Seit dem 8. Mai 2006 ist es soweit: Das Nachfolgeprojekt für das Engagement des ZDF für den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche steht fest. Es ist die Medienpartnerschaft mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für die Wiederherstellung und Popularisierung der Museumsinsel im Herzen von Berlin. Unter dem Begriff »Insel der Schätze« wird das Zweite Deutsche Fernsehen in seinen zahlreichen Programmbereichen alles dafür tun, dass aus der größten Kulturbaustelle Europas ein weltweit einzigartiges Paradies für Kunstgenießer und Flaneure wird. »Diese gemeinsame Anstrengung ist ein unverzichtbarer Baustein für das kulturelle Erbe, das wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen.«

»Nach der festlichen Weihe der Frauenkirche ist die Museumsinsel das größte und wichtigste Projekt unseres denkmalpflegerischen Einsatzes geworden. Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr mit der ganzen Breite unseres Programms für die Schönheit und Sanierung der Insel zu werben«, so Markus Schächter auf der Pressekonferenz am 8. Mai in der eben fertig gestellten Basilika des Bodemuseums, das am 17. Oktober 2006 glanzvoll eröffnet wurde.

Nur jeder dritte Deutsche kennt die Museumsinsel, hat eine Umfrage des ZDF ergeben, weiß, dass hier 6000 Jahre Menschheitsgeschichte auf einem Quadratkilometer versammelt sind. Kulturelle Highlights wie der Pergamonaltar und das Markttor von Milet, die Prozessionsstraße von Babylon und das Mschatta-Tor, Nofretete und der »betende Knabe«, Menzels »Flötenkonzert in Sanssoucis« und Caspar David Friedrichs »Mönch am Meer«. 17 Sammlungen in fünf historischen Museumsbauten, von herausragenden Architekten gebaut. Insgesamt über eine Million Kunstwerke für zwei Millionen Besucher jährlich. Im Rang einzig dem Louvre, der Eremitage, dem Metropolitan Museum oder den Museen des Vatikans vergleichbar. Das Ganze seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe.

Bereits seit dem Jahr 2000 begleite ich als Initiatorin des Projekts und Berliner Kulturkorrespondentin des ZDF die Wiederherstellung der Museumsinsel, mache die Berichte für unsere aktuellen Programme und die jährlichen 45-Minuten-Dokumentationen für 3sat und ZDF inklusive der jeweiligen Begleitbücher. (2001: Die Rückkehr der Großen Meister: die Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie; 2002: Die neue Museumsinsel: der Mythos, der Plan, die Vision; 2003: In den Katakomben des Pergamonmuseums; 2004: Jahrhundertprojekt Museumsinsel: das neue Eingangsgebäude; 2005: Nofretete und das Geheimnis von Amarna – Rückkehr der ägyptischen Königin auf die Museumsinsel; 2006: Das Schatzhaus der Könige – Wiedereröffnung des Bodemuseums). Dabei konnten wir schon an vielen Orten hinter die Kulissen blicken, waren in den Depots und auf den Dächern der Museen unterwegs, haben auf den Baustellen der verschiedenen Häuser gedreht und spektakuläre Entdeckungen begleitet, die durch die Wiederherstellung gemacht wurden. Besonders gefreut hat mich, dass wir als größte Fernsehanstalt Europas schon mehrfach Unterstützung geben konnten, als die Riesenmaschine Kulturbaustelle Museumsinsel ins Stocken geraten ist. Die Einschaltquoten von »heute« und »heute-journal« und die durch diese und andere Sendungen ausgelöste kulturpolitische Diskussion haben zum Beispiel dazu beigetragen, dass der Baustopp, den der Bundesfinanzminister für das Pergamonmuseum verhängt hatte, aufgehoben wurde.

Während wir bisher nahezu unauffällig unterwegs waren, ein eingespieltes Drei-Personen-Team, mit den sensibelsten Bereichen bestens vertraut, tritt das ZDF jetzt mit zunehmender Mannstärke auf: Allein für den Image-Trailer, in dem Prominente wie Richard von Weizsäcker und Nadja Auermann für die Museumsinsel werben, war die zehnfache Besetzung inklusive Cateringwagen und Stromverstärkern im Einsatz. Für den virtuellen Rundgang, den die Abteilung Neue Medien für ZDFonline – hier wurde in kürzester Zeit eine grandiose Präsenz der Museumsinsel hergestellt! – präsentiert, waren Steadycams im Einsatz und ganze Kreativteams auf der Insel unterwegs. Auch die Presseabteilung des ZDF und einige Redaktionsleiter haben schon an Führungen durch die fünf Häuser teilgenommen und fühlten sich hinterher »bestens mit dem ansteckenden Virus der Begeisterung infiziert«. Beim ZDF-Sommertreff am 7. Juli 2006 wurde zum ersten Mal das neue ZDF-Logo für die »Insel der Schätze« präsentiert: Nofretete, eine Ecke des Pergamonaltars und die Kuppel des Bodemuseums machen in Orange auf das neue Projekt des Hauses aufmerksam. Das damit geschmückte T-Shirt der Festorganisatoren hätte mancher Besucher gern mit nach Hause genommen.

Aber vorläufig sind es nur die Sendungen, die jedermann von der Museumsinsel oder über ihre Schätze ins Wohnzimmer geliefert bekommt. Im Sommer 2006 beispielsweise das Programm »Antikensommer«. Auf dem Sendeplatz der »ZDF Expedition« am Samstag, 19.30 Uhr, waren es vier herausragende neue Dokumentationen: »Giovanni Belzoni – Im Bann des großen Ramses« und »François Champollion – Wettlauf um den Hieroglyphen-Code«, jeweils in zwei Teilen, und in der Woche um 14.15 Uhr Wiederholungen von spannenden Dokumentationen zum Thema »Altes Ägypten«. Im Bereich der Chefredaktion wurden in dieser Zeit 20 Beiträge, vor allem Porträts über die »Menschen auf der Museumsinsel«, gesendet und eine Webcam installiert, die jederzeit über die Fortschritte auf der Baustelle berichtet. Die Denkmalschutzsendung »Bürger, rettet Eure Städte« wird seit April 2006 von der Museumsinsel moderiert und in »Unsere Besten – Lieblingsorte der Deutschen« wurde auch die Museumsinsel vorgestellt. Zur Eröffnung des Bodemuseums gab es im ZDF Sendezentrum in Mainz eine Ausstellung über die Geschichte und Wiederherstellung der »Kunstkammer der Könige«, die anschließend vom ZDF-Hauptstadtstudio im Berliner Zollernhof übernommen wird.

Die Fernsehspielredaktion denkt über einen Krimi nach, in dem die Museumsinsel eine Hauptrolle spielt und »Wetten, dass ..?« plant für seine nächste Berlin-Sendung eine Außenwette von dort. Der ZDF-Partnerkanal 3sat hat den »Antikensommer« mit einer »Langen Nacht der Museumsinsel« eröffnet und PHOENIX die Wiedereröffnung des Bodemuseums am 17. Oktober 2006 übertragen.

Für 2007 planen »die drei von der Museumsinsel«, Werner von Bergen, Programmdirektion, Daniel Fiedler, 3sat und Carola Wedel, Chefredaktion, einen Programmschwerpunkt zum Thema »Kunst und Krieg«. Anlass: die Ausstrahlung des Hollywood-Films »Troja« im ZDF-Programm und die Eröffnung der Merowinger-Ausstellung in Moskau und Sankt Petersburg, in der vor allem Kunstschätze gezeigt werden, die bis zum Zweiten Weltkrieg dem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gehörten. Dieses ist übrigens an der Ausstellung beteiligt und wird 2009 auf die Museumsinsel zurückkehren. Nicht ohne die Hoffnung, seine Bestände in nicht allzu ferner Zukunft wieder komplettieren zu können.

Es ist mehr als eindrucksvoll zu erleben, was passiert, wenn die große Familie ZDF mit ihren vielen kompetenten und kreativen Mitgliedern aufbricht, um sich gemeinsam für ein Projekt zu engagieren wie die Wiederherstellung der Museumsinsel. Es spricht viel dafür, dass der Wunsch, den Markus Schächter am 8. Mai 2006 geäußert hat, Wirklichkeit wird: »Der Utopie der Museumsinsel liegt der elementare Glaube zu Grunde, dass durch ästhetischen Genuss jedes Einzelnen auch die Gesellschaft als Ganzes gebessert werden kann. Das ZDF als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen fühlt sich einem solchermaßen verstandenen Bildungsauftrag zutiefst verpflichtet. An der Seite der Stiftung Preußischer Kulturbesitz trägt das ZDF dazu bei, dass der bezaubernde Ort im Herzen der Hauptstadt die ihm gebührende mediale Aufmerksamkeit erhält.«