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Allgemeine Marktsituation Die deutsche Wirtschaft war 2008 einem Härtetest ausgesetzt, der die gesamtwirtschaftliche Aktivität spürbar belastete. Die Verschärfung der Finanzkrise, die globale Abschwächung der Konjunktur und die Nachwirkungen des Rohstoffpreisanstiegs führten zu einer ausgeprägten realwirtschaftlichen Schwäche der deutschen Ökonomie. Nur aufgrund eines überraschend starken ersten Quartals vor zwei negativen Quartalsergebnissen nahm das Bruttoinlandsprodukt 2008 noch um 1,7 vH zu. Durch entschlossenes Eingreifen hat die Politik den Zusammenbruch des globalen Finanzsystems verhindern können. Für 2009 werden die Stabilisierung der Finanzmärkte und die Stärkung der Wachstumskräfte die vordringlichsten Aufgaben zur Erholung der Wirtschaft sein.
Intermedialer Wettbewerb
Entsprechend dem konjunkturellen Trend verhalten sich auch die Investitionen der Wirtschaft in ihre Markenkommunikation. Noch immer wird Werbung häufig als Kostenfaktor statt als Investition in die Zukunft von Marktanteilen gesehen. Die Bruttowerbeinvestitionen in den klassischen Medien stiegen im Jahr 2008 (nach Nielsen Media Research) nur um 0,8 Prozent. Bereinigt, das heißt, bei Betrachtung der gleichen Werbeträger wie im Vorjahr, stagnierten sie sogar. Den höchsten Zuwachs verzeichnete das Fernsehen mit 4,5 Prozent und Plakat mit 2,0 Prozent. Die restlichen Medien mussten ausnahmslos Verluste hinnehmen. Von den Below-the-Line-Medien expandierte der Online-Markt nach wie vor. Mit einem Wachstum von 27 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro wurden 2008 sogar mehr Werbegelder ins Internet als ins Radio investiert. Von den Top-Five-Wirtschaftsbereichen (Medien, Handel und Versand, Kraftfahrzeugmarkt, Ernährung und Körperpflege) investierte der Handel und Versand überproportional und steigerte seine Werbeausgaben um 6,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Autoindustrie, die sich im Vorjahr noch mit einem starken Werbewachstum auszeichnete, reduzierte ihre Investitionen um 4,0 Prozent.
Grafik 1: Brutto-Werbeinvestitionen nach Mediengattungen
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2007
|
2008
|
2008/2007
|
Werbeträger
|
in Mio €
|
in Prozent
|
in Mio €
|
in Prozent
|
Veränderung
in Prozent
|
Klassische Medien
|
|
|
|
|
|
Fernsehen
|
8 734,0
|
42
|
9 125,0
|
43
|
4,5
|
Hörfunk
|
1 301,6
|
6
|
1 289,7
|
6
|
0,9
|
Publikumszeitschriften
|
4 143,3
|
20
|
3 973,7
|
19
|
4,1
|
Tageszeitungen
|
5 472,9
|
26
|
5 428,5
|
26
|
0,8
|
Fachzeitschriften
|
433,9
|
2
|
422,9
|
2
|
2,5
|
Plakat
|
780,1
|
4
|
795,3
|
4
|
2,0
|
Gesamt
|
20 865,9
|
100
|
21 035,1
|
100
|
0,8
|
|
|
|
|
|
|
Below-the-line
|
|
|
|
|
|
Internet
|
1 158,6
|
5
|
1 4470,5
|
7
|
26,9
|
Gesamt
|
22 024,5
|
100
|
22 505,6
|
100
|
2,2
|
Quelle: Nielsen Media Research 2009 |
Intramedialer Wettbewerb
Fernsehen behauptet sich nach wie vor als umsatzstärkstes Medium. Zur Betrachtung des TV-Werbemarktes in sich wird die Datenbasis von Thomson Media Control zugrunde gelegt. Demnach wuchs der TV-Werbemarkt im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,7 Prozent.
Nachdem alle großen kommerziellen Sender Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, konnten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihre Werbeeinnahmen gegenüber dem Vorjahr steigern. Das ZDF generierte etwa vier Prozent mehr Umsatz, die ARD blieb mit einer Steigerung um 1,9 Prozent knapp über dem Niveau des Gesamtmarktwachstums. Überproportionalen Anstieg des Umsatzes verzeichneten aber vor allem RTL2 und VOX sowie die kommerziellen Sender der letzten Generation: TELE 5, Das Vierte und der Kindersender Nick.
Für das ZDF Werbefernsehen war 2008 ein sehr erfolgreiches Jahr. Die konsequente Verfolgung der Qualitätsstrategie konnte sich im Markt weiter durchsetzen. Nicht zuletzt die Diskussion um die Definition der werberelevanten Zielgruppe trug wesentlich zu dem guten Umsatzergebnis bei. Nachdem mit dem Aufkommen der kommerziellen Sender jahrzehntelang die demografische Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen als werberelevant propagiert wurde, nehmen die Werbekunden heute immer mehr Zielgruppen in ihre Mediaplanung auf, die das Einkaufsverhalten in den Vordergrund stellen. Derartige Konsumzielgruppen werden im ZDF optimal erreicht. Diese Stärke in der Zuschauerstruktur des ZDF führte dazu, dass Werbetreibende, die schon lange nicht mehr im ZDF geworben haben, wie zum Beispiel Nestlé, Sony oder der Verband der Sparda-Banken, im Jahr 2008 zurückkamen. Andere Kunden, wie Ferrero, Merck Selbstmedikation oder der Wort und Bild Verlag, stockten ihre Budgets im ZDF erheblich auf.
Grafik 2: Brutto-Werbeaufwendungen im TV
TV-Sender
|
2007
Mio €
|
2008
Mio €
|
2008/2008
Veränderung
in Prozent
|
Öff.-Rechtl.
|
413,7
|
425,1
|
2,8
|
ARD
|
241,6
|
246,3
|
1,9
|
ZDF
|
172,1
|
178,8
|
3,9
|
|
Kommerzielle
|
7 938,8
|
8 069,7
|
1,6
|
RTL
|
2 186,3
|
2 159,3
|
1,2
|
Sat.1
|
1 556,5
|
1 513,7
|
2,7
|
PRO 7
|
1 484,1
|
1 475,1
|
0,6
|
RTL2
|
461,4
|
571,5
|
23,9
|
VOX
|
629,4
|
712,2
|
13,2
|
KABEL 1
|
532,2
|
512,1
|
3,8
|
Super RTL
|
245,3
|
235,6
|
4,0
|
Nick
|
24,6
|
43,0
|
74,8
|
DSF
|
208,6
|
195,1
|
6,5
|
n-tv
|
71,4
|
70,0
|
2,0
|
N24
|
92,2
|
74,4
|
19,3
|
MTV
|
130,4
|
126,2
|
3,2
|
VIVA
|
163,7
|
160,7
|
1,8
|
TELE 5
|
39,9
|
68,9
|
72,7
|
Das Vierte
|
56,9
|
74,6
|
31,1
|
Sonstige
|
55,9
|
77,3
|
38,3
|
Gesamt
|
8 352,5
|
8 494,8
|
1,7
|
Quelle: Nielsen Media Research 2009 |
Das ZDF Werbefernsehen geht neue Wege:
1. Gründung der ARD & ZDF Fernsehwerbung GmbH
Nachdem im Frühjahr das Bundeskartellamt grünes Licht gegeben hat, gründete das ZDF im Herbst 2008 zusammen mit der ARD-Werbung Sales & Services GmbH ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Auftrag, einen Teil der Vermarktungsaufgaben den Vertrieb von Werbespots zu bündeln. Durch den gemeinsamen Marktauftritt wird die Marktbearbeitung intensiviert, die Akzeptanz beider Programmangebote als Werbeumfeld verbessert und damit die Marktposition der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten gestärkt. Die generelle Vermarktung hingegen bleibt weiterhin strikt getrennt und obliegt den beiden Muttergesellschaften. Es wird keine gemeinsamen Werbepreise und auch keine gemeinsame Rabattierung geben. Ziel ist die Vermittlung des Verkaufs der Werbung in den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern aus einer Hand, aber mit unterschiedlichen Angeboten. Am 1. Dezember 2008 nahm die ARD & ZDF Fernsehwerbung GmbH ihre Geschäfte auf. Das 15-köpfige Team betreut von vier strategischen Standorten aus (Hamburg, Köln, Frankfurt und München) die Werbekunden und -agenturen auf dem deutschen Mediamarkt.
2. Gründung der ZDF Werbefernsehen GmbH
Die Europäische Kommission hat im Rahmen des Beihilfeverfahrens, das durch Entscheidung vom 24. April 2007 abgeschlossen wurde, festgestellt, dass die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland (durch Gebührengelder und Werbung) mit dem Beihilfeverbot des EG-Vertrags nur vereinbar ist, wenn unter anderem die Nachweisbarkeit von Transparenz und Marktkonformität bei kommerziellen Aktivitäten gegeben ist. Die Vermarktung von Werbung und Sponsoring und damit der Auftrag der Abteilung Werbefernsehen ist per Definition eine kommerzielle Tätigkeit und muss somit in eine rechtlich eigenständige privatrechtliche Tochtergesellschaft ausgegründet werden, um die notwendige Transparenz sicherzustellen. Mit dem 1. Januar 2009 nimmt somit die ZDF Werbefernsehen GmbH ihre Geschäfte auf. Die bisherigen ZDF-Mitarbeiter werden vom ZDF beurlaubt und führen vorbehaltlich ihrer Zustimmung ihre bisherige Tätigkeit in der ZDF Werbefernsehen GmbH weiter. Räumlich verbleibt die neue ZDF-Tochter im ZDF-Hochhaus, wird aber voraussichtlich 2010 in ein neu zu errichtendes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum ZDF umziehen.
Die ZDF Werbefernsehen GmbH übernimmt unmittelbar nach ihrer Gründung die ZDF-Anteile an der ARD & ZDF Fernsehwerbung GmbH, sodass der Außendienst für die Vermittlung von Werbezeiten vollständig in der Verantwortung der neuen Gesellschaft liegt.
Das ZDF Werbefernsehen war auch 2008 ein starker Partner
Neben diesen sehr aufwändigen organisatorischen Prozessen überzeugte das ZDF Werbefernsehen 2008 in seinem originären Wirkungskreis mit Qualität und Service. Mit der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Sommerspielen fanden zwei Sportgroßereignisse statt, die auch die Werbeumsätze positiv beeinflussten. Flexible Werbeinselplanung mit kurzen Blocklängen führten in beiden Events zu guten Auslastungen und Umsätzen.
Zum ersten Mal nahm das ZDF Werbefernsehen zudem am zentralen Event der TV-Werbebranche dem TV-Wirkungstag als vollwertiger Partner teil. Mit dem Motto »Marken inszenieren Menschen involvieren« konnten die Veranstalter am 17. April 2008 rund 1 000 Besucher nach Frankfurt locken und stellten damit einen neuen Besucherrekord auf.
Die ZDF-Programmvorschau des Werberahmenprogramms 2009 fand im November unter dem Motto »News« in den vier Medienstädten Hamburg, Mainz, München und Düsseldorf großen Anklang. In Mainz präsentierte das ZDF Werbefernsehen das modernste Nachrichtenstudio Europas auf dem Gelände des Sendezentrums.
Durch die neue Technik wird eine noch stärker erklärende und verständlichere Form der Nachrichten gewährleistet. Steffen Seibert und Bettina Warken berichteten, wie der 11. September 2001 die TV-Nachrichten verändert hat und wodurch sich die Nachrichtenkompetenz und -qualität des ZDF auszeichnet. Die Gäste waren sich einig: »Eine wirklich schöne, spannende und interessante« Veranstaltung, die ihre erfolgreiche Tradition Programm erlebbar zu machen fortsetzt und sicherlich lange in Erinnerung bleibt.
Beständigkeit ist generell ein wichtiges Thema für das ZDF Werbefernsehen auch in Sachen Planungssicherheit der TV-Werbung. Bewährt Erfolgreiches und Neues in Serie zeichnete das Qualitätsprogramm auch 2008 aus. Dabei erhöhten sich die durchschnittlichen Einschaltpreise nur im Rahmen der allgemeinen Inflationsrate. Die Preise waren weiterhin linear gestaltet, das heißt, es gab keine Aufschläge für kürzere Werbespots wie bei den kommerziellen Wettbewerbern. Auch der standardisierte OTC-Pflichtennachweis wurde im ZDF Werbefernsehen kostenlos ausgestrahlt.
Ausblick 2009
Die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute prognostizieren aufgrund der ausgeprägten Unsicherheiten an den Finanzmärkten für das Jahr 2009 einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 0,8 Prozent. Dies wird sich auch in stagnierenden oder sogar rückläufigen Werbeumsätzen widerspiegeln. Selbst die hohen Steigerungsraten von Onlinewerbung werden 2009 eine Unterbrechung erleben. PricewaterhouseCoopers kündigt einen Rückgang der TV-Werbeumsätze von 4,8 Prozent an. Allerdings gehen sie auch davon aus, dass der Werbemarkt in den Folgejahren, beginnend mit den Sondereffekten im Jahr 2010 aufgrund der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft, wieder leicht wachsen wird.
Ungeachtet der Marktturbulenzen wird die ZDF Werbefernsehen GmbH im Jahr 2009 ihren Kunden ein breites Portfolio an innovativen Werbemöglichkeiten zur Verfügung stellen. Die neue Vertriebstochter die ARD & ZDF Fernsehwerbung GmbH wird die Qualitätsprodukte des ZDF zusammen mit denen der ARD mit noch mehr Schlagkraft in den Markt tragen. Die konsequente Verfolgung der Qualitätsstrategie von Programm und Service ist garantiert. Wie in den Jahren zuvor wird sich das ZDF Werbefernsehen auch als privatrechtliche GmbH 2009 ihren Werbekunden und Mediaagenturen als zuverlässiger Partner und Garant für Qualität präsentieren.
1 Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Jahresgutachten 2008/2009 |