Daniel Fiedler, Koordinator ZDFkultur/3sat
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Ob Rock, Hip-Hop, Punk, Metal, Klassik oder Elektro – Musikszenen funktionieren stets als Indikatoren für Stimmungslagen und vereinen ihre Anhänger global. Insbesondere diejenigen Musikformen, die sich unter dem Begriff Popmusik subsummieren lassen, waren, sind und werden dabei immer ein wesentlicher, wenn nicht sogar der entscheidende Bestandteil von Jugendkultur sein. Popmusik ist immer Ausdruck eines intensiven Lebensgefühls, bietet Identitätsentwürfe, ist Katalysator für Emotionen und Kommunikationscode gleichermaßen. Popmusik integriert, inspiriert, kritisiert und polarisiert, prägte ganze Jahrzehnte in unterschiedlichsten Formen, Farben, Rhythmen, Tempi und Lautstärken. Aber so unterschiedlich Popmusik auch sein mag, teilen alle Genres ein Wesensmerkmal. Nur live sind sie am intensivsten erfahrbar.

Aus diesem Grund präsentierte ZDFkultur nach dem Auftakterfolg von 2011 auch dieses Jahr wieder Livemusik in all ihren Facetten. Der Open-Air-Tourneeplan 2012 umfasste die Festivals »South by Southwest«, »Hurricane«, »Isle Of Wight«, »splash!«, »Melt!«, »Omas Teich«, »Wacken«, »Chiemsee Reggae« und »Berlin Festival« – also noch einmal mehr als im Vorjahr. ZDFkultur ist mit seinen Musikangeboten auf dem besten Weg, sich als Sender für eine jüngere Zuschauergruppe zu etablieren und hat neben seinen Musikformaten nicht zuletzt mit den Liveübertragungen von den Festivals als Musiksender von sich Reden gemacht. Das Liveerlebnis steht bei ZDFkultur weiterhin im Mittelpunkt und findet zunehmend mehr Zuspruch sowie Zuschauer.

Aber was ist schlimmer: ein Sonnenbrand oder nasse Füße? Die fünf ZDFkultur-Moderatoren, die diesen Sommer größtenteils in Gummistiefeln verbracht haben, würden diese Frage vermutlich unisono mit Letzterem beantworten. Doch trotz aller Widrigkeiten haben Nina Sonnenberg, Hadnet Tesfai, Rainer Maria Jilg, Jo Schück und Lukas Koch die Zuschauer von ZDFkultur auf ihre Reise mitgenommen.

Den Auftakt machte Austin, Texas. Hier laufen einmal im Jahr alle Fäden der Musikwirtschaft zusammen, beim »South by Southwest«, der größten Musikmesse der Welt. Über 2 000 Bands präsentierten sich dort auf rund 90 Bühnen, dazu kommen Tausende Journalisten, Produzenten, Plattenlabels und Musiker. ZDFkultur war im Frühjahr 2012 erstmals vor Ort und zeigte die musikalischen Highlights. In einer vierstündigen Sendung und fünf Einzelkonzerten mit international erfolgreichen Bands wie der schottischen Indie-Rock-Band »The Jesus & Mary Chain«, den US-amerikanischen Bands »Built to Spill«, »The Shins«, »Trail Of Dead« oder der kanadischen Sängerin »Grimes« zeigte ZDFkultur die Highlights.

Im Juni ging es mit zwei Festivals parallel weiter. Zum einen das »Hurricane Festival« am Rande der Kleinstadt Scheeßel, das mit rund 70 000 Besuchern zu den größten Festivals in Deutschland gehört. In einer gelungenen Mischung aus Rock, Alternative, Pop und Elektro spielten mehr als 60 Bands auf den drei Bühnen. ZDFkultur hat in diesem Jahr 14 Einzelkonzerte vom »Hurricane Festival« ausgestrahlt sowie vier Stunden live übertragen. Zum ersten Mal war ZDFkultur im Juni überdies zeitgleich auf dem legendären »Isle of Wight Festival«. Es findet auf der gleichnamigen Kanalinsel statt. ZDFkultur zeigte unter anderen die englische Trancecore-Band »Enter Shikari«, die britischen Punk-Rocker »The Stranglers«, die englischen Rock-Bands »Primal Scream«, »Feeder« und »The Darkness«.

Das »splash!«-Festival ist eines der größten Hip-Hop-Festivals Europas. Rund 15 000 Soul-, Hip-Hop- und Funkfans kommen jährlich nach Ferropolis, in die »Stadt aus Eisen« bei Dessau, um drei Tage lang ihre Helden zu feiern. Die imposante Industrieruine bietet mit ihren stillgelegten Förderbaggern eine einzigartige Kulisse. In der Livesendung wurden unter anderem die Auftritte deutscher Künstler wie »Kraftklub« und »Marsimoto« sowie internationaler Stars wie »A$AP Rocky« übertragen.

Eine Woche später findet an derselben Stelle das Independent-Festival »Melt!« statt. Aus aller Welt kommen Nachwuchskünstler und Stars der Independent- und Elektro-Szene, um auf fünf Bühnen die neuesten Strömungen in der Musikwelt zu präsentieren. Rund 25 000 Menschen sahen Pop-Ikone Beth Ditto und ihre Band »Gossip« und erlebten Indie-Rock von »Bloc Party«.

Mit »Omas Teich« gab es bei ZDFkultur eine weitere Festivalpremiere: Treckeranhänger, Kuhweiden, Windräder und natürlich der Teich von Mario Rolfs Oma – das waren die Besonderheiten der ersten Location dieses einmalig gemütlichen Musikfestivals. Mittlerweile ist längst nicht mehr genügend Platz am Teich der Oma, weshalb das Festival nach Großefehn umgezogen ist. 10 000 Festivalbesucher lockt »Omas Teich« inzwischen jedes Jahr in die ostfriesische Tiefebene.

Ebenfalls im hohen Norden findet jährlich das größte Heavy-Metal-Festival der Welt statt: Das legendäre »Wacken Open Air«. Metal-Fans aus aller Welt reisen jedes Jahr an, um dort drei Tage lang ein ganz besonderes Festival zu feiern, doch die Stimmung und der Charme dieser Veranstaltung rund um das kleine Dorf faszinieren nicht nur die eingefleischten Anhänger dieses Genres. »Wacken« ist Kult, und das weit über die Genregrenzen hinaus. Mit dem letzten Openair-Auftritt der »Scorpions«, dem Konzert der schwedischen Thrash-Metal-Band »Amon Amarth« sowie den US-Amerikanern »Machine Head« wurden vier Stunden live übertragen sowie in den Folgewochen zehn einstündige Konzerte ausgestrahlt.

Von Schwermetall und schwarzen T-Shirts zu Reggae-Klängen in Leuchtfarbe. ZDFkultur zeigte das seit 1995 jährlich stattfindende »Chiemsee Reggae Summer« Festival. Drei Tage lang besuchen über 30 000 Reggae-Liebhaber aus ganz Europa das Festival und feiern Jamaika am »bayerischen Meer«. Darunter Reggae-Größen wie »Gentleman«, »Irie Révoltés«, »Jamaram«, »Jahcoustix«, »Anthony B.« und »LaBrassBanda«.

Den Abschluss des ZDFkultur-Festivalsommers bildete im September das »Berlin Festival«. Hier wird auf dem alten Tempelhofer Flughafen besonderes Augenmerk auf elektronische Musik gerichtet.

Mit der flankierenden Marketingkampagne vor Ort hat ZDFkultur neues Publikum ansprechen können und eine enorme Aufmerksamkeit für die Bekanntmachung des jungen Senders insgesamt genutzt. Die »Boombox« und der »Waschsalon« wurden speziell für die Festivalsaison entwickelt. In zwei gestalteten Containern konnte kreativ Musik gesampelt und individuelle Looks gestaltet werden.

Angelehnt an den »Do-It-Yourself-Fernseh«-Gedanken des Markenkerns wurde mit dieser Aktion ZDFkultur in seiner Unkonventionalität präsentiert, die Brücke zum jugendlichen Publikum geschlagen und die Bekanntheit des Kanals gesteigert. Das Markenversprechen von ZDFkultur ist, ähnlich dem Lebensgefühl in der Musikszene, unmittelbar, direkt dran am Adressaten, inspirierend und im besten Sinne: ein Erlebnis versprechen.

Daniel Fiedler
Nina Sonnenberg und Rainer Maria Jilg beim »Hurricane Festival«
Hadnet Tesfai und Jo Schück am Chiemsee
Hadnet Tesfai und Rainer Maria Jilg beim »splash!«-Festival
Rainer Maria Jilg, Hadnet Tesfai und Markus Kavka
Boombox und Waschsalon