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Andreas Bereczky

HD-ready: die Position des ZDF

 
Andreas Bereczky
Andreas Bereczky
 
 

Die Themen des Jahres 2005 waren zweifellos »Flachbildschirme« und »Hochauflösendes Fernsehen« – bekannt durch die Abkürzung HDTV. Ob auf der IFA in Berlin oder während der Medientage in München, alle sprachen von HDTV und zeigten auf allen Messeständen Flachbildschirme in allen Größen. ProSiebenSat.1 hat als erster TV-Sender in Deutschland die Parallelausstrahlung seiner Programme in HDTV gestartet. Offizieller Sendebeginn war am 26. Oktober 2005. Für die breite Masse der Zuschauer erfolgte diese Einführung leider ohne großes Aufsehen: Es gab keine HD-fähigen Set-Top-Boxen im Handel. Premiere musste aufgrund dieser Tatsache ein paar Tage später den Sendebeginn von HDTV um einige Wochen verschieben. Nicht sehr ermunternde Nachrichten bei der Einführung einer neuen Technologie in Deutschland. Den öffentlich-rechtlichen Sendern wirft man unisono vor, diese Technologie nicht genügend zu unterstützen. Die Zurückhaltung des ZDF kann allerdings nicht ausschließlich mit den fehlenden Empfangsgeräten begründet werden.

Das Thema ist viel komplexer: Seit 1997 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, digitales Fernsehen über Satellit zu empfangen. Seit 2001 wird auch auf terrestrischem Wege digital ausgestrahlt. Bis Ende 2005 – also nach neun Jahren – haben erst 20 Prozent der 38 Millionen Haushalte auf diese moderne Technik umgestellt. 80 Prozent empfangen ihr Fernsehsignal nach wie vor auf analogem Weg, obwohl der digitale Empfang erhebliche Vorteile in Qualität und Programmvielfalt mit sich bringt.

Was bedeutet das für HDTV?
In der Diskussion darf nicht vergessen werden, dass HDTV kein neues Thema ist. Die ersten HD-Geräte kamen bereits in den 80er Jahren auf den Markt. Damals waren die Geräte – in der analogen Welt – unerschwinglich teuer und konnten sich weder bei den Zuschauern noch bei den Sendern durchsetzen. Es ist nicht auszudenken, welche Fehlinvestitionen die Sender getätigt hätten, wenn sie den Empfehlungen der Anbieter von HD-Geräten seinerzeit gefolgt wären. Wir mussten 15 Jahre warten, bis die Einführung der digitalen Technologie die Preise für HD-Geräte auf ein erträgliches Niveau gedrückt hat. Offensichtlich benötigt die Einführung neuer Technologien bis zu zehn beziehungsweise 15 Jahre, bis eine Marktdurchdringung von zirka 30 Prozent erreicht wird. Hierfür gibt es viele Beispiele aus vergleichbaren Branchen (Mobilfunk, Internet, DSL usw.). Wir müssen uns auf eine ähnliche Einführungsgeschwindigkeit bei HDTV einstellen.

Was sind heute die Hindernisse bei den Zuschauern?
Um die Sendungen von ProSiebenSat.1 genießen zu können, muss ein Haushalt zunächst einen HD-ready-Flachbildschirm und eine HD-fähige Set-Top-Box – soweit im Handel verfügbar – erwerben. Die Anschaffungskosten für diese Ausstattung liegen etwa 30 bis 50 Prozent über den Kosten für einen reinen Umstieg auf Digitalempfang. Der Unterschied erreicht je nach Bildschirmgröße schnell 1 000 bis 1 500 Euro pro Haushalt. Da es nicht genügend HD-fähiges Material gibt, sind die Sender gezwungen, ihr Standardprogramm von SD auf HD zu konvertieren und parallel auszustrahlen. In Korea, wo seit Jahren HD-Simulcast – also parallel – ausgestrahlt wird, erreicht der Programmanteil von HD-Sendungen gerade mal 20 Prozent. Das heißt, 80 Prozent des gesendeten Materials wird von SD auf HD konvertiert. Die wahrnehmbare Qualitätsverbesserung des Signals hält sich in Grenzen. Einen deutlichen Vorteil aus Sicht des Zuschauers erlebt man nur bei echten HD-Produktionen.

Warum zögern die Sender?
Diese Frage müssen wir differenziert beantworten. Geht es um HD-Produktionen oder um das Senden im HD-Format? Bei neuen Produktionen, wo ein langer Verwertungs- und Wiederholungswert erwartet wird, sollte man heute schon in HD-Technologie produzieren. Auch dann, wenn zunächst die Ausstrahlung nicht in HD erfolgt. Das ZDF praktiziert zunehmend diesen Weg bei hochwertigen Produktionen wie Dokumentationen, Reportagen, Fernsehfilmen oder Konzerten. Ein paar Beispiele: Dokumentationen wie »Das Gold der Conquistadoren« und »Michelangelo Superstar« oder die Gala zur Eröffnung der Frauenkirche und das Konzert »Adventliche Klänge« aus dem Mainzer Dom wurden in HD produziert und in SD gesendet. Wir zögern an der Stelle also nicht, sondern bereiten uns gezielt auf die HD-Zukunft vor.

Ab wann macht es Sinn, mit der HD-Ausstrahlung zu beginnen?
Diese Frage muss jeder TV-Sender für sich selbst beantworten, denn hier spielen wirtschaftliche Fragen eine zentrale Rolle. Wir müssen berücksichtigen, dass mit der HD-Ausstrahlung – neben der analogen und digitalen Verbreitung – ein dritter Ausstrahlungsweg bewältigt und finanziert werden muss. Wenn wir unterstellen, dass die analoge Ausstrahlung 2010 – wie geplant – abgeschaltet wird, bedeutet dies, dass die Sender bis 2010 drei Ausstrahlungsarten (analog, digital und HD) und ab 2010 immer noch zwei Arten (digital und HD) finanzieren müssen. Weitere Kosten wie Archivierung, Konvertierung, Sendeabwicklung und Kosten für Lizenzrechte – insbesondere bei Sportrechten – sind noch gar nicht berücksichtigt. Es ist leicht verständlich, dass ein gebührenfinanzierter Sender wie das ZDF diese Kosten nur vertreten kann, wenn eine ausreichende Anzahl Zuschauer mit genügend attraktivem Sendematerial versorgt werden kann. Heute ist dies aber noch nicht der Fall. Wir werden trotzdem den Anteil von HD-Produktionen steigern – dort, wo wir langfristige Vorteile erkennen, um über attraktives Material für die HD-Ära zu verfügen.

Was empfehlen wir unseren Zuschauern?
Das ZDF wird weiterhin für die breite Einführung des digitalen Fernsehens auf allen Verbreitungswegen werben. Die Vorteile des digitalen Fernsehens genießt man schon mit geringen Investitionen in der Größenordnung von 100 Euro. In der Regel reicht beim Empfang über Satellit eine digitale Set-Top-Box und gegebenenfalls der Austausch des LNCs (Low Noise Converters) an der Satellitenantenne aus. Qualitätsverbesserung und Programmvielfalt sind sogar beim terrestrischen Empfang sofort deutlich erkennbar. In einem zweiten Schritt empfehlen wir die Anschaffung eines Flachbildschirms. Es gibt bereits ab 1 000 Euro HD-ready-Bildschirme in typischer »Wohnzimmergröße«. Mit dieser Investition werden Sie die Fußball-WM 2006 in vollen Zügen und in guter Qualität erleben können. Auch das ZDF trägt dazu bei, dass sich HDTV weiter entwickeln kann. Wir strahlen die Sportereignisse im 16:9-Breitbildformat aus, dem Format, das auch für HDTV vorgesehen ist. Die WM 2006 werden wir in 16:9 übertragen. Gleichzeitig wird dadurch die Übertragungsqualität des Signals über Satellit deutlich verbessert. Eine Präsentation des Instituts für Rundfunktechnik auf der IFA in Berlin hat gezeigt, dass bei direktem Vergleich das verbesserte Satellitensignal fast HD-Qualität erreicht. Später, vielleicht ab 2008 – Olympische Spiele in China –, wird die Ausstrahlung für dieses Großereignis in HD-Qualität sinnvoll sein. Bei steigendem Anteil von HD-Sendungen müssen die Zuschauer sich lediglich eine HD-taugliche Set-Top-Box anschaffen. Wir erwarten, dass sich die Preise für diese Boxen in den nächsten Jahren ähnlich günstig entwickeln werden, wie es in der Vergangenheit auch bei den Flachbildschirmen der Fall war.
 
 
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