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Marita Hübinger, Leiterin der Senderedaktion »Abenteuer Wissen«
Werner von Bergen, Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft, Zentralredaktion; Jury-Vorsitzender des Stadtschreiber-Preises

»Die Vorleser« sind da!
Literatur im ZDF

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Marita Hübinger
Marita Hübinger


Werner von Bergen
Werner von Bergen



»Die Vorleser« Ijoma Mangold und Amelie Fried mit ihrem Gast Walter Sittler
»Die Vorleser« Ijoma Mangold und Amelie Fried mit ihrem Gast Walter Sittler
 Mit der neuen Büchersendung »Die Vorleser« tritt das ZDF quasi gegen sich selbst an. Gegen die Legende des »Literarischen Quartetts«, gegen die Erfolge von »Lesen!«, begleitet von hohen Erwartungen der Zuschauer und der Bücherbranche gleichermaßen. Das hat man davon, wenn man seit über zwei Jahrzehnten Büchersendungen auf den Bildschirm bringt, die stets zu Marktführern ihres Genres geworden sind. Das ZDF, selbstbewusst darf es hier vermerkt werden, hat sich immer wieder hohe Maßstäbe in der Vermittlung von Literatur im Fernsehen gesetzt, mit Erfolg. Das Betriebsgeheimnis dieser Erfolge liegt vor allem an der Glaubwürdigkeit und der fachlichen Expertise der jeweiligen Moderatoren. Dazu muss die Lust zu spüren sein, Leseerlebnisse mit den Zuschauern zu teilen, sie teilhaben zu lassen an kontrovers geführten Debatten, die vor klaren und nachvollziehbaren Urteilen nicht zurückschrecken.

Nach einem Quartett und einem Solo begrüßt nun ein Duo die Fernsehzuschauer: Die beiden »Vorleser« Amelie Fried und Ijoma Mangold geben seit dem 10. Juli 2009, dem Tag der lang erwarteten Premiere, den literarischen Ton im ZDF an und ihre Lektüretipps ab. Und in jeder Sendung erweitern sie mit einem bekannten und lesehungrigen Gast zeitweilig das Duo zum Trio. Die bisherige Riege der Gäste kann sich sehen lassen: Die Schauspieler Walter Sittler und Rufus Beck, der wohl prominenteste Vorleser der Nation, der Harry Potter kongenial eingelesen hat, sowie Sebastian Koch, mit dem Stasi-Drama »Das Leben der Anderen« Oscar-geehrt, oder der Filmregisseur Volker Schlöndorff, der mit der »Blechtrommel«-Verfilmung ebenfalls Oscar-Ehren erfuhr. Es wird immer sehr persönlich und sehr emotional, wenn die Gäste ihr Lieblings-, ja, ihr Lebensbuch empfehlen. Und das in maritim-großstädtischem Ambiente. Die Gastgeber laden ein in das Ehemalige Hauptzollamt des Hamburger Hafens am Eingang der Speicherstadt, ganz nah am Wasser, zwischen der Hamburger City und den legendären Backstein-Speicherhäusern. Tradition und Aufbruch, Selbstbehauptung und Weltoffenheit mischen sich an diesem Ort, an dem in früheren Zeiten die Waren sorgfältig begutachtet und taxiert wurden. Statt Pfeffersäcke nun allerdings Bücher. Schöne Aussichten für »Die Vorleser« und ihre mitlesenden Zuschauer im Studio und zuhause. Amelie Fried und Ijoma Mangold sprechen sechs Mal im Jahr am Freitagabend über aktuelle Bücher, die das Leben bereichern und unsere Sicht auf die Welt erweitern, bisweilen auch über wieder aufgelegte Titel, die es wert sind, noch einmal neu gelesen zu werden. Beide sind bekennende Vielleser und professionell mit der Literaturbranche verbunden. Amelie Fried ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die das Innenleben des Marktgeschehens aus eigener Anschauung genau kennt, sie ist eine beliebte und bekannte Moderatorin, die nach vielen Jahren in das ZDF zurückgekehrt ist. Unvergessen ihre erfrischende Gesprächsleitung etwa bei der ZDF-Talkshow »live«. Ijoma Mangold ist ein neues Gesicht im Fernsehen, eine Entdeckung. Der stellvertretende Feuilletonchef der ZEIT ist noch keine 40 Jahre alt und hat sich doch längst einen Namen als urteilssicherer Literaturkritiker und Juror etwa beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt oder dem Deutschen Buchpreis gemacht. Beiden Moderatoren ist es ein Anliegen, die Zuschauer mit der ganzen Bandbreite unserer Bücherwelt bekannt zu machen. Ob »hoch« oder »tief«, E oder U, heiter oder ernst, ob bekannt oder abseitig, Belletristik oder Sachbuch, Best- oder Lowseller: Keine Scheuklappen sollen den Blick auf die Literaturlandschaft verstellen. Mit den althergebrachten Kategorien, die sich vor allem in Deutschland, dem Land der elitären Klassiker-Anbetung, zementiert haben, können und wollen unsere beiden Vorleser nichts anfangen. Was zählt, ist Qualität im jeweiligen Genre, Erkenntnis, Relevanz, Spannung.

Im Vorfeld der Premiere wurden der Redaktion im ZDF und den beiden Moderatoren viele Fragen gestellt. Besonders häufig befragt wurde der Titel mit seiner gewiss nicht unbeabsichtigten Vieldeutigkeit. »Die Vorleser«: Hat das etwas mit Bernhard Schlinks Erfolgsbuch zu tun? Oder: Wird in der Sendung vorgelesen? Nein, »Die Vorleser« haben nichts mit dem bemerkenswerten Schlink’schen Der Vorleser zu tun. Vorgelesen werden allenfalls kurze Zitate aus den zu besprechenden Büchern. Amelie Fried und Ijoma Mangold verstehen sich vielmehr als Vorkoster, als Tester aktueller Neuerscheinungen oder wieder aufgelegter Klassiker. Als Vor-Leser, die ein bisschen Ordnung in die Bücherstapel bringen möchten, die jeweils im Frühjahr und im Herbst von den Verlagen aufgetürmt werden.

Ob die von den »Vorlesern« gelobten Titel wohl in die Bestsellerlisten springen? Den von Moderatoren und Redaktion lange diskutierten und sorgfältig ausgesuchten Büchern sei es von Herzen zu gönnen. Und der Relevanz der Sendung wird es nicht schaden, wenn die Zuschauer am Tag nach der Ausstrahlung ihre Buchhandlungen aufsuchen oder online herumstöbern. Dennoch, ein verlängerter Arm des Bücherbusiness möchten wir nicht sein, dürfen es auch gar nicht. Aber über jede Leserin und über jeden Leser, der durch die Tipps der Sendung zu neuer Begeisterung am Buch findet, freut sich die Mannschaft der »Vorleser«. Amelie Fried und Ijoma Mangold sind bereit, die aufregenden, mitunter fremdartigen, ja, bisweilen beängstigenden Welten, in die wir beim Lesen eintauchen können, unseren Zuschauern als genussvolle Anregung zu präsentieren. Fried und Mangold, zwei Menschen, zwei Meinungen. Bei den »Vorlesern« kommt der Diskurs, die Kontroverse nicht zu kurz. Und wenn es sein muss, dann wird auch ein Verriss für Klarheit sorgen.

»Fernsehen macht Dumme dümmer und Kluge klüger«. Diese etwas gemeine These aus der Medientheorie ist immer mal wieder gerne von Marcel Reich-Ranicki aufgegriffen worden. Der Literaturpapst, der mit dem »Literarischen Quartett« im ZDF Fernsehgeschichte geschrieben hat, ist ein Meister der provokanten Zuspitzung, doch wir im ZDF schließen uns selbstverständlich höchstens dem zweiten Teil der These an. Klüger werden vor dem Bildschirm? Ja, warum denn nicht? Und dies vor allem, wenn es um Literatur im Fernsehen geht. Leseförderung steht seit jeher auf dem Programm. So gibt es nun schon seit 30 Jahren den renommierten »aspekte«-Literaturpreis für deutschsprachige Debüts, den zum Beispiel einst die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller erhielt und sie vor den Drangsalierungen der rumänischen Securitate schützen konnte. Das ZDF-Kulturmagazin »aspekte« hat zudem vor über 20 Jahren das »Literarische Quartett« erfunden. Mit »Lesen!« und Elke Heidenreich konnte das ZDF dann erneut beweisen, wie erfolgreich und mitreißend eine Büchersendung sein kann – mehrfach preisgekrönt, unerreicht die Bestsellerlisten über fünf Jahre maßgeblich mitbestimmend. Gemeinsam mit der Stadt Mainz und 3sat richtet das ZDF seit 25 Jahren den Mainzer Stadtschreiberpreis aus, den es für das Lebenswerk renommierter deutschsprachiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller gibt. Mit der Stiftung Lesen unterstützt das ZDF den Welttag des Buches, zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels übertragen wir alle zwei Jahre die Verleihung des wichtigsten Kulturpreises, den unser Land zu vergeben hat, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels live aus der Frankfurter Paulskirche. Das »Blaue Sofa« ist seit vielen Jahren ein Markenzeichen des ZDF geworden, auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt am Main drängt sich die schreibende Prominenz auf dem berühmten Möbelstück zu amüsanten und informativen Gesprächen. Die größte Leseaktion ist dem ZDF im Jahr 2004 gelungen. »Unsere Besten – Das große Lesen« suchte nach den Lieblingsbüchern der Deutschen. Und 250 000 Menschen haben sich an der Wahl beteiligt. Mit fast vier Millionen Zuschauern konnte die große Abschlusssendung mit dem Countdown der beliebtesten 50 Titel ein Rekordergebnis erzielen. So erfolgreich war keine andere Literatursendung je in Europa.

Nun also »Die Vorleser«. Kein Rankingformat, aber es geht doch vor allem um Lieblingsbücher, um Spitzenwerke, um Leseleidenschaften. Das ZDF bietet sich erneut als Navigator durch die unübersichtlich große Bücherwelt an. Mit Amelie Fried und Ijoma Mangold konnten zwei kundige Gastgeber verpflichtet werden, die undogmatisch und unbestechlich im Einsatz sind. Um Bücher zu finden, die man unbedingt gelesen haben muss, die uns bewegen und in Atem halten. Schließlich passt alles, was Menschen zu erzählen haben, was menschlich und menschenmöglich ist, zwischen zwei Buchdeckel.
 
 
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