Die Debatte um den Soli ist ein Dauerbrenner
innenpolitischer Berichterstattung. Wie lange
brauchen die ostdeutschen Bundesländer
noch finanzielle Unterstützung? Gibt es nicht
auch im Westen Städte und Regionen, die die
Probleme aus eigener Kraft schon lange
nicht mehr stemmen können? Als eine Gruppe
wortgewaltiger Ruhrgebiets-Bürgermeister
das Ende der Aufbau-Ost-Zahlungen forderte,
startete »heute in Deutschland« spontan
eine Serie in Sachen Finanzgerechtigkeit:
Tag für Tag eine andere Kommune im Fokus
mit ganz individuellen Sorgen und Problemen,
aber auch mit unterschiedlichsten Lösungsansätzen
in Ost wie West. Das »Best of«
dieser Beitragsreihe sendete der »Länderspiegel« eine differenzierte Bestandsaufnahme,
die den Schwarz-Weiß-Malern in der
Soli-Debatte sicher nicht gefallen hat.
Seit »heute in Deutschland« als tagesaktuelles
Nachrichtenmagazin in der Verantwortung der
Hauptredaktion Politik- und Zeitgeschehen konzipiert
und gesendet wird, erfolgt dies im redaktionellen
Verbund mit unserem ZDF-Klassiker »Länderspiegel«. Die beiden Formate sind die tragenden
Säulen der neuen Redaktion Deutschland,
die darüber hinaus auch »Politbarometer«, »Was
nun, ..?« und »Standpunkte« betreut und bei »ZDF
spezials«, Wahlen und Sondersendungen unterstützt.
Die Integration einer zusätzlichen Tagesredaktion
war ein enormer Kraftakt für alle Beteiligten.
Aber er hat sich gelohnt: »heute in
Deutschland« profitiert von der Expertise erfahrener
Magazin-Macher, und der »Länderspiegel«
kann die Woche über schon mal Themen testen
und die aktuellen Stücke anschließend vertiefen.
Eine echte Win-Win-Situation.
Der Neustart der Sendung »heute in Deutschland« machte eine komplette Reorganisation in
der Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen erforderlich:
In einem ersten Schritt wurden die traditionsreichen
innenpolitischen Redaktionen
»Länderspiegel« und »blickpunkt« verschmolzen
zur neuen Deutschland-Redaktion. Im zweiten
Schritt entstand ein Kooperationsmodell mit dem
erfahrenen Sendungsteam von »heute in Europa«. Beide Tagessendungen produzieren seit Januar
2012 in einem gemeinsamen Großraumbüro,
beide Formate teilen sich einige Funktionsjobs
und unterstützen sich gegenseitig. Das hat sicher
Vorbildcharakter, auch für andere Fusionen im
ZDF und trägt in der noch jungen Hauptredaktion
nachhaltig zum Zusammenwachsen von ehemaligen
Innen- und Außenpolitikern bei.
Es geht aber um mehr als um Synergien bei der
Sendeabwicklung. Viele unserer Deutschland-Themen haben immer auch eine europapolitische
Komponente. Das ist bei der Euro-Krise evident,
gilt aber ebenso für viele Alltagsthemen. In unserem
Großraum führen wir Kompetenzen zusammen
und erklären Themen von zwei Seiten: Die
Autoren in den Landesstudios zeigen, welche
Bedeutung Brüsseler Entscheidungen für uns hier
in Deutschland haben, und die Korrespondenten
in den europäischen Hauptstädten berichten, wie
das Ganze bei unseren Nachbarn gesehen wird.
Das Verschmelzen der einstigen Schwester-Redaktionen
»Länderspiegel« und »blickpunkt« zur
neuen Deutschland-Redaktion war für die betroffenen
Kolleginnen und Kollegen nach der Zusammenlegung
von Innen- und Außenpolitik die zweite
Fusion binnen Jahresfrist. Neue Aufgaben, neue
Räumlichkeiten, neue Bürogemeinschaften das
alles hat den Redaktionsalltag reichlich durcheinandergewirbelt.
Ohne die »Fusion 2.0«, wie Theo Koll, Leiter der
Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen, das
Zusammengehen von »Länderspiegel« und »blickpunkt« so treffend bezeichnete, wäre eine Übernahme
der Sendungsverantwortung für »heute
in Deutschland« undenkbar gewesen. Und inzwischen
begreifen viele Kolleginnen und Kollegen
im Redaktionsteam die neue Aufgabenvielfalt
durchaus auch als Chance: Man kann bei uns tagesaktuell
arbeiten, blitzschnell agieren und reagieren,
man kann aber auch gründlich recherchieren
und nachhaltig an Magazinstoffen arbeiten.
Die Mischung macht’s.
Gleichwohl bergen Fusionen bei allem Bemühen
um mehr Synergien und höhere Effizienz auch
Gefahren. Das darf man nicht unterschätzen. Der
Verlust von Identifikation zum Beispiel. Die Sehnsucht
nach einer Heimatredaktion, nach dem Lagerfeuer,
das wärmt und um das man sich versammeln
kann. »blickpunkt« und »Länderspiegel«
waren all die Jahre kräftige Lagerfeuer, die den
jeweiligen Redaktionsteams viel gegeben haben:
Zusammenhalt, Motivation, Verlässlichkeit. Da hat
sich zwangsläufig einiges verändert. Erst recht
nach der Einstellung der Sendung »blickpunkt«.
Die Mitarbeiter rotieren durch die Dienstpläne, arbeiten
in immer wieder neuen Teams und in unterschiedlichen
Funktionen. Kein ganz einfacher
Umstellungsprozess. Nach einem Jahr Deutschland-Redaktion aber hat sich vieles eingespielt,
das neue Team wächst gut zusammen und
»heute in Deutschland« hat einen festen Platz in
der Politik- und Zeitgeschichte-Familie.
Herzstück der neuen Deutschland-Redaktion ist
die zentrale Planung. Für alle Inlandstudios und
Produktionsfirmen, aber auch für alle Sendungs-CvDs der Mainzer ZDF-Zentrale gibt es einen
zentralen Ansprechpartner. Das hat die Kommunikation
deutlich vereinfacht und effektiver gemacht.
Kurze Wege, schnelle Entscheidungen hier wird
über Themen entschieden und über Kooperationen.
Und damit natürlich auch über Geld.
»heute in Deutschland« hat logischerweise auch
die journalistische Wachsamkeit in der Redaktion
erhöht. Wochenmagazine folgen ihren eigenen
Gesetzen, da geht man nicht bei jeder Eilmeldung
am Dienstag oder Mittwoch sofort in Alarmstellung.
Tagesaktuell zu produzieren und bereits um
14 Uhr sendefähig zu sein, ist dagegen für alle
Beteiligten jeden Tag aufs Neue wieder eine gewaltige
Herausforderung. Das gilt für unser Redaktionsteam
genauso wie für die Reporter in den
Studios. Zumal wir uns zum Ziel gesetzt haben,
unsere Themen besonders zuschauernah anzubieten.
Information ist am Nachmittag nicht unbedingt
das, wonach die Zuschauer lechzen. Hierzu gibt
es von der Medienforschung ganz eindeutige
Hinweise und da zeigen die Sendeplätze von
»heute in Deutschland« und »Länderspiegel«
viele Gemeinsamkeiten. Länder- und bundespolitische
Themen haben zu dieser Sendezeit nur
dann Erfolg, wenn sich die Zuschauer in der Berichterstattung
wiederfinden mit ihren Erwartungen
ebenso wie mit ihren Sorgen und Problemen.
Wir versuchen daher, politische Prozesse
und Entscheidungen besonders gut zu erklären
und wann immer möglich auch die Sicht der
Menschen im Land einzubeziehen. Dieses Credo
hat die Marke »Länderspiegel« über Jahrzehnte
frisch und zuschauerattraktiv gehalten, und das ist
inzwischen auch eine Stärke von »heute in
Deutschland«.