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Thomas Bellut, Programmdirektor des ZDF

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Neue Gesichter und Formate im ZDF

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Thomas Bellut
Thomas Bellut



»Aber bitte mit Sahne«: Horst Lichter und Mike Krüger
»Aber bitte mit Sahne«: Horst Lichter und Mike Krüger


»heute-show«: Oliver Welke und Martina Hill
»heute-show«: Oliver Welke und Martina Hill


Dieter Nuhr
Dieter Nuhr
 Veränderungen bergen Chancen und Risiken – diese Binse gilt natürlich auch in unserem Geschäft. Dabei zeigt sich immer wieder, dass Veränderungen im Programmschema oder auf einzelnen Sendeplätzen zumindest kurzfristig Einbußen zur Folge haben. Fernsehen hat eben viel mit Gewohnheit zu tun, und so reagieren Zuschauer auf neue Angebote zunächst oft zurückhaltend. Daraus ergibt sich für Programm-Macher die süße Versuchung, das immer Gleiche zu produzieren. Dennoch bleibt es wichtig, dieser Gefahr zu widerstehen – sonst gelingt es uns nicht, mit immer wieder neuen Programmangeboten auch spannend für Zuschauer zu bleiben, die das ZDF bislang wenig sehen, und es droht der Generationenabriss. Deshalb besinnen wir uns immer wieder auf die Chancen von Veränderungen und freuen uns über den Zauber, der jedem Anfang innewohnt.

Eine große Veränderung ergab sich für uns im April 2009, als feststand, dass Johannes B. Kerner im Herbst zu Sat.1 wechseln wird. Erst einmal natürlich ein großer Verlust für das ZDF. Immerhin war Kerner mit seinen drei Late-Talks pro Woche und seinen Sport- und Showmoderationen ein äußerst präsenter, bekannter und erfolgreicher Kopf des ZDF – eine »sichere Bank« sozusagen, auf der wir lange gut gesessen, auf die wir uns lange gestützt und auf der wir uns, selbstkritisch betrachtet, vielleicht auch etwas zu lange ausgeruht haben. Von Anfang an war mir klar, dass im Weggang von Kerner aber nicht nur ein Verlust, sondern die Chance steckt, die verschiedenen Kerner-Sendeplätze auf mehrere Moderatorinnen und Moderatoren zu verteilen und dadurch neue Talente zu fördern und an das ZDF zu binden. Eine Chance, das feste Programmschema an bestimmten Stellen zu überdenken und mit neuen Gesichtern neu zu gestalten. Eine Chance, frische Formate zu entwickeln und auszuprobieren. Eine Chance, die gleichzeitig eine große Herausforderung und Anstrengung darstellt.

Klar und naheliegend war sehr schnell, dass Markus Lanz einen Teil der Sendeplätze von Johannes B. Kerner übernehmen wird. Als »Vertretung« in der Kerner-Sommerpause hatte er bereits im Jahr 2008 großes Potenzial als Talker bewiesen. Nun sahen wir die Möglichkeit, ihm als ZDF-Gesicht und Moderator eine breite Entwicklungsperspektive zu eröffnen. Seit Oktober 2009 moderiert er nun den späten Talk immer mittwochs und donnerstags.

Jetzt waren noch der späte Dienstagabend und diverse Primetime-Shows und Events zu besetzen. Da die Bekanntheit und Beliebtheit der Moderatorinnen und Moderatoren auf solch prominenten Sendeplätzen eine immense Rolle spielt, war es das erklärte Ziel, ein weiteres bekanntes und beliebtes Gesicht, einen gestandenen und erfahrenen Kollegen, für das ZDF zu gewinnen. Natürlich stehen diese Kandidaten nicht mit ihrer Bewerbung in der Hand vor meiner Bürotür Schlange. Alle großen Moderatorinnen und Moderatoren sind mehr oder weniger in festen Händen und mit ihren Produktionsfirmen exklusiv an die unterschiedlichen Sender gebunden. Bei Jörg Pilawa kamen sein Wunsch nach Veränderung und neuer Herausforderung und unsere Interessen glücklicherweise zusammen. Die Gespräche verliefen sehr gut, und wir entwickelten schon bald viele gemeinsame Ziele und Vorstellungen für die zukünftige Zusammenarbeit. Im Spätsommer 2009 stand dann fest: Jörg Pilawa kommt im Herbst 2010 zum ZDF. Auf ihn und die neuen Formate mit ihm freue ich mich sehr.

In der Übergangsphase bis dahin haben wir nun die Möglichkeit, verschiedene Protagonisten, Formate und Programmfarben auszuprobieren. Im Programmschema des ZDF-Hauptprogramms ist ein solch ausgiebiges Experimentieren eigentlich nur in solchen Interimszeiten möglich. Und selbst hier ist es nicht ohne Risiko, denn der Zuschauer wünscht verlässliche Sendeplätze und goutiert nur selten große Überraschungen im Programm. Auch ist nicht jede Neuentwicklung gleich ein Erfolg, nicht jeder Versuch mündet in ein Regelprogramm. Dennoch sind solche Testphasen für einen Fernsehsender von höchster Wichtigkeit, um kreativ und innovationsfähig zu bleiben.

So haben wir im Herbst 2009 ein paar Versuchsballons im Humor-Genre gestartet. Horst Lichter konnte sich bei »Aber bitte mit Sahne« als witzig-bodenständiger Talker beweisen. Auch sein Bühnenprogramm »Sushi ist auch keine Lösung« strahlten wir in zwei Teilen aus. »Nuhr so«, ein neues Format von und mit Dieter Nuhr, startete im November. Schon vorher war er mit seinem satirischen Jahresrückblick und mit »Nuhr die Wahrheit« erfolgreich bei uns im Programm. Als Grenzgänger zwischen Kabarett und anspruchsvoller Comedy passt er ganz wunderbar zu uns und konnte jetzt in unserer Experimentierstrecke am Dienstagabend erneut reüssieren. Ebenfalls als Neuentwicklung am Dienstagabend haben wir im Jahr 2009 sechs Ausgaben der »heute-show« im Anschluss an »Neues aus der Anstalt« gezeigt. Bereits nach der zweiten Folge wurde das Format für den Fernsehpreis nominiert und gewann im Oktober 2009 dann den Deutschen Comedypreis. Mit Oliver Welke haben wir einen überzeugenden Moderator gefunden, der die Sendung witzig, unterhaltsam und mit satirisch-bissigem Unterton moderiert. Bestärkt durch den Erfolg, strahlen wir die »heute-Show« seit Jahresbeginn 2010 am Freitagabend als wöchentlichen Satire-Rückblick auf das aktuelle Wochengeschehen aus.

Aber nicht nur im Zusammenhang mit der Kerner-Nachfolge kam es zu Programmentwicklungen und neuen Gesichtern. Sehr glücklich bin ich, dass wir Hape Kerkeling mit verschiedenen interessanten Projekten für das ZDF gewinnen konnten. Mit »Ein Mann, ein Fjord!« ging alles los. Die Verfilmung von Kerkelings erfolgreichem Hörbuch begeisterte im Januar 2009 viele Zuschauer in allen Altersgruppen. Für die Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft erklärt Kerkeling in einer neuen Dokumentationsreihe die »Geschichte der Welt«. Ich hoffe, dass zukünftig weitere Ideen und Projekte mit ihm folgen werden. Ebenfalls in diesem Jahr gingen die beiden »Vorleser« Amelie Fried und Ijoma Mangold auf den Sender. Auch im fiktionalen Bereich gibt es viele neue Gesichter: Viktor »Flemming«, »Alisa« oder das Team der »SOKO Stuttgart«, um nur einige zu nennen. Neue romantische Filmreihen am Sonntagabend, packende Mehrteiler und TV-Events wie Ken Follets »Eisfieber«, »Die Krupps« oder »Sisi« positionierten uns zusammen mit den erfolgreichen Fernsehfilmen am Montag und Mittwoch und unseren beliebten Serien als erste Adresse für qualitativ hochwertige und gleichzeitig unterhaltende Fiction. Unser Engagement im Kinobereich hat sich ebenfalls ausgezahlt: Die Koproduktionen »Maria, ihm schmeckt’s nicht«, »Isch kandidiere« und »Verblendung«, der erste Film aus der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson, fanden viel Beachtung und waren Erfolge an der Kinokasse. Dies werden sie sicherlich auch bei ihrer Fernsehpremiere im ZDF sein. Diese Neu- und Weiterentwicklungen von Formaten in der Programmdirektion in diesem Jahr stehen exemplarisch für eine, wie ich finde, sehr ansehnliche und umfangreiche Liste an Veränderungen und Neuheiten im Hauptprogramm.

Eine gute Testplattform stellt für mich auch unser neuer Digitalkanal ZDFneo dar. Dort können wir neuen, vielversprechenden Talenten die Möglichkeit geben, sich auf dem Bildschirm auszuprobieren und zu entwickeln. Das gleiche gilt für internationale Serienankäufe und die vielen originellen Formatideen, die vom ZDFneo-Team in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen des Muttersenders gestaltet werden. Übernahmen ins Hauptprogramm nicht ausgeschlossen. Und auch umgedreht kann’s funktionieren: Professor Harald Lesch, erfolgreich im ZDF mit »Abenteuer Forschung«, moderiert nun auch für ZDFneo und präsentiert dort das schräge Wissensformat »Leschs Kosmos«. Die gelungene wechselseitige Zusammenarbeit zwischen ZDFneo und dem Hauptprogramm zeigt, dass wir mit ZDFneo nicht nur einen jungen Digitalkanal ins Leben gerufen, sondern gleichzeitig auch ein junges Mitglied der ZDF-Familie dazu gewonnen haben, das als Innovationsmotor und Talentschmiede für das Hauptprogramm funktionieren kann.

Es bleibt also vieles im Fluss – aber das ist ja auch das Schöne am Fernsehgeschäft: die ständige Chance und die Notwendigkeit zur Veränderung.
 
 
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