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2008  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
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Alexander Hesse, Leiter der Redaktion Geschichte und Gesellschaft

»Terra X« als neue Dachmarke

 
Alexander Hesse
Alexander Hesse


Papst Alexander III. erhält den Brief des legendären Priesterkönigs mit der Zusage militärischer Hilfe bei den Kreuzzügen. Szene aus »Im Bann des Priesterkönigs«
Papst Alexander III. erhält den Brief des legendären Priesterkönigs mit der Zusage militärischer Hilfe bei den Kreuzzügen. Szene aus »Im Bann des Priesterkönigs«


Ramses der Große inszenierte sein Gottkönigtum durch prachtvolle Paläste und kolossale Statuen
Ramses der Große inszenierte sein Gottkönigtum durch prachtvolle Paläste und kolossale Statuen


Die Mauer der Ming-Dynastie
Die Mauer der Ming-Dynastie
  »Für welchen Sendeplatz produzieren Sie?«
»Für den Sonntagabend!«
»Pilcher?«
»Nein, Expedition!«
»Expedition?«
»Ja, die ›ZDF Expedition‹ – neunzehndreißig!«
»Kenne ich nicht!«
»Dokumentationen, beziehungsweise: Hochglanz-
dokumentationen!«
»Wie bitte?«
»Na, zum Beispiel, ›Schliemanns Erben‹, ›Tauchfahrten‹, ›Terra X‹, ›Sphinx‹ ...«
»Ach so, ›Terra X‹ … . Gute Sendung!«

Wir brauchten in der Vergangenheit häufig etwas länger, bis wir unseren Sendeplatz erklärt hatten. Zu viele Synonyme für eine einzige Sendung und zu viele mehrteilige Reihen mit ausgeklügelten Überschriften im Kampf um Aufmerksamkeit bei Presse und Publikum. In der Branche wusste zwar jeder, was mit der »ZDF Expedition« gemeint war, doch selbst die Kollegen sprachen eher von »Sonntag, neunzehnuhrdreißig« als von unserer Dachmarke oder den konkreten Produktionstiteln. Wir selbst wiederum wussten ja stets, ob gerade »Mission X«, »Imperium« oder »Wilder Planet« gesendet wurde und wichen gerne auf diese konkreteren Reihennamen aus. Zusammen mit dem Leiter der Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft, Peter Arens, waren wir uns nach Vergegenwärtigung der Lage schnell einig, dass eine Veränderung gut täte. Und wir hatten einen klaren Titelfavoriten.

Das so genannte »Add on« des Program Appreciation Panel, mit dem Programmbewertungen erfragt werden, sollte unser Vorhaben unterfüttern. 1 500 Befragte gaben Auskunft. Bei der Frage nach der Bekanntheit der verschiedenen Titel der Dokumentationen am Sonntag gaben 88 Prozent der Befragten an, den Titel »ZDF Expedition« zu kennen. Auf Augenhöhe der Titel »Terra X« mit ebenfalls 88 Prozent. Aber auch »Jäger verlorener Schätze« (87 Prozent) und »Schliemanns Erben« (81 Prozent) erzielten hohe Bekanntheitswerte. »Sphinx« (75 Prozent) war dagegen etwas weniger bekannt. Obwohl die Penetration des Titels »ZDF Expedition« mit wöchentlichem Vorspann und Abdrucken in Fernsehzeitschriften um ein Vielfaches über der der Reihentiteln lag (beispielsweise »Terra X« mit sechs Produktionen alle zwei Jahre), ergab die Umfrage keinen entsprechend höheren Bekanntheitsgrad. Insofern fühlten wir uns bestätigt. Auch in Bezug auf unseren Darling, der in der Umfrage weiter punktete.

Auf die Frage nämlich, welcher der drei Reihentitel – »ZDF Expedition«, »Terra X« und »Sphinx« – ihnen am besten gefalle, votierten 48 Prozent der Befragten für »Terra X«. 37 Prozent entschieden sich für »ZDF Expedition«, während »Sphinx« mit 13 Prozent nur wenige Befragte begeistern konnte. Damit sprach alles für den Titel des Dauerbrenners und der erfolgreichsten Dokumentationsreihe im deutschen Fernsehen. Vor 27 Jahren wurde der erste »Terra X-«Film, »Südseeinseln aus Götterhand«, ausgestrahlt. Und zwar an einem Sonntag um 19.30 Uhr – so wie heute. 30 Prozent Marktanteil und ungeheure elf Millionen Zuschauer bedeuteten einen Traumstart und die Aufforderung zu einem kräftigen Nachschlag. Die meisten Formate in der kurzlebigen Fernsehwelt erreichen das Jubiläum zum Vierteljahrhundert nicht.

»Terra X« existiert schon nahezu genauso lang wie die kostbaren Longseller des Fernsehens: »Scheibenwischer« ging 1980 auf Sendung, »Wetten, dass ..?« startete kurz darauf, 1981. Und ein Jahr später, 1982, begann die Karriere von »Terra X« – also immer noch zwei Jahre, bevor das kommerzielle Fernsehen seine erste Sendeminute ausstrahlte. »Terra X« war also immer schon der Platzhirsch der Kulturdokumentationen und somit die richtige Wahl für unsere neue Dachmarke – und eine herrliche Spielwiese für variierte Titel verwandter Formate jenseits des allseits beliebten »Spezials«: Lange Nächte könnten »Terra XXL« heißen, Kinderprogramm mit Bildungshäppchen »Terra Kids« oder ein nettes Mitmachprogramm »Terra-Quiz«.

Ein weiterer Vorteil der Umgestaltung: Die Möglichkeit, die vielen Titelketten zu verkürzen. Aus »ZDF Expedition (Dachmarke): Versunkene Metropolen (Reihe): Operation Piramesse (Titel) – Ramses’ verschollene Megacity (Untertitel)« würde nun »Terra X: Ramses’ verschollene Megacity«. Oder: »ZDF Expedition: Der Super-Wall. Chinas große Mauer – Das Erwachen des steinernen Drachen« würde nun zu »Terra X: Chinas Große Mauer«. Soweit es möglich ist, soll stets die Dachmarke im Vordergrund stehen – nur die prägnanten und originären Reihen sollen bestehen bleiben. Mit der eindeutigen Annonce würden wir in den Programmzeitschriften klarer erscheinen und darüber hinaus der Notwendigkeit, im Zeitalter des Internetfernsehens die Marken der Sendungen nachhaltig zu stärken, jetzt (noch rechtzeitig) folgen: Auch im Wust des World Wide Web soll »Terra X« eine verlässliche Größe sein.

Nachdem der Intendant und der Programmdirektor mit der Umbenennung einverstanden waren, kümmerten wir uns vor allem um das neue Grafikpaket – mit dem Vorspann als Herzstück. Alle Themenbereiche unserer Sendungen sollten in dem Vorspann vorkommen: Archäologie, Historie, Naturgeschichte, Kulturvölker und Tiere. Wir wollten einen Spannungsbogen, eine inhaltliche Klammer und möglichst großen Bilderschmaus.

Die Firma Filmstyler präsentierte erste Ideen: Tausendfüßler und Schlangen waren da zu sehen, Gräser und Lianen, ein unvergessener Löffelhund, viel Dschungel und – natürlich – der unvermeintliche Skorpion im ägyptischen Sand. In diesem Moment wussten wir, dass wir für das rund 30-sekündige Kunstwerk noch Monate brauchen würden. Erstaunlich, wie viele Gewerke für eine halbe Minute Fernsehen in Gang gebracht werden.

Die Beteiligten des Projekts: Während Claudia Friese die Archivbilder organisierte, Cora Szielasko das Budget kontrollierte, Regisseur Frank Schneider am Set komponierte und Günter Myrell die Dramaturgie komplettierte, brachten die Kollegen des Marketing viel Geduld für uns auf.

Am Ende regierte große Zufriedenheit, denn die bebilderte Zeitreise erfüllt bis heute all unsere Erwartungen. Immer wieder finden sich neue Details. Die Schlange aus dem ersten Storyboard beispielsweise habe ich erst neulich im Vorspann wieder entdeckt. So, wie der rasante Auftakt schon selbstverständlich zum Sendeplatz gehört, so ist auch der neue Dachtitel mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Daher besteht die berechtigte Hoffnung auf folgende Unterredung:

»Für welchen Sendeplatz produzieren Sie?«
»Für ›Terra X‹!«
»Ah, ›Terra X‹! Gute Sendung!!!«
 
 
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