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Rolf Gith, Leiter des Geschäftsbereichs Bildgestaltung und Design
Jan-Philipp Müller, Geschäftsfeld Design

Grenzenlos grün

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Rolf Gith
Rolf Gith


Jan-Philipp Müller
Jan-Philipp Müller



 Mit großen Erwartungen und einer gewissen inneren Anspannung haben wir die Inbetriebnahme des neuen Nachrichtenstudios am 17. Juli 2009 erlebt: Werden die Zuschauer die neue Erklärform akzeptieren? Haben wir das richtige Verhältnis zwischen realistischer und abstrakter Darstellung gewählt? Über fast vier Jahre hinweg wurden die Fragen des Mehrwerts virtuellen Erklärens erörtert. Designansätze wurden gefunden und wieder verworfen. Über den zu erwartenden Mehrwert für einordnende, erklärende Nachrichten war viel berichtet worden. Nun verdichtete sich alles auf einen Punkt: Funktioniert es oder funktioniert es nicht?

Wir wissen heute, dass es funktioniert. Die 3D-Modelle werden von den Zuschauern angenommen, der Mehrwert durch die Zuschauer bestätigt. Es ist möglich geworden, den Zuschauer durch die Moderatoren im Studio an Orte mitzunehmen, die seinem Erfahrungsraum sonst möglicherweise verschlossen geblieben wären. Schwer Zugängliches wird erlebbarer als bisher. Wie hoch war die Berliner Mauer im Vergleich zu einem Menschen? Wie dicht folgen zwei zeitliche Ereignisse aufeinander? Grenzenlos erscheint der Raum der sich erschließenden Möglichkeiten zu sein, und es wird eine der großen Herausforderungen sein, ihn gewissenhaft zu füllen.

Spezialisten für breitere Aufgabenfelder
Die Sendungen »heute« und »heute-journal« bilden die Grundlage, von der aus viele weitere Formate ins Neue Nachrichtenstudio gehen, zum Beispiel »logo!«, »ZDF-Mittagsmagazin«, »ZDFwochen-journal« und »blickpunkt«. Das innovative Design und die Vielzahl der zu betreuenden Sendungen haben Veränderungen notwendig gemacht. Die tägliche Umsetzung der 3D-Modelle erschließt ein Aufgabenfeld, dessen Breite bisher unbekannt war.

Sowohl auf der grafischen wie auch auf der redaktionellen Seite sind zwei neue Funktionen entstanden: Auf der Grafikseite sind dies die virtuellen Setdesigner, auf der redaktionellen Seite die Grafikredakteure. Wie hoch spezialisiert dieses Aufgabengebiet ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Personalauswahl für diese Aufgaben einen intensiven und langwierigen Prozess von Gesprächen mit Kandidaten aus den unterschiedlichsten Bereichen des Fernsehens erforderte: Affinität zur Infografik, Reduktionsvermögen bei komplexen Inhalten, Gestaltungswille und ausgeprägte Teamfähigkeit sind wichtige Eigenschaften, die beide Berufsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausfüllen müssen.

Schnittstellen für komplexere Prozesse
Mit dem verbreiterten Aufgabenspektrum gehen neue Arbeitsabläufe einher. Beide neuen Berufsgruppen müssen ihr Innenverhältnis zueinander weiterentwickeln. Die alten Schnittstellen zwischen Redaktion und Grafik verschieben sich wechselweise in die eine oder andere Richtung. Längerfristige Überschneidungen von Aufgabenfeldern und damit einhergehende Doppelstrukturen müssen jedoch vermieden werden. Das Konzept der »Herstellstraße Gestaltung« bildet die Schnittstellen zwischen den Rollen ab: Grafikredakteure, Bildredakteure, Grafiker, Serien- und Formatbetreuer, Setdesigner, Designkoordination, Regie und erste Kamera stehen beispielhaft für viele weitere Rollen, die anhand des Konzepts zueinander ins Verhältnis gesetzt werden.

Räume für intensivere Zusammenarbeit
Die konkrete Zusammenarbeit macht sich gegenständlich fest an Orten. So liegt es auf der Hand, dass es alleine bei ablauforganisatorischen Veränderungen nicht bleiben kann. Das Studio bietet für die Umsetzung einer Livesendung alle Möglichkeiten. Die geschilderten Arbeitsabläufe setzen jedoch eine umfangreiche Peripherie für Zuarbeiten voraus. Diese Peripherie ist vorhanden. Sie muss jedoch die geplanten Arbeitsabläufe nach Möglichkeit ideal unterstützen. Daher gehen die Planungen dahingehend weiter, über die räumliche Anordnung der Produktionsressourcen nachzudenken. Die Zusammenarbeit von Grafikern und Redakteuren wird durch präzise Definitionen von Schnittstellen wirkungsvoll unterstützt.

Es bedarf der Ergänzung durch eine unterstützende Aufteilung der vorhandenen Räume und Produktionssysteme. Gemeinsam erarbeiten die Hauptredaktion Aktuelles und der Geschäftsbereich Bildgestaltung & Design neue Raumkonzepte für die intensive Zusammenarbeit: Welche Anwendungsfälle wollen wir unterstützen? Wie können zur Herstellung notwendige Informationen intuitiver ausgetauscht werden? In welchem Umfang wird wo Technik benötigt? Anhand verschiedener Workshops liegen Erfahrungswerte vor, die nun in die konkrete Ausgestaltung der Arbeitsplätze eingehen.

Systeme für schnelleres Arbeiten
Kurz vor Parallelbetrieb und Sendestart gingen mehrere neue Arbeitsplätze im Grafikbereich in Betrieb, die speziell für die Zulieferung von 3D-Modellen in das virtuelle Studio ausgestattet sind. So sind die verfügbaren Zeitfenster für Aufzeichnungen oder Proben der Erklärstücke im Studio aufgrund der hohen Frequenz der Nachrichtensendungen sehr klein. Sind darüber hinaus beispielsweise Voraufzeichnungen von Schaltgesprächen oder technische Servicetätigkeiten im Studio notwendig, verringert sich der verbleibende Spielraum für andere Tätigkeiten wie Tests von 3D-Modellen erneut. Wenn die 3D-Modelle in das Studio übernommen werden, muss ihre Funktion sichergestellt sein. Dazu ist es notwendig, sie zu testen: Ist die Wiedergabe in Echtzeit möglich? Wie wird sich das Modell in dem komplexen Rechenwerk für die virtuelle Darstellung des Studios verhalten? Erst wenn die inhaltlichen Fragen zwischen Grafikern und Grafikredakteuren geklärt und die Performanceanforderungen zufriedenstellend erfüllt werden, findet die Übergabe der Modelle in die Studioumgebung statt.

Ideen für neue Plattformen
Wir haben mit der Virtualität einen – grünen – Raum betreten, dessen Grenzen wir gerade ausloten. Dabei werden wir viele nützliche Erfahrungen sammeln und schnell zur gewohnten Sicherheit und Stabilität der seit Jahren praktizierten Arbeit finden. Langsam wird sich der neue Raum füllen und Gestalt annehmen. Mit der Fülle der täglichen Anwendungen werden wir lernen, sicher mit der neuen Bildsprache umzugehen und die gewünschten Inhalte noch treffender und zugespitzter zu vermitteln.

Der Vorsprung, den wir uns erarbeitet haben, wird jedoch irgendwann immer schwerer erkennbar sein. Zu halten ist er nur, wenn wir zeitig darüber nachdenken, was die nächsten Weichenstellungen sein sollten. Es wäre falsch, hier konkrete Vorstellungen zu beschreiben. Sinnvoller erscheint es dagegen, eine eher unscharfe, skizzenhafte Betrachtung möglicher zukünftiger Szenarien zu erstellen. Beispielsweise sollte das Thema Interaktion ein wichtiger Bestandteil zukünftiger Überlegungen sein. Lässt sich für den Zuschauer die Erfahrbarkeit der Inhalte noch verbessern, wenn die Moderatoren mit den Modellen interagieren können? Und wäre diese Interaktion dann im Internet für den Zuschauer selbst fortsetzbar? Daran knüpft eine weitere Frage an: Welche Reihenfolge der Präsentation auf welchem Medium ist wann angebracht und inhaltlich begründet?

Grenzenlose Arbeit für bessere Innovationsfähigkeit
Es wird zu den wichtigen Aufgaben der nächsten Jahre gehören, präzise Antworten auf diese und weitere Fragen zu formulieren und den inhaltlichen Mehrwert der vielen Möglichkeiten zu erschließen. In diesem Punkt war das Vorhaben des neuen Nachrichtenstudios vorbildlich. Übergreifend, also grenzenlos – im Programm, der Grafik, der Technik – wurden für ein virtuelles Studio inhaltliche Fragen gestellt und gemeinsam fachspezifische Antworten entwickelt. Dieser Ansatz sollte fortgesetzt werden. Er bietet die Chance, in wenigen Jahren mit einer weiteren, neuen Form der Präsentation in den Markt zu gehen und den bestehenden Vorsprung auszubauen.
 
 
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