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2005  
ZDF Jahrbuch
Grundlagen der Programmarbeit
Kristina Hansen
Ulrich Berls
Eva Appel/
Ingeborg Feilhauer
Susanne Kayser/ Ursula Dehm
Heinz Gerhard
Hans-Joachim Strauch
Joachim Krischer

Joachim Krischer

Was die Zuschauer bewegte

 
Joachim Krischer
Joachim Krischer


Gundula Gause und Ulrich Bülow auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung
Gundula Gause und Ulrich Bülow auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung


Das ZDF-Nachrichtenstudio auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung
Das ZDF-Nachrichtenstudio auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung


Joachim Fest auf dem Blauen Sofa bei der Leipziger Buchmesse
Joachim Fest auf dem Blauen Sofa bei der Leipziger Buchmesse
 

Zunächst ein Blick auf die Zahlen: Während die in dem Referat Zuschauerkommunikation bearbeiteten Reaktionen in ihrer Gesamtheit nahezu identisch sind (389270 im Jahr 2004 gegenüber 389724 im Berichtsjahr), so gab es jedoch innerhalb der einzelnen Bereiche einen signifikanten Unterschied: Während im Bereich der Postzuschriften ein Rückgang von rund 5000 Zuschriften (16 Prozent) zu registrieren war, so gab es andererseits etwa im gleichen Umfang einen Anstieg der E-Mails. Die Zahlen im Einzelnen:

E-Mails: 198029
Anrufe: 165593
Postzuschriften: 26102
Anteil E-Mails: 51,0 Prozent
Anteil Anrufe: 42,5 Prozent
Anteil Postzuschriften: 6,5 Prozent

Was verbirgt sich nun inhaltlich hinter diesen nackten Zahlen?

Die Schwerpunkte des Jahres
Bis Mitte Februar war die Tsunami-Katastrophe in Südasien mit 2600 Anrufen und 2300 schriftlichen Stellungnahmen das bestimmende Thema. Während zu Anfang noch relativ viele inhaltliche Anmerkungen kamen, in denen der Berichterstattung gelegentlich vorgehalten wurde, zu sehr auf das Schicksal der von der Katastrophe betroffenen Deutschen zu fokussieren und einige betroffene Gebiete wie zum Beispiel Burma gänzlich unbeachtet zu lassen, so verlagerte sich der Schwerpunkt sehr schnell auf Spenden und Hilfsmaßnahmen. Der Forderung der Zuschauer nach einer Benefizgala kam das ZDF bereits am 4. Januar mit der Sendung »Wir wollen helfen – Ein Herz für Kinder« nach. Das höchst eindrucksvolle Spendenergebnis von über 40 Millionen Euro hatte offenbar zur Folge, dass die Masse der telefonisch gegebenen Spendenzusagen teilweise mit erheblicher Zeitverzögerung eingelöst wurde, was wiederum viele Zuschauer zu entsprechenden Nachfragen veranlasste. Viele fragten auch nach Möglichkeiten, sich auf andere Weise für die Flutopfer zu engagieren.

Außerordentlich engagiert zeigten sich die Zuschauer auch in Bezug auf die umfassende Berichterstattung über die Ereignisse im Vatikan – ausgelöst durch das Ableben von Papst Johannes Paul II. Anfang April 2005. Wenn die Berichterstattung einigen auch als des Guten zuviel erschien, so wurden die Inhalte in der Mehrzahl der 930 Anrufe und 370 Zuschriften doch mit Attributen wie »informativ«, »einfühlsam« und »kenntnisreich« versehen, und die Leistungen der Moderatoren und Kommentatoren als »sachlich«, »kompetent« und »ausgewogen« bezeichnet. Ähnlich äußerten sich die Zuschauer anlässlich des Besuchs des neuen Papstes Benedikt XVI. in Deutschland. Allerdings wurde hier in gut 50 Prozent der 516 telefonischen und 245 schriftlichen Reaktionen bemängelt, dass in ARD und ZDF einmal mehr über weite Strecken zeitgleich dieselben Bilder zu sehen gewesen seien.

Den bereits im Sommer einsetzenden, vorbereitenden Sendungen auf die Bundestagswahl wurde durchweg eine informative und verständliche Darstellung von Sachverhalten und Zusammenhängen attestiert. Über 4800 Anrufe sowie 3100 Reaktionen per E-Mail und Brief offenbarten das außerordentliche Publikumsinteresse an der Wahlberichterstattung. Dabei fanden auch neue Formate wie das »Wahlforum 2005« Anerkennung, speziell, weil dort auch Wählerpositionen Raum gegeben wurde. Für lebhafte Resonanz sorgten naturgemäß die zahlreichen Diskussionssendungen mit Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft, die für viele Zuschauer auch Anlass waren, ihrer persönlichen Unzufriedenheit mit den in ihren Augen von den Vorgenannten verursachten Gegebenheiten Luft zu machen oder die Zusammensetzungen der Runden wie auch die Verteilung der Redezeiten als unausgewogen zu kritisieren.

Am Wahlabend stand die Medienschelte des Kanzlers in der »Berliner Runde« und die Reaktion des ZDF-Chefredakteurs im Mittelpunkt der Zuschauerresonanz. Dabei wurde Nikolaus Brender einerseits Anerkennung dafür gezollt, dass er die demokratischen Spielregeln der Diskussionsrunde verteidigt und durchgesetzt habe. Andere fanden die Reaktion zu heftig, griffen die an die Medien gerichteten Manipulationsvorwürfe auf und stellten Umfrageergebnisse und Hochrechnungen in Frage.

Im Bereich Dokumentationen und Reportagen stießen einige Produktionen auf gleichermaßen starke wie positive Resonanz, welche die hohe Kompetenz des ZDF in diesem Genre widerspiegelt und die Bedeutung von Information als stärkste Säule im ZDF-Programm zu Tage treten lässt. Genannt seien hier beispielhaft der Dreiteiler »Fall Deutschland« (310 Anrufe, 473 Zuschriften), »Die harte Schule der 50er Jahre« (vierteilige Erlebnisdokumentation; 85 Anrufe, 250 Zuschriften) und »Goodbye DDR« (Vierteiler; 64 Anrufe, 121 Zuschriften). Auch die Reisereportagen »Königsberg, ferne, fremde Heimat« (100 Zuschriften) und »China – Reise durchs Reich der Mitte« (350 Zuschriften, 51 Anrufe) fanden großen Zuschauerzuspruch. Geradezu überwältigende Begeisterung schlug dem ZDF in 148 Anrufen und 137 Zuschriften für die »großartige« und »würdige« Übertragung des Festaktes zur Weihe der Dresdener Frauenkirche entgegen. Von Jahr zu Jahr mehr Zuschauerlob erfährt der traditionelle Jahresrückblick des ZDF. Zu dem »Album 2005 – Bilder eines Jahres« wurden 254 Anrufe und 504 Zuschriften registriert.

Den Stellenwert von Beiträgen zur moralisch-ethischen Orientierung des Einzelnen und der Gesellschaft reflektiert das ZDF unter anderem in seiner Reihe »37°«. Die stärkste Zuschauerresonanz verzeichneten hier mit insgesamt 196 telefonischen sowie 242 schriftlichen Reaktionen die Beiträge »Kater Benny vermisst« sowie »Endstation Libanon«, welche den Umgang mit Tieren in unserer Gesellschaft thematisierten. Unvermindert stark war der schon im letzten Berichtsjahr zu verzeichnende Anstieg jener Zuschriften und E-Mails, in denen sich vom schnellen Wandel der sozialen Systeme und der gewachsenen Komplexität des Lebensalltags überforderte und übergangene Menschen rat- und hilfesuchend an das ZDF wandten, das sich seinerseits in seinen Bildungs-, Wissenschafts- und Ratgebersendungen darum bemüht, die Wissenshorizonte seiner Zuschauer zu erweitern und Orientierungshilfen für die alltägliche Lebensbewältigung anzubieten.

Geschichte war auch 2005 ein Informationsschwerpunkt im ZDF. Nachhaltig unter die Haut ging den Zuschauern das Doku-Drama »Das Drama von Dresden« anlässlich des 60. Jahrestags der verheerenden Bombenangriffe. Die Ergriffenheit spiegelte sich in 265 Anrufen und ebenso vielen Zuschriften, in denen sich auch viele Zeitzeugen zu Wort meldeten.

Das Sportjahr im ZDF hatte auch ohne Olympische Wettbewerbe und Fußball-WM einiges zu bieten. Zum FIFA Confederations Cup 2005 wurden 846 telefonische und 142 schriftliche Stellungnahmen registriert. Auf großen Zuspruch stießen dabei die Analysen des neuen Expertenteams Jürgen Klopp/Urs Meier. Bei der Tour de France (613 Anrufe, 510 Zuschriften) fanden die programmbezogenen Begleitangebote im Internet sowie der reibungslose E-Mail-Service lobende Beachtung. Die Berichterstattung von der Leichtathletik-WM wurde in 157 Zuschriften und 121 Anrufen kommentiert.

Das Genre Telenovela war in Deutschland längst abgeschrieben, bis »Bianca« im Verlauf des Jahres alle Erwartungen übertraf und am Ende über 6500 »Süchtige« zur Tastatur greifen ließ. An keinem Vorabend kann man seitdem bei der Konkurrenz den Sehnsüchten junger Frauen entgehen. Seitdem hat es »Julia« auf ihren Wegen zum Glück etwas schwerer, bei den Zuschauern einen vergleichbaren Sturm der Begeisterung zu entfachen.

Originäre Geschichten aus dem deutschen Alltag profilieren den Fernsehfilm der Woche, der die ganze Bandbreite der fiktionalen Genres von Komödie über Drama bis Krimi umspannt. Herausragend aus Zuschauersicht waren im Berichtsjahr »Die Leibwächterin« (107 Zuschriften) sowie – hier vor allem wegen der eingängigen Filmmusik – »Zwei Weihnachtshunde« (249 Zuschriften, 40 Anrufe).

In den vergangenen Jahren bemühte sich das ZDF – ohne die klassischen Zuschauermagnete wie »Wetten, dass ..?« oder die sich in den Dienst sozialer Anliegen stellenden Shows zu vernachlässigen – verstärkt um die Etablierung von Showformaten, die Unterhaltung und Wissensvermittlung in neuer Form kombinieren. Hier gewann vor allem »Gottschalks großer Bibel-Test« am Gründonnerstag als »wunderbare Einstimmung auf die Osterfeiertage« und »gelungene Annäherung an dieses Thema« die Sympathie eines großen Teils der Zuschauer (272 Anrufe und 642 Zuschriften), die darüber hinaus reges Interesse an Begleitangeboten wie auch an dem in der Sendung dargestellten Fragenkatalog zeigten.

Eine wichtige und wirksame Vermittlerrolle zwischen Programmentscheidern und Programmkonsumenten kommt der Zuschauerredaktion immer dann zu, wenn kurzfristig beschlossene Abweichungen und Änderungen vom angekündigten Programmablauf wirksam werden. Während sich diesbezüglich in den Tagen nach der Tsunami-Katastrophe noch relativ wenig Widerstand regte (262 Anrufe, 70 Zuschriften), waren die zahlreichen Programmänderungen nach dem Tod des alten und der Wahl des neuen Papstes von ungleich stärkeren Protesten begleitet (2 514 Anrufe, 1450 Zuschriften).

Als sehr gewöhnungsbedürftig aus Sicht der Zuschauer erweist sich die kurzfristige Herausnahme von Programmen, besonders, wenn es sich dabei um Serien handelt und die Herausnahme ohne unmittelbare Erklärung oder Begründung erfolgt. Dies traf zu Beginn des Jahres nach wenigen Folgen die Familienserie »Die Albertis« (4347 Anrufe, 6603 Zuschriften), im Oktober die Nachmittagswiederholungen von »Samt und Seide« (1550 Anrufe, 1103 Zuschriften) und am Ende des Jahres die neuen Folgen der »girl friends« (1172 Anrufe, 1335 Zuschriften). Auffällig ist, dass sich die meisten Zuschauer den erfolgten Erklärungen durch die Mitarbeiter der Zuschauerredaktion für diese Entscheidungen gegenüber sehr einsichtig und konziliant zeigen, vor allem unter dem Hinweis auf eine erneute Einplanung zu einem späteren Zeitpunkt und in einem geeigneteren Konkurrenzumfeld.

Im Falle der »Albertis« ging die Zuschauerredaktion erstmals einen neuen Weg, indem sie unmittelbar, nachdem die ausstehenden Folgen für den Herbst 2005 neu eingeplant waren, an die bestehenden Zuschauerkontakte anknüpfte und die an der Serie interessierten Zuschauer unaufgefordert über die neuen Sendetermine informierte. In einer ähnlichen Aktion wurden die Kritiker der Verlegung des »aktuellen sportstudios« zeitnah über die Rückkehr der Sendung auf den ursprünglichen Sendeplatz in Kenntnis gesetzt. Die Reaktion war in beiden Fällen überwältigend positiv; einen solchen, hervorragenden Service sei man allgemein nicht gewohnt. Für die Zuschauerredaktion selbst war diese Art der Kontaktaufnahme zu den Zuschauern ein erstes sich unmittelbar auswirkendes Ergebnis im Erarbeitungsprozess für neue Konzepte zur weiteren Optimierung der Kundenkommunikation.

Öffentliche Verantstaltungen
Spitzenreiter in der Nachfrage nach Eintrittskarten zu ZDF-Sendungen war einmal mehr »Wetten, dass ..?«. Da hier die Schere zwischen Angebot und Nachfrage weit auseinander klafft, ist es nicht verwunderlich, dass eine Reihe der Eintrittskarten zu überhöhten Preisen auf Internetplattformen angeboten und verkauft werden. Die Zuschauerredaktion begegnet seit Herbst 2005 dieser Unsitte, indem sie die Tickets erst am Tag der Veranstaltung vor Ort ausgibt.

Insgesamt besuchten 193491 Zuschauer die öffentlichen ZDF- und 3sat-Veranstaltungen des Jahres 2005. Die Gesamtzahl setzt sich folgendermaßen zusammen:

Veranstaltungen im Sendezentrum Mainz und auf dem Gelände des Sendezentrums: 91870 Besucher
Hallenveranstaltungen und openair: 56740 Besucher
Studioproduktionen: 44881 Besucher

Darüber hinaus nahmen 47297 Besucher an den ZDF-Führungen teil.

Öffentlichkeitsarbeit
Das ZDF informierte seine Besucher nicht nur im Sendezentrum und in den Landesstudios, auch bei Messen und Medienveranstaltungen konnten diese einen Blick hinter die Kulissen wagen und das ZDF live vor Ort erleben. Auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung in Mainz sowie beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig konnten sich die Messebesucher aus erster Hand über die Arbeit eines ZDF-Nachrichtenmoderators informieren: In einem aufgebauten »heute«-Studio hatten die Protagonisten Gelegenheit, sich als Nachrichtensprecher zu versuchen. Professionelle Hilfestellung und Ratschläge gaben vor Ort ZDF-Redakteure wie Gundula Gause, Barbara Hahlweg, Yvonne Ransbach und Henner Hebestreit.

Auch die ereignisreiche »Wahltour 2005« wurde in alle 16 Bundesländer mit einer Variante des »heute«-Studios begleitet. Zwischen den einzelnen Liveschalten in diverse Sendungen konnte das zahlreiche Publikum begeistert und zum Mitmachen animiert werden. Als Vorbilder fungierten auch hier wieder prominente ZDF-Köpfe.

Aber auch sportlich konnten die Zuschauer ihr Glück versuchen. Die legendäre Torwand aus dem »aktuellen sportstudio« lud zum Preisschießen ein und fand großen Anklang bei Jung und Alt.

Neben zahlreichen anderen Sendungen wie »Willkommen bei Carmen Nebel«, »Echo Klassik«, »Menschen 2005« und vielen anderen mehr sind natürlich auch die beiden namhaften Buchmessen in Leipzig und Frankfurt nicht zu vergessen.

»aspekte« feierte in Frankfurt seinen 40. Geburtstag und präsentierte wieder Top-Autoren und deren Bücher auf dem Blauen Sofa. 2005 erlebten auf beiden Buchmessen insgesamt rund 410 000 Besucher täglich bis zu 15 prominente Schriftsteller hautnah. Unter anderem nahmen in Leipzig Claus Kleber, Sky du Mont, Charles Aznavour und in Frankfurt Elke Heidenreich, Wolfgang Herles, Mario Adorf, Joachim Fest und Ken Follett, um nur einige zu nennen, auf dem populären Blauen Sofa Platz.
 
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