Günter Montermann, Vorstandsmitglied der KinderHilfe e.V.
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»Was mit einem Besuch des ZDF-Kollegen Jürgen Schneidt bei seinem Patenkind auf den Philippinen begann, wurde zur 25-jährigen Erfolgsgeschichte eines sozialen Engagements von ZDF-Mitarbeitern « (Michael Opoczynski, Leiter der Hauptredaktion WIRSUM).

Der Gründer der KinderHilfe – eine Erfolgsgeschichte
Als Jürgen Schneidt seinerzeit sein Patenkind auf den Philippinen besuchte, musste er feststellen, dass von seiner monatlichen, nicht unerheblichen Dauerspende nur wenig angekommen war. Er beschloss, nach effektiveren Wegen der Hilfe zu suchen. Gemeinsam mit ZDF-Kollegen gründete er den »KinderHilfe Philippinen e.V«, dessen Vorsitzender er seither ist. Dieser Privatinitiative haben sich in den vergangenen 25 Jahren viele angeschlossen. Jürgen Schneidt initiiert, steuert, organisiert und überwacht die Aktivitäten direkt auf den Philippinen. Für seine Leistungen wurde er 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und unter anderem 2005 mit dem Presidential Award von der philippinischen Staatspräsidentin geehrt.

Die KinderHilfe mit Rückenwind
Mit der Übernahme der Schirmherrschaft durch den ZDF-Intendanten Markus Schächter erhielt die KinderHilfe ab 2009 erneut Rückenwind: »Bis heute ist das Bemerkenswerte an diesem Verein geblieben, dass alle Spenden zu 100 Prozent bei den Bedürftigen ankommen. Möglich ist das nur, da sich die Vereinsmitglieder ehrenamtlich engagieren. Ich freue mich, dass es bei uns im ZDF Menschen gibt, die sich für andere engagieren, sich verantwortlich fühlen für Hilfsbedürftige, vor allem für Kinder, die es verdient haben, dass man sie besonders beschützt beziehungsweise ›beschirmt‹. Was für uns vielleicht nur eine kleine Spende ist, dokumentiert eine große Haltung und Wirkung, von Mensch zu Mensch.«

Hilfe auf direktem Weg
Das gesamte Spendenaufkommen wird ohne jeglichen Abzug von Verwaltungskosten zu 100 Prozent als konkrete Hilfsmaßnahme für das Kinderdorf und die Außenprojekte vor Ort verwendet. Vorstand, Beirat und Vereinsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Jegliche Reisekosten werden von Besuchern des Kinderdorfs selbst bezahlt. Der Verwaltungsaufwand wird möglichst gering gehalten und nicht aus Spendenbeiträgen, sondern aus Mitgliedsbeiträgen finanziert.

Wo wird geholfen?
Ausgangspunkt der Hilfe ist Padre Burgos, eine kleine Gemeinde mit zahlreichen weitverstreuten Ortsteilen und insgesamt etwa 7 000 Einwohnern auf der Insel Leyte; diese liegt etwa 1100 Kilometer südöstlich der philippinischen Hauptstadt Manila. Grundsätzlich hilft die KinderHilfe den Ärmsten der Armen in dieser Region mit der Verbesserung der Infrastruktur und medizinischer Versorgung. Die Hilfe ist in drei Schwerpunkten organisiert:

1. Das Kinderdorf
Seit 25 Jahren unterhält die KinderHilfe ein Kinderdorf. Hier leben ständig rund 100 Kinder, die sich durch Misshandlung, Missbrauch, Aussetzung, Krankheit oder Unterernährung in großer Not befanden. Das Kinderdorf bietet ein Zuhause, Verpflegung, medizinische Versorgung und eine Ausbildung. Die KinderHilfe gibt diesen Kindern eine Chance für ein menschenwürdiges Leben. Um dieses Zuhause zu realisieren, wurden in einem Dorfcharakter zehn Kinderhäuser im philippinischen Stil errichtet. Die kleinen Bewohner der Häuser werden von ihren Hausmüttern betreut.

Im Jahr 2010 konnte die KinderHilfe das bis dahin geleaste Dorfgrundstück endlich kaufen. Dies war Anlass, die in die Jahre gekommenen Hütten aus Holz- und Bambusmaterialien durch massiv gebaute Häuser zu ersetzen. Diese Bauweise bietet den Bewohnern zusätzlichen Schutz und Zuflucht bei den immer wiederkehrenden Unwetter- und Katastrophenwarnungen. Außerdem können zukünftig die hohen Renovierungskosten reduziert werden.

Die KinderHilfe sorgt für den Unterhalt des Kinderdorfes und entlohnt das Betreuungspersonal. Den Kindern wird der Besuch von kommunalen Kindergärten, Schulen (ausnahmslos von der KinderHilfe gebaut) und der High-School ermöglicht, damit sie in das übrige Dorfleben der Gemeinde Padre Burgos integriert sind.

Je nach Veranlagung werden sie bis hin zum Studium an weiterführenden Hochschulen beziehungsweise in die berufliche Ausbildung begleitet. So sind ehemalige Kinder unseres Dorfes – inzwischen erwachsen – als Lehrer, Krankenschwestern oder Techniker tätig. Der Architekt unserer »neuen Häuser« ist ebenfalls in unserem Kinderdorf groß geworden und hat uns die Pläne kostenfrei zur Verfügung gestellt.

2. Bauen und Einrichten
Damit kein isoliertes Paradies für Wenige entsteht, werden dringend notwendige Hilfsmaßnahmen außerhalb des Kinderdorfes durchgeführt. Damit trägt die KinderHilfe wesentlich zur Verbesserung der Infrastruktur bei und kann auf eine Vielzahl von realisierten Projekten zurückblicken. Mittlerweile sind fast 90 Kindergärten gebaut und komplett eingerichtet worden. Über 40 Schulen wurden von Grund auf erneuert und viele mit Hauswirtschaftsschulen komplettiert. Krankenhäuser wurden renoviert. So hat zum Beispiel das Provinzkrankenhaus in Maasin eine komplette Säuglingsstation mit neuen medizinischen Geräten und neue Betten erhalten. In zahlreichen Ortsteilen wurden Erste-Hilfe-Stationen erbaut und mit neuen medizinischen Gerätschaften ausgestattet. Durch neue Wasserleitungen und Toiletten – insbesondere bei den Kindergärten und Schulen – heben wir den Hygienestandard. Von der Initiative der KinderHilfe gehen positive Impulse für die Einheimischen aus, denn die durchgeführten Baumaßnahmen schaffen Arbeit und damit Einkommen für zahlreiche lokale Handwerker und Arbeitslose.

3. Medizinische Außenhilfe
Die medizinische Versorung hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. In das Kinderdorf kommen – oft von weit her – die Ärmsten der Armen, die mit den gesundheitlichen Problemen ihrer Kinder nicht mehr ein noch aus wissen. Staatliche oder kommunale Hilfe gibt es nicht. Krankenversicherungen können sich die Philippinos nicht leisten. Die KinderHilfe ist meist die letzte Station einer langen Leidensphase verzweifelter Mütter und Väter. Sofern Hilfe möglich ist, organisiert die KinderHilfe die medizinische Behandlung bedürftiger Kinder, bezahlt Medikamente, bis hin zu schwierigen Operationen. Dazu muss J. Schneidt etwa zwei Mal im Monat mit bis zu jeweils fünf Patienten in die Fachkliniken zur Nachbarinsel Cebu übersetzen. Bei immer wieder auftretenden Naturkatastrophen helfen wir gezielt durch die Verteilung von Medikamenten und Lebensmitteln.

Prämissen für die nächsten Jahre
Um auch in Zukunft erfolgreich diese Projekte weiterführen zu können, sind wir auf Dauerspender angewiesen. In erster Linie müssen wir dafür Sorge tragen, dass die entstehenden Kosten für die 100 Kinderdorfbewohner durch regelmäßige Spendeneinnahmen gedeckt werden können. Mit dem Neubau des kompletten Kinderdorfes sind wir eine Art »Generationenvertrag« eingegangen. Wir wollen sowohl die nächste ZDF-Generation dafür gewinnen, dieses Projekt verantwortungsvoll weiterzuführen, als auch den bedürftigen Kindern in Padre Burgos zu einem würdevollen und selbstbestimmten Leben mit Zukunftsperspektiven verhelfen.

Günter Montermann
Der KinderHilfe-Jeep, das Allround-Transportmittel im Dorf
»Mit dem Zweiten sieht man besser«, sogar auf den Philippinen
Plakat der KinderHilfe Philippinen