Nach 15 Jahren ist der Kinderkanal von ARD und ZDF Teil einer komplexen Medienwelt und muss sich in diesem wettbewerbsdominierten Umfeld behaupten. KiKA gelingt das auf ganz außerordentliche Weise. Die Zuschauerakzeptanz bei der Zielgruppe mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 21,5 Prozent (6 Uhr bis 21 Uhr) im ersten Halbjahr 2012 spricht hier eine deutliche Sprache.
Dieser Erfolg hat eine Geschichte, sie beginnt am 1. Januar 1997. Um Punkt 8 Uhr geht der Kinderkanal von ARD und ZDF auf Sendung. Gezeigt werden Übernahmen aus dem laufenden ARD- und ZDF-Programm, darunter auch »Klassiker« aus mehr als 40 Jahren öffentlich-rechtlichem Kinderfernsehen von »Pippi Langstrumpf« bis zur »Augsburger Puppenkiste« sowie Neuproduktionen. Bereits im September des Jahres erreicht der KiKA zu bestimmten Tageszeiten einen Marktanteil von zehn Prozent. Zu Weihnachten erblickt eine Kinderkanal-Figur das Licht der Welt, die auch 15 Jahre später die jüngsten Zuschauer zur Adventszeit mit immer neuen Geschichten zu begeistern vermag: Beutolomäus Sack.
Im März 1998 startet »logo!« im Kinderkanal. Heute haben die ZDF-Kindernachrichten dort ihren festen Platz und tragen mit ihren täglichen Sendungen dazu bei, dass Kinder die Ereignisse in der Welt besser verstehen. Ebenfalls 1998 läuft die erste Kinder-Soap bei KiKA an. Mit inzwischen mehr als 700 Sendungen ist die Internatsserie »Schloss Einstein« ein echter Dauerbrenner. Für Furore sorgt dann 1999 die Ausstrahlung der Vorschulreihe »Teletubbies«, die sich erstmals an den
Bedürfnissen der Fernsehanfänger orientiert. Bei den Kindern war das Programm von Anfang an beliebt, nicht so bei den Erwachsenen. Zunächst heftig umstritten, ist die Reihe bald auch bei den Kritikern anerkannt und geschätzt. Eine erste kleine Sendezeiterweiterung erfährt der Kinderkanal zu Jahresbeginn 2000. Seitdem ist der KiKA ab 7 Uhr morgens zu sehen.
2001 erschüttern die Terroranschläge vom 11. September auf das World Trade Center in New York die Welt. Die furchtbaren Bilder bewegen auch die jungen Zuschauer, die Hilfe und Antworten auf ihre vielen Fragen von »ihrem« Sender fordern. In zahlreichen Sondersendungen widmen sich KiKA und die ZDF-Kindernachrichten »logo!« diesem Terroranschlag und ernten für die kindgerechte Aufbereitung von Zuschauern, Eltern und Medienkritikern gleichermaßen Lob und Anerkennung. Schon wenige Monate später muss der KiKA Kinder durch eine weitere schwierige Situation begleiten. Nach dem Amoklauf eines 19-Jährigen im April 2002 an einem Gymnasium in Erfurt, dem Standort von KiKA, wird der Sender zum wichtigen Ansprechpartner für Kinder deutschlandweit und speziell in Erfurt. Die Tat forderte 17 Todesopfer und war der erste durch einen Schüler verübte Amoklauf an einer Schule in Deutschland.
Im Sommer desselben Jahres, der Kinderkanal ist gerade fünf Jahre alt, rufen ARD, ZDF und KiKA gemeinsam mit »gi’me 5« eine Initiative für Toleranz und Freundschaft ins Leben. Mit zahlreichen Mitmach-Aktionen und aufklärenden Sendungen zum Thema werben die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten für ein friedliches Miteinander. Zum 1. Januar 2003 weitet KiKA seine Sendezeit, zunächst probeweise, von 6 Uhr bis 21 Uhr aus und sendet nun täglich 15 Stunden Programm. Im Oktober 2003 startet das Lebenshilfe-Magazin »KiKA-Kummerkasten«. Kinder finden hier ein Forum, um mit Gleichaltrigen und Experten über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen. Innerhalb der ersten fünf Jahre konnte 50 000 Kindern geholfen werden. Ein Novum ist der Lollywood-Freitag. Um 19.25 Uhr zeigt KiKA viele preisgekrönte Spielfilme, vielfach auch als Premiere, unter anderem »Wer küsst schon einen Leguan«, »Blindgänger«, »Küss mich, Frosch« oder »Paulas Geheimnis«. Mit seiner Single »Tanzt das Brot« avanciert Bernd das Brot endgültig zum Kultstar. Über mehrere Monate hält sich das missmutige Brot damit in den Charts. 2004 gipfelt die Erfolgsstory des chaotischen Puppen-Trios Bernd das Brot, Chili das Schaf und Briegel der Busch in der Auszeichnung des Kultbrots mit dem renommierten Adolf Grimme Preis. Mit der Ausstrahlung der fünften Staffel »The Tribe Eine Welt ohne Erwachsene« endet in diesem Jahr die unvergleichliche Erfolgsgeschichte der neuseeländischen Future-Soap.
Mit Hilfe packender Reportagen entführt die clevere 3D-animierte Ratte Marvi ab 2004 die Zuschauer in die Welt des Wissens. »Marvi Hämmer präsentiert NATIONAL GEOGRAPHIC WORLD« enthält erstmals Programmelemente, mit deren Hilfe Kinder ihre englischen Sprachkenntnisse spielerisch erweitern können. Neben dem bilingualen Magazin und den ZDF-Kindernachrichten »logo!« bringt das ZDF von Anfang an auch seine Programme »PuR« sowie »Löwenzahn« und später dann die Dokumentationsreihe »Stark! Kinder erzählen ihre Geschichte« ein. Von Nachrichten für Kinder über Magazine und Dokumentationen bis hin zu Doku-Soaps bietet der KiKA seinen Zuschauern alle journalistischen Darstellungsformen. Öffentlich-rechtliche Informationskompetenz überzeugt in diesen Formaten faktenstark und altersgerecht. Aber nicht nur die Informationsformate, die das ZDF dem KiKA zur Verfügung stellt, sondern auch die Unterhaltungsangebote wie »1, 2 oder 3« und »Tabaluga tivi« zeichnen sich durch einen Mehrwert aus.
Das Onlineangebot des Kinderkanals kika.de wird im Jahr 2005 mit dem »Erfurter Netcode« ausgezeichnet, dem Qualitätssiegel für besonders gelungene und sichere Kinderangebote im Netz. Die Website kommt bereits in ihrem ersten Jahr auf knapp 15 Millionen Pageimpressions im Monat. Zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart startet KiKA im Januar 2006 die Zeichentrickserie »Little Amadeus«, die die jungen Zuschauer für klassische Musik zu begeistern versteht. Im Sommer 2006 ist auch bei KiKA die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland das große Thema. Neben vielen Programmangeboten für Fußballfreunde, vom Quiz bis zum Spielfilm, nimmt Sven Voss in vier Ausgaben der Sportsendung »LIMIT06« die WM-Teilnehmer informativ und unterhaltsam unter die Lupe.
Im darauffolgenden Jahr wird der Kinderkanal von ARD und ZDF zehn Jahre alt. Im Zuge der Feierlichkeiten im Programm und im Rahmen der KiKA-SommerTour wird in Erfurt eine KiKA-Figur enthüllt: Direkt am Rathaus hat ab Juli 2007 Bernd das Brot seinen festen Standort. Ebenfalls im Juli startete im KiKA die deutsch-australische Realserie »H20 Plötzlich Meerjungfrau«, die den Meerjungfrauen-Mythos bildstark und zeitgemäß umsetzt. Mit Spitzenwerten bis zu 47,7 Prozent Marktanteil gehört sie zu den Lieblingsformaten der Zielgruppe. 2008 ist von gleich zwei sportlichen Großereignissen geprägt: Die Olympischen Sommerspiele in Peking sowie die Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich. Neben Sportübertragungen finden zudem auch immer mehr Casting-Shows im Deutschen Fernsehen ihre Zuschauer die Formate sind nicht unumstritten. Das ZDF bietet im KiKA mit dem Komponistenwettbewerb »Dein Song« eine Alternative. Hier werden aus Songideen junger Talente mit Hilfe prominenter Musikpaten stimmige Songs produziert, die in einer Finalshow live dem Publikum vorgestellt werden und über die die Zuschauer abstimmen. Die 16-teilige Doku, in der die Zuschauer die jungen Songwriter begleiten, wie sie mit Unterstützung ihres prominenten Musikpaten an ihren Songs arbeiten, und die Finalshow sind ein voller Erfolg und gehören seitdem zum festen Bestandteil des KiKA-Programms. Ganz im Zeichen des Wettbewerbs steht auch das Quiz »Die beste Klasse Deutschlands«, bei dem sich seit 2008 Jahr für Jahr sechste und siebte Klassen bis hin zum großen Superfinale miteinander messen. Nur mit einem breiten Allgemeinwissen haben die Klassen eine Chance auf den Titel »Beste Klasse Deutschlands«.
Am 11. März 2009 schockiert ein weiterer Amoklauf Deutschland: In Winnenden erschießt ein 17-Jähriger an der Albertville-Realschule 16 Menschen. Wieder sind KiKA mit »KiKA LIVE« und die ZDF-Kindernachrichtensendung »logo!« als Ansprechpartner und Ratgeber gefragt. Mehr als 1 000 Mails und Telefonanrufe erreichen in den ersten 24 Stunden nach der Tat die Kindernachrichtenredaktion in Mainz. Mit mehreren Sondersendungen und zusätzlichem Personal in der »logo!«-Zuschauerredaktion reagieren die Kindernachrichten, bereiten das Thema altersgerecht auf und stehen den verängstigten Kindern zur Seite. Im September desselben Jahres startet die Sendestrecke der »DAILY DOKU«, an der fast alle öffentlich-rechtlichen Kinderprogrammredaktionen beteiligt sind. Sie widmet sich der Lebenswirklichkeit älterer Kinder und stellt in unterschiedlichen Projekten Jugendliche in den Mittelpunkt. Das ZDF steuert die WG-Reihe bei, in der sich fünf Mädchen oder fünf Jungs dem Abenteuer stellen, vier Wochen ohne Eltern zu verbringen. Bereits die erste Staffel »Die Jungs-WG: Ein Monat ohne Eltern« wurde 2009 mit dem Goldenen Spatz ausgezeichnet. Das Folgeformat »Die Mädchen-WG: Ein Monat ohne Eltern« wurde 2010 für den Adolf Grimme Preis nominiert. Neben jeder Menge Spaß bietet die WG Einblicke in die jeweils unbekannte Jungen- und Mädchenwelt und gibt gleichzeitig Hinweise, wie die Zuschauer eigene Stärken in einer Gruppe einbringen können.
2009 bekommt das Vorschulprogramm des KiKA mit »KiKANiNCHEN« nicht nur einen Namen, sondern auch ein Gesicht, das die jüngsten Zuschauer durch ihr Programm am Vormittag begleitet. Auch das ZDF-Format für Vorschüler »JoNaLu« findet dort das passende Umfeld. Der Ansatz der integrativ ausgerichteten Animationsserie ist, die frühkindliche Sprachentwicklung durch zahlreiche Mitmach-, Sing-, Tanz- und Reimelemente ganzheitlich zu fördern. Auch das Vorschulformat »Löwenzähnchen«, das neue Mitglied der »Löwenzahn«-Familie, findet ab Herbst 2012 in der »KiKANiNCHEN«-Strecke seinen Platz. Das Vorschulportal kikaninchen.de präsentiert der jüngsten Zielgruppe zusätzlich eine altersgerechte multimediale Vorschulwelt.
2010 leistet »logo!« erneut Aufklärungsarbeit: Die Redaktion ist zur Stelle, als auf Haiti ein Erdbeben tobt, das unzählige Menschen tötet oder obdachlos macht, und beantwortet die zahlreichen Fragen der Kinder. Im selben Jahr wird die ZDF-Kindernachrichtensendung »logo!« für ihre engagierte Arbeit als beste Informationssendung im deutschen Fernsehen mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Im März 2011 hält die Reaktorkatastrophe in Fukushima die Welt in Atem. Anschaulich und verständlich erklärt KiKA in vielen Sendungen, was in Japan passiert ist, welche Folgen das Unglück hat und ob eine Gefahr für Deutschland besteht. Mit dem crossmedialen Spielformat »Web vs. Promi« treten im Juli 2012 Kinder erstmals via Webcam von zuhause aus gegen einen prominenten Gegenspieler im Fernsehstudio an. Das innovative Format wurde in der Kategorie Online für den Prix Europa 2012 nominiert. Mit dem Credo »KiKA für dich« konzentriert sich der Kinderkanal in seinem Jubiläumsjahr auf sein Kernanliegen Impulsgeber und Ansprechpartner zu sein. Ab 14. Februar 2012 präsentiert sich der Sender in seinem 15. Jahr mit neuem Logo und einem frischen modernen Design.
Auch wenn der aktuelle Marktanteil den Erfolgskurs des »15-Jährigen« eindrucksvoll bestätigt, ist dies kein Grund nachzulassen. Stillstand wäre Rückschritt. Ein Kinderkanal hat aber nur dann auch langfristig eine Chance, bei seinen Zuschauern und Zuschauerinnen anzukommen, wenn er sich davon bewegen lässt, was sie bewegt. Die Gründung des ersten nichtkommerziellen Spartensenders in Deutschland war 1997 ein Wagnis und ein Versprechen, das es auch in Zukunft tagtäglich bei den Kindern einzulösen gilt: Wir machen Programm, das Dich angeht, Dich interessiert, Dich informiert, Dir Spaß macht, Dir weiterhilft, Dich neugierig macht und Dich zum Mitmachen einlädt. Und das jeden Tag von 6 Uhr bis 21 Uhr.