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Guido Knopp, Leiter des Programmbereichs Zeitgeschichte/Zeitgeschehen

Die Sternstunden der Deutschen

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Guido Knopp
Guido Knopp
 Am Anfang war die Mauer, oder besser, deren Fall. Zweifellos eine Sternstunde der Geschichte. Ein Moment, ganz wie ihn Stefan Zweig 1927 in seiner Novellensammlung Sternstunden der Menschheit beschrieben hat: »Was ansonsten gemächlich und nebeneinander abläuft, komprimiert sich in einen einzigen Augenblick, der alles bestimmt und alles entscheidet.«

Soweit, so gut. Aber die deutsche Geschichte hat mehr zu bieten, oder? Das war der Startschuss zu einer redaktionsinternen Diskussion, die im Grunde bis heute andauert: Welche Augenblicke empfinden die Deutschen als Sternstunden ihrer Geschichte? Was hat sie berührt, geprägt, auf welche Ereignisse sind sie besonders stolz? Schnell war klar: Das können nur die Deutschen selbst beantworten. Wir haben nachgefragt – vorurteilsfrei und ohne historische Scheuklappen. Unsere breit angelegte Umfrage bei Menschen aller Altersgruppen machte deutlich: Nicht allein politische Ereignisse wie der Fall der Mauer haben sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, sondern auch emotionale historische Momente wie beispielsweise die Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen aus sowjetischen Lagern, die »Heimkehr der Zehntausend« im Jahr 1955. Auch bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen und Erfindungen »made in Germany« wie Benz’ Automobil oder die Entdeckung der Seuchenerreger durch Robert Koch haben viele Deutsche vor Augen, wenn sie an die großen Momente ihrer Geschichte denken – ebenso sportliche Höhepunkte wie den Wimbledon-Sieg von Boris Becker oder das »Wunder von Bern«. Neben der Kaiserkrönung Karls des Großen mag sich die Erfindung der Zahnpasta und der Haribo-Goldbären eher bescheiden ausnehmen, aber nicht jeder denkt eben bei »Sternstunden« an politische Großereignisse. Und so wurden die »Sternstunden der Deutschen« zu einem bunten Mix aus politischen Meilensteinen, emotionalen Höhepunkten, genialen Erfindungen, großartigen Entdeckungen und kulturellen Errungenschaften.

Präsentiert wurde die Reihe von den Moderatoren Steffen Seibert und Dunja Hayali. Im Mittelpunkt der ersten vier Sendungen standen die 20 Ereignisse der deutschen Geschichte, die in der Umfrage am häufigsten genannt wurden. Spannende Gesprächspartner wie die Urenkelin von Carl Benz, Jutta Mercedes Benz, sowie originelle Requisiten wie die Schraubstollenschuhe, die beim Wunder von Bern 1954 zum Erfolg führten, ergänzten die »Sternstunden«-Filme. Nach jeder Sendung waren die Zuschauer gebeten, per Telefon- und Onlinevoting aus den jeweils fünf Beiträgen ihren persönlichen Tagessieger zu bestimmen.

Die vier »Top«-Sternstunden der vier vorangegangenen Dienstage standen am 8. Dezember noch einmal zur Wahl – unterstützt von prominenten »Paten« und Zeitzeugen, die von ihren ganz persönlichen »Sternstunden« erzählten. Am Ende der Sendung stand sie dann fest: Die Sternstunde der Deutschen. Während Steffen Seibert die Sendung im Studio vor Publikum moderierte, wurde Dunja Hayali von spannenden Orten – etwa einem Übungsflugzeug der GSG9 oder dem Panikraum der Technischen Universität Hamburg-Harburg – zugeschaltet.

Eine der größten Herausforderungen für die filmische Präsentation der 100 Sternstunden war der Faktor Zeit: Innerhalb weniger Monate wurden in den ZDF-Archiven Hunderte Stunden Material gesichtet. Wo Archivbilder fehlten, wurde aufwändig inszeniert. In Polen schuf das Team um Regisseur Marek Brodzki, der bereits mit Roman Polanski und Steven Spielberg gearbeitet hat, zahlreiche Neudrehs auf Spielfilmniveau. Das Labor von Robert Koch und die cholera- und tuberkuloseverseuchten Elendsviertel in Hamburg gehörten für die Beteiligten zu den spektakulärsten Reenactments. Für den Beitrag über die Erfindung des Autos wurde Carl Benz’ »Motorwagen Nummer eins« nachgebaut, zahlreiche historische Kostüme und Kulissen recherchierte das Team mit bewährter Sorgfalt. Oft standen die Autoren vor verzwickten Fragen: Wie etwa könnte Johannes Gutenberg, von dem es keine zeitgenössischen Darstellungen gibt, ausgesehen haben? Wie stellt man die Entdeckung der Röntgenstrahlen dar?

Die Firma FaberCourtial zeichnete für aufwändige 3D-Animationen verantwortlich, die komplexe Sachverhalte wie die Wirkungsweise von Röntgenstrahlen oder die Idee eines Verbrennungsmotors erklären.

Schon im Vorfeld der Aktion »Die Sternstunden der Deutschen« war klar, dass die neuartige Mischung aus Information und Unterhaltung auch einer entsprechenden Partnerschaft bedarf. Darum wurde der Firma Blondheim TV, die seit 2001 unter der Leitung von Guido Thomsen Comedy- und Quizshows produziert, die Realisation des Studioparts übertragen.

Herausgekommen ist eine Reihe, die dazu diente, den Zuschauerinnen und Zuschauern Informationen über die großen Augenblicke der Geschichte zu vermitteln – auch als Ankerpunkt historischer Identität.
 
 
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