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2005  
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Ferdinand Utner

Der Service, der durch die Lücke kommt – 25 Jahre Teletext

 
Ferdinand Utner
Ferdinand Utner


Austastlücke
Austastlücke
 

Wir schreiben das Jahr 1980. Im ZDF startet die Kultserie »Die Schwarzwaldklinik«, man diskutiert die Notwendigkeit eines Vormittagsprogramms, die letzten Vorbereitungen für die erste »Wetten, dass ..?«-Sendung laufen, und man wagt sich in bisher unbekannte Galaxien: ARD und ZDF wollen am 1. Juli 1980 den Schritt in die digitale Welt wagen und den Videotext in einem gemeinsamen Feldversuch starten.

Natürlich erst einmal zu streng geregelten Sendezeiten von 16 Uhr bis Sendeschluss. Damals im Jahr 1980 noch mit 75 Seiten Inhalt, heute hat der Teletext des ZDF über 1 300 Seiten. Um etwaigen Begriffsverwirrungen gleich vorzugreifen: Nur der gemeinsame Teletext von ARD und ZDF nannte sich Videotext. Ein Begriff, der auch heute noch meistens für alle Teletexte verwendet wird.

Gesendet wird in der ominösen Austastlücke des TV-Sendesignals. Wenn auch nicht bewusst, so haben diese Austastlücken die meisten schon einmal als »Lücke« zwischen einem Laufbild oder einem nicht richtig eingestellten analogen Fernsehbild gesehen. Und das, was in dieser Lücke gesendet wurde, entwickelte sich langsam, aber sicher zum Verkaufsrenner. Keine zwei Jahre nach Start der Pilotphase, Ende 1982, waren schon rund 250 000 Videotext-taugliche Geräte in Gebrauch. Um diese Zahl aber weiter zu steigern und um die neue, zukunftsweisende Technik bekannter zu machen, wurde ab Oktober 1982 eine so genannte Digest-Fassung angeboten. Zwischen Vormittagsprogramm und dem Beginn des Nachmittagsprogramms wurden ständig wechselnde Videotextseiten gesendet, und so konnten sich auch die Zuschauer ohne Videotext-Decoder von den Vorteilen des neuen Mediums überzeugen.

Seit dem Start des Videotext-Projekts hat sich in der Fernseh- und Medienlandschaft vieles grundlegend geändert. Nur das Erscheinungsbild und die wesentlichen Funktionen des Videotexts nicht. Und trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, ist er immer erfolgreicher geworden. Derzeit nutzen jeden Tag durchschnittlich rund 16 Millionen Menschen in Deutschland Teletext (Durchschnittswert von Januar bis November 2005). Über 5,2 Millionen davon den ZDFtext. Der feiert übrigens in diesem Jahr fünfjähriges Jubiläum. Denn im Jahr 2000 hat sich das ZDF aus dem im Wesentlichen von der ARD produzierten, gemeinsamen ARD/ZDF-Videotext verabschiedet und einen eigenen Teletext auf die Beine gestellt.

Ganz zu Beginn noch mit Werbung und rückwärts laufendem Zyklus (Reihenfolge, in der die Teletextseiten gesendet werden). Die Werbung wurde dann mit dem nächsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag verboten und der Zyklus ... – also, rein technisch gesehen, bekommt der Zuschauer seine Teletextseite schneller, wenn die Zahlen links oben beim Warten auf die Seite rückwärts laufen. Wenn man einen im Kreis fahrenden Zug gerade verpasst hat, erreicht man ihn ja auch schneller, wenn man gegen die Fahrtrichtung läuft. Jedoch protestierten die Zuschauer. Sie waren vorwärts laufende Zahlen gewohnt und wollten das auch weiter so haben. Der Zuschauer ist König, der ZDFtext läuft heute vorwärts.

Nach inzwischen über 25 Jahren ist der Teletext nicht mehr aus der Mediennutzung wegzudenken. Es gab zahlreiche Versuche, in der Austastlücke andere Inhalte wie Musik, Software oder Internet-Seiten zu senden. Ein TV-Sender versuchte es sogar mit Hardcore-Videos. Aber vom Zuschauer wirklich angenommen wurde bisher nur der klassische Teletext. Selbst in der digitalen Welt, in der es die Austastlücke nicht mehr gibt, suchte und fand man Wege, den Teletext auch weiter anbieten zu können.

Besonders beliebt ist der Teletext als Informationsquelle: Von den Nachrichten über Sport oder Programminformationen bis hin zu Börsenkursen hält der Teletext die Zuschauer rund um die Uhr auf dem Laufenden. Serviceinformationen und vertiefende Inhalte zu den TV-Sendungen, Untertitelung für Gehörlose oder einfach Ticker für Sportfans bieten einen unverzichtbaren Mehrwert zum Fernsehen.

Mit Karaoke-Funktion bei unseren Musiksendungen oder durch Spielmöglichkeiten wie beispielsweise bei »1, 2 oder 3«, wo Kinder mit Hilfe des ZDFtexts und der Fernbedienung mitspielen können, reizt man derzeit die technischen Möglichkeiten der Teletext-Technik vollends aus.

Aber eben diese über 25 Jahre alte Technik setzt auch viele Schranken. Die Anzahl der Farben und Zeichen ist stark begrenzt. Grafik ist eigentlich gar nicht möglich, relativ lange Wartezeiten von bis zu 25 Sekunden sind unvermeidbar, mehr als 800 reguläre Seiten stehen nicht zur Verfügung und Interaktivität ist auch nur auf geringem Niveau möglich. Und trotzdem: Teletext wird immer beliebter und immer stärker genutzt.

Was bringt so viele Zuschauer dazu, den Teletext trotz all der vorweg genannten Spaßbremsen zu nutzen? Und das trotz neuer technischer Alternativen wie mobiler Dienste oder dem Internet. Lassen Sie mich versuchen, dieses Phänomen in fünf, nicht immer ganz ernst gemeinten, Thesen zu erklären.

Wir sind Teletext
In unserem Zeitalter kann es nicht schnell genug gehen. Das TV-Programm schnell durchzappen, dabei Fastfood genießen und schnell noch eine SMS mit maximal 175 Zeichen abschicken. Telefonieren dauert zu lange. Da passt der Teletext wunderbar ins Leben: Nach maximal 20 Zeilen à 40 Zeichen ist auf der Seite definitiv Schluss. Aber der Teletext kann noch kürzer.

Beim Tickern zum Beispiel. Sei es die Bundesliga auf Seite 222 oder die Börsenkurse auf 666. Und auf Seite 888 tickern wir von Backstage-Splittern bis zu Karaoke-Funktionen alles, was auf drei bis vier Teletextzeilen Platz hat. Nicht zu vergessen die Untertitel. Wofür das Fernsehprogramm einen ganzen Bildschirm braucht, das schafft Teletext in drei Zeilen. Die Krönung ist natürlich die Seite 100. Die besteht eigentlich nur aus Überschriften, und die haben die nette Eigenschaft, nur einzeilig zu sein. Schneller kann man sich einfach nicht informieren.

Teletext ist geil
Wenn Geiz geil ist, dann ist es Teletext schon lange. Denn günstiger als kostenlos geht nicht. Einfach nur die Teletext-Taste drücken, und im ZDF erwarten den Zuschauer rund 1 300 Seiten Information und Unterhaltung.

Noch besser: Der Teletext hilft sogar zu sparen. Sei es mit dem »WISO«-Tipp ab Seite 520 oder die besonders beliebten Telefontarife ab Seite 587. Da zeigt das ZDF, mit welcher Call-by-Call-Vorwahl man am günstigsten ins Festnetz, mobil oder im Ortsnetz telefoniert. Mit der Stauprognose ab Seite 450 kann man sich lange Fahrtzeiten sparen, ein Blick auf die Lottozahlen ab Seite 555 spart übereilte Kündigungen, und das tägliche Rezept auf Seite 546 den Kauf eines Kochbuchs. Und wer den Teletext im Internet unter www.zdftext.de nutzt, spart sich dann auch noch das Warten auf die angewählte Seite.

Die Macht der Gewohnheit
Wer würde nicht gerne noch so aussehen wie vor Jahrzehnten. Wäre das schön, wenn man morgens in den Spiegel blickt und auch nach 25 Jahren noch das gleiche, liebgewonnene Spiegelbild sieht. So ähnlich ist es sicher auch beim Teletext. Wenn man den Knopf auf der Fernbedienung drückt, sieht man ein liebgewonnenes und vertrautes Bild. Da springen einem beim ZDF keine Werbe-Popups ins Gesicht, da muss man nicht suchen, wo die Werbung aufhört und der Artikel beginnt. Nein, da sind alle Felder wohl geordnet und an vertrauten Plätzen. Ab Seite 110 Nachrichten, ab Seite 200 Sport und ab Seite 300 Programm. Seit fast 25 Jahren und das auf allen Kanälen. Sogar die privaten Mitbewerber haben dieses Seitenschema übernommen. Und sicher ist es in unserer schnelllebigen Zeit auch dieses vertraute, zuverlässige und überschaubare Angebot an Information, Service und Unterhaltung, das den Teletext immer beliebter macht.

Weil einfach einfach einfach ist
Keine PINs, kein Hochfahren, keine Abstürze. Man muss nur den richtigen Knopf auf der Fernbedienung finden und schon hat man die erste Übersichtsseite des ZDFtexts auf dem Fernsehschirm. Das System ist so einfach, dass die Teletext-Nutzer meist sogar ihre wichtigsten Seiten auswendig kennen, so genannte »gelernte Seiten«. Die 303 zum Beispiel für das Abendprogramm, die 251 mit der Ersten Bundesliga oder natürlich für den ZDF-Fernsehmacher die 444 mit den TV-Quoten von gestern.

Wir ticken noch richtig
Wesentliches Merkmal aller Teletexte ist die Uhrzeit rechts oben im Bild – sekundengenau und mit der Atomzeit synchronisiert. Zuschauer nutzen sie, um nach dem Thriller den Puls zu messen, Drei-Minuten-Eier nicht nur nach Gefühl zu kochen oder einfach die aktuelle Uhrzeit abzufragen.

Apropos Zeit: Teletext kennt keine Sendezeit, ist 24 Stunden am Tag verfügbar und dabei stets aktuell. Manche Dienste werden stellenweise mehrmals pro Minute aktualisiert. Und so entgeht einem mit dem ZDFtext wirklich nichts. Auch keine Prominenten-Meldung (ab 801), keine Unwetterwarnung (ab 185), keine Nachricht und kein aktuelles Sportergebnis. Rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche.
 
 
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