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2002  
ZDF Jahrbuch
Produktion und Technik
Albrecht Ziemer
Andreas Schrott
Rolf Decker

Rolf Decker

Das Vorhaben "Bundestagswahl 2002"

 
Rolf Decker
Rolf Decker


Übertragungswagen am Reichstagsgebäude
Übertragungswagen am Reichstagsgebäude


Der heiße Draht zur Regie
Der heiße Draht zur Regie
              
 

Zum ersten Mal war eine Wahlberichterstattung von einer Bundestagswahl aus Berlin zu realisieren. Das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen der Regierung mit der Opposition stellte an die Redaktionen besondere Anforderungen. Zum einen sollte von allen »Schauplätzen« eine aktuelle und redaktionell gut gewichtete Berichterstattung erfolgen. Zum anderen waren auch die parallel stattfindenden Ereignisse, wie zum Beispiel die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern, Statements und Interviews aus den Parteizentralen oder Wahlpartys schnell in den Sendeablauf der Wahlberichterstattung einzubinden.

Zunächst war die Wahlberichterstattung zur Bundestagswahl aus dem Hauptstadtstudio Berlin geplant. Das Geschäftsfeld Außenübertragung sollte für die Leitungsabwicklung einen Schaltcontainer beistellen (Muster Bundestagswahl Bonn) und die Außenstellen betreuen. Mit der Entscheidung, die Wahlberichterstattung in den Reichstag zu verlegen und den Übertragungswagen MP3 als zentrale Regie einzusetzen, übernahm das Geschäftsfeld Außenübertragung die Planung der technischen Produktionsrealisierung der Bundestagswahl 2002.

Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2002 wurden folgende Anforderungen umgesetzt:

  • An zwölf ausgesuchten Außenstellen, aufgeteilt auf Berlin, Kiel, München, Stuttgart und Eisenach, setzten 17 Korrespondenten und Reporter ihre Beiträge, teilweise gleichzeitig, zum Reichstag ab.
  • Bei zeitlich überlappenden Ereignissen wurden die Beiträge auf zwölf reservierten Aufzeichnungskanälen »zwischengeparkt«, um sie anschließend in einem unkritischen Zeitrahmen dem Zuschauer zur Information nachliefern zu können.
  • Von der Regie und den koordinierenden Redaktionsarbeitsplätzen, jeweils individuell ansprechbar, konnten alle beteiligten Journalisten bei Ablaufänderungen sofort reagieren und ihre Moderationen sowie Reportagen auf die aktuelle Lage ausrichten.
  • 48 Kamerasignale waren in das Vorhaben eingebunden, 27 Kameras lagen im direkten Zugriff der Regie.
  • 22 Zuspielsendeleitungen wurden über die Telekom dem MPE-Schaltcontainer zugeführt.

Um einen flexiblen und schnellen Zugriff auf Interviews und Statements sowie das parallele Aufzeichnen und Sichern der Beiträge zu gewährleisten, bedurfte es eines Leitungs- und Kommunikationskonzepts, speziell ausgerichtet auf die erweiterten Anforderungen der koordinierenden Redakteurinnen und Redakteure. Dieses Konzept ermöglichte, dass alle zugespielten Beiträge der aktuellen Lage angepasst und zeitversetzt gesendet werden konnten.

Durch Änderungen seitens der Veranstalter und der genehmigungspflichtigen Behörden musste die Aufteilung der vorhandenen Ressourcen mehrfach den aktuellen Gegebenheiten, teilweise noch am Wahlabend, angepasst werden. Aus diesem Grunde erforderte das Leitungs- und Kommunikationskonzept sowohl eine frühzeitige Berücksichtigung der redaktionellen Anforderungen als auch einen zweckgerichteten und kostengünstigsten Einsatz der Eigen- und Fremd-Produktionsmittel in zeitnaher Abstimmung auf die Gegebenheiten vor Ort. Bereits bei der Erstellung des Konzepts Bundestagswahl 2002 wurde eine mögliche Verlegung oder Erweiterung einzelner Veranstaltungen berücksichtigt.

Eine Umstellung der Ressource Produktionsmittel zieht unter anderem folgende Konsequenzen nach sich: eine neuerliche Überprüfung der Übertragungswagen-Standplätze, eine korrigierte Zuteilung und Abstimmung der einzusetzenden Produktionsmittel und des benötigten Personals, eine Neuanpassung der Energieversorgung sowie den Abgleich des Übertragungsformats mit dem Leitungswesen, über den Einsatz einer SNG-Übertragung, Glasfaser- oder Richtfunkübertragung.

Das zentrale Wahlstudio wurde mit seinem neuen Erscheinungsbild im Reichstag eingerichtet. Um uneingeschränkt probe- und sendefähig zu bleiben, wurde die Leitungsabwicklung nach dem bewährten Wahlkonzept aus dem Übertragungswagen MP3 in einen Schaltcontainer ausgelagert. Die Sende- und Kommunikationsleitungen der Außenstellen wurden direkt dem Schaltcontainer zugeführt, sodass alle Signale dem Ü-Wagen und dem Hauptstadtstudio zur Verfügung standen. Techniker vom Geschäftsfeld Außenübertragung unterstützten an allen Außenstellen mit speziell beigestelltem Equipment die Umsetzung des Vorhabens.

Die Erfahrungen der letzten großen Liveübertragungen aus dem Großraum Berlin haben gezeigt, dass einige wichtige Ressourcen sehr früh erschöpft sind, zum Beispiel eine ausreichende Verfügbarkeit von Übertragungsleitungen, die notwendige Deckung des Strombedarfs an den Produktionsorten sowie eine Reservierung der Stellfläche für die eingeplanten Produktionsmittel. Um den zu erwartenden Bedürfnissen aller Fernsehanstalten gerecht zu werden und die Kosten überschaubar zu halten, wurde in Zusammenarbeit mit ARD, RTL, N24 und n-tv eine Poolführer-Lösung an den Außenstellen in Berlin vereinbart. Das ZDF übernahm die Poolführerschaft bei der SPD-Außenstelle. Die Aufgabe der Poolführer beinhaltete unter anderem die Bereitstellung der erforderlichen Energieversorgung, das Reservieren der benötigten Stellplätze der Produktionsmittel sowie das Herstellen des Poolsignals. Durch diese abgestimmten Maßnahmen konnten die bekannten »Engpässe« weitgehend kompensiert werden. Der Strombedarf konnte an allen Produktionsorten von den öffentlichen Versorgern nicht abgedeckt werden. Aus diesem Grund wurden an allen Produktionsstätten von den Poolführern Aggregate für die Energieversorgung angemietet.

Neben der eigentlichen Wahlberichterstattung nutzten zusätzlich ZDF-Redaktionen die vorhandene Technik am Reichstag, um mit Sondersendungen und Schalten beispielsweise am Tag nach der Wahl von den Schauplätzen des Geschehens zu berichten. Bei dieser mehrstündigen Livesondersendung aus dem Hauptstadtstudio übernahm der Schaltcontainer die Funktion einer Vorschaltregie. Speziell für diese Aufgabe ist ein zweiter Koordinationsplatz, systemgleich dem des Leiters der Sendung, im Schaltcontainer eingerichtet worden. Alle angeschlossenen und neu eingerichteten Außenstellen führten ihre Beiträge über den Schaltcontainer aus dem Reichstag dem Hauptstadtstudio zu.

Alle diese Vorgaben und Anforderungen in eine wohl durchdachte, von der Redaktion und Produktion angenommene Produktionsplanung einzubinden, war eine große Herausforderung für das Geschäftsfeld Außenübertragung. Die frühzeitige Abstimmung zwischen Redaktion, Produktion, Regie, Technik, die Möglichkeit auf ein bewährtes und erprobtes Konzept zurückgreifen zu können und die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit führten zur einem optimalen Umsetzen der redaktionellen Anforderungen. Disziplin, Erfahrung und Teamgeist gaben Redaktion und Produktion die Sicherheit, die Bundestagswahl 2002 für die Zuschauer beispielhaft umzusetzen.

 
 
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