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2004  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Thomas Bellut
Hans Janke
Hans Helmut Hillrichs
Peter Arens
Michaela Pilters/Reinold Hartmann
Hanne Huntemann/Brigitte Klos
Hiltrud Fischer-Taubert
Marita Hübinger
Susanne Becker/Sabine Kemper-Buhl
Sabine Groß
Frank Hof
Pit Rampelt
Norbert Lehmann
Bettina Schausten
Roland Strumpf
Halim Hosny/Luc Walpot
Eberhard Piltz
Michael Opoczynski
Guido Knopp
Eberhard Figgemeier/Dieter Gruschwitz

Michaela Pilters/Reinold Hartmann

Service für die Seele

 
Michaela Pilters
Michaela Pilters


Reinold Hartmann
Reinold Hartmann


Fernsehgottesdienst in der St.-Marien-Kirche in Berlin
Fernsehgottesdienst in der St.-Marien-Kirche in Berlin


Fernsehkameras bei Aufnahmen zum Fernsehgottesdienst in Aalen
Fernsehkameras bei Aufnahmen zum Fernsehgottesdienst in Aalen
              
 

25 Jahre Gottesdienste im ZDF – das ist im Fernsehen fast schon eine Ewigkeit. Was fasziniert die Zuschauer an den Gottesdiensten so, dass sie jeden Sonntag einschalten, und zwar immer mehr?

Es sind die Menschen, denen wir in den Gottesdiensten begegnen, wirkliche Menschen mit echter Freude und echten Sorgen. Die meisten von ihnen standen noch nie vor der Kamera! Während das Fernsehen nach so genannten Real-Live-Formaten sucht, also nach dem echten Leben – und dabei oft nur erbärmliche Kopien herauskommen –, ist ein Real-Live-Format schon längst da: seit 25 Jahren, der Gottesdienst. 45 Minuten Realität, jeden Sonntag, live. So unmittelbar, so glaubwürdig kann Fernsehen sein. Und was faszinierend ist, diese Realität weist über sich hinaus, in eine ganz andere Dimension.

Fernsehgottesdienste sind noch in ganz anderer Weise attraktiv: Für manche Zuschauer sind sie die letzte Brücke zur Kirche geworden, weil sie körperlich nicht in der Lage sind, selbst in den Gottesdienst zu gehen. Für ältere und kranke Menschen ist es vor allem der Wunsch und die innere Verpflichtung, am Sonntag einen Gottesdienst zu besuchen, der sie zum Einschalten bewegt, wenn sie das Haus nicht mehr verlassen können. Für andere dagegen ist es der erste Kontakt mit Kirche, weil sie sich scheuen, einen solchen Raum zu betreten. Diese ZDF-Fernsehgemeinde ist gewissermaßen Deutschlands größte Gemeinde, und zwar eine ökumenische. Dabei sind die Zuschauer meist mehr als nur Konsumenten, sie sind Teilnehmer des Gottesdienstes. Sie bilden eine Gemeinschaft der Feiernden, und das Fernsehen ermöglicht den Zuschauern, an dieser Gemeinschaft teilzunehmen, sich einzufügen in die Liturgie.

Das große Interesse an den sonntäglichen Gottesdiensten zeigt, dass unsere Gesellschaft auch von Überzeugungen lebt, die der Staat und die Wirtschaft nicht vorgeben können. Diese Geistesgegenwart speist sich aus anderer Quelle. Es ist ein besonderes Orientierungswissen, das hier jeden Sonntag weitergegeben wird, von den Gemeinden und ihren Pfarrern – an die Zuschauer. Die ZDF-Gottesdienste sind ein wichtiges Forum für diesen Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft, zwischen zeitgemäßem Glauben und moderner Lebenswelt geworden. Mit der Übertragung der Gottesdienste leistet das ZDF einen Beitrag zur Kultur des Sonntags – aber es ist mehr als das. Es handelt sich ja gerade nicht um ein isoliertes Sonntagsgeschehen, sondern die Impulse, der Zuspruch und die Anregungen des Sonntags strahlen auf die Wochentage aus.

25 Jahre Gottesdienste, das ist auch eine Erfolgsgeschichte. Angefangen haben die regelmäßigen Übertragungen 1979 mit rund 400 000 Zuschauern. In diesem Jahr sind es durchschnittlich 900 000 Zuschauer, die nach diesem besonderen Orientierungswissen fragen. Seit seiner Gründung hat das ZDF Gottesdienste übertragen, zunächst vereinzelt und zu bestimmten Anlässen. Seit 25 Jahren gibt es sie regelmäßig: anfangs monatlich, dann vierzehntäglich und seit 1986 wöchentlich. Keine Festgottesdienste, sondern normale Gemeindegottesdienste, nicht nur aus Kathedralen und Domen, sondern auch aus Dorfkirchen und Gemeindehäusern. Kein Kirchentourismus zu den schönsten Barockkirchen Deutschlands, sondern evangelischer und katholischer Alltag. Dahinter steht ein pastorales Konzept, damit der Zuschauer sich in der Gemeinde zu Hause fühlen soll, mitfeiern kann und sich nicht als Besucher oder Zaungast vorkommen muss.

Die Gemeinden werden von den kirchlichen Senderbeauftragten sehr sorgfältig ausgewählt und schließlich auch beraten und betreut. Eine gut gestaltete Liturgie oder eine packende Predigt können anregend und mitreißend sein. Längst hat das Fernsehen Vorbildcharakter für viele Gottesdienste. Pfarrer lassen sich vom Fernsehen inspirieren. Das ist schon überraschend!

Für das Übertragungsteam ist jeder Gottesdienst eine neue Herausforderung. Eine Livesendung unter dem Diktat von Produktionszwängen und vorgegebener Sendezeit: mit Menschen, die zum ersten Mal vor der Kamera stehen – das bringt immer wieder Überraschungen mit sich –, mit komplizierten Kirchenräumen, die ausgeleuchtet werden müssen, und mit der Dramaturgie des Gottesdienstes, die der Regisseur für den Zuschauer sichtbar macht. Und immer gilt es, die Distanz zwischen Geschehen und Zuschauer zu überwinden. Nach dem großen Staunen, wie viel Aufwand hinter einer solchen Sendung steckt, bleibt in den Gemeinden aber stets der Respekt vor dieser Arbeit zurück.

Und uns, dem ZDF, eröffnen die Übertragungen die Möglichkeit, überall in Deutschland präsent zu sein, nicht nur an den großen Medienstandorten. Auch in kleinen Dorfgemeinden und Städten stehen unsere Ü-Wagen. Die Kollegen aus Produktion und Redaktion werden somit zu Botschaftern des ZDF, die den vielen Neugierigen einen Einblick in das alltägliche Fernsehgeschäft geben können.

Die Gottesdienstübertragungen sind für das ZDF mehr als Pflichtübungen. Es geht nicht nur darum, dem Staatsvertrag Genüge zu tun. Vielmehr leisten wir mit diesem Programmangebot einen echten Service für die Zuschauer: einen Service, der zunehmend in Anspruch genommen wird. Im deutschsprachigen Raum ist das ZDF der einzige Sender, der dieses Angebot macht. Ausdruck einer Fernsehkultur, die die Kultur des Sonntags ernst nimmt.

25 Jahre Gottesdienste, das ist keine kurze Liaison mit dem Zeitgeist, sondern es ist – für das eher schnelle Fernsehgeschäft – schon fast eine Verbindung mit Ewigkeitscharakter.

 
 
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