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2004  
ZDF Jahrbuch
Programmbouquet und Beteiligungen
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Simone Emmelius

Olympische Vision – Digitales aus Athen

 
Simone Emmelius
Simone Emmelius


Interaktive Begleitung
Interaktive Begleitung
              
 

Athen 2004, das waren die ersten digitalen Olympischen Spiele, das erste digitale Großereignis in Deutschland überhaupt. Den Zuschauern bot sich die Chance, in einem bislang nicht gekannten Umfang die sportlichen Leistungen der Athleten am Bildschirm mitzuerleben. Auf vier digitalen Kanälen wurde zwischen dem 14. und 29. August 2004 täglich von neun bis 23 Uhr live gesprungen, gelaufen, geschwommen und gespielt.

Für ARD und ZDF waren die digitalen Olympiakanäle auch ein Beweis für die Leistungsfähigkeit von ARD-Digital und ZDFvision. Gut 1 400 Stunden olympisches Programm insgesamt strahlten beide öffentlich-rechtliche Systeme innerhalb von 16 Tagen aus, mehr als jeder andere Sender weltweit! Der Einsatz der digitalen Verbreitungsmöglichkeiten bot erstmals die Chance, die zur Verfügung stehenden Übertragungsrechte nahezu vollständig selbst zu nutzen. Auch und gerade »Randsportarten« kamen ausführlich zum Zuge und blieben nicht in Ermangelung ausreichender Sendezeiten auf eine Zusammenfassung der wichtigsten Höhepunkte beschränkt.

Um dies zu leisten, nutzten ARD und ZDF ihre staatsvertragliche Möglichkeit, einzelne Kanäle ihres Bouquets ganz oder zeitweilig zu substituieren: Das ZDF schickte während der Olympischen Spiele die Ausstrahlung von ZDFdokukanal und ZDF Theaterkanal (sowie aufgrund bestimmter technischer Spezifika EuroNews) in die Sommerferien, die ARD die beiden Programme EinsMuxx und EinsFestival.

Athen 2004 war eine gemeinsame Anstrengung, und dies fand seinen Niederschlag in der einheitlichen Namensgebung, der formalen Gestaltung und im gemeinsamen visuellen Erscheinungsbild der vier Digitalkanäle. Die schnelle Auffindbarkeit der Olympiakanäle war dadurch trotz der bestehenden Angebotsfülle digitaler Programme über Kabel und Satellit ebenso sichergestellt wie die klare Identifizierbarkeit der vier Sender als gemeinsames ARD/ZDF-Angebot. Und in der operativen Umsetzung bedeutete Olympia digital: Der zusätzliche Aufwand für alle vier Kanäle wurde nahezu ausschließlich aus einer besseren Auslastung grundsätzlich notwendiger Ressourcen, nicht aber aus einem nennenswerten »Extra«-Budget erwirtschaftet.

Programmgestaltung

Olympia im ZDF-Hauptprogramm – das ist immer das Premiumprogramm für alle Sport-gerne-Gucker, das sind alle Höhepunkte, alle Entscheidungen. Die digitalen Kanäle »Athen 1«, »Athen 2«, »Athen 3« und »Athen 4« waren konzipiert als Sportangebot für »Rundum-Dauerfans« und für solche, die sich ganz selektiv für eine Sportart interessieren. Kompetent begleitet und kommentiert wurde das Programm von den ausgewiesenen Sportexperten der ARD und des ZDF. Im täglichen Wechsel arbeiteten die Redaktions- und Produktionskollegen beider Häuser entweder für die vier Digitalkanäle oder aber für ihr jeweiliges Hauptprogramm.

Jeder Digitalkanal hatte eigene Sportartenschwerpunkte. Dadurch wurde das Gesamtangebot übersichtlich gegliedert und die Wiederauffindbarkeit der einzelnen Sportarten vereinfacht.

1 (EinsMuxx): Schwimmen – Reiten – Segeln – Turnen – Tischtennis – Kunst- und Turmspringen
2 (ZDFdokukanal): Rad – Leichtathletik – Beach-Volleyball – Tennis – Badminton – Basketball – Taek Won Do – Ringen
3 (ZDF Theaterkanal): Rudern – Kanu – Boxen – Handball – Fechten – Ringen
4   (EinsFestival): Hockey – Fußball – Volleyball – Basketball – Judo

Die Leitung für die produktionelle ARD/ZDF-Olympiakoordination lag in diesem Jahr beim ZDF. ZDFvision hatte die Federführung für die operative Koordination der Digitalkanäle, das visuelle Erscheinungsbild der »Athen«-Kanäle und die Schaffung einer interaktiven Sendungsbegleitung übernommen. Dadurch war sichergestellt, dass die inhaltlichen und produktionellen Möglichkeiten der Digitaltechnologie gewinnbringend in die Programmgestaltung des Gesamtangebots integriert werden konnten.

Die Programmverantwortung für die redaktionelle Gestaltung der digitalen Olympiakanäle lag bei den Sportredaktionen von ARD und ZDF. Sie wählten auf Grundlage eines gemeinsam erarbeiteten Programmplans aus den von der EBU angebotenen insgesamt 42 Bildquellen das Richtige aus und erstellten daraus die vier Programme, die sendefertig nach Mainz und Potsdam überspielt wurden. Darüber hinaus gab es in der Zeit zwischen zirka 23 und neun Uhr zwei unterschiedliche Versionen einer Nachtzusammenfassung mit den wichtigsten Olympiaereignissen des Tages. Insgesamt führte der enge Schulterschluss zwischen den etablierten Fachredaktionen beider öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten mit den Digitalbouquets zu einem großen Know-how-Transfer für die Projektierung und Durchführung eines innovativen, inhaltlich und produktionell anspruchsvollen, internationalen Programmereignisses.

Interaktive Begleitung

Unverzichtbar für eine zeitgemäße Digitalberichterstattung ist eine interaktive Programmbegleitung, die dem Zuschauer per Knopfdruck auf der Fernbedienung aktuelle und weiterführende Informationen parallel zum laufenden Fernsehprogramm liefert: unmittelbar anstehende Wettkampfentscheidungen, gültige Medaillenspiegel, Überblick über das Programmangebot aller Olympiakanäle.

Dieses Zusatzangebot, eine so genannte »Applikation«, hatte einen »Nachrichtenticker« integriert und war ganz einfach mit der Fernbedienung zu benutzen. Sie wurde in identischer Form in den vier »Athen«-Kanälen sowie dem jeweiligen Hauptprogramm mit Olympiaberichterstattung ausgestrahlt. Dadurch war sichergestellt, dass der Zuschauer aus der Applikation heraus von einem Olympiakanal zum anderen wechseln konnte, ohne den Informationsdienst selbst verlassen zu müssen.

Die übergeordneten digitalen Informationsdienste von ARD und ZDF – der ZDFdigitext und der ARD-Onlinekanal boten ergänzend noch tiefer gehende Olympiainformationen wie zum Beispiel Sportlerbiografien oder Ähnliches.

Wie bei der Produktion des Fernsehprogramms wurde auch bei der Aufbereitung der Inhalte für die interaktive Sendungsbegleitung arbeitsteilig zwischen den Digitalbouquets ARD-Digital und ZDFvision und den sendereigenen Onlinediensten ARDonline und ZDFonline verfahren, um unnötigen Aufwand und damit verbundene Kosten zu vermeiden. Dabei griffen ARD-Digital und ZDFvision so weit wie möglich auf ohnehin bestehende Datenquellen der Onlinedienste zurück. Andererseits nutzten die Onlineangebote Daten, die im Zuge des Olympia-Angebots erforderlich werden und originär von ARD-Digital oder ZDFvision erzeugt wurden.

Erfolg

Die Leistungen von ARD und ZDF sind unter drei Gesichtspunkten von nachhaltiger Bedeutung:

  • Vielfältig: Presse und Zuschauer lobten gleichermaßen den Mehrwert, der in der komplementären Vielfalt des Gesamtangebots steckt und ihnen die Möglichkeit zur Befriedigung ihrer ganz individuellen Olympiabedürfnisse gibt.
  • Kompetent: Die fachliche Kompetenz, die von den Reportern in der umfassenden und detaillierten Kommentierung in den Digitalkanälen ausgespielt werden konnte, wurde ebenso anerkannt wie die produktionelle Leistungsfähigkeit der Öffentlich-Rechtlichen. Das Ergebnis: Fast alle Befragten der forsa-Umfrage möchten, dass ARD und ZDF die Olympischen Spiele auch weiterhin übertragen, nur zwei Prozent möchten sie lieber bei den Privatsendern sehen.
  • Modern: Digitales Fernsehen und Interaktivität sind in der Öffentlichkeit konnotiert mit einem positiven, modernen, die Zukunft offensiv gestaltenden Image. Durch die digitalen Olympiakanäle übertragen die Zuschauer dieses Image auch auf die öffentlich-rechtlichen Sender.

Die Leistungen der digitalen Olympiawelt in Zahlen: Die technische Reichweite für Digitalfernsehen lag im August 2004 bei rund 10,6 Millionen Zuschauern. Durchschnittlich haben 740 000 Seher pro Tag – an Spitzentagen sogar bis zu 970 000 Seher – mindestens eine Minute einen der vier Olympiakanäle gesehen (Mehrfacheinschalter wurden nur ein Mal gezählt). In der Summe über den gesamten Zeitraum kumuliert waren es 2,88 Millionen Seher. Der durchschnittliche Marktanteil des digitalen Olympia-Angebots lag gesamt bei 0,31 Prozent.

Die digitalen »Athen«-Kanäle in Verbindung mit dem Olympiaprogramm im ZDF beziehungsweise dem Ersten, das war Sportberichterstattung auf qualitativ und quantitativ höchstem Niveau; ein komplementäres Olympia-Angebot, das inhaltlich und gestalterisch aufeinander bezogen war. Die interaktiven Zusatzdienste vernetzten dieses Angebot zusätzlich und erweiterten es damit um eine weitere Dimension.

Uns ist es mit dem Olympiaprogramm gelungen, den Zuschauern, den Netzbetreibern, der Geräteindustrie und anderen Partnern die inhaltlichen Möglichkeiten der digitalen Technik eindrücklich vor Augen zu führen. Spürbar ist deshalb auch, wie das Interesse der Zuschauer an den Olympischen Spielen die Aufmerksamkeit für die Digitalangebote von ARD und ZDF beziehungsweise für Digitalfernsehen generell beeinflusst hat. Seit Juni ist beispielsweise der Digitalempfang um rund eine Million Nutzer gestiegen – nicht ausschließlich, aber auch ein Erfolg von Olympia digital.

Unsere Bilanz: Die Erweiterung des Olympia-Angebots um vier zusätzliche Digitalkanäle war programmlich, publizistisch und strategisch ein voller Erfolg. Und zum Erfolg gibt es keine Alternative. Es gibt allerdings die Chance, ihn zu variieren.

 
 
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