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Markus Schächter, Intendant des ZDF

Qualität hat (und kriegt) ihren Preis
Ausgezeichnetes Qualitätsfernsehen auf neuen Wegen

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Markus Schächter
Markus Schächter
 
 »ZDFneo« – dies könnte aus Sicht des ZDF das »Wort des Jahres 2009« sein. Das »Neue« im Namen des ersten digitalen Zusatzkanals ist programmatisch: Das ZDF hat 2009 in verschiedener Hinsicht Neuland betreten. Es hat unter anderem nach fast 50 Jahren die elektronische Gefangenschaft eines Einkanalsystems verlassen und damit einen großen Schritt ans Ufer der digitalen Welt vollzogen.

Qualität hat ihren Preis oder Investieren in die Zukunft
Neue Schritte sind nie einfach: Sie können nur bedingt auf dem Boden alter Errungenschaften und Erfahrungen erfolgen. Im Zuge von Neuerungen verändert sich nicht selten auch das Bestehende. So wird im ZDF auf dem Wege von der klassischen Fernsehanstalt zum multimedialen Programmunternehmen seit geraumer Zeit das ganze Haus umgebaut. Im bereits fortgeschrittenen Transformationsprozess ändert sich seine ganze Struktur und Architektur. Das Ein-Familien-Haus für die ZDF-Programmfamilie wird dabei nicht eigentlich größer, nicht einmal teurer, doch es wird anders aufgeteilt. Zwei neue Räume sind 2009 fertig geworden: ZDFneo und das neue Nachrichtenstudio. Mit ihnen sind nicht einfach zwei weitere elektronische Räume der digitalen Welt geöffnet, mit ihnen sind langfristige infrastrukturelle Voraussetzungen zur Wettbewerbsfähigkeit in der digitalen Zukunft geschaffen.

Eine Infrastruktur ist nie Selbstzweck, sie dient immer einem bestimmten Ziel. Ausgang und Ziel eines öffentlich-rechtlichen Senders ist sein gesellschaftlicher Programmauftrag. Er ist das Bleibende bei allem, was sich verändert. Die Grundqualität dessen, was im Haus unter einem Dach produziert wird und wofür dieses Haus immer auch steht, ändert sich insofern nicht. Transformation bedeutet also nicht: weg von der Qualität, sondern auf neuen Wegen zu ihr hin. Auch Transformation enthält immer eine Formation, eine Form. Sie ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Frage: Wie wird Qualität in der digitalen Welt produziert? Wie wird sie transportiert? Und wohin? In welcher Form auf welche Plattform? Auf welche Endgeräte für welche Nutzer? Welche Synergien sind dabei zu nutzen? Wie werden sie sinnvoll zusammengehalten? Und vor allem: Wie werden die Nutzer, wie wird die Gesellschaft als Gesamtziel aller Angebote zusammengehalten? So lautet der Grundsatz bei alledem: Qualität für alle, aber nicht für alle auf einmal, sondern für jeden an seinem Ort und zu seiner Zeit, nach seinem Gusto und Tempo, nach seinem Gerät und seiner Gewohnheit? Für das Jahr 2009 sind dabei einige neue Qualitäten im ZDF entstanden oder weiter ausgebaut worden:

Die Qualität der Positionierung oder ZDFneo
2009 hat sich die Konvergenz von TV und PC weiter fortgesetzt. Dennoch verdrängen sich beide Medien nicht gegenseitig, sondern gewinnen sogar gemeinsam. Es gibt keinen Medien-Kannibalismus zwischen Schirm und Netz, kein Entweder-oder, nur ein Sowohl-als-auch. Folglich muss auch das Fernsehen auf beiden Endgeräten präsent sein. An welchen Geräten auch immer, die Nutzung von Medieninhalten wird immer individueller. Dadurch verstärkt sich zwangsläufig die Erosion der großen Programme. Die künftige Mediengesellschaft ist kaum mehr auf ein gemeinsames Hauptprogramm zu vereinigen. Das ZDF hätte daher als Ein-Kanal-Sender mit nur einem Hauptprogramm im Markt der Zukunft keine Chance. Es musste sich anders aufstellen. Zu dieser Umstellung gab und gibt es keine Alternative: Ein von der Gesamtgesellschaft finanziertes öffentlich-rechtliches Fernsehen muss eben diese Gesellschaft auch erreichen. Dies ist künftig nur noch mit differenzierten Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen mit ihren unterschiedlichen Programmprioritäten und Sehgewohnheiten möglich. Differenzierung aber gelingt nur durch den Aufbau einer starken Senderfamilie. ZDFneo als eigener Kanal für ein jüngeres Publikum mit anderer Ausrichtung als der typische Zuschauer des Hauptprogramms hat damit den Anfang gemacht. Als junges, frisches, innovatives und intelligentes Angebot für eine Zielgruppe zwischen 25 und 49 Jahren ist ZDFneo ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu einer erfolgversprechenden Positionierung des ZDF in der digitalen Medienlandschaft von morgen.

Sich für das digitale Zeitalter wettbewerbsfähig aufzustellen, bedeutet aber nicht nur eine völlige organisatorische Umstellung, sondern insgesamt ein komplettes Umdenken, eine andere, sozusagen »digitale« Sicht- und Denkweise: nicht mehr linear nach einem vertikalen Programmschema, sondern zunehmend dezentral, quasi synthetisch und dabei synergetisch, horizontal und vertikal zugleich. Man könnte dafür den Slogan des neuen, erfolgreich gestarteten Digitalkanals entlehnen: »Sieh‘s mal neo!«. Wem ZDFneo dabei vielleicht zu bunt oder schräg erscheint, der sollte auch den Zusammenhang mit den horizontal parallelen Programmalternativen sehen: mit dem ZDFinfokanal und dem ZDFkulturkanal, die sich als Nächstes neu formieren, von den Partnerprogrammen 3sat, ARTE, PHOENIX und KI.KA sowie dem Hauptprogramm einmal abgesehen.

Es geht also nicht einfach um einen einzelnen neuen Kanal, sondern um eine Gesamtstrategie, eine Gesamtkonzeption. Davon muss man sich – wie beim Slogan des Partnerkanals PHOENIX – »das ganze Bild machen«. Man muss nicht nur die nationale Konkurrenz, sondern ebenso auch die internationalen Trends auf dem Radar haben, und zwar nicht reagierend, sondern agierend, nicht hinterherhinkend, sondern konzeptionell vorausschauend und vorangehend, nicht »trendy«, sondern trendsetzend, auch entwicklungsprägend, nicht zeitgeistig, sondern meinungsführend auf der Höhe der Zeit und doch immer auch wachsam quer zu ihr. Dabei müssen die verschiedensten Fäden, mehrfach gedreht, zusammengehalten werden: Was kann zusammengelegt werden, was muss separat bleiben? Wo kann man effektiver werden? Wo kann das eine das andere begleiten, ergänzen, vielleicht stützen? Inwieweit kann man auf der einen Spielfläche etwas für die andere ausprobieren und dann dort reifen lassen? Wo profitiert das Hauptprogramm von den Nebenprogrammen? Und die Grundfrage hinter allem: Wie gestaltet man ein gesellschaftsorientiertes öffentlich-rechtliches Denken und Senden so lebensnah und zeitgemäß, dass es eine moderne Mediengesellschaft nicht nur blendend unterhält, sondern auch aufklärend funktionstüchtig erhält?

Die Qualität der Infrastruktur oder Das neue Nachrichtenstudio
Eine moderne Mediendemokratie funktioniert nur über ein intaktes Informationssystem. Die Kernkompetenz eines öffentlich-rechtlichen Senders kann daher nur Information heißen. In einer so komplexen und komplizierten Lebenswirklichkeit wie heute ist das Bedürfnis nach Orientierung größer denn je: Gesucht wird ein Leuchtturm in den Fluten von Informationen, nach einem Kirchturm im »globalen Dorf«. Das ZDF hat zwar keine neue Kirche gebaut, aber – vor allem für seine beiden Flaggschiffe »heute« und »heute-journal« – ein neues, virtuelles Nachrichtenstudio als wichtigste Zukunftsinvestition des abgelaufenen Jahrzehnts. Es ist der bauliche Ausdruck von programmlicher Priorität eines Informationssenders, der in seinem Hauptprogramm mit fast 50 Prozent Informationsanteil für ein Höchstmaß an Orientierung sorgt. Auch auf diesem Neuland geht es natürlich nicht bloß um ein neues Gebäude mit einer futuristischen Aufnahme- und Sendetechnik, sondern um ein neues Konzept für eine komplexe crossmediale Vernetzung von Information, Kommunikation und auch Konsultation, sprich: Service und Ratgeber.

Gerade in einem Jahr, das mit Europawahl, Bundestagswahl, Bundespräsidentenwahl, fünf Landtagswahlen und acht Kommunalwahlen ein Superwahljahr war und mit Jubiläen wie 20 Jahre Mauerfall, 60 Jahre Bundesrepublik und 60 Jahre Grundgesetz zugleich auch als Supergedenkjahr galt, hat sich konkret bestätigt, wie unabdingbar eine informierende, dokumentierende und auch reflektierende Begleitung der entsprechenden Gedenkveranstaltungen für unsere Identität als Gesellschaft war und ist. Der auf einer ganz anderen Ebene parallel gelaufene Versuch einer politischen Einflussnahme bei der Bestimmung des künftigen ZDF-Chefredakteurs hat zusätzlich gezeigt, welche nicht zu unterschätzende publizistische Funktion das öffentlich-rechtliche Fernsehen nach wie vor einnimmt und wie entschieden ein Informationssender seine journalistische Unabhängigkeit mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen hat. Und wann, wenn nicht in einem so geschichtsträchtigen Gedenkjahr, sollten uns Gefahren politischer Fehlentwicklung in den Medien und der Mediengesellschaft besonders wachsam zu denken geben?

Die Qualität der Vermittlung oder Das Erklärfernsehen
In einer Zeit, da sich viele Menschen weder klassisch linear noch irgendwie systema­tisch informieren und kaum noch Zeitung lesen, haben in den elektronischen Medien die traditionellen Informationsmuster von staatstragenden Mittei­lun­gen im Verkündigungston ausgedient. Bei der Suche nach anderen Standards in Wort und Bild geht es fast um die Lösung eines Paradoxons: Je komplexer, komplizierter und undurchsichtiger das Weltgeschehen, desto einfacher, verständlicher, nachvollziehbarer muss seine Übermittlung geschehen. Gerade die andauernde globale Wirtschaftskrise, bei der alles mit allem zusammenhängt, zeigt uns: Niemand vermag unsere täglich vertracktere Lebenswelt wirklich und verbindlich zu erklären, doch müssen wir wenigstens Teile von ihr strukturell vereinfachen und dadurch zumindest etwas verstehbarer machen. Die neue Technik ist uns dabei eine große Hilfe, wie sehr sie zugleich auch selbst wiederum eine eigene Hürde darstellt durch eine überbordende Informationsflut, eine unkontrollierbare Globalisierung, eine totale Vernetzung, durch eine erschlagende Nähe von jedem zu allem mit geradezu pandemischer Ansteckungsgefahr.

Wo Sachlage und Quellenanalyse gleichermaßen diffus sind, wo das Bedürfnis nach Klarheit elementar ist und Klarheit zuweilen an existenzieller Bedeutung gewinnt, ist größtmögliche Transparenz gefragt, sachlich wie handwerklich. Dabei rückt eine modale Qualitätsverbesserung im journalistischen Stil in den Vordergrund, die sehr stark auf den strukturellen Neuerungen aufbaut. Wo es sonst keine Sicherheit gibt, wissen wir doch etwas sicher: Im computergesteuerten grafischen Erklären liegt eine zusätzliche Chance und Qualität bei der Vermittlung von Nachrichten. Grafikredakteure als neue Spezies von Fernsehjournalisten nutzen im virtuellen Nachrichtenstudio die genuinen Vorteile des visuellen Mediums mit Hilfe von Animationen und Simulationen, um einprägsamer als bisher rätselhafte Phänomene oder Pro­zesse griffig und begreiflich zu strukturieren, die sonst durch Undurchsichtigkeit oder Unüberschaubarkeit eher irritieren. Mit der Grafik sieht man besser.

Die andere Qualität der Vermittlung oder Das Erzählfernsehen
Zum Erklären kommt eine weitere Modalität, die im ZDF immer mehr an Kontur gewinnt: das visuelle Erzählen als der eigentliche, originäre Grundmodus des Fernsehens überhaupt. Abstrakte Geschehnisse, große geschichtliche Ereignisse, naturwissenschaftliche Sachverhalte und deren Folgen sind dem Zuschauer am nachvollziehbarsten und nachhaltigsten nahezubringen, wenn sie am konkret erzählten Einzelfall veranschaulicht werden.

Mit seinen drei Königsdisziplinen der Information, Dokumentation und Narration, sprich: Fiktion, verfügt das ZDF über die dazu erforderliche und vielfach bewährte Fachkom­petenz:

Der Zuschauer ist im »heute-journal« dabei, wenn nicht nur die Akteure des politischen Geschehens, sondern ebenso die Opfer und Betroffenen ihr persönliches Erleben und Erleiden schildern: bei einer Entlassung vor dem Werks­tor, bei einer Bedrohung durch ein Erdbeben oder bei einer Verletzung durch einen Terroranschlag.
Bei »Abenteuer Wissen« kann man mit Karsten Schwanke mühelos via Bildschirm nach Grönland vor Ort reisen, um zu verstehen, was das Schmelzen des nicht mehr »ewigen Eises« als Ausgang einer gigantischen Umweltkatastrophe tatsächlich, sprich: stofflich, bedeutet. Von Harald Lesch wird man in »Abenteuer Forschung« mit einer ebenso anschaulichen wie spielerischen, ja unterhaltsamen Bildersprache auf dennoch höchstem wissenschaftlichem Niveau an jeden mikro- oder makrokosmischen Ort der Welt entführt, sodass unser Planet wie eine konkrete Person erscheint und somit Sendungstitel erklärt wie: »Invasion – Wenn die Natur mobil macht« oder »CO2 – Erde außer Atem«.
Schließlich kann der Filmfreund im ZDF-Mustergenre der Doku-Fictions mit längerem Atem Fakten fiktional nacherleben, angefangen auf dem Gebiet der Zeitgeschichte mit der deutsch-deutschen Zeitreise »Die Wölfe« bis hinein ins Gewässer der Umwelt beim Naturmelodram über das »Geheimnis der Wale«. Dort werden am Ende die Wale selbst zum Mahnbild für uns Menschen nach dem Motto: »Die Umwelt sind wir!« So wie eine Walmutter gleich nach der Geburt als erstes ihr Junges auf dem Rücken an die Wasseroberfläche trägt, damit es atmen kann und nicht sofort ertrinkt, so glaubt man in manchen Ländern noch heute, dass auch die ganze Erde gleichsam von einem Wal auf seinem Rücken getragen werde. Wenn wir als winziger Teil des großen Ganzen jedoch weiter so fortfahren wie bisher und das Aussterben der größten Säugetiere nicht endlich verhindern, werden wir ihnen selbst bald folgen, weil wir nicht nur ihre, sondern unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören.
Das erzählerische Moment sinn- und wirkungsvoll einzusetzen, bringt brisante Themen auch emotional aufweckender, mitreißender an die Zuschauer als manche noch so engagierte Reportage, manches noch so einschlägige Magazin. Im dreiteiligen Dokudrama »Die Wölfe« wurde im Gedenkjahr 2009 das Problem der deutschen Teilung und Wiedervereinigung in einer dokumentarisch fundierten Spielhandlung aufgearbeitet: Eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Nachkriegs-Berlin wurde auf einer Zeitreise an die drei zeitgeschichtlichen Wendepunkte der Luftbrücke 1948, des Mauerbaus 1961 und des Mauerfalls 1989 begleitet. Der Faktor Zeit, Geschichte, Veränderung, Entwicklung erhielt durch die schicksalhaften Verbandelungen der Jugendbande eine Nachhaltigkeit, die den Zuschauer für die eigene Gegenwart und den Wert ihrer gesellschaftspolitischen Errungenschaften zu sensibilisieren vermag.

Natürlich könnte man auch verweisen auf einen konkurrierenden Spielfilm wie »Wir sind das Volk« bei Sat.1, doch das wäre nur das halbe Bild. Der Blick muss aufs Ganze gehen: Sendet man zur Feier des Tages oder Jahres ein Einzelprodukt oder ist der Beitrag Teil eines umfassenden programmpolitischen Konzepts, das den deutsch-deutschen Fall über Jahre und Jahrzehnte kontinuierlich und systematisch begleitet hat – wie einst das ZDF-Magazin »Kennzeichen D«, das sicher nicht ganz unbeteiligt war an einer zumindest mentalen Wende in den Köpfen der Menschen. In diesem Sinne ist die garantierte Zuverlässigkeit und praktizierte Hartnäckigkeit des Dranbleibens an den allgemeinen Problemen unseres Landes und gemeinsamen Lebens nicht das kleinste Stück öffentlich-rechtlicher Pro­grammqualität.

Qualität kriegt ihren Preis oder Ein Füllhorn von Auszeichnungen
Beide Deutschland-Filme wurden mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. »Die Wölfe« erhielten zusätzlich den begehrten International Emmy Award in New York. Zusammen mit zwei weiteren Emmys für das ZDF war dies die Krönung eines Programmjahres, das dem ZDF einen wahren Preissegen beschert hat. Darunter fielen allein zehn Deutsche Fernsehpreise, etwa für das »ZDF-Wahlforum« als beste Informationssendung, für die dreiteilige Dokumentation »Die Bombe« als beste Reportage oder für die Übertragung der Leichtathletik-WM, erstmals in HD-Qualität, als beste Sportsendung; dazu der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Chefredakteur Nikolaus Brender, der zugleich als Journalist des Jahres geehrt wurde; der Adolf Grimme Preis für die Moderatoren des »heute-journals«; die Goldene Kamera für den Polittalk »Maybrit Illner«; nationale und internationale Preise für die Wissenschaftsmagazine »Abenteuer Forschung« und »Abenteuer Wissen«; der Deutsche Comedy-Preis für die »heute-show« im Humor-Genre, das über viele Jahre und Jahrzehnte im ZDF überhaupt nicht stattgefunden hatte; der ECHO Klassik unter anderem für »La Bohème« als Operneinspielung des Jahres«; schließlich der EMIL 2009 für zwei tivi-Formate des KI.KA mit Themen wie Familie und Freundschaft für die ganz jungen Zuschauer, denen unsere Zukunft gehört.

Die eingefahrene Ernte am Ende eines auch quantitativ erfolgreichen Jahres als Markt-Zweiter zu nennen, ist keine Selbstbespiegelung, sondern Selbstvergewisserung: Öffentliche Anerkennung dokumentiert und objektiviert die Qualitätsarbeit des ZDF. Ihr Umfang er- oder beweist gleichzeitig deren Breite in der Spitze, sprich: das zusätzliche Qualitätskriterium der Vielfalt. Ohne Vielfalt in vergleichbarer Qualität wäre keine Senderfamilie aufzubauen. Ohne Programmerfolg braucht es keine Umstrukturierung oder Umverteilung der Programme auf verschiedene Kanäle. Reputation und Resonanz bilden daher die zwar nachträglichen, aber entscheidenden Qualitätskriterien, die uns sagen, inwieweit auch jene andere Transformation gelingt, den eigenen Anspruch, die eigene Programmatik selbstverpflichtend in ein ansehnliches Programm umzusetzen. Sie geben ein Echo auf die Frage, inwieweit sich der ganze Aufwand auch lohnt. Und ihre Antwort scheint zu bestätigen: Qualität hat nicht nur ihren Preis, sondern kriegt ihn auch hinterher.

Fazit: Qualität im Populären
Das positive Echo bestätigt und bestärkt das ZDF darin, dass es in seinem Wandlungsprozess insgesamt auf dem richtigen Weg ist. Es wird ihn auch beherzt und selbstbewusst weitergehen in der wirksamen Absicht: Nicht Staub aufwirbeln, sondern Spuren hinterlassen! So versucht das ZDF, im Zuge und Vollzuge des technologischen Fortschritts ein wegweisender Schrittmacher und Vorreiter auf dem Weg in die digitale Zukunft zu sein. Es gehört zu den Pionieren bei der Umsetzung neuer Technologien: bei DVB-T oder HD, beim analogen Switch-Off zugunsten des digitalen Start-Up, beim virtuellen Nachrichtenstudio oder beim zeitunabhängigen Abruffernsehen der ZDFmediathek. Es versucht aber auch, in der programmlichen Umsetzung seines Gesellschaftsauftrags immer wieder neue Wege zu gehen. In einem unablässigen Entwicklungsprozess innovativer Formatarbeit muss zum alten Auftrag stets »Neues aus der Anstalt« hinzutreten. Und so muss sich in der Bereitschaft und Fähigkeit zur organisatorischen, technologischen und programmlichen Transformation auf den verschiedenen Ebenen unter dem Strich auch die unternehmerische Qualität als Ganzes beweisen und auf Dauer bewähren.

So ist Qualität am Ende das unterscheidende und entscheidende Merkmal eines Senders, der seinen publizistischen Gesellschaftsauftrag krisenfest wahrnimmt und weiterentwickelt. Die Entwicklung zielt auf eine komplementäre Gesamtprogrammierung einer durchorganisierten Senderfamilie. Eine Familie setzt sich immer aus verschiedenen Typen zusammen. Sie spiegelt die Pluralität der Gesellschaft. Sie atmet Vielfalt. Sie würde in der Ecke und Enge einer falsch verstandenen Hochkultur für kleine Eliten ersticken. Sie braucht neben ihren kulturellen Highlights eine Qualität im Populären. Populäres muss nichts Plattes sein. Es soll dem »populus«, dem Volk, der Gesellschaft, den Menschen, möglichst allen Menschen dienen, ihnen nutzen, sie vielleicht leiten. Es dient vor allem der Orientierung. Es darf dabei aber nicht das Bedürfnis der Zuschauer nach Entspannung aus den Augen verlieren. Wer vorwärts will, darf zwar keinem Trend hinterherhinken, doch er muss auch die Gesellschaft auf seinem Weg mitnehmen. Nicht nur das Haus, auch seine Gäste sollen »neo sehen«: Neues, Innovatives, Kreatives, Vitales, das uns gemeinsam weiterbringt in die digitale Zukunft, getragen auf dem Rücken der Medien.
 
 
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