Johannes Frick-Königsmann, Hauptredaktion Unterhaltung-Wort/Koordinator Serie
Wolfgang Grundmann, Hauptredaktion Unterhaltung-Wort
Sebastian Hünerfeld, Hauptredaktion Unterhaltung-Wort/Koordinator Online
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Mit dem Freitagskrimi »Letzte Spur Berlin« betrat das ZDF Neuland. Erstmalig standen die Schicksale vermisster Menschen im Mittelpunkt einer deutschen Primetime-Serie. Und erstmalig wurden die Zuschauer eingeladen, im Second Screen an der Tataufklärung mitzuwirken. Erfunden von dem preisgekrönten Autor Orkun Ertener (»KDD – Kriminaldauerdienst«, »Die Chefin«) sorgte ab dem 20. April ein hochkarätiges Schauspielerensemble um Hans-Werner Meyer, Jasmin Tabatabai, Susanne Bormann und Florian Panzner für Hochspannung – jeweils freitags um 21.15 Uhr im ZDF.

Im April waren es knapp 8 000 Personen, die in Deutschland als vermisst galten. Hinter der trockenen Zahl stehen Schicksale und der Schmerz der Angehörigen: Denn wenn ein Mensch plötzlich und unerwartet aus dem Leben verschwindet, stehen diese meist vor einem quälenden Rätsel.

Orkun Ertener hat aus der Thematik eine fesselnde Krimiserie konzipiert. Unverkennbar und meisterhaft, schrieb er selbst das Buch zur Auftaktfolge und verfasste mehrere Storys für die erste Staffel. Da gibt ein liebender Familienvater seine Tochter in der Kinderbetreuung eines Einkaufszentrums ab und kehrt nicht wieder zurück. Eine Schülerin macht sich auf den Weg zur Abiturprüfung. Nach einem Fehlversuch ist das ihre letzte Chance – doch sie kommt nie in der Schule an. Oder ein ehemaliger Top-Terrorist wird nach »lebenslanger Haft« entlassen, doch in der kleinen Wohnung, die ihm seine Schwester liebevoll eingerichtet hat, fehlt von ihm bald jede Spur.

»Letzte Spur Berlin« erzählt die Arbeit eines Teams vom Vermisstendezernat des Berliner LKA unter Leitung von Hauptkommissar Oliver Radek (Hans-Werner Meyer). Radek und seine Kollegen schalten sich immer dann ein, wenn der Verdacht eines Verbrechens oder einer Gefahr für Leib und Leben besteht. Die Ermittler treten an, das Verschwinden zu rekonstruieren und aus den letzten Spuren das Puzzle einer menschlichen Existenz zusammenzusetzen. Radek und sein Team sind Archäologen menschlicher Biografien. Nur wenn sie sich ein Bild machen können aus tausend Splittern und Facetten, aus unzähligen Widersprüchen, nur wenn sie wissen, wer der Mensch ist, der vermisst wird, nur dann kommen sie der Antwort auf die Frage näher, wo sie diesen Menschen finden. Denn niemand, so lehrt die Erfahrung, verschwindet ohne Grund, und nichts ist, wie es scheint. Was die Ermittler antreibt, ist die Hoffnung – die Hoffnung, rechtzeitig zu kommen, die Hoffnung, ein Menschenleben zu retten, die Hoffnung, die Vermissten nach Hause zu bringen. Ertener selbst bezeichnet sein Format deshalb auch als Hoffnungskrimi. Denn während die Welt der Mordkommission beginnt, wenn eine Leiche gefunden wird und der Tod im Raum steht, ist die Welt des Vermisstendezernats die der Zuversicht.

Dabei können Vermisstenfälle alles sein: Entführungen und Geiselnahmen, Tötungsdelikte, Unfälle oder wortlose Fluchten, Betrügereien, tragische und manchmal komische Geschichten. Immer sind es Fälle, die einen »doppelten Boden« haben, immer geht es um ein Menschenleben mit seinen oft abgründigen Tiefen und Untiefen.

Mehr als in anderen Krimis ist vielleicht der Fall der Star in diesem Format, und doch sind es natürlich die Ermittler, die der Serie ihr – attraktives – Gesicht geben und sie prägen. Hans-Werner Meyer verkörpert den hintergründigen Chefermittler mit der ihm eigenen Würde, Menschenkenntnis und großer, leiser Autorität. Jasmin Tabatabai ist mit lässiger Souveränität und ebenso großer Empathie in der ungewohnten Rolle als Polizistin zu sehen. Susanne Bormann fasziniert in ihrer ersten Serienhauptrolle als junge, ehrgeizige, intelligente Ermittlerin, die sich ihres Platzes im Leben noch nicht sicher ist. Und Florian Panzner spielt einen nicht minder ambitionierten Polizisten tiefgründig mit großer Sensibilität. Vier leidenschaftliche Schauspieler verkörpern leidenschaftliche Ermittler, die in jedem Fall die Grenzen pushen und doch wissen, dass ihr Handeln Grenzen hat.

Judith Kennel, Filippos Tsitos und Andreas Herzog haben den neuen Hauptstadtkrimi mit großer Könnerschaft und Ambition in Szene gesetzt. Relevant und unterhaltsam konnte sich die neue Krimiserie aus dem Stand eine große Anhängerschaft sichern. 4,84 Millionen Zuschauer sahen die sechs Folgen im Durchschnitt (Marktanteil 16,7 Prozent) und machten sie damit zu einem der erfolgreichsten eigenproduzierten Serienneustarts der vergangenen Jahre im deutschen Fernsehen. Zwölf neue Folgen wurden ab Ende des Jahres bereits gedreht und treten an, den ambitionierten Krimiserienplatz am Freitag, 21.15 Uhr, weiter zu bereichern.

»Letzte Spur Berlin« – Second Screen
In vielen Wohnzimmern ist er schon Realität: der Second Screen – der zweite Bildschirm. Immer mehr Zuschauer nutzen parallel zum Fernsehprogramm einen Laptop oder ein Tablet und tauschen sich beim Fernsehen mit Freunden aus oder surfen im Netz. Mit »Letzte Spur Berlin – Second Screen« bot das ZDF diesen Zuschauern erstmalig eine Plattform für diesen Austausch.

Die Hauptredaktion Neue Medien betrat damit im Internet Neuland: Der Zuschauer konnte zeitgleich zur Sendung mit den Ermittlern auf Verbrechersuche gehen. Dazu bekam er über die ZDF-Homepage eine eigene virtuelle Magnettafel zur Verfügung gestellt, auf der er zusätzliche Informationen über die Figuren bekommen und die Protagonisten der Episode bewerten konnte. Ist der sympathische Lehrer ein Freund oder ein Feind der spurlos verschwundenen Schülerin? Ist der Entführte nur ein Opfer, oder ist er vielleicht doch auch ein Täter? Der Zuschauer konnte für sich allein seine Bewertung abgeben oder sich mit der Community abstimmen. Jederzeit konnte er sehen, welche Einschätzung die Gesamtheit der anderen angemeldeten Mitspieler abgab, Stichwort »Schwarmintelligenz«. Und er konnte über ein eigenes Mitteilungssystem mit den anderen Usern diskutieren und den Fall sogar vorzeitig lösen.

»Letzte Spur Berlin – Second Screen« bot damit ein symbiotisches Fernseh-Online-Erlebnis, einen zusätzlichen Einschaltimpuls für den heutigen Fernsehzuschauer. Als »beste Programm-, Film-, Format- beziehungsweise Content bezogene App« wurde »Letzte Spur Berlin – Second Screen« mit dem renommierten Eyes & Ears Award 2012 ausgezeichnet.

Johannes Frick-Königsmann
Wolfgang Grundmann
Sebastian Hünerfeld
Kriminaloberkommissar Daniel Prinz (Florian Panzner), seine Kollegin Sandra Reiß (Susanne Bormann), Hauptkommissar Oliver Radek (Hans-Werner Meyer) und Hauptkommissarin Mina Amiri (Jasmin Tabatabai)
Radek und seine Kolleginnen auf Spurensuche in Berlin
Sandra Reiß’ neuer Kollege ist ihr Exfreund Daniel Prinz
Die schwangere Karin Tuschik (Annika Blendl) erfährt Schreckliches
Die Kommissare Sandra Reiß und Daniel Prinz ermitteln