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Horst Schick, ZDF-Marketing, Corporate Design

Die ZDF-»heute«-Familie
Das neue Design mit virtueller Technik

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Horst Schick
Horst Schick
 Am Anfang des Nachrichten-Relaunchs beschäftigte uns die Frage: Wie können Nachrichtenthemen in einem sich wandelnden gesellschaftlichen Umfeld, in einer konvergierenden Medienwelt und mit neuen technischen Möglichkeiten attraktiv und verständlich aufbereitet werden? Die Nachrichten beim ZDF sind erklärend und vertiefend. Deshalb wollten wir ein Nachrichtendesign entwickeln, das die Erklärkompetenz durch virtuelle Präsentationsformen besonders gut unterstützt.

In einem ausführlichen Briefing wurde die Ausgangslage beschrieben, ohne jedoch ein Resultat vorwegzunehmen. Auf der Basis von Konzept- ideen, die aus einem Gestaltungswettbewerb hervorgingen, wurde ein externes Entwicklungsteam ausgewählt.

Vom Start weg arbeitete ein internes interdisziplinäres Kernteam unter der Leitung eines externen Designmoderators an diesem Projekt. Es wurde in der Konzeptphase durch das ausgewählte Entwicklungsteam ergänzt. In der Realisierungsphase kamen später weitere externe Partner mit besonderen Kenntnissen in der virtuellen Technik dazu. Zusammen mit den internen Fachleuten programmierten und implementierten sie das virtuelle Studio-Set und die Standards der neuen Informations- und Erklärgrafiken.

Aus dem Wettbewerb flossen unterschiedliche Visionen in den zukünftigen Auftritt der Nachrichten ein: Studioraum-Konzepte, Elemente der Markenprofilierung, Typografie und Zeichenentwicklung für die Informationsgrafik und Inspirationen zur Konvergenz. Wir waren zunächst daran interessiert, einen großen Input an neuen Ideen zu generieren, um daraus dann zukunftsorientierte konzeptionelle Ansätze auszuwählen und gestalterisch auszuformulieren. Die konzeptionellen Designideen führten zu einer neuen Inszenierung des Zusammenspiels von Moderator, Bild, Text und Raum. Damit konnten wir bei den visuellen Merkmalen des neuen Nachrichtenauftritts deutliche Akzente setzen. Das final ausgearbeitete Konzept des neuen Nachrichtendesigns basiert im Wesentlichen auf konzeptionellen Ideen des Architekten Markus Schäfer aus Zürich sowie den Entwürfen des Setdesigners Jürgen Bieling und der Medienagentur Velvet aus München.

Herzstück des neuen Studios ist die Moderatoreninsel, das einzige real gebaute Objekt im Studio. An drei Flügeln der Moderatoreninsel präsentieren Moderatoren und Moderatorinnen – je nach Format, Funktion und Inhalt – stehend, sitzend und halbsitzend. Die Moderatoreninsel steht metaphorisch für einen 360°-Rundumblick in die Welt, über die wir berichten. Sie bringt den Moderator in einen neuen Bezug zum Zuschauer, der heute durch viele Medien informiert ist und deshalb persönlicher abgeholt werden will.

Der Studioraum versucht nicht mehr wie früher, das Wohnzimmer der Zuschauer nachzubauen. Er ist offen und weit, wird unterstützt durch helle Blautöne und gibt Halt im Raum. Die Nachrichten wirken klar und übersichtlich, und das Studio gewinnt an räumlicher Tiefe. Der Blick auf die Welt wird offener und moderner.

Eine neue Schrift, die ZDFNews – von Erik Spiekermann entwickelt – verleiht den Nachrichten zusätzlich Eigenständigkeit. Mit ihrer Schreibmaschinen-Ästhetik schlägt sie eine Brücke von der analogen in die digitale Welt. Ihre Anwendung zielt darauf ab, den Auftritt der On-air- und Onlineangebote des ZDF visuell zu verbinden.

Aus dieser Schrift leitet sich ein neues Piktogrammsystem ab. Diese Piktogramme können bewegt sein, wodurch sie lebendiger wirken und mehr erzählen. Sie helfen, die Verständlichkeit bei Informationsgrafiken zu optimieren. In den Erklärstücken werden künftig die Schrift, die Piktogramme, die Landkarten und weiteren Elemente als typische Präsentationsmerkmale im neuen Nachrichtenauftritt aufscheinen.

Das neue Nachrichtenstudio ist ein Wissensraum, gebaut aus reiner Information. Linien hinter dem Moderator stehen symbolisch für den Nachrichtenfluss. Von rechts nach links bewegen sich Meldungen – Fotos, Filme, Grafiken und Karten – in kleinen Verdickungen auf diesen Linien in den Raum hinein, um sich auf- und abzubauen. Der Moderator interagiert je nach Inhalt und Format unterschiedlich stark mit den Inhalten. So erlebt der Zuschauer immer wieder, wie Nachrichten entstehen, präsentiert werden und wieder verschwinden.

Die Moderation erhält im neuen Studio eine herausgehobene Bedeutung. Die Fokussierung auf die Nachricht wird gefördert, ohne dass der Moderator die zentrale Rolle des Vermittlers verliert. Im Gegenteil, durch Verzicht auf unnötige Dekoration des Geschehens bringt der Moderator die Nachrichtenelemente effizient und deutlich auf den Punkt. Das virtuelle Studio mit seiner großzügigen Optik bietet völlig neue Präsentationsmöglichkeiten. Bewegungen und Interaktionen sind möglich, die es bisher nicht gab. Der Moderator präsentiert im Stehen und wirkt dadurch aktiver. Er wird als ganzer Mensch und deshalb glaubwürdig wahrgenommen. Die Vielfalt der Studiospielflächen steigert die Effizienz der Moderation. Für die Moderatorinnen und Moderatoren bedeutet das neue Studio eine große Herausforderung. Die Interaktion mit Grafiken und Erklärmodellen ist anspruchsvoll. Denn die Moderatorinnen und Moderatoren sehen in einer vollständig grünen Umgebung nur andeutungsweise auf dem Studiohintergrund eine Projektion dessen, was auch die Zuschauer sehen.

Bei den Grundüberlegungen für ein virtuelles Raumdesign stellten wir uns zunächst die Frage, ob die Nachbildung eines physischen Nachrichtenzentrums eine angemessene Metapher wäre. Doch wir haben diese Idee schon recht früh verworfen und uns darauf konzentriert, diesen Raum um die Moderatoreninsel virtuell neutral aufzufassen, ihn also nicht mit einer optischen Scheinkulisse zu dekorieren. Der Raum dient der Orientierung und der Information. Deswegen sind die Elemente, die in diesem Raum auftreten, keine physischen Nachbildungen, sondern Informationen: Grafiken, virtuelle Objekte, modellhafte Nachbildungen von Erklärzusammenhängen. Sie sind bewusst als Modell visualisiert, weil sie in erster Linie die Funktion repräsentieren und nicht die Nachbildung von Architektur, Mobiliar und Gerätschaften. Sie haben damit weniger dekorativen, sondern primär funktionellen Charakter. Sie sind aber illustrativ, weil erklärend und somit Elemente einer reinen Informationsarchitektur. In einer Zeit, in der elektronische Simulations- und Visualisierungstechniken auf allen Medienplattformen eine große Rolle spielen, wird das funktionieren. Die physische Verortung durch Nachrichtentisch und Moderator ist in jedem Fall gewährleistet.

Im Auftrag der ZDF-Medienforschung wurde vier Wochen nach Sendestart eine qualitative Analyse des neuen Nachrichtenstudios durchgeführt, die eine sehr positive Bewertung zum Ergebnis hatte. Die Zuschauer schätzen die angenehme und freundliche Anmutung des Studios und die neuen technischen Möglichkeiten der Präsentation. Das Studiodesign vermag darüber hinaus, zentrale, mit der Sendermarke verbundene Imagewerte, wie seriös, informativ, kompetent, verlässlich, sympathisch und anspruchsvoll, zu transportieren.
 
 
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