Am 20. Juli 1992 war es noch ein kleiner Kulturbruch.
Informationen aus Politik, Wirtschaft,
Sport und Kultur und das am frühen
Morgen. Wer will denn das? Wer braucht
denn das? 20 Jahre später ist das Gemeinschaftsprogramm
von ZDF und ARD eine Erfolgsgeschichte
im deutschen Fernsehen:
das »ZDF-Morgenmagazin«.
Zwischen Marmelade und Müsli, zwischen Brote
schmieren für die Kinder und Gedanken an die
Bürobesprechungen läuft auch noch die Kiste.
Nachrichten, Informationen aus Deutschland, aus
der Welt: Was ist heute wichtig? Was wird interessant
am Tag? Unsere Zuschauer duschen, frühstücken,
bügeln oder machen sonst etwas. Kaum
eine andere Sendung erfährt aus der Medienforschung
seit 20 Jahren, dass sie nebenbei konsumiert
wird, quasi bebildertes Radio. Und dabei
soll die Sendung auch noch Orientierung geben
und die Zuschauer mit einem guten Gefühl in den
Tag starten lassen? Keine leichte Aufgabe, und
doch gelingt sie, zumindest aus Sicht der Zuschauer.
Über die dreieinhalb Stunden verteilt,
schauen bis zu 3,5 Millionen Menschen zu, durchschnittlich
für eine halbe Stunde. Damit ist das
»Morgenmagazin« von ZDF und ARD Marktführer
am frühen Morgen. Im wöchentlichen Wechsel
präsentieren die Kollegen der ARD aus Köln ihr
Programm, das ZDF sendet aus dem Zollernhof in
Berlin. Die Zuschauerzahlen gleichen sich auch in
diesem Jahr bis auf die zweite Stelle hinter dem
Komma.
Die Aufgabenstellung hat sich im Lauf der Jahre
nicht verändert: Was bringt der Tag? Was ist wichtig?
Das »ZDF-Morgenmagazin« versteht sich als
Taktgeber, will die Nachrichtenthemen des Tages
mitbestimmen. Zielsetzung ist ein Thema, das das
Team schon am Morgen platziert hat und das am
Abend noch im »heute-journal« aufscheint. Ein
weiterer wesentlicher Bestandteil war und ist der
Gesprächsplatz in der Sendung. Zur vollen beziehungsweise
zur halben Stunde ist die Gelegenheit
für ein vier- bis fünfminütiges Gespräch. Im Berliner
Betrieb ist das längst bekannt und führt zu
Angeboten nach dem Motto: »Der Minister würde
zum Thema XY zu Ihnen kommen« oder »Unser
Fraktionsvorsitzender würde sich gerne zum
Thema Z äußern«. Ein Interessenskonflikt? Nach
unserer Einschätzung nicht. Erstens kann man
solche Angebote annehmen oder ablehnen. Zweitens,
und noch entscheidender: Das Thema wird
abgesprochen, nicht die Fragen, und das führt
manchmal zu Überraschungen auf Seiten der
Gesprächspartner.
Das Leben besteht aber bekanntlich nicht nur aus
Politik. Auch die Themen aus den Bereichen Wirtschaft,
Kultur, Vermischtes und Sport prägen die
Sendung. Entscheidend für ein attraktives Programm
ist der Themenmix. Diese Grundidee
stand vor 20 Jahren im Mittelpunkt, abgeleitet von
der Tageszeitung, die man morgens liest, um sich
zu informieren. Was damals gut war, hat im »ZDFMorgenmagazin« auch heute noch Bestand. Vielfalt,
Mischung, Mix egal, wie immer man es bezeichnen
möchte, für eine Magazinsendung ist es
unerlässlich.
Zugegeben, einige Rubriken aus der Anfangszeit
hatten eine kurze Halbwertszeit. Das »Horoskop«
oder der »Impuls Gedanken zum Tag« beispielsweise.
Andere sind echte Evergreens. Die »Szene«
ist seit 19 Jahren fester Bestandteil der Sendung.
Nachrichten von und über Prominente, über Ausgefallenes
und Skurriles. Und ganz nebenbei ist
die »Szene« auch noch die »Mutter aller Synergien«.
Lange, bevor es im ZDF ein Thema wurde,
gingen die Macher der »Szene« in die Fließbandproduktion.
Denn auch in der »Vollen Kanne«, im
»Mittagsmagazin« und im »ZDFwochen-journal«
gibt es diese Rubrik. Erdacht und gefertigt im
»ZDF-Morgenmagazin«.
Der Rote Teppich nicht selten wird er (natürlich
nur im übertragenen Sinne) im »Moma«-Café ausgerollt.
Nationale und internationale Stars lassen
sich nicht von der Uhrzeit abschrecken, sind
pünktlich um fünf Uhr zum Soundcheck am Start.
Doch Anwesenheit allein reicht nicht, die Stars
müssen im »ZDF-Morgenmagazin« auch singen.
Selbst diese nicht zu unterschätzende Hürde
haben Rolando Villazón, Erwin Schrott und Paul
Potts locker genommen. Boss Hoss, Skunk Anansie,
Roger Cicero kommen aus einer ganz anderen
musikalischen Richtung, sind aber ebenso
»ZDF-Morgenmagazin«-tauglich. Die »Schatzinsel« ist seit 2006 im Programm und Teil der Medienpartnerschaft
des ZDF mit der Berliner Museumsinsel.
Gezeigt werden die Geschichten hinter
den Schätzen in den Museen.
Zum umfassenden Blick in den Tag gehört von
Beginn an die Sportberichterstattung. Ab 5.30 Uhr
alle 30 Minuten im Programm gibt es »Alle Spiele,
alle Tore« so das Motto im »ZDF-Morgenmagazin«. Dabei steht der Fußball ganz klar im Mittelpunkt.
Der Zuschauer erhält Informationen und
Analysen über Spiele vom Vorabend beziehungsweise
den Ausblick auf Tagesansetzungen. Dabei
zeigt das »ZDF-Morgenmagazin« immer wieder
ein gutes »Näschen«, wie zum Beispiel 2009 beim
U21-Finale in Malmö. Das »ZDF-Morgenmagazin«
hatte sich entschieden, live von dort zu berichten.
Deutschland holte den Titel mit jungen Spielern
wie Mesut Özil, Manuel Neuer und Sami Khedira.
Die Zuschauer des »ZDF-Morgenmagazin« waren
dabei, als die Fußballer wurden, was sie heute
sind.
Entscheidungen fallen aber auch im Handball,
Eishockey, Basketball und Volleyball. Ergebnisse
gibt es in der Sendung und dazu den Blick auf die
olympischen Sportarten wie Leichtathletik,
Schwimmen und Turnen. Gern mit Livegästen: Vize-Weltmeister Philip Boy springt aus dem Stand
einen Salto auf dem »Moma«-Sofa. Timo Boll
spielt Tischtennis im Café, ebenso Jochen Wollmert,
paralympischer Tischtennisspieler.
Sportgroßereignisse wie in 2012 sind auch im
»ZDF-Morgenmagazin« Höhepunkte. Olympia in
London: Thomas Skulski moderierte von einem
Schiff auf der Themse mit Blick auf die Tower
Bridge. Zur Fußball-EM ging die Sonne für Jessy
Wellmer und Toni Schumacher am ZDF-Fußballstrand von Heringsdorf auf. Die Taktiktafel im
weißen Sand und das Strandkorbschießen gab es
gratis zu den ausführlichen sportlichen Analysen.
Die EM in Polen und der Ukraine gab auch den
Anstoß, ein neues Format auszuprobieren. Jana
Günther und Christiane Hübscher waren unterwegs
zum Endspielort nach Kiew. Sie bündelten
ihre Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen in
vierminütigen Reportagen.
Eine weitere unverzichtbare Säule im Programm
ist die tägliche Service-Rubrik. Genau wie Nachrichten,
Wetter und Sport ist der Service ein Markenkern
der Sendung, der beim Zuschauer den
Wiedererkennungseffekt auslöst. »Was tun gegen
Zähneknirschen?«, »Richtig kompostieren«, »Vergiftungen
bei Kindern« sind Themen mitten aus
dem Leben. Mindestens genauso nachgefragt bei
den Zuschauern sind Finanzthemen: »Wie wechselt
man die Krankenversicherung?« oder »Welche
Altersvorsorge ist die Richtige für mich?«. In
den Redaktionskonferenzen sind es die Servicethemen,
die häufig am längsten diskutiert werden.
Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein Thema
auf Interesse trifft. Die Beteiligung der Zuschauer
hat sich im Laufe der Jahre verändert, aus Briefen
wurden Faxe, heute bekommen wir E-Mails das
Interesse ist jedoch geblieben.
Im Mai dieses Jahres war es soweit: die 2500.
Ausgabe des »ZDF-Morgenmagazin«. Gesendet
aus der fünften Generation der Studiodekorationen.
Das zentrale Möbelstück war, ist und bleibt
ein Sofa. Das erste Modell gab es in blau, dann in
weiß. Die aktuelle Ausgabe gibt es seit August
2011, und sie ist grau. Blickfang im neuen Berliner
Studio ist die acht Meter mal drei Meter große Vidiwall.
Anfangs war sie Fluch und Segen zugleich.
Alle Sendungen aus dem Zollernhof standen 2011
vor der Herausforderung, diese opulente technische
Möglichkeit ins Sendungskonzept zu integrieren
und sich dabei dennoch voneinander zu
unterscheiden. »Berlin direkt«, »maybrit illner«,
»aspekte«, »Frontal 21« und »ZDF log in« nutzen
dieselbe Wand. 14 Monate nach Einführung ist sie
aus dem »ZDF-Morgenmagazin« nicht mehr wegzudenken.
Berlin als Standort ist klar verankert,
alle Rubriken der Sendung erhalten auf der Wand
ihre Kennung, viele Anmoderationen werden unterstützt
mit wunderbaren Bilder wie dem Kranichzug
in Brandenburg, der Laubfärbung im Herbstwald
oder den blauen Augen von James Bond auf
der Vidiwall entfalten alle Bilder eine besondere
Strahlkraft und machen das neue Studio sehr variabel.
Dass hinter den Bildern ein großer technischer
Aufwand steckt, sieht der Zuschauer
nicht.
Technisch verändert hat sich bei der letzten
Studiorenovierung
auch die Präsentation des Wetters.
Für den Zuschauer ist es nur ein kleiner
Wisch mit der rechten Hand von Ben Wettervogel,
für die Kollegen der Technik hat der neue Touchscreen-Monitor größere Auswirkungen. Die Anmutung
ist modern und zeitgemäß. Die Sonne scheint
deshalb nicht länger, aber da sich das »ZDFMorgenmagazin« auch immer als Innovationsmotor
innerhalb des ZDF versteht, gehören solche
Neuerungen zum Alltag.
Das »ZDF-Morgenmagazin« versucht auch im 21.
Jahr, fröhlich und fachlich, kreativ und kompetent
in den Tag zu starten. Das ist Auftrag und Verpflichtung
zugleich.