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2009 – Startschuss für das hochauflösende Fernsehen in Deutschland

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Andreas Bereczky
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Tobias Schwahn
Tobias Schwahn



»Roadmap« für die HDTV-Regelausstrahlung in Deutschland
»Roadmap« für die HDTV-Regelausstrahlung in Deutschland
 2009 wird sicherlich vielen in der deutschen TV-Branche als das Jahr des hochauflösenden Fernsehens HDTV in Erinnerung bleiben. Obwohl HDTV grundsätzlich nichts fundamental Neues ist, haben die HD-Showcases von ZDF und ARD den deutschen HD-Zug in diesem Jahr erst so richtig in Fahrt gebracht. Zwar gab und gibt es in Deutschland bereits seit Ende 2005 hochauflösende Programmangebote einiger privater Wettbewerber, doch waren diese Angebote bislang wenig erfolgreich. Den wohl größten Rückschlag erlitt die Konkurrenz von ProSiebenSat.1, als diese die Verbreitung ihrer beiden HD-Programme Pro7 HD und Sat.1 HD Anfang 2008 nach rund zweijähriger Sendephase aufgrund mangelnder Marktakzeptanz wieder einstellen musste. Aber auch das hochauflösende Pay-TV-Angebot von Sky (damals noch Premiere) hatte in den vergangenen Jahren mit Problemen zu kämpfen. So musste deren Angebot bereits 2006 aufgrund fehlender HD-Inhalte von drei auf zwei Kanäle reduziert werden.

Das ZDF hingegen hat sich von Anfang an gegen solche übereilten und kostspieligen Abenteuer entschieden. Nach reiflichen Überlegungen haben wir Anfang 2008 gemeinsam mit der ARD eine Roadmap vorgelegt, in der wir der Öffentlichkeit unseren Weg in die HD-Regelausstrahlung darlegen. Mit der termingerechten Umsetzung dieser Roadmap – zunächst mit dem Start von ARTE HD im Juli 2008 und schließlich den Showcases von ZDF HD und Das Erste HD im Sommer 2009 – konnten wir uns als verlässliche Partner profilieren. Entsprechend haben Industrie und Handel ihre Kommunikationskampagnen an unserer Roadmap ausgerichtet, was letztendlich zu einer signifikanten Steigerung des Bekanntheitsgrades der HD-Technologie geführt hat. So ist HDTV laut einer Studie von TNS Infratest inzwischen 73 Prozent der Deutschen zwischen 14 und 64 Jahren ein Begriff. Zum Vergleich: Das IP-basierte Fernsehen aus der Telefondose, IPTV, kannten zum selben Zeitpunkt (Juli 2009) »nur« 52 Prozent der Befragten.

Dementsprechend erwarten die Marktforscher der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) auch weiter steigende Absatzzahlen für HD-fähige Endgeräte (Displays und Empfangsgeräte). Für 2009 rechnen die Nürnberger mit insgesamt 7,2 Millionen neu verkaufter HD-ready-Displays, was einer Steigerung von 36 Prozent gegenüber 2008 (5,3 Millionen) entspricht. Insgesamt werden Ende 2009 also 19 Millionen HD-ready-Displays in deutschen Haushalten stehen (Verkaufszahlen 2005 bis 2009 kumuliert). Ausgehend von einer Grundgesamtheit von 38 Millionen Haushalten und unterstellt, dass auf einen Haushalt nicht mehr als ein HD-ready-Display entfällt, entspricht dies 50 Prozent aller Haushalte. Da bis Anfang 2009 allerdings kaum HD-Displays mit eingebautem HD-fähigen Empfangsteil verkauft wurden, ist der größte Teil dieser Geräte (17 Millionen) zunächst jedoch nicht dazu in der Lage, HDTV-Sendesignale zu empfangen. Hierfür bedarf es einer zusätzlichen HD-Empfangsbox (Set-Top-Box) beziehungsweise eines integrierten Empfangsteils. Von dieser Gerätekategorie wurden bis Ende 2008 allerdings lediglich 700 000 Geräte verkauft, für 2009 wird aber ein Absatz von knapp vier Millionen solcher HD-Empfangsgeräte erwartet. Dies entspricht einer Absatzsteigerung von weit über 400 Prozent gegenüber 2008. Insgesamt werden Ende 2009 also 4,7 Millionen Haushalte (entspricht rund 12 Prozent) dazu in der Lage sein, HD-Sendesignale empfangen zu können. Diese insgesamt 4,7 Millionen HD-Empfangsgeräte unterteilen sich in zirka 2,2 Millionen HD-ready-Displays mit integriertem HD-Empfangsteil (mehrheitlich für Kabelempfang, einige wenige für Satellitenempfang), rund 1,5 Millionen HD-Set-Top-Boxen (davon rund 1,1 Millionen für Satellitenempfang und rund 400 000 für Kabelempfang) sowie rund eine Million HD-fähige IPTV-Set-Top-Boxen.

Zum offiziellen Starttermin der Regelausstrahlung von ZDF HD am 12. Februar 2010 werden somit voraussichtlich fünf Millionen Haushalte technisch dazu in der Lage sein, die Übertragungen von den Wettkampfstätten der Olympischen Winterspiele in Vancouver in HDTV empfangen zu können – über Satellit im Kabel oder via IPTV.

Wohl nicht zuletzt aufgrund dieser rasanten Entwicklungen überraschte die RTL-Gruppe, die sich bis dato in Sachen HDTV sehr zurückhaltend gezeigt hatte, die Medienwelt Anfang Juni mit der Ankündigung, ab November 2009 die hochauflösenden Ableger der Programme RTL (RTL HD) und VOX (VOX HD) verbreiten zu wollen. Kurz darauf kündigte auch ProSiebenSat.1 an, ab 2010 wieder in die HD-Ausstrahlung einsteigen zu wollen – dieses Mal jedoch mit drei Sendern (ProSieben HD, Sat.1 HD und Kabeleins HD). Neben der höheren Auflösung ist hierbei jedoch noch etwas neu: Die Ausstrahlung dieser fünf privaten HD-Programme wird über die neue Satellitenplattform HD+ des Satellitenbetreibers SES ASTRA erfolgen, auf der die Sendesignale wie bei einem Pay-TV-Anbieter verschlüsselt werden. Und auch Premiere hat – zeitgleich mit seiner Umbenennung in Sky Anfang Juli – eine deutliche Ausweitung seines HD-Angebotes vollzogen: Die beiden bestehenden hochauflösenden Kanäle wurden um fünf weitere ergänzt, sodass das Pay-TV-Paket heute insgesamt sieben Programme umfasst.

Diese Entwicklungen auf der Angebotsseite haben schließlich dazu geführt, dass nun auch auf Seiten der Produktion nachgezogen werden muss. Die Nachfrage der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie der privaten Senderketten nach hochauflösenden Inhalten ist rasant gestiegen.

Während im Bereich der Hochglanzdokumentationen und fiktionalen Produktionen bereits seit vielen Jahren verstärkt in HDTV produziert wird, muss sich dies in anderen Bereichen erst noch entwickeln. Beispielsweise im Sportbereich werden zwar die großen internationalen Events bereits seit einiger Zeit vom jeweiligen Host-Broadcaster vollständig in HD produziert, das Gros der »unterjährigen« Veranstaltungen wurde aber bislang noch in Standardauflösung hergestellt. Ähnlich sieht es im Showbereich aus: Erst mit der nun unmittelbar bevorstehenden HD-Regelausstrahlung wird die Produktion solcher Events in HD für die Sender interessant. So werden beispielsweise Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker bei »Wetten, dass ..?« auf ZDF HD von Anfang an in echter HD-Auflösung zu sehen sein.

Typische Magazin- und Nachrichtenformate hingegen werden voraussichtlich – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen extern zugelieferten Bildanteile (beispielsweise EBU-Feeds) – noch einige Zeit in SD produziert werden. Hier wird es noch einige Zeit dauern, bis alle Beteiligten der Produktionskette Bilder in HD-Auflösung liefern können.

Im Zuge der Umsetzung der HD-Roadmap muss also auch das ZDF nicht nur seine Sendetechnik, sondern auch seine komplette Produktionsinfrastruktur HD-fähig aufrüsten. Ersteres geschieht derzeit im Großprojekt »Harmonisierung der Sendestraßen«, welches bis Februar 2010 eine erste vollständig HD-fähige Sendeabwicklung für das ZDF-Hauptprogramm geschaffen haben wird. Bis zum endgültigen Abschluss des Projekts wird es aber bis Ende 2011 dauern. Parallel dazu wird im Großprojekt »ÜZ« (Übertragungszentrum) die Kerninfrastruktur, das heißt Schalträume, Kreuzschienen, Leitungen usw. ersetzt und damit HD-tauglich gemacht. Im Bereich der mobilen Produktion wurde das »Mobile Produktions System«, unser gemeinsam mit der ARD für Großevents beschafftes modulares Containerstudio, auf HD aufgerüstet und ein erster HD-Ü-Wagen, der MP4, angeschafft. Weitere Fahrzeuge werden folgen.

Im Bereich der Studios möchten wir die Regieeinrichtung des »alten« Studios N als HD-Schaltregie ausbauen, sodass darüber beispielsweise die großen Wintersportwochenenden mit einer Vielzahl von Außenstellen vollständig in HD abgewickelt werden können. Neben diesen Großprojekten wird die Eigenproduktionsfähigkeit im HD-Bereich aber auch durch eine Vielzahl weiterer kleiner Projekte und Anschaffungen vorangetrieben: So wird beispielsweise bei Ersatzinvestitionen im Kamera- und Postproduktionsbereich bereits seit einiger Zeit fast ausschließlich HD-Equipment beschafft. Bis die komplette Produktionsinfrakstruktur des ZDF – sowohl in der Zentrale in Mainz als auch in den Außenstudios im In- und Ausland – HD-fähig aufgerüstet sein wird, werden aus Kosten- und Logistikgründen aber noch einige Jahre vergehen.

In den kommenden Monaten und Jahren werden also immer mehr Eigen- und Fremdproduktionen in HDTV hergestellt werden können – womit sich zwangsläufig die Frage stellt, wann weitere Programme der ZDF-Familie beziehungsweise unsere Partnerprogramme in die HD-Regelausstrahlung starten. Aufgrund der hohen Verbreitungskosten, die durch eine zusätzliche HD-Ausstrahlung entstehen, gibt es hierfür derzeit allerdings wenig Spielraum. Die Lösung dieses Dilemmas sehen wir in der Beendigung der analogen Satellitenverbreitung (BaS). Die damit freiwerdenden Mittel könnten für die HD-Verbreitung weiterer Programme verwendet werden. Voraussetzung für die Durchführung der BaS im Frühjahr 2012 ist jedoch ein möglichst hoher Digitalisierungsgrad in den Haushalten. Um die Verbraucher jedoch dazu zu bringen, auf Digitalempfang umzurüsten, braucht es gute Argumente – und hier kann HD als Katalysator für seine eigene Einführung dienen: Schließlich sind die gestochen scharfen Bilder auf ZDF HD ein tolles Argument dafür auf Digitalempfang umzusteigen. Und damit machen die Zuschauer letztendlich den Weg für die Analogabschaltung und somit schließlich für weitere HD-Programme frei.
 
 
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