Programmperspektiven des ZDF
2013 bis 2014

Stand: 12.10.2012

1. Die besten Programme anbieten – oberste Maxime des ZDF
Der Wettbewerb um die interessantesten und besten Bewegtbilder tritt in der Mediendiskussion immer weiter in den Vordergrund. Das liegt nicht nur daran, dass die durchschnittliche Fernsehdauer inzwischen mit 225 Minuten täglich im Jahr 2011 auf ein Rekordniveau gestiegen ist. Hinzu kommt der Wandel der Onlineanbieter. Sie sehen sich nicht mehr allein als Inhalte-Sammler, sondern als Inhalte-Anbieter und sind in die Produktion originärer Bewegtbilder eingestiegen. Attraktivität, Relevanz und Qualität der Inhalte bestimmen, welche Medienangebote genutzt werden – auf herkömmlichen und neuen Verbreitungswegen. Vor diesem Hintergrund ist die Programmarbeit des ZDF zu sehen.

Die sich abzeichnende inhaltliche Wende der Mediendiskussion rückt zugleich die klassischen Kompetenzen und Leistungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wieder stärker in den Fokus. In Programmkompetenz-Umfragen wird ARD und ZDF nach wie vor in den meisten Programmgenres die führende Position zugesprochen. Untersuchungen zeigen, dass Zuschauer ihnen in besonderem Maße Differenziertheit und thematische Substanz der informierenden und unterhaltenden Angebote zusprechen und dies von den Sendern auch erwarten. Das ZDF wird in den Jahren 2013/2014 weiter daran arbeiten, mit seinen Programmangeboten diesen Erwartungen zu entsprechen und die Attraktivitäts-, Qualitäts- und Gestaltungsstandards der Produktion von Bewegtbildformaten mit zu definieren. ZDF-Programme bleiben dabei den klassischen Qualitätsstandards öffentlich-rechtlichen Fernsehens – Wahrhaftigkeit, Objektivität, Unabhängigkeit, Vielfalt, Fairness – treu. Sie verbinden den bildhaften Überblick mit Hintergrund-Darstellung und Analyse, bleiben der Wirklichkeit verpflichtet und eröffnen unterhaltsame Zugänge zur Welt. Am Wettbewerb um die Erhöhung von Reizwerten mit der Vermischung von Realität und Fiktion wird sich das ZDF nicht um den Preis eines voyeuristischen Vorführens und einer Herabwürdigung von Menschen und ihren Bedürfnissen beteiligen. Es wird vielmehr in seiner Programmarbeit 2013/2014 vier Schwerpunkte setzen:

  • In der beschleunigten Informationswelt mit ihrer gestiegenen Bedeutung nicht-institutioneller Informationsquellen (zum Beispiel Facebook, Blogs) sind die Fragen nach der Leistung des Fernsehens und seiner Glaubwürdigkeit virulent geworden. ZDF-Informationsprogramme werden Antworten darauf geben, indem sie weiterhin umfassende Recherche pflegen und bis in die aktuellen Sendungen ihre Hintergrundberichterstattung ausbauen werden.
  • In den unterhaltenden Genres der Show und der Fiktion baut das ZDF auf lange gewachsenen führenden Kompetenz-Zuweisungen der Zuschauer auf. 2013/2014 wird das ZDF mit Neuerungen seine Gestaltungsfähigkeit in diesen Genres untermauern und die Innovationsfrequenz für seine Angebote wieder erhöhen. Dabei wird es auch neue transmediale Erzählformen rund um den Kern der klassischen Genres von Film und Fernsehen weiter erproben.
  • Mit seinen Digitalkanälen hat das ZDF seit Ende 2010 den Marktstandard mehrkanaliger Publikumsansprache erfolgreich aufgenommen. 2013/2014 werden sie zentrale öffentlich-rechtliche Programmgenres und -sparten in der ZDF-Senderfamilie noch deutlicher auf ein jüngeres Publikum ausrichten. Zugleich wird das ZDF die Nutzungsmöglichkeiten seiner Onlineangebote verbessern.
  • Als Ergebnis der altersgruppendifferenzierten Zuschaueransprache seit rund 20 Jahren ist das Publikum in einen »alten« öffentlich-rechtlichen und einen »jungen« kommerziellen Teil gespalten. Das ZDF wird mit seiner Programmarbeit 2013/2014 den langen Prozess der Verjüngung seiner Zuschauerschaft in der Kombination von Formatarbeit und Kanalkonzepten noch konsequenter angehen als bislang.

2. Verständlich und zugänglich substanziell informieren
Die Bundestags- und Landtagswahlen in Deutschland, die Entwicklung der Wirtschafts- und Währungskrise in Europa, Amerika und der Welt sowie zentrale gesellschaftliche Themen, wie zum Beispiel der demografische Wandel, werden in besonderem Maße im Mittelpunkt der aktuellen und hintergründigen Berichterstattung 2013 stehen. 2014 rücken Russland und mit Brasilien auch der gesamte südamerikanische Kontinent durch die beiden sportlichen Großereignisse »Olympische Winterspiele in Sotschi« und der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien in den Fokus.

Aktualität – Nachrichtenkompetenz durch höheren Zuschauerbezug stärken und neue Formen der Informationsvermittlung ausbauen
Zu den Herausforderungen 2013/2014 gehört es, Themen alltagsnah und verständlich aufzubereiten und gleichzeitig neue Formen der Vermittlung von komplexen Sachverhalten zu finden und zu erproben. So stärkt das »heute-journal« die Wirtschaftsberichterstattung durch eine neue Präsentation im Studio und setzt auf Einordnung komplexer Sachverhalte durch einen eigenen Wirtschaftsexperten.

Durch die von den Handschriften der Autoren und Moderatoren geprägte Herangehensweise an Nachrichtenthemen wird das »heute-journal« auch zukünftig sein Profil als Nachrichtenmagazin weiter schärfen, das insbesondere auch für jüngere Zuschauergruppen attraktiv ist. Die crossmediale Nachrichtenvermittlung wird auch organisatorisch durch den Wechsel der Onlineredaktion heute. de in die Hauptredaktion Aktuelles 2013 gestärkt. Eine gemeinsame Verantwortung für Nachrichten auf allen Plattformen des ZDF soll dabei etabliert werden. Die Planungsprozesse werden sich künftig mehr an sendungsübergreifenden Themen als an einzelnen Sendungsformaten orientieren.

Mit den »Angeh«-Themen – also Themen, die die Zuschauer betreffen und für die sie sich interessieren sollten –, der klaren Strukturierung, dem positiven Bild des Tages und der verlässlichen Sportberichterstattung will die »heute«-Redaktion neue Zuschauer hinzugewinnen.

Die Überlegungen zu speziellen Nachrichtenangeboten für junge Zuschauerinnen und Zuschauer in den Digitalprogrammen und im Hauptprogramm sollen in Thematik und Formatierung 2013/2014 weiterentwickelt und für einzelne Sendeplätze konkret umgesetzt/erprobt werden. Die 19-Uhr-»heute«-Sendung wird sich im zu erwartenden harten Wettbewerb der großen Nachrichtensendungen weiterhin als Format der journalistisch präzisen Arbeit mit deutlichem Politikanteil positionieren.

PHOENIX soll auch zukünftig neben seinen Dokumentationen und Gesprächssendungen die Ereignisberichterstattung weiterentwickeln. Durch großflächige Übertragungen sowie entsprechende Analysen und Einordnungen vor allem von Bundestagsdebatten, Bundesratssitzungen und Parteitagen soll den Zuschauerinnen und Zuschauern insbesondere eine Teilhabe an politischen Prozessen ermöglicht werden. Einen besonderen Schwerpunkt im PHOENIX-Programm werden im Herbst 2013 die Bundestagswahlen darstellen.

Zeitgeschehen – Orientierung in einer immer komplexeren Zeit bieten durch neue investigative Formate und Stärkung der Hintergrundberichterstattung
In Zeiten permanenter Informationsflut und sich ständig beschleunigender Entscheidungs- und Wahrnehmungsprozesse ist es für das ZDF gerade in einem Wahljahr unerlässlich, Orientierung und Einordnung zu bieten, kritisch zu hinterfragen. Die unterschiedlichen Formate bieten dafür spezifische Zugänge – von den tagesaktuellen Nachrichtenformaten, der Alltagsorientierung der Magazinsendungen (»ZDF-Morgenmagazin«, »Länderspiegel«, »heute – in Deutschland«) über den Talk (»maybrit illner«) bis zu den außenpolitischen Magazinen (»auslandsjournal«, »heute – in Europa«) sowie den investigativen Recherchen von »Frontal 21« und »ZDFzoom«.

So wird das neue investigative Dokumentationsformat »ZDFzoom« nach dem erfolgreichen Start noch stärker auf hohes persönliches Involvement des Zuschauers, insbesondere bei Themen aus den Bereichen Verbraucherschutz und Arbeitswelt, setzen. Auch die hintergründige Aufarbeitung im Allgemeinen und die Euro-/Finanzkrise im Speziellen soll weiterhin kontinuierlich bei »ZDFzoom« stattfinden. Für Spätherbst 2012 ist beispielsweise eine Dokumentation zur Rolle der Ratingfirmen geplant. Besondere Akzente setzt das »auslandsjournal« im Herbst 2012 mit zwei monothematischen Vor-Ort-Ausgaben zur US-Wahl sowie zum Machtwechsel in China, der einer besonderen Einordnung und Berichterstattung bedarf. Die Verjüngung der Sendung wird forciert und weiterhin einen Schwerpunkt in der Formatarbeit in diesem Bereich ansiedeln. Hierzu gehört die kontinuierliche Weiterentwicklung und Stärkung der Rubrik »außendienst«, die gerade bei jüngeren Zuschauern sehr erfolgreich ist.

Neben den Regelformaten, die in ihrem Profil kontinuierlich geschärft werden, sollen ereignisbezogene Sondersendungen und bildstarke Liveangebote konzeptionell weiter ausgebaut werden: 2013 soll deshalb – neben Akzenten in allen Regelsendungen – auf moderne Liveformate gesetzt werden, die den Diskurs mit dem Zuschauer in den Vordergrund stellen. Mittlerweile erprobte crossmediale Ansätze in Sendungen wie »Ich kann Kanzler!« und »ZDF log in« werden weiter ausgebaut.

Daneben bieten Primetime-Dokumentationen von den Bundeskanzlerkandidatenporträts bis hin zum »Großen Deutschlandtest« umfangreiche Hintergrundberichterstattung zur Bundestagswahl 2013. Dazu sollen der Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan und weitere gesamtgesellschaftsrelevante Themen auf dem Dokumentationsplatz von »ZDFzeit«, Dienstag 20.15 Uhr, vertieft werden.

»37°« wird auch künftig seinen Beitrag zur »sozialen Klimaforschung« in unserer Gesellschaft leisten und mit authentischen Protagonisten und ihren Schicksalen, Problemen, Sehnsüchten und Wünschen die existenzielle Seite unserer Kultur beleuchten, unter anderem mit der verzweifelten Suche eines Vaters nach der beim Sorgerechtsstreit verschwundenen Tochter. Konsequent wird an der zeitgemäßen Umsetzung der Themen gearbeitet und die Formensprache variiert, um in noch höherem Maß auch jüngere Zuschauer zu erreichen, so zum Beispiel in dem Zweiteiler »Wegen Umbau geschlossen – Jungs in der Pubertät«, einer Langzeitbeobachtung von vier Jugendlichen in ihrem Alltag.

Rund um das Metathema »Umwelt« wird es eine regelmäßige Befassung mit Fragen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie Energiewende und Atomausstieg geben, ob in Einzelbeiträgen, Diskussionsformen oder monothematischen Filmen. So plant das Umwelt- und Naturformat »planet e.« eine Dokumentation über die große Gefahr, die akut von verrottender Weltkriegsmunition für die Ostsee ausgeht.

Mit Presenter-geführten Reportagereihen wie »Wild Germany«, »German Angst« oder dem Großstadtmagazin »Bambule« will ZDFneo für ein jüngeres Publikum andere Perspektiven auf lebensnahe Themen umsetzen, die bewusst provokant eine Auseinandersetzung und Standpunkte einfordern. In der Reihe »Junior Docs« lernen die Zuschauer die Wirklichkeit des Krankenhausalltags kennen und bekommen Einblicke in die Ängste, Träume und Erwartungen einer Gruppe von Assistenzärzten.

Service – verbrauchernahe Themen und Kernmarken pflegen
Verbrauchernahe und serviceorientierte Aufbereitung insbesondere von Wirtschafts- und Finanzthemen bildet auch bei »WISO« den Schwerpunkt 2013.

Dabei setzt man auch auf die Fortentwicklung modernerer Beitragsformen und Sendungselemente, wie sie bereits mit dem »WISO-Duell« 2012 erprobt wurden.

Das ZDF wird weiter an Gesundheitsangeboten arbeiten. Neben regelmäßigen Beiträgen und Gesprächen zu medizinischen Themen in unseren Magazinsendungen wie »Volle Kanne – Service täglich« wird das ZDF 2013 ein neues Coaching- Format anbieten, in dessen Mittelpunkt Gesundheitsthemen stehen. In »Dr. Feld hilft« begleitet der erfahrene Arzt Dr. Michael Feld Patienten und gibt Impulse, wie diese ihre Lebenssituation verbessern können.

Bei jüngeren Zuschauern ist das Genre Factual Entertainment eine besonders geeignete Form, um unter anderem Serviceorientierung mit Leichtigkeit zu verbinden. Mit der Weiterentwicklung erfolgreicher Sendereihen wie »Da wird mir übel« als unterhaltsamem Verbraucherschutz, Neuentwicklungen wie dem »Traumhaus-Duell« zur Immobiliensuche und internationalen Formaten wie »Mach mich gesund – Der Ernährungscoach«, wird ZDFneo seine Profilierung in diesem Genre konsequent vorantreiben.

Sport – Die Champions League, Olympische Winterspiele und die Fußball-WM als Events
Das Sportjahr 2013 wird geprägt sein durch die komplette Champions-League-Saison im ZDF. Europäische Themen aus den Ländern der teilnehmenden Clubs werden in den Sendungen rund um die Fußballberichterstattung aufgegriffen. Daneben ist das ZDF bei verschiedenen Welt- und Europameisterschaften, unter anderem Leichtathletik, Schwimmen, Frauen-Fußball-EM und natürlich viel Wintersport, dabei – mit Fokus auf den Livesport, aber immer auch im Kontext sportethischer Fragen. Ein sportpolitisch interessantes Thema wird sich im September 2013 ergeben, wenn das IOC nicht nur über die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 entscheiden wird, sondern auch einen neuen Präsidenten wählt.

2014 prägen die Olympischen Winterspiele in Sotschi und die Fußball-WM in Brasilien die Berichterstattung. Sie bieten Gelegenheit, die Austragungsländer und bei der WM den gesamten südamerikanischen Kontinent auch mit herausragenden Sonderdokus von prominenten ZDFGesichtern den Zuschauerinnen und Zuschauern näherzubringen.

3. Modernisierung kulturell-bildender Programmangebote fortführen
Wissensvermittlung und -teilhabe: Kernmarken mit neuen thematischen Akzenten
Das ZDF wird seine führende Dokumentationskompetenz mit Kernmarken wie »Terra X« und »ZDF-History« auf hohem Niveau halten. Erfolgreiche »Terra X«-Programme wie »Supertiere«, »Deutschland von oben« und »Schneller als das Auge« werden weitergeführt. Neben historischen und naturgeschichtlichen Stoffen sind mehrere Reihen in Entwicklung, die sich mit Deutschland beschäftigen, wie zum Beispiel »Deutschland- Inventur« oder »Zeitreise Deutschland«. In Kooperation von ZDF und ARTE entsteht ein Sechsteiler über große Frauen der Geschichte: Der Bogen wird dabei vom Altertum bis ins 20. Jahrhundert gespannt und zeigt die historische Bedeutung exemplarischer Persönlichkeiten von Kleopatra bis zu Sophie Scholl im Spiegel ihrer Epoche.

Das Magazin »Abenteuer Forschung« sowie die »Terra X«-Reihen »Faszination Erde« und »Faszination Universum« werden weiterentwickelt. Dabei wird sich die redaktionelle Arbeit auf die attraktive Aufbereitung relevanter Themen aus Naturwissenschaft und Technik, die kontinuierliche Optimierung der dramaturgischen Qualität, die Einbeziehung zeitgemäßer, auch unterhaltender Gestaltungsmittel und die weitere Profilierung der Protagonisten Professor Harald Lesch und Dirk Steffens konzentrieren. In einer Sondersendung zu dem Datum, das die Maya durch ihren astronomischen Kalender populär machten, wird sich Harald Lesch am 21. Dezember 2012 mit Weltuntergangsszenarien und der Zuverlässigkeit von Prognosen befassen.

»Terra Xpress«, das moderne Wissenserlebnisformat, greift Themen auf, die vor allem jüngere Zuschauer und junge Familien interessieren. Kennzeichnend ist die Verknüpfung von kompetenzstarken Präsentationen mit dem Moderator Dirk Steffens und spannenden alltagsnahen Filmbeiträgen. Darüber hinaus werden Wissensinhalte in einer angemessenen Emotionalisierung möglichst nahe an den handelnden Personen erzählt, wie in der Sendung »Es sind Zwillinge«, die anhand persönlicher Erlebnisse die Erkenntnisse der Zwillingsforschung vermittelt und erklärt, wie diese Forschung auch der Verbesserung von Personenerkennungssystemen dient.

Wissen populär, unterhaltsam und experimentell zu vermitteln – das ist eine der Säulen des Senderprofils von ZDFneo. Im kommenden Jahr sind neue Sendereihen geplant, zum Beispiel »Wie werd‘ ich …« (genialer; ein guter Liebhaber; Hausbesitzer…) oder »Antworten auf fast alles«; zudem die Entwicklung eines werktäglichen Wissensmagazins, in dem sowohl Experten als auch Selbstversuche der Moderatoren für alltagsorientierte Wissensvermittlung sorgen.

Das zeitgeschichtliche Programm wird auch in den Jahren 2013 und 2014 Akzente gegen das Vergessen setzen. Der Fokus richtet sich hier auf neue Erkenntnisse und die andauernde Suche nach neuen Themen/Sichtweisen, die insbesondere auch jüngere Zuschauer interessieren. Die zweite Staffel der Reihe »Weltenbrand – Der Dreißigjährige Krieg des 20. Jahrhunderts« – komplett in Farbe und HD – trägt neuen Forschungen renommierter Historiker Rechnung und richtet den Fokus auf den Zweiten Weltkrieg und die Neuordnung Europas. Auch im fiktionalen Bereich wird dieser Themenkomplex mit Mehrteilern wie »Unsere Mütter, unsere Väter« und »Das Adlon. Eine Familiensaga« aufgegriffen. Zum 70. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats auf Hitler würdigt der Programmbereich Zeitgeschichte 2014 den deutschen Widerstand, fragt in der Reihe »Hitlers Volk« aber auch, warum es selbst nach schlimmsten Niederlagen so wenig Widerstand der Deutschen gab. Große Jahrestage, unter anderem der 25. Jahrestag des Beginns der friedlichen Revolution in der DDR, der 50. Jahrestag des deutsch-französischen Vertrags, der 60. Jahrestag des Volksaufstands der DDR, der 70. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie, der 75. Jahrestag der Pogromnacht, der 80. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung, und der 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, werden insbesondere bei »ZDF-History« beziehungsweise in verschiedenen Dokumentationen gewürdigt.

»aspekte« stellt sich auch 2013/2014 der Aufgabe, die spannendsten Entwicklungen und Trends abzubilden, eigene Themen zu setzen, Talente zu entdecken und Marktführer in der nationalen Kulturberichterstattung zu sein. Die Erneuerung in Auswahl, Dramaturgie und Umsetzung der Beiträge wird fortgesetzt, die Verzahnung von TV- und Onlineformaten soll mit Blick auf jüngere Zuschauerpotenziale weiter optimiert werden.

Klassischen Kultur-Kanon pflegen und zum Event machen
Für die Kulturberichterstattung im ZDF, insbesondere für 3sat als Programm des deutschsprachigen Raums und für ARTE als europäischen Kulturkanal, wird auch künftig die kulturelle Identität Europas eine entscheidende Komponente sein.

Angebote aus dem Bereich der klassischen Kultur erfreuen sich großer Resonanz, wenn sie eingebettet sind in Events, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Deshalb hat das ZDF gemeinsam mit 3sat und ARTE eine Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen vereinbart, die es ermöglichen wird, diese in den Jahren 2012 bis 2014 intensiv im Programm zu spiegeln. Ähnliches gilt für andere Events – auch aus weiteren Feldern der Kunst (Ingeborg-Bachmann-Preis, 3sat-Dokumentarfilmpreis, Berliner Theatertreffen, Berlinale).

Das Hauptprogramm und die Partnerkanäle 3sat und ARTE befassen sich anlässlich von Jahres-, Geburts- und Todestagen sowie Events in Sonder- und Schwerpunktprogrammierungen auch 2013 mit herausragenden Komponisten, Literaten oder Regisseuren wie Giuseppe Verdi, Richard Wagner, Georg Büchner oder Franz Schnyder.

Für Genres wie den klassischen Dokumentarfilm, die anspruchsvolle Dokumentation oder Diskussionssendungen bilden thematisch orientierte Programmakzente wie das 3sat-Thema einen Rahmen, um schwer zugängliche aber gesellschaftlich relevante Themen wie »Die Rolle der Frau im Islam«, »Reichtum und Überfluss« oder »Folter« für den Zuschauer leichter wahrnehmbar zu machen.

Philosophische und religiöse Fragen in neuer Form aufscheinen lassen
Als Nachfolgeformat des »Philosophischen Quartetts « sucht die Gesprächssendung »Precht«, benannt nach ihrem Protagonisten, dem Philosophen Richard David Precht, nach Antworten auf wesentliche, aktuell in der Gesellschaft diskutierte Fragen des Lebens. Hier wird das neue Format Zugangshürden gegenüber philosophischen Fragestellungen abbauen.

3sat hat in den vergangenen Jahren sein Profil als Kultur- und Wissenschaftssender geschärft, indem es die Philosophie, insbesondere in Gestalt philosophischer Themenwochen, als zentrale Programmsäule aufgebaut hat. Diese Strategie wird der Kanal auch 2013 und 2014 mit Themen aus den Bereichen »Macht« und »Freiheit« weiter verfolgen.

Eine singuläre Programmleistung des ZDF stellen die live ausgestrahlten sonntäglichen Gottesdienste dar, die wie die filmischen Akzente und die großen Feiertagsdokumentationen zu verschiedenen christlichen Feiertagen und dem Wertemagazin »sonntags« Bestandteil des ZDF-Programms bleiben. Anlässlich der katholischen und evangelischen Kirchentage stehen jeweils Liveübertragungen und aktuelle Berichte auf dem Programm des ZDF. Das »Forum am Freitag« wird im Internet und auf ZDFinfo aktuell über muslimisches Leben in Deutschland in seiner Vielfalt und Widersprüchlichkeit berichten.

Kulturangebote für ein junges Publikum ausbauen
Die in der ZDF-Programmfamilie in den vergangenen Jahren angestoßene Modernisierung der Kulturberichterstattung wird fortgeführt. Dabei wird vor allem ZDFkultur die Popkultur, insbesondere die Popmusik, als ernstzunehmendes Sujet in die Kulturberichterstattung aufnehmen, wobei das Programm im Unterschied zur Mainstream-Orientierung kommerzieller Angebote die gesamte Breite des Feldes erfasst. ZDFkultur wird seine Anstrengungen auf dem Gebiet der Übertragung von Open-Air-Festivals über die bisherigen Festivals wie unter anderem aus »Wacken« oder dem »splash!«- und »Melt«-Festival intensivieren und so dazu beitragen, das ZDF als Marke in der Zielgruppe der Unter-30-Jährigen stärker zu etablieren.

Um die kulturellen Angebote des ZDF den Nutzungsgewohnheiten der jungen Zielgruppe anzupassen, wird insbesondere die ZDF/ARTE-Koordination neue partizipative und interaktive Formate schaffen, die junge Menschen an Kunst und Kultur heranführen. ARTE hat Web-Plattformen zu digitaler Kunst (ARTE Creative) sowie klassischer und Popmusik (ARTE Live Web) im Markt etabliert und stellt die notwendigen technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen für solche Formate bereit.

4. Von den Dingen des wirklichen Lebens fiktional erzählen
Fiktionale Programme sind ein Eckpfeiler des ZDF-Programms. Zwischen Krimi und Drama, Komödie und Thriller, Melodram und Action besitzt das fiktionale Angebot des ZDF weiterhin besondere Qualitäten, ist dabei häufig Marktführer auf den jeweiligen Sendeplätzen und auch bei Unter- 50-Jährigen mitunter sehr erfolgreich. In einem dauerhaften Prozess zwischen Modernisierung und Kontinuität wird es künftig vor allem darauf ankommen, den Lebens-, Alltags- und Familienbezug in den Geschichten zu stärken und somit eine mittlere Altersgruppe von Zuschauerinnen und Zuschauern zwischen 40 und 50 Jahren wieder vermehrt anzusprechen.

Innovationen im Vorabend- und Hauptabend-Programm vorantreiben
Insbesondere die schon lang im ZDF laufenden seriellen Angebote und Reihen müssen stärker und kontinuierlicher in sich erneuert und dabei um frische Formate ergänzt werden. Ab Spätherbst 2012 werden auf der wichtigen Serienleiste 19.25 Uhr von Dienstag bis Samstag eine Fülle neuer Programme testweise eingeführt und bei Erfolgspotenzial ausgebaut. Die Serie »Herzensbrecher«, in der ein verwitweter Pfarrer mit vier Söhnen Beruf und Familie in Einklang bringen muss, wird sich durch einen humorvollen und generationsübergreifenden Ansatz auszeichnen. Im Zentrum der »Garmisch-Cops« stehen ein urbayerischer, sturer und unkonventioneller Hauptkommissar, ein schüchterner, zugereister Oberkommissar sowie eine Staatsanwältin, Noch- Gattin des Ersteren.

In »Schafkopf« kämpft eine junge Anwältin in einer idyllischen Kleinstadt in Bayern gegen Unrecht – nicht immer ganz freiwillig unterstützt von ihrer wöchentlichen »Schafkopfrunde«. In der Serie »Heldt« wiegen am Ende immer wieder die Ermittlungserfolge eines Kommissars seine eigenwillige Interpretation von Recht und Gesetz auf.

Zu den etablierten Reihen sollen auf dem Samstagskrimi- Platz drei neue Formate eingeführt werden. »Schwarzach 23« ist die Adresse der Zwillinge Anna und Franz, die beim LKA arbeiten und die Tradition der Polizeitätigkeit in der bayerischen Familie Germinger fortsetzen. Die Ermittler des neuen Formats »Trio« sind ein Chef, der sich rehabilitieren muss, ein forscher junger Kollege, der ebenso engagiert Frauen wie Mördern nachjagt und eine junge Polizistin, die erst merken muss, dass sie was kann. Modern erzählte detektivische Spannung und Fälle von politischer Brisanz sind die Markenzeichen der Reihe um den Stuttgarter »Privatermittler Dengler«. Mit »Die Chefin« und »Letzte Spur Berlin« werden zwei 2012 sehr erfolgreich gestartete neue Krimiformate mit zweiten Staffeln fortgeführt. Die neue sechsteilige Reihe »Verbrechen« setzt die Kurzgeschichten aus dem Bestseller von Ferdinand von Schirach in besonders moderne und packende Kriminalfilme um.

Mit Fernsehfilmen Reflexionen der Themen unserer Zeit anregen
Fernsehfilme bieten die Möglichkeit zur pointierten Darstellung von Lebenswelten, die das Publikum abgleichen kann. Es sind Anstöße zum gesellschaftlichen Diskurs, zum Beispiel über Gewaltandrohung durch den Rechtsstaat in der dramatischen Nacherzählung des Falls »Jakob von Metzler«. In »Himmelfahrt« stellt die Alzheimer- Erkrankung und Suizid-Absicht des Oberhaupts eine Familie vor eine ungeheure Zerreißprobe. Ein in Deutschland aufgewachsener Italiener kehrt in »Il Ritorno« mit seiner deutschen Familie in sein italienisches Heimatdorf zurück. »Die Lehrstelle« zeigt einen türkischstämmigen Deutschlehrer, der in der ostdeutschen Provinz erkennen muss, dass er in seiner Klasse mit seiner urbanen Weltauffassung nicht weit kommt. »Das Jahr, als es um Lili ging« erzählt, wie eine ganz normale Patchworkfamilie mit der schweren Leukämieerkrankung der jüngeren Tochter umgeht.

Neben Einzelfilmen wie »Kriegerin« über eine 20-jährige Rechtsradikale und weiterem Kino-Engagement in der Reihe »Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten« soll sich die Nachwuchs- und Experimentierarbeit des Kleinen Fernsehspiels auch stärker auf populäre Formen ausrichten, unter anderem mit der Thriller-Reihe »Die Stunde des Verbrechens«, der Dokumentarfilmreihe »House of love« oder der Fortsetzung des crossmedialen Krimis »Wer rettet Dina Foxx?«.

Mehrteiler und Fortsetzungsgeschichten als Events setzen
Die Potenziale von Mehrteilern und seriellen Fortsetzungsgeschichten als spezifisch öffentlich- rechtliche Positionierungsmöglichkeit sollen weiter ausgelotet werden. Vor der Kulisse des berühmten Hotels zeigt der Dreiteiler »Das Adlon. Eine Familiensaga« prismatisch deutsche Geschichte vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, die Nazi-Zeit und die DDR bis zur heutigen Bundesrepublik. Der Dreiteiler »Unsere Mütter, unsere Väter« erzählt in großen Bildern die Schicksale fünf junger Menschen in der Zeit zwischen 1941 und 1945 und zeigt, wie Freunde zu Feinden, Idealisten zu Skeptikern und Opfer zu Tätern werden. Gerade diese beiden Produktionen können perfekt mit zeitgeschichtlichen Dokumentationen vernetzt werden. »Deckname Luna« ist eine hochspannende deutsch-deutsche Spionagegeschichte vor dem Hintergrund des Wettrüstens im Kalten Krieg. Die zweiteilige Verfilmung von Ken Follets Bestseller »Pfeiler der Macht« zeigt die Geschicke einer britischen Bankiersfamilie im 19. Jahrhundert, deren Ränkespiele und persönliche Interessen das Fundament eines ganzen Finanzimperiums erschüttern.

Internationale Attraktionen für jüngere Zuschauer bieten
Gerade für das jüngere Publikum sind Hollywood- Filme und hochwertige internationale Programme unverzichtbarer Bestandteil von attraktivem Fernsehen. Sehr markante Produktionen sendet das ZDF mit der zweiten Staffel der Eventserie »Borgia «, der dritten Staffel von »Kommissarin Lund« sowie dem preisgekrönten Drama »Downton Abbey«. Kinofilm-Highlights werden unter anderem »James Bond – Ein Quantum Trost«, der Thriller »Shutter Island«, der Fantasy-Film »Wolfman« und der eigenwillige »Inglourious Basterds« sein sowie als Familienprogramm die Trickfilme »Ich – einfach unverbesserlich« und »Hop – Osterhase oder Superstar?«. Auch ZDFneo wird sein ambitioniertes Programmangebot für junge Zuschauer fortsetzen: »House of Lies« aus dem Milieu der Unternehmensberatungen oder »Magic City« über einen Hotelier im Miami der frühen Castro-Zeit stehen für attraktive US-Serien. »The Body Farm« über ein forensisches Forschungsinstitut und »Case Histories« profilieren den Sender weiter als zuverlässige Adresse für britische und skandinavische Crime-Serien.

5. Neue Akzente im Show- und Unterhaltungsangebot entwickeln
Weitere Showformate neben dem neuen »Wetten, dass ..?« etablieren

Shows unterliegen aufgrund ihres unmittelbaren Bezugs auf aktuelle Freizeitbedürfnisse und Kommunikationsformen immer wieder zyklischen Schwankungen der Publikumszuwendung. Als imagebildender Faktor sind sie für eine attraktive Ansprache der Zuschauer unverzichtbar. Aktuell verlieren Erfolgsformate der letzten Jahre, wie die Castingshows, an Publikumsresonanz. Die sich damit abzeichnenden Potenziale für die Etablierung neuer Showformate wird das ZDF in den nächsten Jahren nutzen. Das Bedürfnis vieler Zuschauer nach Unterhaltung mit Substanz ist nach wie vor zu erkennen, und das ZDF wird dies mit einem möglichst eigenständigen Stil aufgreifen. Es gilt mehr denn je, Events und Programmhighlights mit einem gesellschaftlichen Widerhall zu kreieren, die eine Verbindung aus Erlebnis, unterhaltendem Zeitgeschehen und Alltagskultur herstellen. ZDFneo soll bei all diesen Anstrengungen im Hauptprogramm zusätzlich als Entwicklungslabor fungieren, um auch dort die Schlagzahl an neuen Programmen zu forcieren und den Aufbau und die Entwicklung von Moderatorennachwuchs mit der notwendigen Sorgfalt und Perspektive zu gewährleisten. Nach den sehr positiven Erfahrungen mit dem »TVLab« bei ZDFneo in punkto Formatinnovation, öffentlicher Wahrnehmung und Zuschauerresonanz soll es 2013 auch im Hauptprogramm eine herausgehobene Experimentierfläche für Unterhaltungssendungen geben.

Der erfolgreiche Relaunch von »Wetten, dass ..?« mit Markus Lanz als neuem Gastgeber bildet eine der Hauptaufgaben im Bereich der Primetime- Show. »Wetten, dass ..?« wird ab Oktober 2012 mit einem neuen Konzept an drei Abenden pro Halbjahr zu sehen sein, hinzu kommt noch eine opulente Open-Air-Ausgabe im Sommer.

Mehrere große Event-Shows pro Jahr und Show- Reihen mit Jörg Pilawa wird das ZDF auf prominenten Primetime-Sendeplätzen auflegen. Perspektivisch möchte das ZDF mit ihm nicht nur die Quiz- und Testform bedienen, sondern den Moderator auch mit neuen und überraschenden Genres als ZDF-Unterhaltungsgesicht verankern.

Neue Akzente für das Tagesprogramm entwickeln
Neben den Primetime-Shows gilt es für das Tagesprogramm, einen Entwicklungsprozess für die »kleine« Form der Show anzustoßen, der mit einer neuen Version des ZDF-Klassikers »Die Pyramide« einen Anfang genommen hat und der mittelfristig die immer noch erfolgreichen Kochsendungen ergänzen soll.

Auch bei den kleinen Show-Formaten im Feiertagsprogramm werden Neu- und Weiterentwicklungen vorangetrieben, zum Beispiel an Weihnachten mit dem von Nina Eichinger moderierten »Ich schenk Dir Deinen Star«.

Satire und Comedy als Säule der Unterhaltung und ZDFneo als Entwicklungslabor ausbauen
Das Repertoire der bereits etablierten und vielfach preisgekrönten Satire- und Comedyprogramme wie zum Beipsiel die »heute-show« mit Oliver Welke, »Neues aus der Anstalt« mit Urban Priol und Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig und »Pelzig hält sich« wird im Hinblick auf die Verjüngungsanstrengungen und konsequente Erhöhung des Innovationsrhythmus um weitere Humor-Formate in verschiedenen Ausprägungen des Genres erweitert. Ein großes Ziel ist es, das bei ZDFneo mittlerweile erfolgreich beim jüngeren Publikum etablierte Moderatorenduo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf mit einem neuen Format auch im Hauptprogramm zu präsentieren. Für die »heute-show«-Sommerpause wird eine Improvisations-Comedy als Bühnenprogramm pilotiert und soll bei entsprechender Eignung mit zirka zehn Folgen für Sommer 2013 produziert werden.

6. Kinderprogrammangebote weiter entwickeln
Mit innovativen Sendungen, die neue Trends in der Fernsehlandschaft aufnehmen und den veränderten Sehbedürfnissen nachwachsender Generationen Rechnung tragen, sprechen Kinderprogramme die Zuschauer von morgen an. Sie liefern zugleich für die gesamte Programmarbeit eines Senders wichtige Impulse für die Weiterentwicklung und Modernisierung des Programms.

Neben der Fortführung der regulären Angebote für das ZDF und den KiKA, wie zum Beispiel »logo!« und »pur+« sowie verschiedener Vorschulreihen wie »JoNaLu«, insbesondere auch für Kinder mit Migrationshintergrund, wird das ZDF diese Potenziale verstärkt nutzen und besonders neue Akzente für die so genannten Preteens setzen. Für die Zielgruppe der Zehn- bis 13-Jährigen werden mit »Mako Mermaids« und »Wolfblood« aktuelle Trends aus dem Bereich Mystery aufgegriffen und als fiktionale Realserien umgesetzt. Comedy soll als weiterer Entwicklungsschwerpunkt des ZDF-Kinderprogramms sowohl junge als auch ältere Zuschauer ansprechen.

Daneben werden Familienprogramme besonders gepflegt. Dazu zählen zum Beispiel die ZDF-Kinokoproduktionsreihe »Hanni & Nanni« oder die geplante Verfilmung von Otfried Preußlers »Das kleine Gespenst« (Kinostart: Herbst 2013) sowie auch die Märchenverfilmungen. Als deutsch-australische Familienserie entsteht »Reef Docs« in Fortführung der Tradition fiktionaler Koproduktionen. Gearbeitet wird an weiteren Abendshows, aufbauend auf Kinderprogrammklassikern wie zum Beispiel »1, 2 oder 3«.

7. Programmstrukturen und Profilierung der Kanäle in der Senderfamilie optimieren Kanal-Profilierung der Senderfamilie schärfen
Das Angebotskonzept der ZDF-Senderfamilie beruht auf der Grundüberlegung, neben dem Haupt- als Vollprogramm Kerngenres und -marken des öffentlich-rechtlichen Fernsehens für jüngere Zielgruppen neu zu entwickeln beziehungsweise in neuer Paketierung anzubieten.

Fiction, Factual und Show – das sind die drei Genres, in denen ZDFneo auch in Zukunft mit modernen, anspruchsvollen Unterhaltungsprogrammen Akzente setzen und junge Menschen ab 25 ansprechen will. Lebensnähe, authentische Protagonisten, Humor und eine ungewohnte Perspektive sind dabei die typischen Erkennungsmerkmale. Alltagsreportagen wie »Wild Germany«, Dokusoaps und Factual-Entertainment-Formate wie »Junior Docs« werden die Entwicklung eines öffentlich-rechtlichen Stils in diesem Genre weiter vorantreiben, ebenso der Ausbau unterhaltsamer Wissensformate, ob als Eigenentwicklungen oder Formatkäufe. Die Lizenzankäufe von internationalen Serien wie »House of Lies« oder »The Body Farm« werden weiter Bestandteil des Angebots sein wie auch Showprogramme von Late-Night bis Quiz und Satire á la »neoParadise«.

Das Senderprofil von ZDFinfo mit den klar umrissenen Themenfeldern Zeitgeschichte, Politik, Europa, Wissen und Service wird 2013/2014 weiter geschärft und in moderner Form ausgestaltet. Gerade in der Vermittlung jüngerer Geschichte wird ZDFinfo insbesondere über ein breit gefächertes, Ankäufe vom internationalen Markt einschließendes Dokumentationsangebot seine Anstrengungen fortsetzen, Jugendliche an Themenfelder heranzuführen, bei denen laut Studien ein deutliches Wissensdefizit vorherrscht. Junge Politikvermittlung bleibt daneben Kernaufgabe von ZDFinfo. »ZDF log in«, »Berlin PolitiX« und »Europa plus« testen neue Herangehensweisen an traditionelle Politikfelder.

Ebenfalls profilbildend sind Sendungen, die klassisches Informationsfernsehen im Genre Service und in der journalistischen Hintergrundberichterstattung über Freizeit-, Breiten- und Spitzensport neu interpretieren und auf jüngere Zuschauergruppen zuschneiden.

ZDFkultur wird die Neuakzentuierung des Kulturfernsehens im ZDF, wie unter Punkt 3 beschrieben, vor allem mit der Pflege von Liveangeboten aus der Popmusik und aus Magazinen zu popkulturellen Sujets fortführen.

Angesichts der finanziellen Gesamtsituation des Hauses wird die weitere Arbeit der Digitalkanäle noch stärker auf die gemeinsame Nutzung des ZDF-Programmrepertoires sowie Beschaffungssynergien zwischen verschiedenen Kanälen ausgerichtet. Alle Formate, Genres und Köpfe sollen zudem mit Blick auf das jeweils eigene Profil ebenso wie auf die Innovations- und Nachwuchsarbeit für das Hauptprogramm erprobt und entwickelt werden.

Programmplanung und -struktur: Übersichtlichkeit des Angebots erhöhen und thematische Akzente setzen
Für die Zuschauer einfach einzuprägende Programmstrukturen und Angebotsprofile bleiben mit der weiteren Vermehrung von Kanälen unabdingbares Element der Senderpositionierung.

Das ZDF wird in den kommenden Jahren zur Profilierung und Erfolgssicherung seine Programmabläufe insbesondere am Wochenende und im Hauptprogramm weiterentwickeln und Sendetermine noch klarer färben.

Die Sendeplanungs-Muster der Kombination von fiktionalem Programm und anschließender Dokumentation, die Zuschauern in der Mischung von miterlebbarer Handlung und ergänzender Sachdarstellung einen Gesamtüberblick über Themen eröffnet, wird das ZDF pflegen, insbesondere im Zusammenhang mit zeitgeschichtlichen Mehrteilern wie zum Beispiel »Das Adlon. Eine Familiensaga « und »Unsere Mütter, unsere Väter«. In den Digital- und Spartenkanälen werden Thementage mit Dokumentationen und Fernsehfilmen diesen Effekt noch umfassender erzielen, beispielsweise mit einem Medizinschwerpunkt bei ZDFneo Anfang Januar 2013.

8. Nutzungsmöglichkeiten der Onlineangebote erhöhen
In den Jahren 2013/2014 wird es voraussichtlich einen weiteren Qualitätssprung im Bereich der mobilen Ausspielung (Smartphones/Tablets) geben. Die Selbstverständlichkeit dieser medialen Nutzung fordert vor allem die Multigerätefähigkeit des ZDF-Onlineauftritts heraus. Im Jahr 2013 wird das ZDF seine in den Telemedienkonzepten dargelegte Strategie fortsetzen und neben die »heute«-App eine ZDF-Programm-App sowie eine Sport-App setzen. Vor allem die Programm- App soll den Trend der Second-Screen-Nutzung aufnehmen – also die Möglichkeit, sich zum Beispiel über ein Tablet live an einer TV-Sendung zu beteiligen.

Die mit dem Stichwort Smart-TV oder Connected- TV verbundene Verschmelzung von Fernsehen und Internet wird im ZDF über die HbbTV-Ausspielung der Mediathek verfolgt. Die weitere Verbreitung dieser Technik in das Wohnzimmer wird die zeitversetzte Nutzung über die ZDFmediathek erneut forcieren. Deshalb wird deren Relaunch, der 2013 starten und im ersten Halbjahr 2014 erfolgen soll, das wichtigste Projekt des ZDF im Onlinebereich. Dabei geht es sowohl darum, den Kern der Mediathek zu optimieren, zugleich aber auch ihre Live-Fähigkeit zu erhöhen. Das wiederum bedeutet eine enge Verknüpfung mit EPG-Daten, die engere Verlinkung der Portalangebote, eine Optimierung für die Auffindbarkeit durch Suchmaschinen (Google) sowie eine App-unabhängige Browser-Variante der mobilen Web-Angebote.

9. Unternehmerische Verantwortung wahrnehmen
Das Werte-Fundament und das Selbstverständnis seines gesellschaftlichen Engagements im und jenseits des Programms kommt im Nachhaltigkeitsbericht zum Ausdruck, in dem das ZDF alle zwei Jahre über seine Aktivitäten für Gesellschaft, Branche und Weiterentwicklung des Unternehmens berichtet. Die vorangehenden Abschnitte dieser programmlichen Selbstverpflichtungserklärung beruhen auf dem gleichen, auch die Programmrichtlinien des ZDF mitprägenden Wertekanon. Das ZDF wird sein gesellschaftliches Engagement auf dieser Basis weiterhin nachhaltig fortführen. Dabei bleibt die Förderung von Frauen in Programm und Verwaltung auf allen Hierarchieebenen ein besonderes Anliegen. Programmbezogen wird das ZDF in den kommenden Jahren folgende weitere Schwerpunkte setzen:

Barrierefreiheit. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich Menschen mit Behinderung mit dem Umstieg auf das Beitragsmodell, also ab 2013, mit einem reduzierten Beitrag an der Finanzierung des Programms beteiligen, wird das ZDF den barrierefreien Zugang weiter ausbauen. Die Untertitelung von Sendungen und die Audiodeskription für hör- oder sehbehinderte Mitbürgerinnen und Mitbürger werden fortgeführt und ausgeweitet.

Spendenprojekte. Seine vielfältigen Förder- und Partner-Engagements wird das ZDF 2013/2014 fortführen. Das Wirken für die Aktion Mensch, Spendengalas für die Krebshilfe, die kirchlichen Hilfswerke und die Aktion Ein Herz für Kinder stehen dabei im Mittelpunkt und werden gegebenenfalls aus aktuellem Anlass, durch Spendenaufrufe in den Nachrichtensendungen oder mit einer gesonderten Spendensendung, kurzfristig erweitert. Zudem werden Spendenaufrufe in den Nachrichtensendungen gezeigt, wenn aktuelle Ereignisse dazu Anlass geben. Hierbei wird die vertrauensvolle und bewährte Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis Katastrophenhilfe fortgesetzt.

Medienkompetenz. Das ZDF wird weiterhin Initiativen zur Förderung und Entwicklung von Medienkompetenz – vor allem zu Gunsten junger Menschen – unterstützen. Neben seiner Beteiligung am Informations- und Beratungsangebot SCHAU HIN! wird das ZDF den Frage- und Problemstellungen des präventiven Jugendmedienschutzes in Tagungen und Untersuchungen nachgehen. Außerdem plant das ZDF, sich auch 2013 wieder am Kindersoftwarepreis TOMMI zu beteiligen. Das ZDF-Onlineangebot für Kinder, www.tivi.de, wird als geschützter Raum im Netz auch fortan programmbegleitende, kindgerechte und umfassende Informationen sowie Interaktionsmöglichkeiten anbieten.

Das Haus wird dem Fernsehrat Mitte 2014 Bericht über die Einlösung der Selbstverpflichtung erstatten.

Dr. Thomas Bellut