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Dennis Wiese, Fan-Experte bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika

Als Fan-Reporter in Südafrika
Erfahrungen eines Fußballbegeisterten

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Dennis Wiese
Dennis Wiese
 

Premiere in der WM-Berichterstattung: Dennis Wiese aus Berlin fuhr als erster ZDF-FanExperte zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Südafrika. Der 26-jährige Student konnte sich beim Casting gegen die Mitbewerber durchsetzen und kommentierte das Turnier aus Sicht der Fans.

» … Also, wir haben uns entschieden, dass Dennis Wiese mit uns nach Südafrika geht!«. Da war er nun, der Ritterschlag, das Wechselbad der Gefühle – für mich als Fußballfan perfekt. Sechs Tage zuvor war Hertha BSC, mein Verein, in die Zweite Liga abgestiegen und jetzt, an einem Freitagnachmittag auf dem Flur des ZDF-Hauptstadtstudios, wo ein provisorisches Casting-Setting aufgebaut war, sprach Oliver Kahn ebenjenen Satz. Fußball-Legende, Idol – und für viereinhalb Wochen mein Kollege. Ich war der frisch gebackene ZDF-Fan-Experte, der aus Sicht der Fans bei und von der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika berichten durfte.

Den Eingangssatz begründete die Jury später mit Fußballfachwissen, Spontaneität, der Fähigkeit, offen und direkt auf Menschen zuzugehen und in etwa dem, was man als »Berliner Schnauze« bezeichnen könnte.

Mit diesen Tugenden und einer Extraportion Neugier ausgestattet, ging es für mich am 9. Juni also nach Südafrika. Eine Mini-DV-Kamera und ZDF-Sportredakteur Daniel Wever waren in der Folge meine treuesten Begleiter, mit denen ich mich auch sehr schnell angefreundet hatte.

Meine Aufgaben in Südafrika waren zweierlei: Zum einen war ich stellvertretend für alle deutschen Fußballfans vor Ort, habe über den Onlineblog auf www.sport.zdf.de und über das neu geschaffene Fußballforum www.fanorakel.de den Kontakt mit den »Fankollegen« in der Heimat gehalten und diese Meinungen dann gebündelt im Studio an der Seite von Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn vertreten. Zum anderen habe ich meine Erfahrungen und Erlebnisse rund um die Fußball-WM in einem Videotagebuch auf sport.zdf.de festgehalten. Bei meinen Streifzügen mit der Kamera sollte dabei so manche exotische Begegnung herauskommen:

In einem Tierpark in Bloemfontein traf ich (wohlgemerkt, ohne Zaun) auf zweijährige, fast ausgewachsene Löwen, im Fitnessraum der Hotelanlage in Johannesburg standen plötzlich Trainer-Urgestein Bora Milutinovic und der, von der Frisur löwenähnliche, am Ball aber einst virtuose Kolumbianer Carlos Valderrama vor mir. So viel zu den faszinierenden Randerscheinungen.

Im Mittelpunkt stand selbstverständlich der rollende Ball. Und am 13. Juni war es dann soweit: Deutschland gegen Australien in Durban, mein erstes WM-Spiel. 90 Minuten vom Vuvuzela-Getröte untermalte Gänsehaut, die Herren Podolski, Klose, Müller und Cacau sorgten für das Zählbare – ein Auftakt nach Maß. Nach dem Abpfiff schnell in die Maske und dann der erste Auftritt vor einem Millionenpublikum: »Man sollte die Vuvuzelas verbieten«, sagten 66 Prozent der deutschen Fans; »Miroslav Klose als einzige Spitze einzusetzen, war die richtige Entscheidung«, urteilten 81 Prozent.

Der Ball rollte – und wir Fans diskutierten. In der nächsten Zeit wurden Trainerentscheidungen hinterfragt, die Schiedsrichter unter die Lupe genommen, das Turnier bewertet und so weiter. Auf der Suche nach einem Spitznamen für die deutsche Nationalmannschaft beispielsweise entschied sich ein Großteil von über 1.200 Usern des Onlineblogs innerhalb weniger Tage für die »Adler«.

Spannende Fußballthemen und immer wieder Fußballfeste, die ich live vor Ort mitverfolgen konnte. 4:1 gegen England, 4:0 gegen Argentinien – Spiele der Kategorie: »Davon erzähle ich meinen Enkelkindern«.

Tolle Geschichten mit Fans aus aller Welt: Zwei befreundete Anhänger aus Deutschland und Argentinien, die sich zu jeder Weltmeisterschaft treffen, oder die deutsche Studenten-WG in Port Eli-zabeth, die das Wohnzimmer in einen kleinen Hexenkessel verwandelt, rundeten die unglaublichen Eindrücke ab. Auch das faszinierende Südafrika, mit all seinen Spannungen und für uns ungewohnten Lebensweisen, verstärkte die Flut der Eindrücke.

Und »ganz nebenbei« war ich Teil der Berichterstattung von einem der größten Sportereignisse überhaupt. Unter »normalen Umständen« hätte ich diese vier Wochen Fußball-WM garantiert abwechselnd auf der heimischen Couch und beim Public Viewing auf der Berliner Fanmeile verfolgt (gut, ein bisschen Zeit hatte ich auch für meine Linguistik-Magisterarbeit eingeplant).

Es kam bekanntlich anders. Michael Steinbrecher, Béla Réthy und all die anderen, die mein passives Sportlerleben scheinbar schon immer begleitet haben, waren plötzlich ebenso Fußballbegeisterte auf Augenhöhe. Béla Réthy war es übrigens auch, der bei einer Nachbesprechung an meinem Geburtstag das Ständchen für mich angestimmt hat. Wer es noch nicht wusste: Singen kann der Mann auch!

Nicht nur diese stimmgewaltige Einlage hat sich dauerhaft in mein Gedächtnis eingeprägt, insgesamt möchte ich allen Kollegen und insbesondere meinem »persönlichen Betreuer« Daniel Wever herzlich für die außergewöhnlichen Wochen danken.

Diese Zeit hat mir bewiesen, dass mein Kindheitstraum, als Fußballmoderator/-kommentator arbeiten zu wollen, weiterlebt. Ein Stück des Traums ist in Erfüllung gegangen, jetzt kann es gerne in die Verlängerung gehen, auch für ein Elfmeterschießen wäre ich gerüstet!
 
 
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