Christoph Minhoff, PHOENIX-Programmgeschäftsführer
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Am 7. April 2012 feierte der Ereignis- und Dokumentationskanal von ZDF und ARD sein 15-jähriges Bestehen. Aus einem anfangs belächelten Projekt wurde der Marktführer unter den Informationskanälen.

Ein Blick zurück: 7. April 1997, der Ereignis- und Dokumentationskanal geht auf Sendung – zunächst als Projekt. Das Budget und die personelle Ausstattung sind äußerst schmal. Doch das Programmprofil ist außergewöhnlich und unverwechselbar. PHOENIX setzt nicht auf flüchtige Bilder und schnell verderbliche Nachrichten. Stattdessen ist das Senderkonzept von Anbeginn auf die umfassende, hintergründige und analytische Information ausgerichtet. PHOENIX zeigt, getreu dem Sendermotto, »das ganze Bild«. Auf den »vor Ort«-Sendeplätzen werden bedeutende Ereignisse aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus dem In- und Ausland übertragen – in der Regel live und möglichst in voller Länge – und durch Moderationen, Schalt- und Studiogespräche verständlich eingeordnet. Ein elementarer Programmbestandteil sind dabei von Anbeginn die Übertragungen aus dem Deutschen Bundestag. Dokumentationen und Reportagen liefern Hintergründe und Analysen zu den jeweiligen Themen, und in Gesprächssendungen werden unterschiedliche Auffassungen und Ansichten diskutiert.

Als PHOENIX den Sendebetrieb aufnahm, stellte kaum jemand dem neuen Gemeinschaftsprogramm von ZDF und ARD eine günstige Prognose. Medienkollegen spöttelten: »Wer schaut sich das an?«, gilt doch ein Programm mit Parlamentsdebatten, Parteitagsreden, Pressekonferenzen und Podiumsdiskussionen als wenig attraktiv.

Doch die anfängliche Skepsis verflog schnell. PHOENIX setzte sich allen Widrigkeiten zum Trotz durch und überzeugte durch sein einzigartiges Programm. Schon bald etablierte sich PHOENIX als eigene Marke im deutschen Medienangebot.

Dazu haben auch außerordentliche, imagebildende Programmleistungen beigetragen, wie beispielsweise die Anhörung des damaligen Bundesaußenministers Joschka Fischer im Visa-Untersuchungsausschuss, die Berichterstattung zum Tod Papst Johannes Pauls II. und die Papstwahl Benedikts XVI., die Sendungen »ALL-Tag« zur Thomas-Reiter-Mission über einen Zeitraum von sechs Monaten sowie die kontinuierliche Begleitung des Streits um »Stuttgart 21«.

Auch im Bereich Dokumentationen und Gesprächssendungen erwies sich der Spartenkanal als überaus kreativ. Zu den bekanntesten PHOENIX-Innovationen zählen die Einführung des Dokumentations-Nachtprogramms, die Blockprogrammierungen und Sonderprogramme sowie die Themenwochen »Unter den Linden spezial«, das »Politiker-Speed-Dating« und der politische Schlagabtausch »Augstein & Blome«.

In allen drei Programmsäulen Ereignis, Gespräche und Dokumentationen wurden konsequent und kontinuierlich inhaltliche und formale Innovationen durchgeführt, die das Profil weiter geschärft und die Abläufe optimiert haben. Mit einer stetig steigenden Zuschauerakzeptanz auf mittlerweile 1,1 Prozent Marktanteil im Gesamtmarkt avancierte PHOENIX inzwischen zum Marktführer unter den Informationskanälen – und wird diese Position auch in diesem Jahr behaupten. Und dabei bleibt generell anzuführen: Spartenkanäle, insbesondere in der Politik, sind per se eigentlich keine Quotenrenner, sie sind vielmehr Markenartikel.

Die Marke PHOENIX fand darüber hinaus auch in feuilletonistischen Betrachtungen großes Interesse – und auch Wertschätzung. PHOENIX wurde zunächst in der Presse als »Geheimsender der Info-Elite« (Spiegel), »Kultkanal« (FOCUS), »eine Art Garagenfernsehen des gebührenfinanzierten Rundfunks« (SZ) und »Der öffentlich-rechtliche Reality-Kanal« (Frankfurter Rundschau) betitelt. Man nannte den Bonner Sender auch respektvoll »Garant unserer Demokratie« (Rheinischer Merkur) und »Der Sender der Live-Demokratie« (Stuttgarter-Nachrichten.de), der demokratische Prozesse transparenter mache. PHOENIX sei »Politik in Echtzeit« (Der Spiegel).

Und PHOENIX wird nicht zuletzt von den Protagonisten der Politik und Meinungsführern in allen gesellschaftlichen Bereichen geschätzt. Das Wichtigste ist jedoch: Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern genießt PHOENIX großes Ansehen und Anerkennung für seine journalistische Arbeit. Dies bestätigt erneut die aktuelle Imagestudie der WDR-Medienforschung vom März 2012. »Informativ«, »glaubwürdig«, »kompetent« und »aktuell« sind danach aus Zuschauersicht die zentralen Werte von PHOENIX. Eine überdurchschnittlich gute Bewertung erzielt PHOENIX bei älteren Zuschauern, formal höher Gebildeten, politisch stark interessierten Zuschauern und Menschen, die aufgrund ihrer Stellung im Beruf zu den Entscheidern gehören. Insgesamt bewerten 47 Prozent der Zuschauer PHOENIX mit »sehr gut« oder »gut«. Die Stammnutzer, die an mindestens vier Tagen pro Woche PHOENIX sehen, sind überaus zufrieden: 90 Prozent vergeben die Bewertung »sehr gut« oder »gut«. Zu den Stammnutzern gehören acht Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung. Hohe Zustimmungswerte erhält PHOENIX auch für seine Informationsqualität: Den Aussagen »vermittelt politische Themen verständlich«, »berichtet unabhängig und objektiv«, »zeigt das ganze Bild« und »vertieft und erklärt aktuelle Themen« stimmen jeweils zirka 80 Prozent zu.

Heute erweist sich dieses Programmkonzept und die PHOENIX-Philosophie als aktueller und wichtiger denn je. Gäbe es PHOENIX nicht schon längst, man müsste es erfinden. In ereignisreichen Zeiten zeigt sich der Wunsch und der Bedarf der Öffentlichkeit nach einer Einordnung des Zeitgeschehens und nach kompetenter Vermittlung von Wissen zur Orientierung. Diesem Interesse nach Information, Transparenz und Teilhabe kommt PHOENIX gezielt nach und bietet außerdem Möglichkeiten der Interaktion. Dem trägt vor allem das kreative Onlineangebot Rechnung.

So war es PHOENIX auch 2012 ein großes Anliegen, demokratische Prozesse und Geschehnisse abzubilden und für die Zuschauer erfahrbar zu machen. Gerade im Hinblick auf das bestimmende Thema Euro-Krise informierte PHOENIX ausführlich über sämtliche EU-Gipfel, die Beratungen in Bundestag und Bundesrat sowie die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Allein anlässlich der entscheidenden Abstimmungen zum Fiskalpakt und zum Euro-Rettungsschirm ESM im Parlament und der Länderkammer am 29. Juni 2012 berichtete PHOENIX fast monothematisch den gesamten Tag. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hierzu am 12. September 2012 bildete PHOENIX ebenfalls großflächig und live ab. Mit einer Zuschauerakzeptanz von 3,7 Prozent erzielte diese Ereignisberichterstattung damit den bislang höchsten Marktanteil im Jahr 2012. Die Berichterstattung zum Themenbereich Euro-Schuldenkrise wurde zudem durch eigene aktuelle und analytische Themenmodule ergänzt, wie zum Beispiel: »Europa in der Krise«, »Euro vor dem Aus?«, »Verzweifelte Staaten von Europa«, »Quo vadis, Griechenland?«, »Zurück zur D-Mark?« sowie »Euro-Rettung vor Gericht«.

Entsprechend gewichtig und ausführlich waren auch die Programmanstrengungen zu den diversen Wahlen in diesem Jahr. Über die Wahl des Bundespräsidenten berichtete PHOENIX am 18. März 2012 knapp sechs Stunden live. Außerdem informierte der Bonner Sender eingehend über die Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen. Ebenso widmete sich der Informationskanal intensiv und umfassend den Präsidentschaftswahlen in Russland und in Frankreich, den Parlamentswahlen in Griechenland und in Frankreich und besonders den Präsidentschaftswahlen in den USA. Hierzu berichtete PHOENIX bereits im Vorfeld ausgiebig von den Nominierungsparteitagen von Republikanern und Demokraten. Zudem beschäftigte sich PHOENIX in seinem Programm kontinuierlich mit dem Konflikt in Syrien. Kurzum: PHOENIX bietet viel Programm und viel Information – mit wenig Personal und geringen finanziellen Mitteln – aber mit Kreativität, Flexibilität, Engagement und Ausdauer.

Seriöse Informationen werden in Zukunft angesichts der digitalen Nachrichten- und Medienflut immer wichtiger. PHOENIX wird also auch zukünftig gebraucht und wird für das öffentlich-rechtliche Fernsehen weiterhin einen wichtigen Informationsauftrag erfüllen.

Christoph Minhoff
Damals und heute: PHOENIX beim Sendestart 1997 und das aktuelle PHOENIX-Studio
Berichterstattung über den Visa-Untersuchungsausschuss
Die Wahl Papst Benedikts XVI., Stephan Kulle live aus Rom
Berichterstattung über »Stuttgart 21«