ZDF.de                 Kontakt    
Suche
Erweiterte Suche
 
2010  

Programmperspektiven des ZDF
2011 bis 2012

                
 


ZDF-Programme – Qualitätsangebote im Medienwettbewerb
Die Digitalisierung und die Etablierung des Meta-Mediums Internet haben in den elektronischen Medien weiterhin anhaltende Umbruchprozesse zur Folge. Gesunkene Markteintritts-Schwellen lassen die Zahl der Fernsehkanäle steigen. Damit geht eine zunehmende Spezialisierung in Zielgruppen-, Sparten- und Genrekanäle einher. Andere, bislang klar davon abgesetzte Medien rücken zugleich näher an das Fernsehen heran. Bewegtbilder sind das verbindende Element und führen dazu, dass der klassische Inhalteträger des Fernsehens sich in der Medienwelt universalisiert und der Wettbewerbsdruck weiter zunimmt.

Im umfassenderen Wettbewerb der elektronischen Medien steigt die Markt- und Publikumsfragmentierung. Immer mehr Fernsehkanäle binden immer kleinere Teile des Publikums und fordern von den weiter auf große Publika ausgerichteten Vollprogrammen verstärkte Anstrengungen, Zuschauer an den Kanal zu binden. Der in den Fernsehmarkt hineinwirkende Wettbewerb unterschiedlicher Mediengattungen führt zudem dazu, dass sich die Funktionen und Spezifika der Medien für die Nutzer neu ausdifferenzieren. Etwa in der aktuellen Berichterstattung, in der bei der Übermittlung aktueller Nachrichten das Internet mehr und mehr den Takt angibt, während das Fernsehen den unmittelbaren bildhaften Eindruck und die umfassende Einordnung der Geschehnisse ermöglicht.

Sich verändernde Funktionszuschreibungen und Nutzungsweisen als Element des Wettbewerbs werden von den Rezipienten nicht nur aus einer Nutzer-, sondern auch aus einer Akteursrolle mitgeprägt. Die stärkere Verschränkung der Sphären der Massen- und der Individualkommunikation im digitalen Zeitalter lassen das Fernsehprodukt und seine Zuschauer/Nutzer näher aneinanderrücken. Der Austausch mit den und die Beteiligung der Rezipienten gewinnen einen höheren Stellenwert bei der Kreation von Medienprodukten.

Zur langfristigen Positionierung im Medien­menu des Publikums muss das Fernsehen vor diesem Hintergrund seine eigenständigen Leistungen und Funktionen herausstellen und den Austausch mit dem Publikum intensivieren. Für öffentlich-rechtliche Sender gilt es dabei, auf Programmqualität zu bauen und deren Kern eines vielfältigen, journalistisch unabhängigen, der gesellschaftlichen Integration verpflichteten und auf die Grundwerte unserer Gesellschaft bauenden Kanal-, Portal- und Sendungsangebots wettbewerbsorientiert und zeitgemäß fortzuentwickeln. Diese Aufgabe stellt das ZDF in den Mittelpunkt seiner Programmarbeit 2011 bis 2012. Sie basiert auf den Qualitätskonzepten des Hauses, die 2010 in der Diskussion der Telemedienkonzepte des ZDF erweitert worden sind. Folgende Schwerpunkte stehen 2011 und 2012 im Mittelpunkt der Progammarbeit:

  • Das ZDF wird sein Programmportfolio zu einer zeitgemäßen, vielfältigen Angebots-Ausprägung öffentlich-rechtlichen Fernsehens weiterentwickeln. Durch die Fortentwicklung seiner digitalen Spartenkanäle wird es den Marktstandard mehrkanaliger Publikumsansprache noch deutlicher herausarbeiten und ihn durch die Modifikation der ergänzenden Onlineangebote unterstreichen. Das ZDF-Programmportfolio enthält neben dem Hauptprogramm mit seinem hohen Anteil informierender Sendungen die Zielgruppenkanäle ZDFneo für jüngere Zuschauer und den mit der ARD betriebenen Kinderkanal KI.KA. Der ZDFinfokanal ergänzt mit einem Profil als Nachrichten-, Service- und Hintergrundangebot den Ereigniskanal PHOENIX im Informationsprogramm. Der ZDFkulturkanal wird durch einen spielerischen Umgang und die Fokussierung auf Popkultur 3sat als orientierenden Kultur- und Wissenschaftskanal und ARTE als kreatives europäisches Kulturprogramm ergänzen.
  • Das ZDF wird aktuelle Sondersendungen und Liveangebote, bildstarke Ausdrucksformen und die hintergründige Einordnung von Fragestellungen und Themen ausbauen und dadurch die Stärken des Mediums Fernsehen herausstellen.
  • Das ZDF wird die Modernisierung seines Programms fortführen und weiter darauf hinarbeiten, seine Resonanz in jüngeren Altersgruppen zu steigern.
  • Das ZDF wird aufbauend auf den Fernsehangeboten die crossmedialen Programmformen ausbauen sowie die Interaktion und Kommunikation mit den Zuschauern verstärken.

1. Zeitgeschehen und Themen der Zeit aktuell, umfassend und hintergründig darstellen und erklären
Aktualität und Anschaulichkeit sind den Informationsleistungen des Fernsehens von Beginn an eigen gewesen. Sie setzen auf Schnelligkeit und darauf, dass das Fernsehen als audiovisuelles Medium eine große Erklärkraft besitzt und zur Darstellung und Visualisierung auch abstrakter Vorgänge und Zusammenhänge besonders geeignet ist. In der Medienkonkurrenz entwickelt sich die visuelle Erzähl- und Erklärstärke des Fernsehens zunehmend zu seiner wichtigsten Eigenheit. Kombiniert mit klassischen Liveangebotsformen ermöglicht sie, über die mehr und mehr vom Internet wahrgenommene schnelle Übermittlung hinaus, das Teilhaben, Erleben und Verstehen aktueller Vorgänge. Das ZDF wird die Teilhabe- und die Erklärpotenziale des Fernsehens noch stärker in den Mittelpunkt seiner Informationsprogramme stellen und einen Beitrag dazu leisten, Information als Voraussetzung für Partizipation in der Gesellschaft zu gewährleisten:

  • Wichtige gesellschaftliche und politische Ereignisse werden in Spezial- und ereignisorientierten Sendeformen erkennbarer im Programm markiert.
  • Das Profil der Magazine wird geschärft; sie werden in Themenwahl und Dramaturgie stärker auf längere Beiträge und Hintergrunderläuterungen abstellen. Die Dokumentation wird als Genre zur umfassenden Darstellung von Themen deutlicher herausgestellt.
  • Die neuen Möglichkeiten des digitalen Fernsehens bei der grafischen Präsentation von Informationen werden auch unter Nutzung des digitalen Nachrichtenstudios weiter ausgebaut. Virtuelle Techniken und 3D-Modelle nutzend, arbeitet das ZDF unter Einbeziehung aktiv agierender Moderatoren an einer modernen Erklärsprache, die hilft, politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche, technische und gesellschaftliche Zusammenhänge besser zu begreifen.
  • Der ZDFinfokanal wird stärker mit dem Onlineangebot verschränkt und besonderes Augenmerk auf die Entwicklung crossmedialer Formate legen.
  • Das ZDF wird seine Anstrengungen verstärken, zentrale Themen der Zeit als Querschnittsthemen im Gesamtprogramm, das heißt, in allen Kanälen und Portalen und in allen geeigneten Genres zu behandeln. Hierzu gehören insbesondere die Wirtschafts- und Finanzentwicklung, Prozesse und Implikationen der Globalisierung, die Sozialpolitik sowie der Themenkreis Migration, Integration und Vielfalt.

Das Informationsprogramm wird 2011 bis 2012 auf Basis dieser Grundorientierungen folgende inhaltliche und thematische Akzente enthalten.

Nachrichten und Tagesmagazine. Mit einem festen Gerüst aus Nachrichten im Hauptprogramm und im ZDFinfokanal, Durchschaltungen der Hauptnachrichtsendungen »heute« und »;heute-journal« auf 3sat und PHOENIX, ergänzenden Tagesmagazinen am Morgen, Mittag und Vorabend sowie kontinuierlichen Onlinemeldungen wird das ZDF dem Publikum weiterhin die Möglichkeit geben, sich jederzeit über das aktuelle Tagesgeschehen auf dem Laufenden zu halten. In den Hauptnachrichtensendungen wird die stärkere Akenzentuierung von Hintergrundberichten und -erläuterungen unter Nutzung der Möglichkeiten des neuen virtuellen Nachrichtenstudios fortgeführt.

Gesellschaftspolitik. Das ZDF wird eine möglichst große Bandbreite an Genres und Formen einsetzen, um dem Publikum unterschiedliche Zugänge zu grundlegenden und langfristigen Problemstellungen der gesellschaftlichen Entwicklung zu eröffnen. Neben fiktionalen Formaten, wie beispielsweise Fernsehfilmen, wird das Programm 2011 bis 2012 besonders Dokudramen, Dokusoaps, Magazine und Programmschwerpunkte hierfür heranziehen. Das zeitkritische Magazin »Frontal 21« wird das Themenfeld weiterhin mit eigenrecherchierten Beiträgen kritisch beleuchten. Im Genre des Dokudramas, das heißt, der fiktional beziehungsweise szenisch erzählten Dokumentation mit dokumentarischen Abschnitten, werden zwei Themen umgesetzt. In Fortsetzung des Dreiteilers »2030 – Aufstand der Alten« vom März 2009 richtet das ZDF zum Thema demografische Entwicklung mit »2030 – Aufstand der Jungen« auf Basis wissenschaftlicher Prognosen den Blick auf die jüngere Bevölkerung der Bundesrepublik, die die Last der Sozialreformen in einer immer älter werdenden Gesellschaft zu tragen hat. Das sensible Thema der Sterbehilfe und die gesellschaftliche Diskussion über Patientenverfügungen, begleiteten Suizid und humanes Sterben werden vor dem Hintergrund der Abschaffung des Paragraphen 216 in »Die Erlöser-AG« behandelt. Die Dokusoap »Reich und Obdachlos« lässt, angelehnt an ein BBC-Format, fünf reiche und vom Leben verwöhnte Menschen zehn Tage lang die Rolle von Obdachlosen übernehmen. Die Reihe soll zudem Bestandteil eines Themenschwerpunkts werden, der erstmalig gemeinsam mit Partnersendern innerhalb der EBU realisiert werden soll. Das Magazin »blickpunkt« widmet sich vor allem jenen Themen der Zeit, die zwischen den Generationen unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert werden. Dieser integrative Ansatz wird durch die enge Mitarbeit der Landesstudios des ZDF verstärkt. »ML Mona Lisa« wird künftig auch familienbezogene Themen beziehungsweise Fragen neuer Formen des Zusammenlebens in seinem Konzept stärker berücksichtigen und damit seinen Fokus in Richtung eines gesellschaftspolitischen Magazins erweitern. Hierzu behandelt »ML Mona Lisa« unter anderem Fragen der Partnerschaft, des fairen Ausgleichs der Geschlechter sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im crossmedialen Magazin und Online-»Forum am Freitag« wird das ZDF im ZDFinfokanal und auf zdf.de weiter kontinuierlich das Thema Migration und Integration behandeln. Es stellt Mitbürger und Mitbürgerinnen aus anderen Gesellschaften und Kulturen vor, thematisiert Fragen des Zusammenlebens und versucht, unterschiedliche kulturelle Perspektiven in einen fruchtbaren Dialog zu bringen. In Form eines Programmschwerpunkts geht 3sat im April 2011 in der Themenwoche »Ware Mensch« dem vielschichtigen und komplexen Universum künstlicher Reproduktion und Genforschung und ihren Auswirkungen auf die Evolution, die Gesellschaft und die Kultur des Menschen nach.

Wirtschaft. Die Bedeutung des Themas für Gesellschaft und Politik reflektierend, gehört es zu den Grundorientierungen der ZDF-Programmarbeit, Wirtschaft als Querschnittsthema in mehreren Genres von Nachrichten über Talksendungen, Dokumentationen und Reportagen bis hin zu Magazinen zu behandeln. Das Magazin »WISO« wird neben Verbraucherinformationen die globalen und nationalen Konsequenzen der Wirtschafts- und Finanzkrise verstärkt in Hintergrundberichten aufgreifen. In den kommenden Monaten wird die Europaredaktion des ZDF aufarbeiten, welche Lösungsmodelle die verschiedenen Länder der EU im Zusammenhang mit der Finanzkrise entwickeln und wie sie diese umsetzen. Hierzu ist unter anderem ein Film über die Risikogeschäfte deutscher Landesbanken geplant. Die Wirtschaftsbeiträge im »heute-journal« werden ihren Fokus von der regelmäßigen Börsenberichterstattung stärker auf die Erläuterung und Erklärung wirtschaftlicher Sachverhalte verlagern. Für den Infokanal ist eine regelmäßige Rubrik zu Wirtschafts- und Verbraucherthemen geplant. 3sat wird den Sendeplatz der »3satbörse« in Richtung eines Sendeplatzes mit Dokumentationen zu wirtschaftspolitischen Themen verändern. In der Themenwoche »Kapitalismuskritik, Inflation, Staatsverschuldung« wird 3sat im März 2011 den Auswirkungen der globalen Krise auf die Finanz- und Wirtschaftssysteme der westlichen Industrienationen auf Gesellschaft und Kultur nachgehen.

Globalisierung. Der Prozess zunehmender Internationalisierung wissenschaftlich-technischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Fragestellungen ist bereits seit Jahren unter dem Begriff Globalisierung fester Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses. Der Komplexität des Gegenstandes entsprechend, wird das ZDF Globalisierung weiterhin nicht beschränkt auf singuläre Sendeformate, sondern als Querschnittsthema in Nachrichten, Magazinen, Dokumentationen und Reportagen immer wieder aufgreifen. Einzelne herausgehobene Produktionen, wie der von Claus Kleber für 2011 geplante Zweiteiler über den immer härter werdenden globalen Kampf um die Ressourcen auf der Erde, werden das Thema zusätzlich in auffälliger Form im Programm markieren. Die Produktion wird vergleichbar hintergründig recherchiert und aufwändig produziert sein, wie seine mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Dokumentation »Die Bombe« aus dem Jahr 2009.

Umwelt. Umwelt bleibt ein ausgewiesenes Themenfeld des ZDF-Informationsprogramms. Die Berichte darüber werden die zunehmende Verschränkung der Umweltentwicklung mit sozialen und ökonomischen Themen berücksichtigen und in diesem Zusammenhang auftretende Zielkonflikte intensiv beleuchten. Die Sendung »ZDF.umwelt« wird unter anderem verstärkt den Blick auf erneuerbare Energien richten und weiter über die verheerenden Folgen der Ölpest im Golf von Mexiko berichten. Darüber hinaus wird sich »Abenteuer Wissen« in Fortführung des Klima-Zweiteilers aus dem Jahr 2009 in einer speziellen Produktion mit der weltweiten Bedrohung der Wälder befassen.PHOENIX widmet sich 2011 übers Jahr verteilt dem Thema »Bedrohte Erde«, unter anderem mit dem Thementag »Earth day« aus Anlass des internationalen Jahrs des Waldes und Akzenten zu »40 Jahre Greenpeace« und »50 Jahre WWF«.

Ausland. Der Blick in die Welt und die Europaberichterstattung bleiben eine wichtige Säule des Informationsprogramms des ZDF. Die Auslandsberichterstattung wird die internationale Sicht auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Problemstellungen verstärkt so präsentieren, dass aus dem Kontrast zu inländischen Fragestellungen Erkenntnisse und Anregungen gewonnen werden können. Das wöchentliche Themenmagazin »auslandsjournal« mit Beiträgen der ZDF-Auslandskorrespondenten über die Gesellschaft, Politik und Kultur anderer Länder wird mit möglichst alltagsnahen Geschichten über deren Bewohner dem Publikum die Möglichkeit geben, in Unterschieden das Gemeinsame zu finden, aber auch das Fremde zu verstehen. In fünf bis sechs monothematischen »auslandsjournal-XXL«-Sendungen werden 2011 und 2012 vor allem gesellschaftspolitische, wirtschaftliche und informationstechnologische Themen behandelt. Eine anlass- und ereignisbezogene Bericht­erstattung wird ausländische Vorgänge zusätzlich schlaglichtartig ins Blickfeld rücken, zum Beispiel die Parlamentswahlen in Russland und der Türkei, den XXIV. Weltjugendtag der Katholischen Kirche in Madrid, die Inbetriebnahme der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream, die UN-Klimakonferenz in Südafrika, die Expo 2012 in Yeosu/Korea.

Europa. Die Europaredaktion des ZDF wird auch in den beiden kommenden Jahren die komplexen Prozesse der europäischen Integration kontinuierlich begleiten, vorrangig im werktäglichen Europamagazin »heute – in Europa«. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Implementierung des Vertrages von Lissabon, den neuen Aufgaben des gestärkten Europaparlaments sowie den veränderten Kräfteverhältnissen in der erweiterten Union. Fragen aus den Bereichen der Energiepolitik, des Klimaschutzes und der europäischen Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik werden fortlaufend Gegenstand der Berichterstattung sein. Zu Frankreichs G8- und G20-Präsidentschaft plant die Europaredaktion Sonderanstrengungen im zeitlichen Umfeld des Weltfinanzgipfels in Cannes im Juni 2011. Die polnische EU-Ratspräsidentschaft ab 2011 wird ein Anlass sein, verstärkt über die Herausforderungen des europäischen Integrationsprozesses seit der Osterweiterung sowie über die künftige Erweiterungsstrategie der EU zu berichten. Tallinn und Turku als Kulturhauptstädte Europas, der Beitritt Estlands zur Eurozone, die Parlamentswahlen in Frankreich und das 60-jährige Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. werden im Rahmen von Sonderberichten wichtige europäische Ereignisse thematisieren.

Zeitgespräch. Das ZDF trägt mit seinen Gesprächssendungen zum gesellschaftlichen und politischen Zeitgespräch bei. Diese Konzeption wird es weiterführen mit dem politischen Talk »Maybrit Illner« im Zentrum. Neben der neuen Sendung »Peter Hahne« am Sonntagmittag wird »ZDF log in« – die Kombination von Fernsehgespräch und Internetkommunikation – nicht nur an Wahltagen, sondern auch themenbezogen politische und gesellschaftliche Fragen aufgreifen und dabei den Zuschauern unmittelbare Beteiligungsmöglichkeiten eröffnen.

Politischer Prozess, Bundestagsdebatten und Wahlen. Neben der kontinuierlichen Abbildung des innen- wie weltpolitischen Geschehens in den Nachrichten, Magazinen, Gesprächssendungen, Dokumentationen und Reportagen werden ZDF-Programme den politischen Prozess durch die regelmäßige Übertragung und Kommentierung von Bundestagsdebatten spiegeln und einordnen. Neben den Übertragungen der wichtigsten Debatten im Hauptprogramm werden die regelmäßigen Donnerstag-Ausstrahlungen bei PHOENIX zusammen mit der ARD fortgesetzt. Das Fernsehen ist Umfragen zufolge für die Bundesbürger nach wie vor die wichtigste Informationsquelle in Wahlkampfzeiten. Für das ZDF ist dies Auftrag und Ansporn zugleich, auch 2011 bis 2012 die anstehenden Wahlgänge in seinen Sendungen publizistisch zu spiegeln und einzuordnen sowie darüber hinaus Bürgern vielfältige Möglichkeiten zu bieten, sich aktiv an den Debatten zu beteiligen. Die Wahlberichterstattung des ZDF umfasst im Berichtszeitraum die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt (20. März 2011), Baden-Württemberg (27. März 2011), Rheinland-Pfalz (27. März 2011), die Bürgerschaftswahl in Bremen (22. Mai 2011), die Abgeordnetenhauswahl in Berlin, die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern (voraussichtlich Herbst 2011) und die Bürgerschaftswahl in Hamburg (voraussichtlich Frühjahr 2012). Auch wenn im EU-Raum sowie international die Wählerinnen und Wähler dem Wahlaufruf folgen, wird das ZDF präsent sein und über die Ergebnisse und die daraus möglicherweise folgenden Konsequenzen berichten. Alle Wahlen werden zudem im ZDFinfokanal crossmedial mit dem Format »ZDF log in« begleitet.

Länderberichterstattung. Auch die Berichterstattung des ZDF aus den Ländern und über die Länder gehört zu den Querschnittsaufgaben seiner Informationssendungen. Vor allem der »Länderspiegel« wird 2011 bis 2012 intensiv die Politik in den 16 Ländern beobachten und publizistisch begleiten. Dabei wird der »Länderspiegel« die wichtigen Reformprojekte in den Ländern darstellen und die zentralen politischen Debatten kritisch nachzeichnen. Einer der Sendungsschwerpunkte liegt 2011 in der Berichterstattung über die oben genannten Landtags- beziehungsweise Bürgerschaftswahlen.

Zeitgeschichte. Das Verständnis zeitgeschichtlicher Hintergründe bleibt zur Durchdringung zeitgenössischer Entwicklungen unabdingbar. Der Programmbereich Zeitgeschichte/Zeitgeschehen wird in den Jahren 2011 bis 2012 sowohl serielle als auch punktuelle Programmakzente zu wichtigen Daten der Geschichte setzen. Die Geschichtsreihe »ZDF-History« bleibt das Grundgerüst zeithistorischer Sendungen und greift wöchentlich nationale und internationale Themen der Zeitgeschichte auf. In internationalen Koproduktionen spiegelt sie verschiedene Prägungen his­torischer Geschichtsbilder. Bei den historischen Dokumentationsreihen wird »Der Weltenbrand« im Zentrum des Angebots stehen. Er handelt vom so genannten »Dreißigjährigen Krieg des 20. Jahrhunderts« und wird den chronologischen wie inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg herstellen. Aufgegriffen werden wissenschaftliche Ansätze, die die Zeit von 1914 bis 1945 in einem Gesamtzusammenhang als 30 Jahre währenden Weltbürgerkrieg betrachten. Historische Sendungen des ZDF werden darüber hinaus ein Schlaglicht auf wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten werfen. »Der Überfall« erinnert an 70 Jahre Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion und »Die verdammte Mauer« an den 50. Jahrestag der in Stein, Stacheldraht und Schießanlagen manifestierten Teilung Deutschlands; auf dem ZDFinfokanal ist dazu auch die 30-teilige Reihe »Leben in der geteilten Stadt« vorgesehen. Weitere geplante Titel sind: »Die Kinder des Holocaust«, »Die Welt am Abgrund« aus Anlass 50 Jahre Kuba-Krise und Kalter Krieg. An Claus Schenk Graf von Stauffenberg wird das ZDF mit dem US-Spielfilm »Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat« sowie mit einer Begleitdokumentation zum Film erinnern. Die BBC-Produktion »Edward VIII. – Ein König und die Nazis« entwirft ein völlig neues Bild des einzigen Monarchen im Vereinigten Königreich, der jemals abdankte, und führt die Rolle seiner Kontakte zu faschistischen Kreisen in England und Deutschland als möglichen wahren Grund für seinen Rückzug an. Schließlich wird die zweiteilige Biografie »Seine Heiligkeit« über Joseph Ratzinger – Papst Benedikt XVI. – an Ostern 2012 das Wirken des derzeitigen Papstes nachzeichnen.

Service. Orientierungshilfen und nützlicher Rat für die alltägliche Lebensbewältigung in Service­sendungen bilden einen weiteren Grundbestandteil des Informationsangebots. Das Magazin »WISO« wird weiterhin Akzente bei Verbraucherfragen setzen und unter anderem aktuelle Fragen des Verbraucherschutzes bei Finanzdienstleistungen aufgreifen. Thematisch breiter angelegt bleibt die werktägliche Sendung am Morgen »Volle Kanne«, die darüber hinaus auch Gesundheits-, Haushalts-, Erziehungs- und Ernährungstipps gibt.

Sport. Im Massenmedium Fernsehen konzentriert sich die Sportberichterstattung, dem Interesse großer Zuschauergruppen folgend, auf größere nationale und internationale Wettbewerbe und Ereignisse. Die ZDF-Sendungen greifen darüber hinaus die individuellen und gesellschaftlichen Funktionen des Sports auf, der vom Breitensport im Verein bis zu Großereignissen zu den verbindenden Elementen unserer Gemeinschaft gehört und vielfach die Folie zur Ausbildung von Wertorientierungen und -haltungen Einzelner sowie des gesellschaftlichen Bildes entfernter Länder und Regionen bildet. Dabei setzen sie ebenso auf unabhängige, kritische Begleit- und Hintergrundberichterstattung, unter anderem mit Beiträgen der investigativ recherchierenden Doping Task Force des ZDF. Zugleich bringen sie eine Haltung aus dem Geist des fairen Wettbewerbs zum Ausdruck. Diesen Ansatz wird das ZDF zuschauernah und facettenreich im »aktuellen sportstudio« und der »ZDF SPORTreportage«, in seinen Nachrichten und Magazinen sowie bei Liveübertragungen mit ergänzenden Rundum-Berichten und Dokumentationen fortführen. Schwerpunkte werden 2011 bis 2012 unter anderem die Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland (2011), die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine (2012), die Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen (2011) sowie die Olympischen Sommerspiele in London (2012) sein. Vergleichbar mit der Fußball-WM 2010 in Südafrika werden die Gastgeberländer Polen und Ukraine 2012 Gegenstand eines ergänzenden Programmschwerpunkts sein.

2. Kultur und Bildung anschaulich, verständlich und erschließend vermitteln
Die Produktion audiovisueller Kulturprogramme konzentriert das ZDF im Hauptprogramm, bei 3sat, ARTE und dem ZDFtheaterkanal sowie den ergänzenden Onlineangeboten. Sie werden kanalübergreifend innerhalb der Senderfamilie ausgestrahlt. Die Kernaufgaben öffentlich-rechtlicher Programmarbeit, Kultur abzubilden und zu vermitteln, bildende Programme und Orientierung zu Alltags- wie auch zu existenziellen Fragen anzubieten und selber Kulturbeiträge herzustellen, wird das ZDF 2011 bis 2012 mit folgenden Akzenten umsetzen.

  • Den Kanon klassischen Kultur- und Bildungsfernsehens aus Inszenierungen, Übertragungen, Filmproduktionen, Magazinen und Dokumentationen werden ZDF-Kulturprogramme um neue spielerische, den Kulturbegriff auf moderne popkulturelle Sujets und Genres ausdehnende Angebote erweitern.
  • Die standardsetzende Position der Kulturdokumentationsreihe »Terra X« für modern erzähltes Bildungsfernsehen wird das ZDF pflegen und weiter durch kontinuierlich gesetzte Themeninnovationen unterstreichen.
  • Der Ereignischarakter von Kultur- und Bildungsprogrammen wird durch eine hochwertige produktionelle Auflösung und durch Programmschwerpunkte verstärkt.

ZDFkulturkanal. Mit der Weiterentwicklung des 1999 gegründeten ZDFtheaterkanals zum ZDFkulturkanal wird das ZDF neue Akzente unter den kulturellen audiovisuellen Medien setzen. Damit sollen die Zugangsbarrieren zu kulturellen Inhalten gesenkt, jüngere Zuschauergruppen verstärkt an kulturelle Inhalte herangeführt und gleichzeitig an die Marke ZDF gebunden werden. Während 3sat weiterhin als Orientierung gebender Kultur- und Wissenschaftskanal und ARTE als kreatives europäisches Kulturprogramm auf der Basis eines klassischen Kulturverständnisses als Vollprogramme angelegt sind, baut der ZDFkulturkanal auf einen heutigen, modernen Kulturbegriff, der die Trennung von Hochkultur und anspruchsvoller Populärkultur als neuen Akzent setzt. Er spricht als moderner und innovativer Spartenkanal ein junges und jung gebliebenes Publikum an, das neue ästhetische, ungewöhnliche, motivierende und provozierende Erfahrungen sucht. Das Spielerische als Kulturform, nicht ausschließlich das Intellektuelle, machen den Markenkern des ZDFkulturkanals aus. Er wird unter anderem popkulturelle Gattungen und Genres von der Popmusik bis zum Trickfilm in den Fokus des Angebots rücken. Darüber hinaus wird er sich allen Kunstgattungen und dem kulturellen Leben insgesamt widmen. Der Sendestart des neuen Angebots ist für 2011 geplant. In der Zielgruppenansprache setzt die neue Konzeption des ZDFkulturkanals fort, was das ZDF Ende 2009 mit seinem Spartenkanal für jüngere Zuschauer, ZDFneo, bereits begonnen hat: nachwachsende jüngere Publikumsgruppen, die dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in den vergangenen Jahren infolge des Wettbewerbsdrucks verloren gegangen sind, wieder erkennbarer anzusprechen, dabei Altersgruppen- und milieuspezifische Kommunikationsformen aufzugreifen und die klassischen Informations-, Bildungs- und Kulturprogramme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf neue, attraktive Weise fortzuentwickeln.

Aktuelle Berichterstattung zum Kulturgeschehen. In Nachrichten, Magazinen und Dokumentationen wird das ZDF das allgemein wie das speziell interessierte Publikum weiterhin über das aktuelle Kultur- und Kunstgeschehen auf dem Laufenden halten und die Sendungen online vertiefen. Dabei wird es neben den tages- und wochenaktuellen Magazinen »aspekte«, »Kulturzeit«, »Metropolis« auch Fachmagazine wie »Foyer« und »Kennwort Kino« fortführen. Die mit dem Magazin »Bauerfeind« bei 3sat begonnene Erweiterung der Kulturberichterstattungssujets auf Popkultur wird in neuen Formaten auf dem ZDFkulturkanal, wie zum Beispiel einer werktäglichen Sendung, die sich mit subjektivem Blick, meinungsfreudig und anregend einem Kulturthema widmet, verstärkt aufgegriffen.

Kulturdebatte. Kulturelle Implikationen der gesellschaftlichen Gegenwartsentwicklung sowie wichtige kulturelle Debatten werden die Programme der ZDF-Senderfamilie aufgreifen. Formate wie das »nachtstudio« und »scobel« leisten dies kontinuierlich. Sie werden ergänzt um Dokumentationen und Thementage. Am Thementag »Identität« wird 3sat im März 2011 nicht nur die vielfältigen Ursachen und Einflüsse, die Identitäten prägen, vergegenwärtigen, sondern macht deutlich, was Identität für den Einzelnen und gesellschaftliche Gruppen bedeutet. Zum 10. Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center am 11. September wird sich ARTE mit der Metropole New York in all ihren Facetten befassen. In Planung ist, den Schwerpunkt »Die Welt des Islam« in die Programmierung zum Jahrestag zu integrieren. Dieser will den Blick öffnen für die reichhaltige Kultur der islamischen Welt und für ihre Kunst in Vergangenheit und Gegenwart. Als Gegenmodell zu der Vorstellung, in der der Islam nach dem 11. September meist mit Fanatismus und Extremismus gleichgesetzt wird, soll er ein besseres Verständnis der islamischen Welt ermöglichen. Als Nachfolgeprojekt der erfolgreichen Dokumentarfilmreihe »Why Democracy?« entsteht zu der Frage, warum im 21. Jahrhundert so viele Menschen in Armut leben, in internationaler Koproduktion das Cross-Media-Projekt »Why the gap?« (AT). Es wird unter anderem acht einstündige Dokumentarfilme, verschiedene Kurzfilme und eine Webplattform umfassen.

Kulturereignisse. Über exponierte Kulturveranstaltungen wird das ZDF weiterhin besonders berichten. Im ZDF-Kulturverbund finden auch 2011 bis 2012 die kulturellen Großveranstaltungen wie die Berlinale, das Berliner Theatertreffen, die Tage der deutschsprachigen Literatur oder der Deutsche Theaterpreis DER FAUST ihre Abbildung. »aspekte« wird darüber hinaus eine Sonderausgabe von der Kunstbiennale in Venedig senden. In 3sat ist ein Schwerpunkt über den Festspielsommer mit herausragenden Inszenierungen in ganz Europa geplant.

Klassische Musik. Klassische Musik behält mit besonderen, auf Protagonisten beziehungsweise Ereignisse bezogenen Einzelproduktionen, einen regelmäßigen Platz im ZDF-Hauptprogramm und wird in den Kulturkanälen kontinuierlich angeboten. »Eine Nacht in St. Petersburg« mit Anna Netrebko wird die 2010 gestartete Reihe, in der ein herausragender Künstler seine Heimat für das Publikum öffnet, fortsetzen. In der filmischen Umsetzung der Oper »Hoffmanns Erzählungen« von Jacques Offenbach in 3D werden die Akte der Oper jeweils am authentischen Schauplatz aufgeführt. Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Mahler am 18. Mai 1911 wird 3sat schon im März 2011 dem österreichischen Komponisten einen musikalischen Programmschwerpunkt widmen. Neben der Vierten und Siebten Sinfonie präsentiert 3sat zwei Dokumentationen über das Leben und Werk Mahlers. Darüber hinaus wird in 3sat die erfolgreiche Aktion »Die schönsten Opern aller Zeiten« mit einem Klassikschwerpunkt »Die großen Komponisten« fortgesetzt.

Popmusik. Popmusik wird im ZDF über die aktuelle Kulturberichterstattung hinaus neben Auftritten namhafter Protagonisten in ZDF-Shows kontinuierlich in eigenen Sendereihen und Schwerpunkten aufgegriffen. Neben der Reihe »neoMusic«, die sich den populären Trends und Akteuren widmet, bieten die 3sat-Schwerpunkttage Erlebniszugänge in die Repertoire-Geschichte der Popmusik. Diesen Ansatz wird über Einzelschwerpunkte hinaus der ZDFkulturkanal durch wöchentliche und werktägliche Angebote erweitern und dabei nicht nur den musikalischen Facettenreichtum der Popmusik durch einen Blick auf speziellere Musikstile und -richtungen erschließen. Vielmehr werden wie in einzelnen Thementagen auf 3sat und ARTE auch die Verbindungen zu Lebensgefühl und Lebensweise ganzer Generationen erschlossen.

Literatur und Theater. Neben der fortlaufenden aktuellen Berichterstattung über Neuerscheinungen sowie Literaturverfilmungen im fiktionalen Programm stehen 2011 bis 2012 unter anderem drei große Programmakzente zur Literatur im Programm. Im Rahmen eines Thementages wird 3sat auf eine literarische Entdeckungsreise in die Gedankenwelt des Schweizer Schriftstellers Max Frisch gehen. Zum Kleist-Schwerpunkt 2011 sind mehrere Projekte geplant, unter anderem. ein neuer Theaterfilm und eine Neuauflage des Schülertheater-Festivals mit dem Titel: »Schüler spielen Kleist – das ZDF filmt mit«. 2011 wird das ZDF die Neuverfilmung des Romans Effi Briest von Theodor Fontane mit Julia Jentsch in der Titelrolle senden.

Philosophie. 3sat wird das Thema Philosophie weiter in seinem Programm vertiefen und plant Philosophie-Schwerpunkte im März 2011 unter dem Titel »Von den letzten Dingen«, im August 2011 unter dem Titel »Vom Ich und den anderen« und 2012 zu Leben und Werk Jean-Jacques Rousseaus. Neben Dokumentationen und Gesprächssendungen flankieren die 3sat-Regelsendungen »scobel« und »Kulturzeit« die Schwerpunkte und widmen sich verstärkt verschiedenen Aspekten der Philosophie. ARTE plant für Ostern 2012 eine fünfteilige dokumentarische Reihe, einen Themenabend und weitere Einzelprogramme zum Thema Aufklärung. Die Dokumentationsreihe erweckt die grundlegenden Ideen und wichtigsten Persönlichkeiten der Strömung zu neuem Leben und zeigt, wie die Aufklärung im Europa und Amerika des 18. Jahrhunderts das Denken revolutionierte und so den Grundstein für unsere heutige Welt der Moderne legte.

Kirchen und Religionen. Neben den regelmäßigen Gottes­dienstübertragungen, Berichten von Kirchentagen, aktuellen Beiträgen in Magazinen, Feiertagsakzenten und dem Lebensberatungsmagazin »sonntags« werden Kirche und Religionen 2011 bis 2012 besondere Produktionen und Akzente gewidmet. Eine zweiteilige Dokumentation wird gut ein halbes Jahrhundert nach Erscheinen der Erstausgabe den Bestseller »Und die Bibel hat doch Recht« von Walter Keller kritisch würdigen. Im zeitlichen Umfeld zum zehnten Jahrestag des 11. September wird das ZDF die fünfteilige Dokumentation »Der Heilige Krieg« ausstrahlen und sich abermals auf akribische Spurensuche nach den historischen Wurzeln für die bis in die Gegenwart anhaltenden Konflikte zwischen den beiden Weltreligionen Christentum und Islam begeben. Die Produktion wird zeigen, dass die Vorstellung des Heiligen Krieges im Lauf der Geschichte keineswegs auf die islamische Welt beschränkt war.

Wissenschaft. Am Mittwoch um 22.15 Uhr setzt »Abenteuer Wissen« mit Karsten Schwanke bei Wissensfragen an, die mitten aus der Alltagswelt gegriffen sind und die Zusammenhänge zwischen der Wissenschaft und dem eigenen Leben aufzeigen. Für das Jahr 2011 sind dabei unter dem Titel »Abenteuer Wissen spezial« zwei bis drei Wissenschaftsevents geplant, die sich thematisch beispielsweise mit dem Internationalen Jahr der Chemie befassen. Zudem ist eine Zusammenarbeit mit der Stadt Mainz als Stadt der Wissenschaft projektiert. Als zweites Wissensmagazin im Hauptprogramm bleibt »Abenteuer Forschung« mit Harald Lesch zu relevanten Themen aus Naturwissenschaft und Technik im Programm. »nano« auf 3sat ergänzt und vertieft die wöchentlichen Hauptprogramm-Magazine weiterhin durch ein werktägliches Angebot. In der Dokumentationsreihe »Expedition Erde II« befasst sich der Wissenschaftsjournalist und Moderator Dirk Steffens mit dem Einfluss der Erde auf die Entwicklung des Menschen und die Entstehung großer Zivilisationen. In der sechsteiligen Reihe »Faszination Erde« vermittelt er Wissen aus unterschiedlichen Bereichen der Naturwissenschaften.

Kulturdokumentation. Als auch international beachteter, führender Produzent hat das ZDF Kultur-, Geschichts- und Wissenschaftsdokumentationen zum Kern eines modernen, verständlichen audiovisuellen Bildungsangebots gemacht. »Terra X« am Sonntag um 19.30 Uhr im Hauptprogramm vergegenwärtigt mit szenischen Dokumentationen historische Entwicklungen und Umbrüche und greift ökologische und wissenschaftliche Themenstellungen auf. »Terra X« wird 2011 bis 2012 mit rund 60 Neuproduktionen bewährte Reihen fortsetzen und neue Themenakzente setzen. So 2011 beispielsweise mit der Doku-Fiktion »Brennendes Eis«, die auf wissenschaftlicher Grundlage in einem Zukunftsszenario die Gewinnung des in den Tiefen der Weltmeere befindlichen Energieträgers Methanhydrat durchspielt, oder mit »Universum der Ozeane – mit Frank Schätzing«, in der der Autor, basierend auf seinem Bestseller Nachrichten aus einem unbekannten Universum, in drei Wissenschaftsdokumentationen die Evolutionsgeschichte ausbreitet. Darüber hinaus wird die Geschichtsreihe »Die Deutschen«, die über große Persönlichkeiten der Geschichte den Blick in einzelne historische Epochen eröffnet, 2010 in einer zweiten Staffel fortgesetzt – unter anderem mit Ausgaben über Hildegard von Bingen und das Mittelalter, August den Starken und die frühe Neuzeit beziehungsweise den Absolutismus und Rosa Luxemburg und Karl Marx und die Neuzeit. Einen neuen Zugang zur Geschichte erprobt das ZDF mit Hape Kerkeling in sechs Folgen von »Unterwegs in der Weltgeschichte«. In einer unterhaltsamen und informativen Reise durch die Geschichte der Welt werden überraschende Parallelen zwischen gestern und heute aufgedeckt.

Alltag und Lebensweise. Die Reportage-Reihe »37°« widmet sich den existenziellen menschlichen Lebensproblemen und -erfahrungen in der modernen Welt und konfrontiert Zuschauer mit fremden Biografien, alltäglichen Geschichten, die an eigene Erfahrungen rühren und zu neuen Erkenntnissen anregen. 2011 bis 2012 etwa mit einem Beitrag über die sensible Thematik Kindesmissbrauch und -misshandlung, der sich der »37°«-Autor Manfred Karremann in seinem Film: »Fass mich nicht an. Können wir Kinder vor Missbrauch schützen?« annimmt. Das Thema wird zudem in weiteren Produktionen auch über »37°« hinaus im ZDF-Programm behandelt und zur Sensibilisierung der Gesellschaft beitragen. In dem Film »Der Straßenchor – ein Jahr danach« hält »37°« den weiteren Weg des 2009 für ZDFneo zusammengestellten Chores und seiner Mitglieder für den Zuschauer fest.

3. Im fiktionalen Programm Themen der Zeit unterhaltsam fesselnd und anregend erzählen
Fiktionale Programme gehören im Wettbewerb zu den dauerhaft nachgefragten. Sie tragen wesentlich dazu bei, Fernsehen zum Erzählmedium zu machen. Auf der Höhe der Zeit, orientiert am aktuellen öffentlichen Diskurs und lebensnah waren und sind die Auswahlkriterien für Geschichten, Sujets, Milieus und Protagonisten, mit denen das ZDF Qualität und Quote verbunden und immer wieder Marktstandards in Erzählweise und Sujetwahl gesetzt hat.

Weniger denn je kann sich fiktionales Programm derzeit aber allein an bewährten Mustern ausrichten. Zuschauer suchen in der Angebotsfülle verstärkt neue Erzählweisen, Geschichten und Protagonisten. Die daraus für das Fiktionale entstehende Anforderung, die Balance zwischen Kontinuität und Innovation zu halten, wird das ZDF unter anderem mit folgenden Schwerpunktsetzungen angehen:

  • In Fernsehfilmen Trends und Themen der Zeit zu spiegeln, bleibt Anspruch für 2011 bis 2012. Der ZDF-Fernsehfilm wird sich hierzu verstärkt des Genres der Komödie bedienen.
  • Den Kern der lang laufenden und nachgefragten deutschen Serien des ZDF um neue Formatakzente zu ergänzen, wird wie in den vergangenen Jahren ein Schwerpunkt der Programmarbeit 2011 bis 2012 sein.
  • Jenseits der inländischen und der US-Produktion mit qualitativ hochwertigen Krimis den Zuschauern einen Blick vor allem auf europäische Erzählweisen und Dramaturgien zu ermöglichen, wird das ZDF 2011 bis 2012 auf dem Sendetermin am Sonntag um 22 Uhr fortführen.

Fernsehfilm und Mehrteiler. Neben Mehrteilern stehen Genre- und Sujet-Neuerungen im Mittelpunkt der Fernsehfilmarbeit 2011 bis 2012. Sozial relevante Themen komödiantisch und erkenntnisfördernd zugleich zu erzählen, verfolgen die Projekte um eine Arbeitslosengeschichte mit Jürgen Tarrach und eine Erzählung über eine Frau in den Wechseljahren mit Iris Berben. Mit »Das Mädchen auf dem Meeresgrund«, in der die Lebens- und Liebesgeschichte der beiden Tauchpioniere der 50er Jahre, Lotte und Hans Hass erzählt und zugleich das Thema Meeresschutz behandelt wird, und mit »Der Fall Daschner«, einer Rekonstruktion des dramatischen Entführung- und Mordfalls des Bankierssohns Jakob von Metzler aus Sicht der Polizei und ihrer moralischen Zwickmühle, vergegenwärtigen ZDF-Fernsehfilme darüber hinaus Personen beziehungsweise Ereignisse der jüngeren Zeitgeschichte. Die Sujets der Fernsehfilme am Sonntag um 20.15 Uhr werden breiter aufgestellt und mit Neustarts aus Genres jenseits der romantischen Liebesfilme bereichert.

So etwa durch Erzählungen über historische Frauenberufe, wie bei »Die Samenhändlerin«, oder durch Genremixes aus Romantik und Mysterium, wie bei »Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen« beziehungsweise aus Mythos und Heimat, wie bei »Unheimliches Herzklopfen«. Besondere Akzente auf dem Sendetermin werden zudem mit auffälligen Einzeltiteln gesetzt, wie etwa einer Liebesgeschichte nach der Tsunamikatastrophe in »Liebe aus Leid«. Mit »Nord, Nord, Mord« wird 2011 ein weiteres Format für einen Feiertagssendeplatz starten, in dessen Mittelpunkt ein Kriminalkommissar steht, der den Mördern seiner Heimatstadt mit Geduld und psychologischem Feinsinn auf die Schliche kommt. Der Krimi-Sendeplatz am Sonntag, 22.00 Uhr, steht 2011 bis 2012 im Zeichen neuer europäischer Krimireihen. Die sechs für das Fernsehen produzierten Filme der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson gehören ebenso hierzu wie die neuen Reihen aus Skandinavien »G.S.I. – Spezialeinheit Göteborg«, »Those who kill« (AT), »The Bridge« (AT) und das britische Format »Luther«.

Serie. Das Serienangebot differenziert sich am Markt nicht nur für Kaufserien, sondern auch für die deutsche Serie mehr und mehr entlang des Kriteriums »Zielgruppenansprache«. Kommerzielle Wettbewerber haben in den vergangenen Monaten einige erfolgreiche Formate gestartet, die unterhaltsamen Genremustern folgen. Das ZDF hat mit ambitionierten Versuchen Themenakzente gesetzt, deren Publikumzuspruch begrenzt blieb. Anspruch und Zuspruch zu verbinden, ist das Ziel neuerer Entwicklungen, wie zum Beispiel »Flemming«, oder bei einem neuen Krimi für den Sendeplatz Samstag, 20.15 Uhr. Darüber hinaus ist für das Tagesprogramm die neue Serie »Herzflimmern – Die Klinik am See« aus dem Krankenhausmilieu geplant.

Spielfilm. Mit Spielfilmen gelingt es dem ZDF in besonderem Maße, jüngere und weniger ZDF-affine Zuschauer zu erreichen. Auf den Sendeplätzen im Montagskino um 22.15 Uhr und unter dem Label KinoMagie mit Erstsendungen in der Primetime an Feiertagen und an Sonntagnachmittagen wird der ZDF-Spielfilm zudem Akzente im Bereich der Filmkultur setzen. Als massenattraktive Spielfilmproduktionen wird das ZDF 2011 bis 2012 unter anderem senden: »State of Play« mit Russel Crowe, Ben Affleck, Helen Mirren, ein raffinierter Thriller mit glaubwürdigen Charakteren, unerwarteten Wendungen, starken Spannungseffekten; als Free TV-Premiere »Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat« mit Tom Cruise; oder »Gran Torino« von und mit Clint Eastwood, ein psychologisch tiefgründiges Drama und facettenreiches Bild der gegenwärtigen multikulturellen US-Gesellschaft.

4. Unterhaltung mit Nutzwert verbinden
Im Zuge des Wettbewerbs des dualen Rundfunksystems ist das Unterhaltende stärker als in den Anfangsjahren des Mediums zum Allgemeingut des Fernsehens geworden. Hybrid-Formate, wie beispielsweise das Factual Entertainment, verbinden in verschiedenen Spielarten Unterhaltung und Information auf neue Weise. Diese Angebotsentwicklung der vergangenen Jahre hat neue Sehweisen und Rezeptionsbedürfnisse im Publikum entstehen lassen. Nützliche Information und Anregung suchen viele Zuschauerinnen und Zuschauer in unterhaltender Form. Das ZDF wird diesen Trend weiter im Bemühen um einen eigenen Stil aufgreifen und in den Formaten Erlebnis, Zeitgeschehen und Alltagskultur zu verbinden trachten.

  • 2011 bis 2012 wird es hierzu sein Quizangebot im Hauptabend ausbauen.
  • Für das Nachmittagsprogramm werden neue Formate entwickelt, die auf unterhaltsame Weise Wissen transportieren.

Hauptabendshow. Ab Herbst 2010 komplettiert Jörg Pilawa das Moderatorenteam des ZDF. Im Jahr 2011 sind mit ihm verschiedene Abendshows am Mittwoch und am Samstag geplant. Dabei wird Jörg Pilawa sowohl Quiz- als auch große Showevents moderieren. Die Modernisierung der Wissensshows wird zur Ansprache jüngerer Publika fortgesetzt.

Kabarett und Comedy. Mit der »heute-show« ist es gelungen, neben »Neues aus der Anstalt« eine weitere Programmmarke im Genre Comedy/Kabarett zu etablieren. Auch 2011 wird das ZDF die mit dem Deutschen Comedypreis und dem Grimme Preis prämierte »heute-show« wöchentlich senden. Nach dem Ausstieg von Georg Schramm wird »Neues aus der Anstalt« mit Urban Priol und seinem neuen Partner Frank Markus Barwasser alias Erwin Pelzig, fortgeführt. Zudem wird Frank Markus Barwasser im Zuge seines Wechsels zum ZDF eine eigene satirische Talksendung erhalten, von der 2011 zunächst sieben Ausgaben geplant sind. Neue Formate wird das ZDF in ZDFneo erproben.

Kochshow. Die informierend-unterhaltenden Kochformate »Küchenschlacht« und »Lafer!Lichter!Lecker!« wird das ZDF im Jahr 2011 fortführen und durch verschiedene Neuerungen ergänzen. Die Programmfarbe wird so angelegt, dass Zuschauer daraus in unterhaltsamer Form auch Kenntnisse über Kochkultur und Ernährungsfragen gewinnen können.

5. Live- und Eventprogramme herausstellen
Im Wettbewerb mit anderen audiovisuellen Inhalteanbietern die spezifischen Qualitäten des Mediums Fernsehen zu betonen, gehört zu den Schwerpunkten der Programmarbeit 2011 bis 2012. Untersuchungen zeigen, dass Fernsehen für die Zuschauer immer stärker zu einer Art audiovisuellem Heimkino wird, das intensive Erlebnisse eröffnet und das darüber hinaus zur schnellen bildlichen Wahrnehmung und Teilhabe an wichtigen Ereignissen genutzt wird. Die Funktion ist inhaltlich an besondere, die Gesellschaft bewegende Ereignisprogramme gebunden. Hierzu gehört, dem Trend zum »Echtzeit-Konsum« folgend, insbesondere die Liveübertragung vor allem von sportlichen, gesellschaftlichen und politischen Ereignissen und zum zweiten das Angebot vom Fernsehen selbst kreierter, besonderer Ereignisprogramme, vornehmlich der Gattungen Fiktion und Show. Technisch wird das Erlebnispotenzial des Fernsehens durch hochaufgelöste Bilder für große TV-Empfänger unterstrichen.

  • Das ZDF wird die Live- und Ereignisformate im Programm besonders pflegen und, soweit möglich, ausbauen und
  • die Zahl der hoch aufgelösten HD-Produktionen systematisch weiter steigern.

Fernsehevents. Vornehmlich mit Fernsehfilm-Mehrteilern, die ein »Kinoerlebnis im Kleinen« ermöglichen, schafft das Fernsehen Ereignisse und setzt Themen für das Gesellschaftsgespräch. 2011 wird das ZDF unter anderem die Zweiteiler »Vom Glück nur ein Schatten«, den Ökothriller »Operation Kranich – Verschollen am Kap«, »Die Frau mit den indischen Smaragden« und Ken Folletts »Die Pfeiler der Macht« ausstrahlen, im Jahr 2012 zudem das groß angelegte Weltkriegsdrama »Unsere Mütter, unsere Väter«, das zum ersten Mal im deutschen Fernsehen die prägenden Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive einfacher Soldaten zeigt. In der Show wird das ZDF die Ereignishaftigkeit des eingeführten Formats »Wetten, dass ..?« pflegen und Themen für das Zeitgespräch setzen. Im dokumentarischen Fernsehen wird 2011 die ZDF/ORF-Produktion »Das größte Abenteuer der Geschichte – Der Wettlauf zum Südpol« den 100. Jahrestag des Triumphes von Roald Amundsen über seinen britischen Konkurrenten Robert Scott im tragischen Rennen um den Südpol im Rahmen eines Wettbewerbs eines deutschen und eines österreichischen Teams vergegenwärtigen. Themen markiert und im besten Falle setzt das Fernsehen in Programmschwerpunkten, in denen verschiedene Genres und Betrachtungsweisen ein umfangreicheres Bild eines Themas zeichnen, als es Einzelsendungen vermögen. Insbesondere die Kombination von Fernseh- und Spielfilmen und nachfolgenden Dokumentationen wird das ZDF ausbauen und über zeitgeschichtliche Themen hinaus auf zeitgenössische Sujets erweitern. Für das Frühjahr 2011 geplant ist darüber hinaus ein Schwerpunkt »Netzwelten« über die vielfältigen gesellschaftlichen, individuellen und me­dialen Aspekte der zunehmenden Digitalisierung. Einzelne Abende sollen darüber hinaus verstärkt unter ein bestimmtes Oberthema gestellt werden, so etwa am Donnerstag in der Staffette der Sendungen »ZDF.reporter«, »heute-journal« und »Maybrit Illner«.

Event-Übertragungen. Liveberichte von Sportgroßereignissen wie Fußball-EM und Olympischen Spielen sowie Übertragungen von bedeutsamen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Ereignissen wird das ZDF fortführen.

HD-Produktionen. Die optische Brillanz des Fernsehens zeigt sich derzeit am besten bei Live-Sport- und Eventprogrammen durch die Fülle von Kameraperspektiven und eine zunehmende Verzahnung mit grafischen sowie animierten Elementen. Diese produktionelle Auflösung beziehungsweise die Herstellung von Repertoireprogrammen der Gattungen Dokumentation, Fernsehfilm, Serie und Bühnen-Inszenierung in HD wird das ZDF in den Jahren 2011 bis 2012 vorantreiben.

Visualisierung. Die Erlebnisintensität des Fernsehens durch hochwertige Visualisierung zu steigern, wird das ZDF 2011 bis 2012 verstärkt fortführen. Das im Juli 2010 in Betrieb genommene virtuelle Nachrichtenstudio wird hierzu auf der Grundlage erweiterter optischer Möglichkeiten mit Erklärgrafiken und Animationen operieren und diese neben den Sendungen der »heute«-Familie sukzessive auf andere Formate ausweiten. Eine 360-Grad-Bühnenbespielung bei Sommer-»Wetten, dass ..?« wird dazu dienen, das Showerlebnis durch eindrückliche Bilder zu unterstreichen. Computeranimationen und Kameras mit großer Bildschärfe selbst bei schnellen Fahrten oder Schwenks wird das ZDF gezielt in der Produktion nutzen, so zum Beispiel in der »Terra X«-Reihe »Der gefrorene Planet«, die als ZDF/BBC-Koproduktion im Winter 2011 in sechs Folgen die Wildnis der Arktis und der Antarktis auch optisch aus ungewohnten Perspektiven präsentieren wird.

6. Die Modernisierung des Programms fortsetzen
Die laufende Modernisierung seiner Programmangebote hat das ZDF in den vergangenen Jahren zu einem der Schwerpunkte seiner Programmarbeit gemacht. Er wird 2011 bis 2012 fortgesetzt, um der Überalterung des Publikums entgegenzuwirken und die Akzeptanz der ZDF-Angebote insbesondere bei 30- bis 59-Jährigen zu steigern. Dabei sind in den letzten Jahren insbesondere bei Serien, Fernsehfilmen und Dokumentationen immer wieder Einzelerfolge erzielt worden, zum Beispiel auf den 18-Uhr- und 19.25-Uhr-Serienleisten im Jahr 2009. Die Einzelerfolge in eine nachhaltige, sich im Gesamtmarktanteil für Kanäle ausdrückende Entwicklung umzusetzen, bleibt eine Aufgabe der nächsten Jahre. Hierzu werden als grundlegende Ansatzpunkte weiterverfolgt:

  • die Zielgruppenausrichtung der Digitalkanäle,
  • die Modernisierung der Genre-Palette aller, das heißt, auch der informierenden und kulturellen Programmformen,
  • die nachhaltige Weiterentwicklung der Kinderprogramme im Hauptprogramm und im KI.KA,
  • die Erneuerung der Onlineportale.

Digitalkanäle. ZDFneo bildet einen der Eckpfeiler zur Ansprache der 30- bis 59-Jährigen. Der Kanal konzentriert sich einerseits auf die Formate und Genres, die in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich erfolgreich sind. In seinen Eigenentwicklungen ergänzt er dies andererseits durch neue Angebote mit eigener Handschrift. Bei unveränderter Programm-Mischung wird ZDFneo nach einem Jahr aus den gewonnenen Erfahrungen Programmanpassungen vornehmen. Hierzu werden Dokumentationen klarer erkennbar im Programmablauf positioniert und folgende Neuentwicklungen angegangen. 2011 bis 2012 ist unter anderem ein eigenes profilprägendes Reportageformat mit wöchentlichem Sendeplatz geplant, das sich mit dem gesellschaftlichen Leben zielgruppengerecht auseinandersetzt. Im Sinne einer realitätsnahen Orientierungs- und Ratgeberfunktion investiert ZDFneo auch weiterhin in das Genre Factual Entertainment, die gleichermaßen informierende sowie unterhaltende Darstellung von Lebenssituationen. Eine neue Ausrichtung auf zwei wöchentliche Termine in der Primetime ist für 2011 mit neuen Formaten vorgesehen. Außerdem investiert ZDFneo verstärkt in zeitgemäße fiktionale Unterhaltung. Neben den Eigenentwicklungen »Die Snobs«, einer Sitcom mit Christian Ulmen in der Hauptrolle, sollen 2011 eine Neuauflage der ZDF-Science-Fiction-Miniserie »Ijon Tichy« in ZDFneo erstgesendet beziehungsweise eine junge Familienserie, die mit crossmedialen Erzählformen die Medien Fernsehen und Internet verbindet, entwickelt werden. Im Bereich der Kaufserien investiert ZDFneo in hochwertige und anspruchsvolle Primetime-Serien, die Alternativen zu rein massenattraktiv ausgerichteten fiktionalen Angeboten der privaten Konkurrenz bieten. Neben ZDFneo wird auch der neue ZDFkulturkanal die Zuschauer mittleren Alters verstärkt ansprechen.

Genres. Die Weiterentwicklung der klassischen informierenden Genre-Gestaltungsmuster mit Dokusoaps und Factual Entertainment wird auch im Hauptprogramm am Dienstag um 20.15 Uhr betrieben. Daneben wird das ZDF den in den letzten Jahren begonnenen Ausbau von Kabarett- und Comedyprogrammen fortführen. Bei den Informationssendungen werden darüber hinaus neue Formate für den ZDFinfokanal vorbereitet, die vor allem neue Wege der Informationsvermittlung für jüngere Publika beschreiten wie beispielsweise das interaktive Gesprächsformat »ZDF log in« und die neue regelmäßige Wirtschafts- und Verbrauchersendung.

Kinderprogramm. Die Angebote des Kinderprogramms dienen qua definitionem der Ansprache nachwachsender Publikumsgruppen und haben neben ihrem Eigenwert darin eine enge Verbindung mit der Modernisierung und Verjüngung der Programme insgesamt. Sie spüren frühzeitig neue Sehbedürfnisse und Kommunikationsstile auf und leisten Grundlagenarbeit für ein zeitgemäßes Angebot insgesamt. Dies kommt in Angeboten wie der »logo!-Show« zum Ausdruck, die erfolgreich Elemente des Kinderprogramms in eine Hauptabendshow transportiert und als unterhaltsames Familienquiz zu Themen und Ereignissen, welche die Öffentlichkeit bewegt haben, mit »logo!-Kinderreporter« 2011 fortgeführt wird. Ähnliches gilt für Familienfilme des Kinderprogramms, die im Feiertagsangebot des Hauptprogramms weiterhin einen festen Bestandteil bilden. Nach 30 Jahren erfolgreicher Bildschirmpräsenz wird das ZDF 2011 unter anderem »Löwenzahn« mit »Löwenzahn – Das Kinoabenteuer« auf die Leinwand bringen. Der Kinostart ist für März 2011 und die Ausstrahlung im ZDF für Weihnachten 2012 vorgesehen. Das ZDF koproduziert darüber hinaus den Spielfilm »No jungs« auf der Grundlage der Kinderbücher von Thomas Brezina, und in Zusammenarbeit mit dem Kleinen Fernsehspiel entsteht der Weihnachtsfilm »Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel« nach einer Geschichte der bekannten Kinderbuchautorin Cornelia Funke. Anlässlich der Ausstrahlung des Films »Der kleine Ritter Trenk« von Kirsten Boie, der gegen Ende 2011 eingeplant ist, wird ein ergänzendes Onlineangebot zum historischen Hindergrund der Geschichte erstellt. Daneben wird das ZDF im nächsten Jahr auf den Sendestrecken des Kinderprogramms das Kinderpublikum mit den etablierten Unterhaltungs- und Informationsformaten wie »Löwenzahn«, »pur+«, »logo!« und »1, 2 oder 3« ansprechen. Neu entwickelt wird das Format »Terra Kids«, das mit dem Material von »Terra X« und versehen mit neuen Texten, neuen Erklärteilen und Moderationen jungen Zuschauern geschichtliche, wissenschaftliche und ökologische Fragen nahebringen und zugleich die Verschränkung zwischen Erwachsenen- und Kinderprogramm verstärken soll. In den KI.KA als das Vollprogramm von ZDF und ARD für kleinere und größere Kinder werden neue Formate eingebracht, die die Lebenserfahrungen der Zielgruppe thematisieren. Im Oktober 2010 wird mit »Die Mädchen-WG« eine neue tägliche Dokumentation starten. Fünf Mädchen stellen sich in einer Wohngemeinschaft dem Abenteuer »Erwachsenwerden«. Im Frühjahr 2011 wird zum dritten Mal der Wettbewerb der Songschreiber »Dein Song« ausgetragen. Im Herbst 2011 wird ebenfalls als Ergebnis eines Wettbewerbs mit abschließender Show der Goldene Tabaluga verliehen und dabei das preiswürdige soziale Engagement von Kindern in Szene gesetzt.

Online. Programmbegleitung und -vertiefung im Onlinemedium bildet den vierten Pfeiler der Modernisierungsstrategie des ZDF und greift die zunehmende Bedeutung des Netzes in der Mediennutzung vor allem jüngerer Altersgruppen auf. Neben der Überarbeitung der Internetportale wird das ZDF auch die Möglichkeiten des medienhybriden HbbTV-Standards nutzen.

7. Im Onlineangebot crossmediale Formate und aktive Beteiligungsmöglichkeiten verstärken
Die im Zuge der Digitalisierung entstehenden Möglichkeiten multi- und crossmedialer Produktion und Kommunikation wird das ZDF in seiner Programmarbeit durch

  • den Aufbau von crossmedialen Formaten,
  • und die verstärkte Interaktion mit und Beteiligung von Zuschauern

berücksichtigen.

Programm-Begleitung. 2011 werden die Onlineangebote heute.de und ZDF.de überarbeitet. Die neue heute.de wird an die verstärkte Nutzung von Bewegtbild sowie an veränderte Zugangsmuster im Netz angepasst. Auch die dem ZDF von den Zuschauern zugeschriebenen Stärken wie »Erklären« und »Einordnen« von Information sollen online vorangetrieben werden. Gleichzeitig soll die Auffindbarkeit von ZDF-Inhalten durch eine prägnantere Struktur der Angebote verbessert werden. Die neue ZDF.de wird deutlicher als Portal der Senderfamilie herausgestellt und die Programme von ZDFneo, ZDFinfokanal, ZDFkulturkanal und Hauptprogramm in übersichtlicher, informativer und unterhaltender Weise zusammengeführt. Das Portal vertieft und stärkt die großen etablierten Programm-Marken des Hauptprogramms ebenso wie neue Marken für jüngere Zuschauergruppen. Besondere Programmhöhepunkte der ZDF-Fernsehkanäle werden weiterhin mit netzspezifischen Mitteln vertieft und ergänzt. So wird zum Beispiel parallel zur dreiteiligen TV-Dokumentation »Terra X: Universum der Ozeane – mit Frank Schätzing« eine interaktive 3D-Unterwasserwelt präsentiert, in der die Nutzer selbst in die Rolle verschiedener Meereslebewesen schlüpfen und ihren Lebensraum erfahren können. Im Frühjahr 2011 werden insbesondere »Unterwegs in der Weltgeschichte« mit Hape Kerkeling und »Wettlauf zum Südpol« mit einer interaktiven Anwendung begleitet. Im Sportteil von ZDFtext und dem ZDF-Onlineangebot werden die Übertragungen von den Olympischen Sommerspielen 2012 in London sowie den Fußballeuropameisterschaften 2012 in Polen und der Ukraine mit besonderen Angeboten ergänzt.

Crossmediale Formate. Bestehende Formate wird das ZDF weiterentwickeln, um TV und Online in crossmedialen Formaten zu verknüpfen. So werden beispielsweise an den Wahlabenden sämtliche Hochrechnungen online und permanent aktualisiert zum Abruf bereitstehen. Weitere Elemente bei der Wahl(vor)-Berichterstattung werden der Wahl-O-Mat und ein interaktives »Koalitions-Navi« sein, das den Nutzern die Schnittmengen und »Baustellen« der entsprechenden Konstellationen oder Koalitionen übersichtlich und gleichzeitig analytisch näherbringen soll. Multimediale Produktionsformen werden auch für den Fernsehfilm entwickelt und erprobt. 2011 wird im ZDF hierzu ein besonderer Fernsehfilm realisiert werden: Ein Multimedia-Movie, das in 90 Minuten eine spannende Krimigeschichte unter Einbeziehung moderner Medien sowie Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten, insbesondere des Internets, erzählt. Das kleine Fernsehspiel wird mit »Wer rettet Dina Foxx?« ein Cross-Media-Event zum Thema Datenschutz und Datenmissbrauch beisteuern. Über mehrere Wochen wird im Internet die Ausstrahlung eines 50-minütigen TV-Krimis vorbereitet, der nach seiner Ausstrahlung wiederum zu einem dreiwöchigen interaktiven Krimi im Netz zurückgeführt wird.

Interaktivität. Das Web 2.0 hat den Distribu­tionsapparat TV um neue unmittelbare Kommunikations- und Beteiligungsmöglichkeiten erweitert. Die in Angeboten wie »Open Reichstag« oder »Erst fragen, dann wählen« sowie den YouTube-Videos in »Maybrit Illner« begonnene Nutzung dieser Möglichkeiten wird das ZDF 2011 bis 2012 ausbauen. Das neue interaktive Gesprächsformat »ZDF log in«, das aus »Erst fragen, dann wählen« hervorgegangen ist, wird regelmäßig angeboten und thematisch erweitert. Bei »ZDF log in« stellen sich Politiker und die Verantwortlichen gesellschaftlich relevanter Gruppen und Organisationen Zuschauerfragen, die im Netz eingereicht werden. Livereaktionen auf Chat-Kommentare der Zuschauer beteiligen diese zudem in Echtzeit an der Sendung. Die neue Staffel der Dokumentationsreihe »Die Deutschen« wird auch in ihrer Fortsetzung im Herbst 2010 mit einem interaktiven Modul begleitet und erstmalig in Zusammenarbeit mit Facebook die Frage an den Zuschauer richten: »Welcher Deutsche sind Sie?«.

Digitale Hybrid-Technologie. Im Markt gewinnen hybride Fernsehgeräte, die Fernsehen mit Internet kombinieren, an Bedeutung. Der durch sie mögliche nahezu bruchlose Übergang von einem in das andere Medium erleichtert die gezielte, auf Formate oder Themen konzentrierte Nutzung von audiovisuellen Produktionen und ihrer ergänzenden und vertiefenden Begleitprodukte. Das kommt vor allem dem Nachrichtenangebot des ZDF im Fernsehen und Internet entgegen. Ab Herbst 2010, beginnend mit der ZDFmediathek und im Folgenden dem ZDF-Videotext sowie dem elektronischen Programmführer (EPG), wird das ZDF erweiterte Abrufmöglichkeiten für HbbTV-Geräte realisieren.

Zuschauerkommunikation. Soziale Plattformen mit ihren aktiven Anregungs- und Beteiligungsoptionen für Zuschauer werden auch zur Vorab-, Pa­rallel- und Ex-post-Kommunikation von Programmangeboten immer wichtiger. Das ZDF wird diese Art der Zuschauerkommunikation systematisieren und durch interne Leitlinien einen Rahmen hierfür schaffen, der zum einen die journalistischen Grundsätze des Hauses wahrt und zum anderen sicherstellt, daß die Rechte der Nutzer garantiert bleiben.

8. Soziale Verantwortung wahrnehmen
Als der gesamten Gesellschaft verpflichteter Programmveranstalter engagiert sich das ZDF dafür, allen Zuschauergruppen möglichst gleiche Zugangsbedingungen zum Medium und den Angeboten des ZDF zu verschaffen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Diesbezügliche Engagements wird das ZDF 2011 bis 2012 fortführen.

Offene technische Standards. Das ZDF wird weiter für offene, diskriminierungsfreie technische Standards eintreten, um allen Zuschauerinnen und Zuschauern gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Medienangeboten zu eröffnen. Für die neue Technik des Hybridfernsehens tritt das ZDF gegenüber Geräteindustrie und Politik für den offenen HbbTV-Standard ein. Eine der Voraussetzungen zur Verbesserung der Bildangebote des Fernsehens ist die Digitalisierung. Als Mitglied der Deutschen TV-Plattform, einem Zusammenschluss der wichtigen Akteure aus allen Bereichen der Medienbranche zur Förderung des digitalen Fernsehens in Deutschland, wird das ZDF an der endgültigen Umschaltung auf digitale Satellitensignale zum April 2012 mitwirken. Dabei wird es besonders darauf hinwirken, den Übergang breit zu kommunizieren, transparent zu gestalten und den betroffenen Empfangshaushalten Orientierungshilfen anzubieten.

Barrierefreiheit. Den Abbau von Barrieren für Nutzer mit Handicap wird das ZDF 2011 bis 2012 weiter vorantreiben. Bei der Neugestaltung der Internetportale zdf.de und heute.de wird die Barrierefreiheit als wichtiges Ziel bei der Gestaltung der Seiten berücksichtigt werden. Die Untertitelung von Sendungen und die Audiodeskription in Form zusätzlicher akustischer Erläuterungen für hör- oder sehbehinderte Mitbürger werden fortgeführt und soweit möglich ausgeweitet.

Soziales Engagement. Seine vielfältigen Förder- und Partner-Engagements wird das ZDF 2011 bis 2012 fortführen. Das Wirken für die Aktion Mensch, Spendengalas für die Krebshilfe, die kirchlichen Hilfswerke und die Aktion Ein Herz für Kinder stehen dabei im Mittelpunkt und werden gegebenenfalls aus aktuellem Anlass, wie 2010 mit einer Spendensendung zugunsten der Flutopfer in Pakistan, kurzfristig erweitert.

Medienkompetenz. Das ZDF wird weiterhin Initiativen zur Förderung der Entwicklung von Medienkompetenz vor allem junger Menschen unterstützen. Neben der Beteiligung am Informations- und Beratungsangebot »SCHAU HIN!« sowie am Kindersoftwarepreis TOMMI wird es hierzu Programmproduktionen wie zum Beispiel die Schüler- und Jugendtheaterfestivals fortführen und sich neu ergebende Problemstellungen des Jugendmedienschutzes in Untersuchungen und Tagungen aufgreifen.

Das Haus wird dem Fernsehrat Mitte 2012 Bericht über die Einlösung der Selbstverpflichtungen erstatten.



Prof. Markus Schächter
 
 
zum Seitenanfang