-Top-Box), falls die neuen digitalen Signale an das alte Empfangsgerät angepasst werden sollen. Diese Form der mobilen und portablen Fernsehnutzung entspricht dem heutigen mobilen Kommunikations- und Informationsbedürfnis unserer Gesellschaft. Die Digitalisierung der Rundfunkübertragung schafft somit die notwendige Voraussetzung, um Rundfunk-, Informations- und Telekommunikationstechnik zusammenzuführen.

Das ZDF hat die Bedeutung der neuen digitalen Terrestrik und insbesondere seine Anwendung im mobilen Bereich sehr frühzeitig erkannt und ein vollständiges Konzept für die mobile und interaktive Nutzung entwickelt. Umgesetzt wurde diese Idee mit einem eigens für das Überall-Fernsehen geschaffenen Bouquet: ZDFmobil. Mit dem ZDF-Hauptprogramm, dem Informations- und Servicesender ZDFinfokanal, dem KI.KA und dem ZDFdokukanal findet der Zuschauer im Wohn- oder Kinderzimmer sein spezielles Programmformat ebenso wie der Nutzer unterwegs, im Bus oder im Auto. Mit dem ZDFdigitext, dem bouquetübergreifendenden Datendienst, wird ZDFmobil zum multimedialen und interaktiven Fernseherlebnis. Den erforderlichen Rückkanal stellen hierbei andere Übertragungswege (GSM, GPRS oder UMTS) zur Verfügung.

Nun vollzieht sich der Übergang von dem bestehenden analogen Antennenfernsehen auf die digitale Terrestrik weder über Nacht noch gleichzeitig in ganz Deutschland. Die Einführung dieses Systems wird zunächst in abgegrenzten Ballungsraumregionen – in so genannten »Inseln« – im gesamten Bundesgebiet zeitlich versetzt vorgenommen, der Ausbau in die Fläche erfolgt dann sukzessive. Mit diesem Vorgehen können Frequenz- und Logistikprobleme vermieden und Erfahrungen aus den einzelnen Inseln für nachfolgende Umstellungen genutzt werden. Die erste Region trägt daher eine hohe Verantwortung und steht im Mittelpunkt des nationalen wie auch des internationalen Interesses in der Medienbranche.

Anfang 2002 haben sich ARD, ZDF, die Bertelsmann- und KirchGruppe sowie die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg in einer gemeinsamen Erklärung auf die Umstellung des Großraums Berlin verständigt und einen mehrstufigen Übergang auf das digital terrestrische Überall-Fernsehen beschlossen. Mit dieser Planungssicherheit wurden bereits im November 2002 zwei analoge Kanäle geräumt, um die Verbreitung von zunächst acht digital terrestrischen Programmen zu ermöglichen. Erst nach dieser Einführungsphase haben alle Programme auf leistungsstarken analogen Frequenzen die Sendeanlagen in Berlin im März 2003 verlassen, um Platz zu schaffen für über 20 digital terrestrische Programme – auch für das neue Bouquet ZDFmobil. Die gewohnten Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bleiben in Berlin allerdings noch eine Übergangszeit analog erhalten, bis auch diese rechtzeitig zur IFA 2003 verschwinden.

Durch ein umfangreiches Kommunikationskonzept in allen Phasen des Analog-Digital-Übergangs wird insbesondere der direkt betroffene analoge Antennen-Haushalt auf den Umstieg vorbereitet, denn dieser Nutzer ist gezwungen, rechtzeitig zu handeln. Alle anderen können die digitale Terrestrik als preiswerte Alternative oder als attraktive Ergänzung zu anderen Empfangswegen wählen – wann immer sie wollen, um fernzusehen, wo immer sie wollen.

Der Umstieg in Berlin war der entscheidende Anfang. Weitere Regionen in Deutschland werden in Kürze folgen, bis die digitale Terrestrik das analoge Fernsehen über Antenne vollständig abgelöst hat und ZDFmobil bundesweit zu empfangen ist.

 
 
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