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2004  
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Jutta Lieck-Klenke
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Charakter soll es haben

 
Jutta Lieck-Klenke
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Eva Hermsdorf, gespielt von Pauline Knof, soll aus dem Wildfang Hella (Paula Kalenberg) eine echte Dame machen. Szene aus »Durch Liebe erlöst«
Eva Hermsdorf, gespielt von Pauline Knof, soll aus dem Wildfang Hella (Paula Kalenberg) eine echte Dame machen. Szene aus »Durch Liebe erlöst«


»Das Zimmermädchen«: Studentin Carla (Stefanie Stappenbeck) möchte sich als Zimmermädchen auf der Insel Amrum endlich als »ganze Frau« fühlen
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»Die Nachrichten«: Wegen eines Stasi-Verdachts droht dem Nachrichtensprecher Jan Landers (Jan Josef Liefers) ein jähes Karriereende
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Mariele Millowitsch und Jürgen Vogel in »Die Sonnenuhr«
Mariele Millowitsch und Jürgen Vogel in »Die Sonnenuhr«
              
 

Seit April 2003 hat Network Movie eine Dependance in Hamburg am Hafen. Begleitet von den ohnehin skeptischen Blicken der Branche haben wir in Windeseile unsere Schreibtische aufgestellt und uns in die Arbeit gestürzt. Ein Neuanfang ohne den üblichen Aufwand, ohne schwierige Abstimmungsprozesse, ohne Reibungsverluste. Zu verdanken ist das der Tatsache, dass Reinhold Elschot und ich schon seit Jahren ein eingespieltes Team sind in der Zusammenarbeit als Koproduzenten beziehungsweise in früheren Jahren als Redakteur und Producerin. Mindestens genauso wichtig war die Unterstützung und das Vertrauen, das mir von Anfang an von Seiten der ZDF-Verantwortlichen und unseres Gesellschafters entgegengebracht wurde. Im Juni starteten wir bereits mit den Dreharbeiten zur Staffel sechs der allseits bekannten Serie »girl friends«, die sich dann ab Januar 2004 mit erfreulichen Quoten mittwochs in der Primetime gegen »Nicola« bei RTL, gegen »Wolffs Revier« bei Sat.1 und den ARD-Mittwochsfilm behauptete, und das, obwohl Mariele Millowitsch und Walter Sittler nur noch beim Pilotfilm dabei waren.

Dafür konnten wir Mariele Millowitsch davon überzeugen, uns gemeinsam auf die Suche nach neuen Stoffen mit einer weiblichen Hauptfigur zu machen, die eine reizvolle Rolle für sie sein könnte:

»Die Sonnenuhr«

Die erste deutsche Verfilmung des Bestsellerautors Maarten ‘t Hart (Das Wüten der ganzen Welt), der für seine schwarzhumorigen Romane bekannt ist: Mariele Millowitsch findet sich als Leonie Krüger nach dem Tod ihrer engen Freundin Roos plötzlich als Versorgerin von drei Katzen in Flensburg wieder. Sie wird bei der Ermittlung der Todesursache tatkräftig von ihrer ungewollten Bekanntschaft, Bauunternehmer Fred, gespielt von Jürgen Vogel, in unsägliche Situationen gebracht. Millowitsch zeigt sich in diesem skurrilen Krimi von ihrer schlagfertigen Seite, wie wir sie kennen – aber wir erleben sie hier auch plötzlich schüchtern und sanft, wie sie sich mit Jürgen Vogel die Bälle zuspielt, der mehr wird als ein guter Freund …

Als seltsames Paar könnte man auch Axel Milberg und Stefanie Stappenbeck bezeichnen, die in der mit Sicherheit überraschendsten Liebesgeschichte dieses Jahres zu sehen sind:

»Das Zimmermädchen«

Auch wenn der Dreh auf Amrum immer wieder durch stürmische Tiefausläufer zum Erliegen kam, hat Regisseur Matthias Tiefenbacher es verstanden, dieser Sommerkomödie zugleich die nötige Tiefe und Leichtigkeit zu geben. Annegret Held – autobiographisches Vorbild für Andreas Dresens Film »Die Polizistin« – hat den Roman geschrieben, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht, die sich längst zu alt dafür fühlt, dass sie immer noch Jungfrau ist, und beschließt, diesen Zustand endlich zu überwinden. Ein Feel-Good-Movie, nach dem man versucht ist, sein Handy ins Meer zu werfen und für das nächste halbe Jahr einen Strandkorb auf Amrum zu mieten.

Nach drei diesjährigen Produktionen, die wir in Schleswig-Holstein gedreht haben, wissen wir, dass sich an Nord- und Ostsee alles – von der Sommerkomödie bis zum Polit-Thriller – erzählen lässt:

»Mord am Meer«

Heino Ferch und Nadja Uhl brillieren in ihrem intensiven Spiel zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit. Unterstützt werden sie dabei von einer ungewohnten Weite und Atmosphäre der Bilder. Die Jury des TV-Produzenten-Preises beim Filmfest Hamburg 2004 wählte »Mord am Meer« zum Gewinner. In der Begründung dafür heißt es: »Starke Figuren, die menschlich wirken, klare Konflikte, die das Leben für immer zu verändern drohen, komplexe menschliche Beziehungsprobleme, unvorhersehbare Wendungen in der Handlung, Musik, die sich nicht aufdrängt, ( … ) und eine visuelle Umsetzung, die auch auf der großen Kinoleinwand überzeugt. 89 Minuten spannende Unterhaltung im besten Sinne des Wortes.«

Matti Geschonneck schmuggelt gekonnt Informationen zur politischen Vergangenheit beider Teile Deutschlands in den Film hinein und entlarvt Machtmechanismen. Ein Thema, das ihn auch in seinem nächstem Film beschäftigt:

»Die Nachrichten«

Jan Josef Liefers spielt den Nachrichtensprecher Jan Landers, der es geschafft hat: Aufgewachsen in Ostberlin, hat er nach der Wende im Westen Karriere gemacht. Plötzlich ein paar vage Gerüchte, ein erster Stasi-Verdacht. Blitzschnell wendet sich das Blatt: Jan Landers wird vom Sender genommen. Er muss sich auf die Spuren seiner Vergangenheit machen und trifft dabei auf unglaubliche Machenschaften. Den Roman und das Drehbuch schrieb Alexander Osang, Autor und Spiegel-Korrespondent in New York, mehrfach ausgezeichnet mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis. Matti Geschonneck hat daraus einen hoch aktuellen politischen und zugleich tragisch-komischen Film mit prominenter Besetzung gemacht: Neben Jan Josef Liefers spielen Henry Hübchen, Dagmar Manzel, Uwe Kockisch, Nina Kunzendorf, Udo Samel und Herbert Feuerstein.

»Durch Liebe erlöst – Das Geheimnis des Roten Hauses«

Courths-Mahler gilt zu Unrecht als Kitschautorin. Sie wurde einige Male von Verlagen umgeschrieben und viele kennen die lesenswerten Originale nicht. Die Kunst bei diesem historischen Stoff ist es, mit dem Film nicht Kitsch, sondern große Gefühle qualitativ gut zu erzählen. Die Entwicklung des Drehbuchs dauerte deshalb Jahre, und erst der Ansatz von Silke Zertz konnte überzeugen. Umso schneller gelang es nach dieser großen Hürde, hochkarätige Schauspieler wie Natalia Wörner, Tim Bergmann und Pauline Knof für das Projekt zu überzeugen. Der historische Zweiteiler erzählt eine ständeübergreifende Liebesgeschichte, bei der die Verhältnisse zwischen »oben« und »unten« auf einem Schloss ordentlich durcheinander geraten.

Kein Zufall, dass die erwähnten Filme alle auf literarischen Vorlagen beruhen. Man könnte denken, wir seien zu faul, uns gute Originalstoffe auszudenken. Aber es gibt gute Gründe für unsere Entscheidungen: In vielen deutschen Drehbüchern wird auf die Entwicklung von glaubwürdigen Charakteren leider immer noch zu wenig Wert gelegt. Die Autoren von Romanen haben diese Arbeit bereits geleistet, wovon wir in hohem Maße profitieren, wenn wir eine literarische Adaption machen. Das nimmt einem nicht die dramaturgische Arbeit, die bei Romanverfilmungen oft sehr aufwändig ist, aber mit wahrhaftigen Figuren, die man in die Welt schicken kann, hat man einen Schatz, der sich gar nicht hoch genug veranschlagen lässt.

Bei Serien und Reihen sind authentische Charaktere und ihre Besetzung besonders wichtig, denn die Figuren werden zu Freunden, und man verfolgt über längere Zeit mit Spannung ihre Entwicklung wie zum Beispiel bei

»Die Albertis«

Der Zweiteiler und die Serie mit 13 Folgen zeigen Familienleben, wie es ist und jeder von uns kennt – eben nicht perfekt. Autor Christian Pfannenschmidt erzählt über das moderne und inzwischen alltägliche Phänomen der Patchwork-Familie. Ein Programm, das die Rollenbilder im besten Sinne und nach modernen Maßstäben neu definiert und zeigt, dass alles möglich ist. Seit Ausstrahlungsbeginn gilt die Hauptdarstellerin Katharina Abt mit ihrer frischen, natürlichen Spielart als Neuentdeckung im deutschen Fernsehen.

Die vorgestellten Projekte können und sollen nur einen Ausschnitt aus der Palette zeigen, die Network Movie jedes Jahr produziert. Ob Serie, Reihe oder 90-Minüter – wir versuchen zumindest, es so zu halten, wie Woody Allen einmal empfohlen hat: »Erfolgreich zu sein heißt, anders zu sein als die anderen.« Ob uns das gelingt, entscheidet letztlich der Zuschauer. Wir arbeiten weiter daran.

 
 
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