Monika Thyen, Hauptredaktion Sport/Champions-League-Programmchefin
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Fußball von einem anderen Stern
Die UEFA Champions League im ZDF

Die UEFA Champions League (UCL) ist eines der populärsten Sportevents Europas. Es findet weltweite Beachtung. Millionen von Fußballfans verfolgen Jahr für Jahr die Spiele, bei denen sich die besten Fußballer der Welt präsentieren. Ab dieser Saison (2012/2013) wird der wichtigste europäische Wettbewerb im Vereinsfußball für zunächst drei Jahre im ZDF übertragen.

Den Text der choralähnlichen Hymne der UCL (»Ce sont les meilleures équipes/Es sind die allerbesten Mannschaften/The main event …«) kennt vielleicht nicht jeder. Die Melodie, die jeden Spieltag begleitet, ist allerdings fast jedem im Ohr. Sie lässt Champions-League-Spieltage feierlich wirken. Die Topfußballer der Welt bekunden, dass ihre Herzen höher schlagen, wenn die Hymne erklingt, und kaum ein Sportreporter oder Fußballfan kann sich der Magie dieser Musik und anschließend dem Spiel der Besten entziehen.

Nun hat das ZDF zum ersten Mal seit Einführung der UEFA Chamions League 1992 die Rechte an der Königsklasse erworben. Zum Rechtepaket des ZDF gehören pro Saison 18 Livespiele. Das umfasst die Qualifikationsspiele des Viertplatzierten der Bundesliga sowie sechs Spiele der Gruppenphase, vier Achtelfinalspiele, zwei Viertelfinalspiele, zwei Halbfinalspiele und das Finale. Ebenfalls zum Rechtepaket zählt noch der UEFASupercup, in dem der aktuelle Champions-League-Sieger auf den aktuellen Europa-League-Sieger trifft. Zusätzlich zu den Livespielen werden Zusammenfassungen weiterer Champions-League-Spiele gezeigt, sodass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf mehr als 50 Stunden Fußballberichterstattung der Extraklasse pro Saison freuen können.

Auch wenn im ZDF seit vielen Jahren erfolgreich auf höchstem Niveau Fußballsendungen (Welt- und Europameisterschaften, Länderspiele, DFB-Pokal und andere) produziert werden, war der Einstieg in die Champions League etwas Besonderes. Zu den erworbenen Rechten gehört auch eine Vielzahl an Pflichten, denn die UCL ist eine Fernsehware, die professioneller Vermarktung und höchsten technischen und inhaltlichen Ansprüchen unterliegt. Die UEFA erwartet von ihren nationalen Partnern eine Produktion in höchster Qualität unter Einhaltung zahlreicher Bedingungen, die für jede Saison ein ganzes Handbuch (broadcaster manual) füllen.

Somit vergingen die ersten Monate nach dem Rechteerwerb damit, gemeinsam mit den Kollegen der Rechteabteilung und der Internationalen Programmkoordination (IPK) bei der UEFA den Rahmen abzustecken, in dem sich das ZDF bewegen kann. Die optische Gestaltung der Übertragungen, wie beispielsweise Grafiken oder Studiodekoration bis hin zu Mikrofonwindschützern, musste, ebenso wie Marketingkampagnen, mit der UEFA abgestimmt werden.

Bei aller (optischer) Einheitlichkeit wollen wir durch Moderation, Kommentare, Berichte, Analysen und Interviews in unserem unilateralen – nur für das ZDF erstellten – Programm Akzente setzen, die die ZDF-Übertragungen von denen der privaten Konkurrenz deutlich abheben. Dabei möchten wir die Champions League vor allem als ein europäisches Ereignis mit zahlreichen Facetten präsentieren. Die europäisch-gesellschaftlichen Bezüge sollen sich nicht nur in den Sportformaten widerspiegeln, sondern auch in andere Sendungen wie »heute – in Europa« oder das »auslandsjournal« einfließen.

Neben dem so genannten unilateralen Programm liegt die besondere Herausforderung in der Erstellung des multilateral nutzbaren Spielsignals (Weltbild). Dafür trägt das ZDF bei den Livespielen in Deutschland die Verantwortung. Als Hostbroadcaster produzieren wir die Bilder, die alle internationalen Rechteinhaber für ihre Berichterstattung nutzen. Allerdings folgt auch die Erstellung des Welt- oder Multibildes (insbesondere vor und nach den Spielen) immer den gleichen Vorgaben der so genannten MRO (multilateral running order) der UEFA. Team- und Fanankunftsbilder, Kabinenaufnahmen, Stadion-Beautyshots, das Aufwärmen der Mannschaften – alles muss zu einer festgelegten Uhrzeit im Weltbild angeboten werden. Daran haben sich die ZDF-Regisseure zu halten.

Darüber hinaus ist das ZDF als Hostbroadcaster verpflichtet, den ausländischen Sendern umfangreiche Leistungen in den deutschen Stadien anzubieten. Liveaufsager, Interviews mit Spielern und Trainern oder Überspielungen werden auf Bestellung und nach Zeitplan für ausländische Kollegen erledigt und nach einheitlicher Preisliste abgerechnet.

Die Geschäftsleitung des ZDF hat sich entschieden, die UCL mit der Unterstützung eines externen Technikdienstleisters mit einschlägiger Erfahrung in der Champions League zu produzieren. In enger Verzahnung mit der ZDF-Produktion Sport wurden für die Ausschreibung die unterschiedlichen Bedingungen für In- und Auslandsproduktionen erarbeitet, die letztlich in einem Rahmenvertrag gebündelt wurden.

Die Produktion des Livespiels vor Ort ist das eine. Auch in der ZDF-Zentrale in Mainz wird intensiv für das Produkt gearbeitet, denn hier müssen für die Zusammenfassungen der weiteren Spiele Mitschnitte aufgezeichnet und Schnittplätze zur parallelen Bearbeitung bereitgestellt werden.

In unserer ersten Champions-League-Saison durften wir mit dem FC Bayern, Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 in der Gruppenphase drei publikumsattraktive deutsche Mannschaften begleiten. Die Auslosung am 30. August in Monaco hat zudem reizvolle Paarungen hervorgebracht. Da wir vertraglich zunächst auf Spiele deutscher Teams am Mittwoch festgelegt sind, standen die drei Heimspiele des FC Bayern (gegen Valencia, Lille und Borisov) als Liveübertragungen im ZDF sofort fest. Bei den anderen Spieltagen musste die Entscheidung jeweils zwischen den Begegnungen von Schalke 04 und Borussia Dortmund fallen, die immer parallel antraten. Angesichts der attraktiven Gegner der Dortmunder haben wir uns noch am Tag der Auslosung für das Heimspiel gegen Real Madrid und das Auswärtsspiel in Manchester entschieden. Nur beim fünften Spieltag haben wir gewartet, bis die sportliche Relevanz der Begegnungen für das Weiterkommen der Teams auszumachen war und uns schließlich auf Schalke gegen Olympiacos Piräus festgelegt.

Während sich der Champions-League-Finalist 2012, der FC Bayern, für die neue Saison kräftig verstärkt hat, wird die Champions League im ZDF redaktionell von den bewährten Kräften der Hauptredaktion Sport bestritten. Einziger Neuzugang in der Hauptredaktion Sport ist Oliver Welke, der zwölf von 18 Sendungen präsentiert. Zweiter Moderator im Team ist Jochen Breyer. Seine Premiere im Rahmen einer Fußballübertragung hat er am 30. August beim UEFA Super Cup mit Bravour gemeistert. Beiden Moderatoren steht als Experte wie gewohnt Oliver Kahn zur Seite. Immerhin ist der einstige Welttorhüter selbst Champions-League-Sieger (2001 mit dem FC Bayern) und verfügt über vielfältige Erfahrung in der Königsklasse.

Schon die ersten Übertragungen haben gezeigt, dass das mit dem Erwerb der Champions-League-Rechte verbundene Ziel, jüngeres Publikum an das ZDF zu binden, erreicht wird. Besonders für diese Zielgruppe ist der zur Champions League entwickelte Onlineauftritt wichtig. Wie gewohnt, werden die Nutzer auf ZDFsport.de auch im Rahmen der Champions League mit aktuellen Nachrichten und Hintergrundberichten versorgt.

Ein Livestream unserer Übertragung gehört inzwischen zum Standardangebot. Der neuartige Livestream+ bietet im Rahmen der Champions-League-Übertragungen nun deutlich mehr als die bloße Einspeisung des TV-Signals auf eine Internetseite. Auf Wunsch kann sich der Nutzer zahlreiche Zusatzinformationen wie die Aufstellungen, die taktischen Formationen und Steckbriefe zu jedem einzelnen Spieler rund um das aktuelle Spiel einblenden lassen.

Ebenfalls neu ist eine umfassende und noch nie dagewesene Champions-League-Analyse zum jeweiligen Livespiel des ZDF. Diese Analyse geht weit über die bekannten Formen und Inhalte eines klassischen Tickers hinaus. Basierend auf einer Vielzahl von Livedaten und -statistiken erstellen zwei Taktik-Experten ihre Analyse, die auf ZDFsport.de sowie in der ZDFmediathek in Ticker-Form zu lesen ist.

Neben der Analyse zum jeweiligen ZDF-Spiel kann der Nutzer zu jedem anderen Champions-League-Spiel einen umfassenden Liveticker mitlesen und sich so selbst mit Daten und Statistiken versorgen. Ergänzt wird das Livecenter durch ein interaktives Analysebrett sowie direkte Spieler- und Teamvergleiche, die sich der Nutzer ebenfalls selbst zusammenstellen kann.

Unter tippcenter.zdf.de können neuerdings auch alle Partien der Königsklasse getippt werden. Neben der Einzelwertung können sich Spieler dabei auch zu Teams zusammenschließen und andere Gruppen zum Tipp-Duell herausfordern. Mitmachen lohnt sich: Der Gesamtführende nach dem Halbfinale gewinnt zwei Karten für das Endspiel.

25. Mai 2013, London, Wembley-Stadion, Finale: nicht nur ein wichtiger Termin für die Gewinner des Tippcenters – es ist das große Ziel für alle 32 Starter in der Gruppenphase der Champions League 2012/2013.

Das ZDF muss sich mit seinem Team nicht qualifizieren. Wir sind dabei, wenn es heißt, die beste der besten Vereinsmannschaften in Europa zu finden und das auf jeden Fall während der nächsten drei Jahre.

Monika Thyen
Oliver Welke, Oliver Kahn und Jochen Breyer