Mit dem Freitagskrimi »Letzte Spur Berlin«
betrat das ZDF Neuland. Erstmalig standen
die Schicksale vermisster Menschen im Mittelpunkt
einer deutschen Primetime-Serie.
Und erstmalig wurden die Zuschauer eingeladen,
im Second Screen an der Tataufklärung
mitzuwirken. Erfunden von dem preisgekrönten
Autor Orkun Ertener (»KDD Kriminaldauerdienst«, »Die Chefin«) sorgte ab
dem 20. April ein hochkarätiges Schauspielerensemble
um Hans-Werner Meyer, Jasmin
Tabatabai, Susanne Bormann und Florian
Panzner für Hochspannung jeweils freitags
um 21.15 Uhr im ZDF.
Im April waren es knapp 8 000 Personen, die in
Deutschland als vermisst galten. Hinter der trockenen
Zahl stehen Schicksale und der Schmerz
der Angehörigen: Denn wenn ein Mensch plötzlich
und unerwartet aus dem Leben verschwindet,
stehen diese meist vor einem quälenden Rätsel.
Orkun Ertener hat aus der Thematik eine fesselnde
Krimiserie konzipiert. Unverkennbar und meisterhaft,
schrieb er selbst das Buch zur Auftaktfolge
und verfasste mehrere Storys für die erste
Staffel. Da gibt ein liebender Familienvater seine
Tochter in der Kinderbetreuung eines Einkaufszentrums
ab und kehrt nicht wieder zurück. Eine
Schülerin macht sich auf den Weg zur Abiturprüfung.
Nach einem Fehlversuch ist das ihre letzte
Chance doch sie kommt nie in der Schule an.
Oder ein ehemaliger Top-Terrorist wird nach »lebenslanger
Haft« entlassen, doch in der kleinen
Wohnung, die ihm seine Schwester liebevoll eingerichtet
hat, fehlt von ihm bald jede Spur.
»Letzte Spur Berlin« erzählt die Arbeit eines Teams
vom Vermisstendezernat des Berliner LKA unter
Leitung von Hauptkommissar Oliver Radek (Hans-Werner Meyer). Radek und seine Kollegen schalten
sich immer dann ein, wenn der Verdacht eines
Verbrechens oder einer Gefahr für Leib und Leben
besteht. Die Ermittler treten an, das Verschwinden
zu rekonstruieren und aus den letzten Spuren das
Puzzle einer menschlichen Existenz zusammenzusetzen.
Radek und sein Team sind Archäologen
menschlicher Biografien. Nur wenn sie sich ein
Bild machen können aus tausend Splittern und
Facetten, aus unzähligen Widersprüchen, nur
wenn sie wissen, wer der Mensch ist, der vermisst
wird, nur dann kommen sie der Antwort auf die
Frage näher, wo sie diesen Menschen finden.
Denn niemand, so lehrt die Erfahrung, verschwindet
ohne Grund, und nichts ist, wie es scheint.
Was die Ermittler antreibt, ist die Hoffnung die
Hoffnung, rechtzeitig zu kommen, die Hoffnung,
ein Menschenleben zu retten, die Hoffnung, die
Vermissten nach Hause zu bringen. Ertener selbst
bezeichnet sein Format deshalb auch als Hoffnungskrimi.
Denn während die Welt der Mordkommission
beginnt, wenn eine Leiche gefunden
wird und der Tod im Raum steht, ist die Welt des
Vermisstendezernats die der Zuversicht.
Dabei können Vermisstenfälle alles sein: Entführungen
und Geiselnahmen, Tötungsdelikte, Unfälle
oder wortlose Fluchten, Betrügereien, tragische
und manchmal komische Geschichten. Immer
sind es Fälle, die einen »doppelten Boden« haben,
immer geht es um ein Menschenleben mit seinen
oft abgründigen Tiefen und Untiefen.
Mehr als in anderen Krimis ist vielleicht der Fall
der Star in diesem Format, und doch sind es natürlich
die Ermittler, die der Serie ihr attraktives
Gesicht geben und sie prägen. Hans-Werner
Meyer verkörpert den hintergründigen Chefermittler
mit der ihm eigenen Würde, Menschenkenntnis
und großer, leiser Autorität. Jasmin Tabatabai ist
mit lässiger Souveränität und ebenso großer Empathie
in der ungewohnten Rolle als Polizistin zu
sehen. Susanne Bormann fasziniert in ihrer ersten
Serienhauptrolle als junge, ehrgeizige, intelligente
Ermittlerin, die sich ihres Platzes im Leben noch
nicht sicher ist. Und Florian Panzner spielt einen
nicht minder ambitionierten Polizisten tiefgründig
mit großer Sensibilität. Vier leidenschaftliche
Schauspieler verkörpern leidenschaftliche Ermittler,
die in jedem Fall die Grenzen pushen und
doch wissen, dass ihr Handeln Grenzen hat.
Judith Kennel, Filippos Tsitos und Andreas Herzog
haben den neuen Hauptstadtkrimi mit großer
Könnerschaft und Ambition in Szene gesetzt. Relevant
und unterhaltsam konnte sich die neue
Krimiserie aus dem Stand eine große Anhängerschaft
sichern. 4,84 Millionen Zuschauer sahen
die sechs Folgen im Durchschnitt (Marktanteil
16,7 Prozent) und machten sie damit zu einem der
erfolgreichsten eigenproduzierten Serienneustarts
der vergangenen Jahre im deutschen Fernsehen.
Zwölf neue Folgen wurden ab Ende des Jahres
bereits gedreht und treten an, den ambitionierten
Krimiserienplatz am Freitag, 21.15 Uhr, weiter zu
bereichern.
»Letzte Spur Berlin« Second Screen
In vielen Wohnzimmern ist er schon Realität: der
Second Screen der zweite Bildschirm. Immer
mehr Zuschauer nutzen parallel zum Fernsehprogramm
einen Laptop oder ein Tablet und tauschen
sich beim Fernsehen mit Freunden aus
oder surfen im Netz. Mit »Letzte Spur Berlin Second
Screen« bot das ZDF diesen Zuschauern
erstmalig eine Plattform für diesen Austausch.
Die Hauptredaktion Neue Medien betrat damit im
Internet Neuland: Der Zuschauer konnte zeitgleich
zur Sendung mit den Ermittlern auf Verbrechersuche
gehen. Dazu bekam er über die ZDF-Homepage
eine eigene virtuelle Magnettafel zur
Verfügung gestellt, auf der er zusätzliche Informationen
über die Figuren bekommen und die Protagonisten
der Episode bewerten konnte. Ist der
sympathische Lehrer ein Freund oder ein Feind
der spurlos verschwundenen Schülerin? Ist der
Entführte nur ein Opfer, oder ist er vielleicht doch
auch ein Täter? Der Zuschauer konnte für sich allein
seine Bewertung abgeben oder sich mit der
Community abstimmen. Jederzeit konnte er
sehen, welche Einschätzung die Gesamtheit der
anderen angemeldeten Mitspieler abgab, Stichwort
»Schwarmintelligenz«. Und er konnte über ein
eigenes Mitteilungssystem mit den anderen Usern
diskutieren und den Fall sogar vorzeitig lösen.
»Letzte Spur Berlin Second Screen« bot damit
ein symbiotisches Fernseh-Online-Erlebnis, einen
zusätzlichen Einschaltimpuls für den heutigen
Fernsehzuschauer. Als »beste Programm-, Film-, Format- beziehungsweise Content bezogene
App« wurde »Letzte Spur Berlin Second Screen«
mit dem renommierten Eyes & Ears Award 2012
ausgezeichnet.