Manuela Heinz, Geschäftsbereich Gebäudemanagement/Projektleiterin »ÖKOPROFIT«
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Lange Zeit galt Umweltschutz als teuer und unwirtschaftlich. Im Rahmen des Projekts »ÖKOPROFIT« konnte mit diesem Vorurteil aufgeräumt werden. Ökologisch sinnvolle Maßnahmen können sich nachweislich auch ökonomisch positiv auswirken.

Ökologische Fragestellungen und Aufgaben sind gesellschaftsrelevant und gehören auch für ein öffentlich-rechtliches Medienunternehmen zum Alltag. Neben dem programmlichen Akzent sind Umweltfragen und deren Beantwortung in allen Bereichen des ZDF erwünscht. Unter dem immer wichtiger werdenden Aspekt, unsere Umwelt zu schonen und zu schützen, hat das ZDF überlegt, wie es zur nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Bestenfalls sollte eine Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie erreicht werden. Vor diesem Hintergrund haben wir die Chance zur Teilnahme am Projekt »ÖKOPROFIT« genutzt.

»ÖKOPROFIT« ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Mainz und verschiedenen teilnehmenden Mainzer Betrieben. Das Projekt wird vom Amt für Stadtentwicklung koordiniert und durch eine externe Beratungsgesellschaft sowie seitens der IHK Rheinhessen unterstützt und ist jeweils auf ein Jahr ausgelegt. Das ZDF hat im Jahr 2010 an diesem Projekt teilgenommen. Ziel war die Erarbeitung eines praxisnahen Maßnahmenkatalogs, mit dem das ZDF sowohl die Umwelt entlasten als auch den betrieblichen Ressourcenverbrauch und damit Kosten reduzieren kann.

Ein »ÖKOPROFIT-Umweltteam«, dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZDF-Gebäudemanagements sowie des Arbeitsschutzmanagements angehören, hat in mühevoller Kleinarbeit Daten zusammengetragen, Optimierungsvorschläge für organisatorische und technische Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet, geprüft und bewertet. Innerhalb eines Jahres wurden betriebliche Prozesse durch organisatorische und technische Maßnahmen umweltfreundlicher und zugleich rationeller und somit kostensparender gestaltet.

Bedingt durch die Größe und Komplexität unseres Unternehmens wurde der Fokus auf das Hochhaus des ZDF Sendezentrums 1 gelegt und nach den Vorgaben von »ÖKOPROFIT« überprüft. Das Umweltteam hat die spezifischen Betriebsdaten und -kosten im Umweltbereich für das Hochhaus erhoben. Neben dem Schwerpunkt Energieeinsparung wurden auch die Themen Abfalltrennung, Abfallkostenminimierung, Emissionsminderung und Umgang mit Gefahrstoffen sowie rechtliche Grundlagen betrachtet. Die Auswertung dieser Daten bildete die Basis für das so genannte Umweltprogramm. Dies beinhaltet mögliche Maßnahmen mit ökologischem und ökonomischem Nutzen, deren Umsetzungszeitraum sowie eventuelle Investitionen und Ressourceneinsparungen. An manchen Stellen konnten nur die Daten für das gesamte Sendezentrum herangezogen werden, weil sie nicht detailliert für jedes Gebäude vorlagen.

Es wurden nicht nur Maßnahmen umgesetzt, die mit einem monetären Vorteil für das ZDF verbunden waren, sondern auch solche, bei denen der ökologische Gedanke im Vordergrund stand. Beispielsweise hat das ZDF seine Stromversorgung im Jahr 2010 kostenneutral von »grauem« Strom auf Ökostrom umgestellt. Dieser zu 100 Prozent aus Wasserkraft erzeugte und gelieferte »grüne« Strom geht in die Energiebilanz des ZDF mit einem CO2-Wert nahe Null ein. Das bedeutet eine Reduktion des schädlichen Treibhausgases CO2 von etwa 11 000 Tonnen jährlich. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch für das Sendezentrum 1 von rund 40 Millionen kW/h und einer damit verbundenen CO2-Emmission von rund drei Millionen Kilogramm war dieser Wechsel auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Zum Vergleich: Dieser Stromverbrauch würde ausreichen, um rund 9 100 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen

Natürlich wurden noch weitere Maßnahmen aus dem Umweltprogramm umgesetzt. So konnte beispielsweise bei der Sanierung der WC-Anlagen im Hochhaus eine Steigleitung vom hauseigenen Brunnen ins Gebäude gezogen werden, sodass die Spülung für WCs und Urinale nun ausschließlich über Brunnenwasser erfolgt. Auch ein automatischer Spülstopp der WC-Spülung und Selbstschlussarmaturen an den Waschbecken wurden installiert. Die dadurch erzielten Einsparungen liegen bei rund 8 200 Litern Wasser pro Jahr. Das ist ungefähr die gleiche Menge Wasser, die ein Drei-Personen-Haushalt innerhalb eines Monats verbraucht.

Die Beleuchtung in den sanierten WC-Bereichen des Hochhauses wurde mit Präsenzmeldern versehen. Diese bedarfsabhängige Lichtsteuerung führt zu einer Einsparung von rund 230 000 kWh Strom pro Jahr. Das ist gleichzusetzen mit dem Stromverbrauch eines Drei-Personen-Haushaltes innerhalb eines kompletten Jahres.

Darüber hinaus wurden im Rahmen des Vorhabens ökologische Unternehmensleitlinien erarbeitet. Diese Leitlinien beschreiben unter anderem, dass das ZDF versucht, in seiner Unternehmensführung sowohl auf der Ebene der Service- und Cost-Center der Verwaltungsdirektion als auch in den unterschiedlichen Verantwortungsbereichen der Intendanz, der Programmdirektion und der Produktionsdirektion, den Erfordernissen eines ökonomisch nachhaltigen und ökologisch sinnvollen Managements Rechnung zu tragen. Betriebliche Umweltvorsorge bedeutet, betriebliche Abläufe ganzheitlich zu betrachten, zu analysieren und zu verbessern. Nur durch den schonenden Umgang mit der Umwelt bei der Produktion und Bereitstellung unserer Dienstleistungen können die Belastungen für die Mitwelt reduziert werden. Wir verpflichten uns, die Gesetze und Verordnungen sowie die behördlichen Auflagen strikt einzuhalten und setzen uns das Ziel, den betrieblichen Umweltschutz stetig zu verbessern. Bei allen Maßnahmen zum Umweltschutz versuchen wir, uns an der besten verfügbaren und wirtschaftlich anwendbaren Technik zu orientieren.

Am Ende der Projektarbeit im November 2010 erfolgte eine Prüfung durch eine unabhängige »ÖKOPROFIT«-Kommission. Im Januar 2011 nahm das ZDF im Rahmen der zehnjährigen »ÖKOPROFIT«-Jubiläumsveranstaltung die offizielle Auszeichnung als »ÖKOPROFIT«-Betrieb durch den Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel entgegen. Mit der Auszeichnung ist die Projektarbeit aber nicht beendet – ganz im Gegenteil. Nun gilt es, die noch offenen Aufgaben des Umweltprogramms sukzessive umzusetzen.

Eins ist jedoch sicher: Erfolgreicher Umweltschutz kann nur durch die aktive Mitwirkung aller Mitarbeiter erreicht werden. Wir wollen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut informieren und dafür sensibilisieren, wie sie »ÖKOPROFIT« aktiv unterstützen können. So werden wir Tipps und Ratschläge zum Stromsparen im Büroalltag vermitteln, wie wir das auch schon im Rahmen der Energiespartage im Januar 2010 getan haben.

Auch wird es umfassende Informationen geben, wie die Mülltrennung am Arbeitsplatz optimiert werden kann, sodass die Rohstoffe wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden können, weniger Restmüll anfällt und somit aktiv Kosten gespart werden können. Mülltrennung, Energieeinsparung und andere Aspekte ökologischen Verhaltens hängen stark vom Engagement jedes einzelnen Mitarbeiters ab. Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, können Umwelt und »Geldbeutel « des ZDF gleichermaßen geschont werden.

Manuela Heinz
Energieverbrauch und Kosten im Sendezentrum 1
CO2-Emissionen
Umweltteam 2010