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Dieter Gruschwitz, Leiter der Hauptredaktion Sport

Der Sportsommer im ZDF

 
Dieter Gruschwitz
Dieter Gruschwitz
 
  Der Sportsommer 2008 stellte eine besondere Herausforderung für das ZDF dar. Die vier Höhepunkte Fußball-Europameisterschaft, Tour de France, die Olympischen Spiele und die Paralympics in Peking erforderten nicht nur in sportfachlicher Hinsicht Kompetenz und Sensibilität. Die personellen, logistischen und produktionstechnischen Anforderungen waren so groß wie nie. Das Thema Doping begleitete die sportlichen Ereignisse, die politischen Diskussionen um Olympia in China prägten die Schlagzeilen vor, während und nach den Spielen.

Ziel aller Sportgroßereignisse war es, ein eigenständiges ZDF-Angebot zu präsentieren, das sich durch unverwechselbare Akzente von der Konkurrenz unterscheidet. Eine programmliche Vorgabe, die auch in der externen Bewertung als gelungen angesehen wurde.

Das redaktionelle Konzept der Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz orientierte sich weitestgehend an der erfolgreichen Berichterstattung über die Fußball-WM 2006. Während der Europameisterschaft war die Seebühne der Festspiele in Bregenz die Präsentationsfläche der ZDF-Sendungen zur Europameisterschaft. Vom Dreiländereck am Bodensee wurden die Liveübertragungen der Begegnungen anmoderiert, analysiert und bewertet. Das Auge von »Tosca« wachte über allem …

Das Programmkonzept sah eine klare Fokussierung auf Johannes B. Kerner, Jürgen Klopp und Urs Meier vor. Besonders Jürgen Klopp überzeugte erneut durch seine Art der Präsentation und seine verständlichen Analysen. Dank neuer Technik zur virtuellen Aufarbeitung von entscheidenden Spielszenen und umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen konnte den Zuschauern ein weiterer Mehrwert angeboten werden.

Moderator Johannes B. Kerner und seine Experten begrüßten aber nicht nur Millionen von Zuschauern an den Fernsehbildschirmen, sondern regelmäßig auch rund 5 000 Zuschauer in Bregenz. Auch bei ungünstiger Witterung konnte die Stimmung an das unvergessene »Sommermärchen 2006« anschließen. Musikalische Abwechslung brachten die Auftritte von Christina Stürmer und dem chinesischen Pianisten Lang Lang, der mit seiner Darbietung eine Brücke zu den Olympischen Spielen in Peking schlug. Als Livereporter waren bei der Europameisterschaft Béla Réthy, Wolf-Dieter Poschmann und Thomas Wark im Einsatz.

Ein gravierender Zwischenfall ereignete sich bei der Übertragung der Halbfinalpartie Deutschland gegen die Türkei am 25. Juni in Basel. Bedingt durch ein Unwetter, gab es zeitweise einen totalen Stromausfall im International Broadcast Center in Wien, der technischen Zentrale der Europameisterschaft. Dies hatte zur Folge, dass weltweit die TV-Sender nicht mit dem Signal dieses Spiels versorgt werden konnten.

Das ZDF reagierte schnell und übernahm das Livebild des Schweizer Fernsehens und mischte es mit dem per Telefon gelieferten Kommentar vom Béla Réthy. Das Schweizer Fernsehen hatte als einziger Sender (Gastgeberland) von der UEFA eine Ausnahmegenehmigung erhalten und konnte das Stadionbild ohne den Umweg über Wien direkt in seine Zentrale nach Zürich leiten. Dadurch verpasste der deutsche Fernsehzuschauer kein Tor in dieser Begegnung, in anderen europäischen Ländern (Frankreich, Italien, England, Österreich) blieben die Bildschirme bis zu 30 Minuten lang schwarz.

Das EM-Halbfinale Deutschland – Türkei war zwar das meistgesehene Spiel des Turniers. Dennoch verfehlte das ZDF mit 29,46 Millionen Zuschauern knapp den bisherigen Einschaltquotenrekord des WM-Halbfinales 2006 Deutschland – Italien mit 29,66 Millionen. Ohne die Zuschauereinbußen durch den von der UEFA verschuldeten Bildausfall hätte das ZDF den Einschaltquotenrekord wohl übertroffen. Die Spiele der deutschen Mannschaft sahen zusätzlich bis zu 12,84 Millionen Menschen (Finale Deutschland – Spanien) beim Public-Viewing. Die Public-Viewing-Werte bei der Europameisterschaft waren allerdings niedriger als bei der Weltmeisterschaft 2006.

Die Zuschauer bewerteten die Leistungen von ZDF und ARD überwiegend gut. Im Vergleich – so die Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage der Sender – schnitt das ZDF mit der Note 2,11 (nach Schulnoten von eins bis sechs) etwas besser ab als die der ARD mit 2,31. Neben der sympathischeren Moderation und der lockeren Atmosphäre wurden vor allem Spielanalyse und erklärende Grafiken gelobt. Béla Réthy wurde in einer repräsentativen Studie vom Publikum als bester Reporter, Johannes B. Kerner als bester Moderator und Jürgen Klopp als bester Experte bewertet.

Bei der Tour de France 2008 war das Konzept des ZDF darauf ausgelegt, neben der Liveberichterstattung von den einzelnen Etappen in den Beiträgen der Vor- und Nachläufe sportliche Bedingungen sowie technische und taktische Zusammenhänge eingehend zu erklären. Nach den Skandalen des vergangenen Jahres, gefolgt vom Ausstieg von ZDF und ARD aus der Liveberichterstattung 2007, spielte auch bei dieser Tour de France das Thema Doping in den Übertragungen eine besondere Rolle. Die vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, dass Veränderungen und Verbesserungen im Anti-Dopingkampf von einer kritischen journalistischen Berichterstattung begleitet werden müssen. Mit der Übertragung von elf Etappen der Tour de France erreichte das ZDF – einschließlich der Vor- und Nachberichterstattung – durchschnittlich 1,27 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 11,8 Prozent. Das ZDF erzielte damit insgesamt eine geringfügig bessere Zuschauerakzeptanz als im Vorjahr (1,25 Millionen Zuschauer, 11,3 Prozent Marktanteil).

Die Olympischen Spiele 2008 stellten für alle Kollegen ein besonderes Ereignis und Erlebnis dar. Das ZDF berichtete an seinen acht Sendetagen etwa 150 Stunden aus Peking. Dazu kamen rund 600 Stunden Liveprogramm in den vier Digitalkanälen von ARD und ZDF. Wegen der parallel laufenden olympischen Wettbewerbe und um den individuellen Bedürfnissen der Zuschauer gerecht zu werden, liefen im ZDFinfokanal und im ZDFdokukanal großflächige Übertragungen von Ballsportarten, komplette Finaltage von Wettkämpfen im Rudern, Boxen, Kanu oder ganze Reitwettbewerbe. Ein eigenes Team, die so genannte »Doping-Taskforce«, widmete sich ausschließlich der Dopingproblematik.

Livesport bestimmte die langen Sendestrecken von »Olympia live«. Bedingt durch die Zeitverschiebung von plus sechs Stunden, begannen die ZDF-Sendetage bereits ab zirka zwei Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die Moderatoren Rudi Cerne und Michael Steinbrecher meldeten sich abwechselnd bis zirka 18 Uhr aus dem International Broadcast Center (IBC).

Neben dem Livesport wurde in journalistisch kompetenter Hintergrundberichterstattung die aktuelle politische Lage im Gastgeberland aufgegriffen. Auch die Themen Menschenrechte und Zensur sowie die Dopingproblematik wurden in den Blickpunkt gerückt.

Mit den »Olympia Highlights« sendete das ZDF eine umfangreiche Zusammenfassung der sportlichen Höhepunkte des Tages zur besten Sendezeit von 20.15 Uhr bis 21.45 Uhr. Zum eigenständigen Charakter dieser Sendungen gehörte die Nähe zu den Sportlern: In Reportagen wurden sie vor, während und nach ihren Wettkämpfen und in ihrem Alltag in Peking begleitet. Vor einem Publikum in der Gartenanlage des Deutschen Hauses begrüßten die Moderatoren Katrin Müller-Hohenstein und Johannes B. Kerner ihre internationalen Gesprächspartner.

Das ZDF hatte 334 Mitarbeiter aus Deutschland in China. Insgesamt waren damit in Peking nicht mehr Mitarbeiter aus Redaktion, Produktion und Technik als in Athen, obwohl das ZDF 2008 vor erheblich größeren Herausforderungen in Planung, Logistik und inhaltlicher Aufgabenstellung stand. So bedeuteten beispielsweise die langen Livesendestrecken von bis zu 14 Stunden und die Zeitverschiebung eine große Belastung für alle Mitarbeiter. Der in einigen Printmedien geäußerte Vorwurf der Verschwendung von Gebührengeldern trifft daher nicht zu. Die Grundsätze von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit beim Einsatz aller finanziellen Mittel wurden stets beachtet.

Das ZDF erreichte mit seinen Übertragungen durchschnittlich 1,81 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 22,5 Prozent. Die ARD war mit durchschnittlich 2,10 Millionen Zuschauern (26,1 Prozent Marktanteil) erfolgreicher. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass die von der ARD übertragene Eröffnungsfeier mit 7,71 Millionen Zuschauern (52,4 Prozent Marktanteil) deutlich besser eingeschaltet war als die Schlussfeier im ZDF (4,66 Millionen Zuschauer, 28,9 Prozent Marktanteil). Außerdem schnitten die »Olympia Highlights« in der Primetime – bei einem starken ARD-Gegenprogramm – im Marktanteil schwächer ab (11,9 Prozent Marktanteil) als das zusammenfassende ARD-Format »Olympia extra« (16,0 Prozent) am späten Nachmittag. In absoluten Zahlen waren die »Olympia Highlights« jedoch mit 2,73 Millionen Zuschauern erfolgreicher als das ARD-Angebot (2,56 Millionen Zuschauer).

In der Presse konzentrierte sich die Diskussion zunächst auf das Sendevolumen von ZDF und ARD und die Zuschauerresonanz. Gelobt wurden Katrin Müller-Hohenstein, Rudi Cerne und Norbert König, ebenso wie Wolf-Dieter Poschmann im Speziellen für seine Kommentierung des 100-Meter-Finales der Herren in der Leichtathletik. Überwiegend positiv bewertet wurde Johannes B. Kerners kritisches Interview mit Olympiasieger Michael Johnson. Kritisiert wurde sein zwischenzeitlicher Einsatz als Moderator beim Fußball-Länderspiel Deutschland – Belgien am 20. August 2008.

Zwei Wochen nach Ende der Olympischen Spiele begannen am 6. September in Peking die Paralympics, der bedeutendste Wettbewerb der Sportler mit Behinderungen. ARD und ZDF berichteten ausführlich im Wechsel: Um dem Können und den Leistungen der Athleten noch mehr gerecht zu werden, wurden die Sendestrecken in den Hauptprogrammen im Vergleich zu den Vorjahren verlängert. Da es aufgrund der vielen parallel stattfindenden Wettkämpfe nicht möglich war, alle gleichermaßen abzubilden, wurde auch der digitale ZDFinfokanal genutzt, um Ereignisse live zu zeigen.

Erstmals gab es in Peking Livebilder von 13 Sportarten nach internationalem Standard, das heißt, mehrere Kameras, verschiedene Grafikeinblendungen und Zeitlupen. Das erlaubte ausgedehnte Liveberichte und längere, attraktive Zusammenfassungen. Damit war es möglich, Sportsendungen zu produzieren, die sich nicht mehr wesentlich von den Olympiaübertragungen unterscheiden. Die Sendungen begannen an allen Werktagen um zwölf Uhr und dauerten bis 15 Uhr. Eine Zusammenfassung des Tages wurde von 17.40 bis 18 Uhr ausgestrahlt. Insgesamt sendete das ZDF rund 48 Stunden von den Paralympics. Die Zuschauer nahmen das Angebot gut an: Durchschnittlich 1,45 Millionen Zuschauer (11,1 Prozent Marktanteil) sahen die zusammenfassenden »Paralympics extra«-Sendungen am späten Nachmittag im ZDF.
 
 
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