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2007  
ZDF Jahrbuch
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Martin Berthoud, Leiter der Hauptabteilung Programmplanung
Norbert Himmler, Leiter der Planungsredaktion
Daniela Wolf, Hauptabteilung Programmplanung

»Wohngemeinschaft Deutschland – Die Woche der Integration im ZDF«

 
Martin Berthoud
Martin Berthoud


Norbert Himmler
Norbert Himmler


Daniela Wolf
Daniela Wolf


Fast jeder Zweite in der Dortmunder Nordstadt hat einen Migrationshintergrund
Fast jeder Zweite in der Dortmunder Nordstadt hat einen Migrationshintergrund


Laden mit türkischen Spezialitäten
Laden mit türkischen Spezialitäten


Die sechsjährige Sandhya besucht die Grundschule Kleine Kielstraße
Die sechsjährige Sandhya besucht die Grundschule Kleine Kielstraße


Paulino Pilima und seine Frau durften zu DDR-Zeiten nicht heiraten
Paulino Pilima und seine Frau durften zu DDR-Zeiten nicht heiraten
 

Dialog der Kulturen
Vor zwei Jahren hat das Statistische Bundesamt erstmals den Begriff der »Menschen mit Migrationshintergrund« geprägt. 15,3 Millionen Menschen in unserem Land gehören dazu, das sind fast 20 Prozent der Bevölkerung. Ein Drittel von ihnen lebt schon in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland. Sie alle bilden eine höchst heterogene Bevölkerungsgruppe mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Ansprüchen und einer bislang überhaupt nicht erfassbaren Mediennutzung. Das ZDF wird – nicht nur in diesem Jahr – noch stärker darauf achten, die Integration und das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft auf der Grundlage der deutschen Verfassungsordnung und unter Achtung der jeweiligen kulturellen Eigenheiten herzustellen und zu fördern. Die Medien haben auf diesem für den Lebensalltag in unserem Land wichtigen Gebiet eine besondere Aufgabe, aber auch alle Möglichkeiten, Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften miteinander bekannt zu machen und ins Gespräch zu bringen. In einer Gesellschaft, die sich täglich noch immer weiter ausdifferenziert, ist Fernsehen die ideale Plattform für das notwendige Gespräch der Kulturen. Fernsehen kann und muss das Forum sein, auf dem die Vorzüge und Chancen des Miteinanders sichtbar werden, auf dem unterschiedliche Lebensentwürfe als Beitrag zum Ganzen erkennbar werden, ohne die Unterschiede zu verwischen.

Migration als Querschnittsthema
Ein Beitrag zur Integration im Fernsehen erfordert, die Gruppen der zugewanderten ebenso wie der einheimischen Bevölkerung zu erreichen und dabei sich verändernde Lebenserfahrungen der zweiten und dritten Migrantengeneration sowie ihrer Angehörigen aufzugreifen. Die Programmangebote müssen ebenso mehrheitsfähig sein, wie sie zum Teil vergleichsweise spezielle Themen und Lebenserfahrungen aufgreifen müssen. Öffentlich-rechtliches Fernsehen kann den damit aufgeworfenen komplexen Zielgruppen- und Inhaltsanforderungen am besten gerecht werden, wenn es Integration und Migration als ein Querschnittsthema aller Programmangebote ansieht und es ganzheitlich im Programm aufgreift. Hier nutzt es alle Programmgenres. Über ihre verschiedenen Darstellung- und Erzählweisen eröffnen sich unterschiedliche Zugänge zu konkreten Themen und Lebenserfahrungen. Die Einbeziehung aller Sendeplätze und ZDF-Kanäle ermöglicht eine hohe thematische Bandbreite und die Einbeziehung unterschiedlicher Vorverständnisse. Mit dieser vom ZDF im Verlauf der 90er Jahre seiner migrationsbezogenen Programmarbeit explizit zugrunde gelegten Konzeption leistet es einen Beitrag zur »interkulturellen Kommunikation«.

Inhaltliche Programmgestaltung der Schwerpunktwoche
Mit der Themenwoche »Wohngemeinschaft Deutschland – Die Woche der Integration im ZDF« vom 5. bis 11. November rückte das ZDF die Themen Migration und Integration gezielt und auffällig in das Zentrum seines Programms. Eine Woche lang war das ZDF-Programm ein Forum, auf dem die Vorzüge und Chancen des Miteinanders sichtbar wurden, auf dem unterschiedliche Lebensentwürfe als Beitrag zum Ganzen erkenn­bar wurden, ohne dass dabei bestehende Unterschiede zu verwischen drohten. Über alle Zeitschienen, Genres und Formate hinweg setzte das ZDF somit ein Signal, das die Bedeutung und Virulenz des Themas für unsere Gesellschaft widerspiegeln sollte. So war auch der gesamte Senderverbund des ZDF, seine Partner- und Digitalkanäle, in den Programmschwerpunkt eingebunden.

Im Kern der Themenwoche »Wohngemeinschaft Deutschland – Die Woche der Integration im ZDF« standen Dokumentationen und Reportagen, die das Thema von höchst unterschiedlichen Standpunkten aus betrachteten und die die ganze Bandbreite unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten abbildeten:

Mit der dreiteiligen Dokumentation »Rap, Koran und Oma Bonke« warf das ZDF einen Blick auf einen sozialen Brennpunkt in der Dortmunder Nordstadt. Die »37°«-Reportage »Schwarze Haut – weißer Hass« thematisierte Fremden­feindlichkeit in Deutschland. Die Reportage »Döner, Pizza, Sauerkraut – versessen auf Essen« näherte sich den Fragen der Integration über das Thema Kochen und stellte dar, wie viele Na­tionen mit ihren Speisen die deutsche Gesell­schaft verändert haben. Einen tiefen Einblick in das Leben von strenggläubigen Mus­limen gewährte die Dokumentation »Auf dem Wege Allahs«. Neben den Reportagen und Dokumentationen war die Schwerpunktwoche durch tägliche Berichterstattung in den Nachrichten- und Magazinsendungen geprägt. Die Diskussions- und Gesprächssendungen »Johannes B. Kerner«, »Maybrit Illner« und das »nachtstudio« beteiligten sich und ermöglichten ebenso wie die Lange Nacht »Roche & Scobel – Alles Deutsch?« den ausführlichen und kontroversen Dialog. Zur Themenwoche »Wohngemein­schaft Deutschland« trugen auch die 90-minütige Multi-Kulti-Show »Kaya Yanar testet Deutschland« und das Kabarettprogramm »Deutsch – Türkisch, Türkisch – Deutsch« mit Django Asül bei. Auch in fiktionalen Programmen, wie im Fernsehfilm der Woche »Unter anderen Umständen – Bis dass dein Tod uns scheidet«, dem Montagskino mit dem Spielfilm »Das Haus aus Sand und Nebel« und der Langen Filmnacht mit »Schmutzige kleine Tricks«, dem Kleinen Fernsehspiel und einer Serienfolge von »SOKO Leipzig« wurden Migration und Integration thematisiert und in eindringlicher Erzählweise nähergebracht.

ZDF tivi, das Kinder- und Jugendprogramm, führte seine jungen Zuschauer im Rah­men seiner Sendungen »Tabaluga tivi«, »1, 2 oder 3«, »logo!« und »pur+« informativ und unterhaltsam an das Zusammenleben der Kultu­ren und die Besonderheiten, die es mit sich bringt, heran. Das Internet­angebot ZDFonline begleitete mit einem Online-Special »Warum Deutschland? – 100 Ge­sichter mit 100 Antworten« und mit einem Multimediaprojekt.

In enger Verbindung mit dem Hauptprogramm beteiligten sich alle Sender der ZDF-Familie, 3sat, PHOENIX, ARTE, ZDFdokukanal, ZDFinfokanal und KI.KA, umfassend am Programmschwerpunkt. Diese Verknüpfung zeigte die Stärke des ZDF-Senderverbunds: Komplementär geplant und kanalübergreifend beworben, konnten so Inhalte und Programme miteinander verknüpft werden. Neben zahlreichen Service-Wiederholungen beteiligten sich die Partnerkanäle durch ein umfassendes eigenes Programmangebot. Der ZDFdokukanal strahlte den Dokumentarfilm »Emine aus Incesu« erstmals im Zweikanalton deutsch/türkisch aus. Der ZDFinfokanal gestaltete die Themenwoche mit aktuellen Reportagen »Döner, Kopftuch, Zwangsheirat«, »Ein Döner für Schimanski« und »Das Beste aus zwei Welten«. ARTE hatte unter anderem eine Porträt­reihe über die Gesichter Europas, »Willkommen bei ...«, PHOENIX eine »PHOENIX-Runde«, »Pizza, Gyros, Fladenbrot – vom Gastarbeiter zum Unternehmer« und 3sat eine Sendung »Migranten: Gäste oder Mitbewohner?« im Programm. Der ZDFtheaterkanal beteiligte sich mit der Ausstrahlung der beiden Schauspielauf­führungen »Othello« und »Butterfly Blues« am Themenschwerpunkt.

Resonanz der Schwerpunktwoche
Dem ZDF ist es gelungen, mit seinem Programmschwerpunkt »Wohngemeinschaft Deutschland« bei einer breiten Öffentlichkeit auf das Thema Integration aufmerksam zu machen. Die Relevanz der Themenwoche wird durch eine repräsentative forsa-Umfrage bestätigt: 81 Prozent der Befragten beurteilen die ZDF-Schwerpunktwoche als »sehr gut« beziehungsweise »eher gut«. Die höchste Zustimmung erhält das Konzept mit 84 Prozent von der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen. Darüber hinaus finden es 67 Prozent aller Zuschauer »wichtig, dass das ZDF aktuelle Themen aufgreift und so intensiv behandelt«. 51 Prozent sagen zudem, dass das ZDF damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leistet. Der Programmschwerpunkt war auch ein publizis­tischer Erfolg, der sich mit einer breiten Beachtung und umfangreicher Berichterstat­tung in der Tagespresse mit 76 Artikeln niederschlug. Dabei ist es gelungen, die Intention der Schwerpunktwoche zu vermitteln.

Mit der Schwerpunktwoche »Wohngemeinschaft Deutschland« leistete das ZDF einen weiteren Beitrag für das notwendige Ge­spräch der Kulturen. Die außergewöhnliche Programmanstrengung zum an­spruchsvollen Thema Migration/Integration hat somit Akzente in der gesellschaftli­chen Diskussion gesetzt und insgesamt eine bemerkenswerte Resonanz erzielt. Und dies, obwohl Themen wie Migration und Integration – gleich, in welchen Genres – immer wieder eine He­rausforderung für die Programm-Macher, aber auch für den Zuschauer sind. Im Haus ist dies Anlass, im Hinblick auf weitere Programmschwerpunkte über Verbesserungspotenziale hinsichtlich Umfang, Platzierung und Genreausrichtung von Schwerpunkten nachzudenken. Dies mit dem Ziel, auffällige Themenereignisse noch besser zum profilierenden Angebotselement zu machen.
 
 
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